Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 156. Schenkung. Einzelne Rechtsgeschäfte. 1. Dare. (Forts.)

Der Eigenthümer kann schenken, indem er unentgeld-
lich einen Niesbrauch constituirt: der Fructuar, indem er
ihn unentgeldlich dem Eigenthümer zurück giebt (m). Eben
so kann der Fructuar die Benutzung des Niesbrauchs als
Schenkung einem Andern überlassen (n); jedoch gehört die-
ses mehr zum verschenkten Eigenthum, nämlich an den
künftig entstehenden Früchten (§ 146. f), da in der Sub-
stanz des jus in re selbst gar keine Veränderung eintritt.

Eben so kann der Usus schenkungsweise constituirt (o),
oder auch dem Eigenthümer zurückgegeben werden. Den
Genuß desselben einem Andern zu überlassen, ist überhaupt
unzulässig, also auch zum Zweck der Schenkung (p). Auf
gleiche Weise verhält es sich mit den Prädialservituten (q).


Arten der Schenkung gilt die Re-
gel der L. 9 pr. de don. (39. 5.).
"Potest enim et citra corporis
donationem valere donatio."

Diese Stelle allein würde schon
zeigen, daß L. 9 § 3 eod. (Notec)
nicht in der buchstäblichen Allge-
meinheit verstanden werden dürfe,
wie es ihren Worten nach aller-
dings denkbar wäre.
(m) L. 66. 78 de j. dot. (23.
3.), L. 57 sol. matr.
(24. 3.).
Diese Stellen sprechen allerdings
nicht von der Schenkung, sondern
von der Dos, die vermittelst ei-
nes Ususfructus bestellt werden
kann. Beide Rechtsinstitute un-
terscheiden sich jedoch nur durch
den Zweck des Gebens, und so
können jene Stellen auch für die
Schenkung benutzt werden, nur
daß bey dieser die Schwierigkei-
ten nicht vorkommen können, die
bey der Dos aus der regelmäßi-
gen Rückgabe am Ende der Ehe
entstehen, und wovon der größte
Theil der angeführten Stellen
handelt.
(n) L. 12 § 2, L. 38, L. 40
de usufr.
(7. 1.).
(o) Darauf geht L. 27 de don.
(39. 5.), vgl. § 153 Note l. u. o.
(p) L. 10 pr. L. 11 L. 12 § 6
de usu
(7. 8.).
(q) L. 17 comm. praed. (8. 4.).
-- Man kann fragen, durch wel-
che Rechtsform Servituten aller
Art schenkungsweise constituirt
werden können. Dieses fällt je-
doch zusammen mit der allgemei-
neren Streitfrage, ob zu ihrer
Errichtung Vertrag hinreichend,
oder Tradition nöthig ist. -- Über
die Frage, ob die Zerstörung ei-
§. 156. Schenkung. Einzelne Rechtsgeſchäfte. 1. Dare. (Fortſ.)

Der Eigenthümer kann ſchenken, indem er unentgeld-
lich einen Niesbrauch conſtituirt: der Fructuar, indem er
ihn unentgeldlich dem Eigenthümer zurück giebt (m). Eben
ſo kann der Fructuar die Benutzung des Niesbrauchs als
Schenkung einem Andern überlaſſen (n); jedoch gehört die-
ſes mehr zum verſchenkten Eigenthum, nämlich an den
künftig entſtehenden Früchten (§ 146. f), da in der Sub-
ſtanz des jus in re ſelbſt gar keine Veränderung eintritt.

Eben ſo kann der Uſus ſchenkungsweiſe conſtituirt (o),
oder auch dem Eigenthümer zurückgegeben werden. Den
Genuß deſſelben einem Andern zu überlaſſen, iſt überhaupt
unzuläſſig, alſo auch zum Zweck der Schenkung (p). Auf
gleiche Weiſe verhält es ſich mit den Prädialſervituten (q).


Arten der Schenkung gilt die Re-
gel der L. 9 pr. de don. (39. 5.).
„Potest enim et citra corporis
donationem valere donatio.”

