Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.§. 156. Schenkung. Einzelne Rechtsgeschäfte. 1. Dare. (Forts.) kaufen wollen, welches von den Beweggründen seiner Ein-willigung abhängt (b). Allein auch ohne des Eigenthümers Einwilligung fehlt (b) L. 9 § 2 de don. (39. 5.). "Quod filiusfamilias patris jussu aut voluntate donavit, perinde est, ac si pater ipse donaverit, aut si mea voluntate rem meam tu nomine tuo Titio dones." Es werden hier zwey Fälle un- terschieden. Wenn der Vater die Schenkung befiehlt (jussu), so ist der Vater selbst der donator, wel- cher sich nur zur Vollziehung ei- ner Mittelsperson bedient (§ 155). Wenn er nur einwilligt (volun- tate), so ist der Sohn donator, gerade wie bey der Einwilligung an einen unabhängigen Geber. In dem besonderen hier erwähn- ten Fall ist freylich, wegen der väterlichen Gewalt, weder Tra- dition noch Schenkung des Va- ters an den Sohn möglich; die letzte Wirkung aber ist dieselbe, wie wenn ein Fremder in der Mitte stände. -- Dasselbe kann nun auch in der Art geschehen, daß der Geber donationis causa einem Dritten aufträgt, eine die- sem Dritten gehörende Sache dem Empfänger zu tradiren, z. B. Geld auszuzahlen; nun hat der Dritte gegen den Geber eine man- dati actio auf Ersatz. L. 52 § 1 de don. int. vir. (24. 1.) "ut traditio, quae mandante uxore mortis causa facta est" ... Ähnliche Fälle in L. 19 § 3 de don. (39. 5.), L. 26 de don. int. vir. (24. 1.). (c) Darauf gehen die beiden
Titel Dig. 41. 6, Cod. 7. 27. -- Einen allgemeinen Widerspruch gegen den aufgestellten Grundsatz könnte man finden in L. 9 § 3 de don. (39. 5.). "Donari non potest, nisi quod ejus fit cui donatur." Ursprünglich gieng das auf die L. Cincia, und wollte sa- gen, zur vollgültigen Schenkung einer res mancipi sey Mancipa- tion nöthig, Tradition nicht hin- reichend. Jetzt hat es denselben allgemeinen Sinn, wie die in Note a angeführten Stellen. Vgl. Zeitschrift für geschichtl. Rechts- wissensch. B. 4 S. 40. §. 156. Schenkung. Einzelne Rechtsgeſchäfte. 1. Dare. (Fortſ.) kaufen wollen, welches von den Beweggründen ſeiner Ein-willigung abhängt (b). Allein auch ohne des Eigenthümers Einwilligung fehlt (b) L. 9 § 2 de don. (39. 5.). „Quod filiusfamilias patris jussu aut voluntate donavit, perinde est, ac si pater ipse donaverit, aut si mea voluntate rem meam tu nomine tuo Titio dones.” Es werden hier zwey Fälle un- terſchieden. Wenn der Vater die Schenkung befiehlt (jussu), ſo iſt der Vater ſelbſt der donator, wel- cher ſich nur zur Vollziehung ei- ner Mittelsperſon bedient (§ 155). Wenn er nur einwilligt (volun- tate), ſo iſt der Sohn donator, gerade wie bey der Einwilligung an einen unabhängigen Geber. In dem beſonderen hier erwähn- ten Fall iſt freylich, wegen der väterlichen Gewalt, weder Tra- dition noch Schenkung des Va- ters an den Sohn möglich; die letzte Wirkung aber iſt dieſelbe, wie wenn ein Fremder in der Mitte ſtände. — Daſſelbe kann nun auch in der Art geſchehen, daß der Geber donationis causa einem Dritten aufträgt, eine die- ſem Dritten gehörende Sache dem Empfänger zu tradiren, z. B. Geld auszuzahlen; nun hat der Dritte gegen den Geber eine man- dati actio auf Erſatz. L. 52 § 1 de don. int. vir. (24. 1.) „ut traditio, quae mandante uxore mortis causa facta est” … Ähnliche Fälle in L. 19 § 3 de don. (39. 5.), L. 26 de don. int. vir. (24. 1.). (c) Darauf gehen die beiden
Titel Dig. 41. 6, Cod. 7. 27. — Einen