Dieſe Stelle allein würde ſchon
zeigen, daß L. 9 § 3 eod. (Notec)
nicht in der buchſtäblichen Allge-
meinheit verſtanden werden dürfe,
wie es ihren Worten nach aller-
dings denkbar wäre.
(m) L. 66. 78 de j. dot. (23.
3.), L. 57 sol. matr.
(24. 3.).
Dieſe Stellen ſprechen allerdings
nicht von der Schenkung, ſondern
von der Dos, die vermittelſt ei-
nes Uſusfructus beſtellt werden
kann. Beide Rechtsinſtitute un-
terſcheiden ſich jedoch nur durch
den Zweck des Gebens, und ſo
können jene Stellen auch für die
Schenkung benutzt werden, nur
daß bey dieſer die Schwierigkei-
ten nicht vorkommen können, die
bey der Dos aus der regelmäßi-
gen Rückgabe am Ende der Ehe
entſtehen, und wovon der größte
Theil der angeführten Stellen
handelt.
(n) L. 12 § 2, L. 38, L. 40
de usufr.
(7. 1.).
(o) Darauf geht L. 27 de don.
(39. 5.), vgl. § 153 Note l. u. o.
(p) L. 10 pr. L. 11 L. 12 § 6
de usu
(7. 8.).
(q) L. 17 comm. praed. (8. 4.).
— Man kann fragen, durch wel-
che Rechtsform Servituten aller
Art ſchenkungsweiſe conſtituirt
werden können. Dieſes fällt je-
doch zuſammen mit der allgemei-
neren Streitfrage, ob zu ihrer
Errichtung Vertrag hinreichend,
oder Tradition nöthig iſt. — Über
die Frage, ob die Zerſtörung ei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0131" n="117"/>
            <fw place="top" type="header">§. 156. Schenkung. Einzelne Rechtsge&#x017F;chäfte. 1. <hi rendition="#aq">Dare.</hi> (Fort&#x017F;.)</fw><lb/>
            <p>Der Eigenthümer kann &#x017F;chenken, indem er unentgeld-<lb/>
lich einen Niesbrauch con&#x017F;tituirt: der Fructuar, indem er<lb/>
ihn unentgeldlich dem Eigenthümer zurück giebt <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 66. 78 <hi rendition="#i">de j. dot</hi>. (23.<lb/>
3.), <hi rendition="#i">L</hi>. 57 <hi rendition="#i">sol. matr</hi>.</hi> (24. 3.).<lb/>
Die&#x017F;e Stellen &#x017F;prechen allerdings<lb/>
nicht von der Schenkung, &#x017F;ondern<lb/>
von der Dos, die vermittel&#x017F;t ei-<lb/>
nes U&#x017F;usfructus be&#x017F;tellt werden<lb/>
kann. Beide Rechtsin&#x017F;titute un-<lb/>
ter&#x017F;cheiden &#x017F;ich jedoch nur durch<lb/>
den Zweck des Gebens, und &#x017F;o<lb/>
können jene Stellen auch für die<lb/>
Schenkung benutzt werden, nur<lb/>
daß bey die&#x017F;er die Schwierigkei-<lb/>
ten nicht vorkommen können, die<lb/>
bey der Dos aus der regelmäßi-<lb/>
gen Rückgabe am Ende der Ehe<lb/>
ent&#x017F;tehen, und wovon der größte<lb/>
Theil der angeführten Stellen<lb/>
handelt.</note>. Eben<lb/>
&#x017F;o kann der Fructuar die Benutzung des Niesbrauchs als<lb/>
Schenkung einem Andern überla&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 12 § 2, <hi rendition="#i">L</hi>. 38, <hi rendition="#i">L</hi>. 40<lb/><hi rendition="#i">de usufr</hi>.</hi> (7. 1.).</note>; jedoch gehört die-<lb/>
&#x017F;es mehr zum ver&#x017F;chenkten Eigenthum, nämlich an den<lb/>
künftig ent&#x017F;tehenden Früchten (§ 146. <hi rendition="#aq">f</hi>), da in der Sub-<lb/>
&#x017F;tanz des <hi rendition="#aq">jus in re</hi> &#x017F;elb&#x017F;t gar keine Veränderung eintritt.</p><lb/>
            <p>Eben &#x017F;o kann der U&#x017F;us &#x017F;chenkungswei&#x017F;e con&#x017F;tituirt <note place="foot" n="(o)">Darauf geht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 27 <hi rendition="#i">de don</hi>.</hi><lb/>
(39. 5.), vgl. § 153 Note <hi rendition="#aq">l.</hi> u. <hi rendition="#aq">o.</hi></note>,<lb/>
oder auch dem Eigenthümer zurückgegeben werden. Den<lb/>
Genuß de&#x017F;&#x017F;elben einem Andern zu überla&#x017F;&#x017F;en, i&#x017F;t überhaupt<lb/>
unzulä&#x017F;&#x017F;ig, al&#x017F;o auch zum Zweck der Schenkung <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 10 <hi rendition="#i">pr. L</hi>. 11 <hi rendition="#i">L</hi>. 12 § 6<lb/><hi rendition="#i">de usu</hi></hi> (7. 8.).</note>. Auf<lb/>
gleiche Wei&#x017F;e verhält es &#x017F;ich mit den Prädial&#x017F;ervituten <note xml:id="seg2pn_27_1" next="#seg2pn_27_2" place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 17 <hi rendition="#i">comm. praed</hi>.</hi> (8. 4.).<lb/>
&#x2014; Man kann fragen, durch wel-<lb/>
che Rechtsform Servituten aller<lb/>
Art &#x017F;chenkungswei&#x017F;e con&#x017F;tituirt<lb/>
werden können. Die&#x017F;es fällt je-<lb/>
doch zu&#x017F;ammen mit der allgemei-<lb/>
neren Streitfrage, ob zu ihrer<lb/>
Errichtung Vertrag hinreichend,<lb/>
oder Tradition nöthig i&#x017F;t. &#x2014; Über<lb/>
die Frage, ob die Zer&#x017F;törung ei-</note>.</p><lb/>
            <p>
              <note xml:id="seg2pn_26_2" prev="#seg2pn_26_1" place="foot" n="(l)">Arten der Schenkung gilt die Re-<lb/>
gel der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 9 <hi rendition="#i">pr. de don</hi>. (39. 5.).<lb/>
&#x201E;Potest enim et citra corporis<lb/>
donationem valere donatio.&#x201D;</hi><lb/>
Die&#x017F;e Stelle allein würde &#x017F;chon<lb/>
zeigen, daß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 9 § 3 <hi rendition="#i">eod</hi>.</hi> (Note<hi rendition="#aq">c</hi>)<lb/>
nicht in der buch&#x017F;täblichen Allge-<lb/>
meinheit ver&#x017F;tanden werden dürfe,<lb/>
wie es ihren Worten nach aller-<lb/>
dings denkbar wäre.</note>
            </p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0131] §. 156. Schenkung. Einzelne Rechtsgeſchäfte. 1. Dare. (Fortſ.) Der Eigenthümer kann ſchenken, indem er unentgeld- lich einen Niesbrauch conſtituirt: der Fructuar, indem er ihn unentgeldlich dem Eigenthümer zurück giebt (m). Eben ſo kann der Fructuar die Benutzung des Niesbrauchs als Schenkung einem Andern überlaſſen (n); jedoch gehört die- ſes mehr zum verſchenkten Eigenthum, nämlich an den künftig entſtehenden Früchten (§ 146. f), da in der Sub- ſtanz des jus in re ſelbſt gar keine Veränderung eintritt. Eben ſo kann der Uſus ſchenkungsweiſe conſtituirt (o), oder auch dem Eigenthümer zurückgegeben werden. Den Genuß deſſelben einem Andern zu überlaſſen, iſt überhaupt unzuläſſig, alſo auch zum Zweck der Schenkung (p). Auf gleiche Weiſe verhält es ſich mit den Prädialſervituten (q). (l) (m) L. 66. 78 de j. dot. (23. 3.), L. 57 sol. matr. (24. 3.). Dieſe Stellen ſprechen allerdings nicht von der Schenkung, ſondern von der Dos, die vermittelſt ei- nes Uſusfructus beſtellt werden kann. Beide Rechtsinſtitute un- terſcheiden ſich jedoch nur durch den Zweck des Gebens, und ſo können jene Stellen auch für die Schenkung benutzt werden, nur daß bey dieſer die Schwierigkei- ten nicht vorkommen können, die bey der Dos aus der regelmäßi- gen Rückgabe am Ende der Ehe entſtehen, und wovon der größte Theil der angeführten Stellen handelt. (n) L. 12 § 2, L. 38, L. 40 de usufr. (7. 1.). (o) Darauf geht L. 27 de don. (39. 5.), vgl. § 153 Note l. u. o. (p) L. 10 pr. L. 11 L. 12 § 6 de usu (7. 8.). (q) L. 17 comm. praed. (8. 4.). — Man kann fragen, durch wel- che Rechtsform Servituten aller Art ſchenkungsweiſe conſtituirt werden können. Dieſes fällt je- doch zuſammen mit der allgemei- neren Streitfrage, ob zu ihrer Errichtung Vertrag hinreichend, oder Tradition nöthig iſt. — Über die Frage, ob die Zerſtörung ei- (l) Arten der Schenkung gilt die Re- gel der L. 9 pr. de don. (39. 5.). „Potest enim et citra corporis donationem valere donatio.” Dieſe Stelle allein würde ſchon zeigen, daß L. 9 § 3 eod. (Notec) nicht in der buchſtäblichen Allge- meinheit verſtanden werden dürfe, wie es ihren Worten nach aller- dings denkbar wäre.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/131
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/131>, abgerufen am 04.05.2024.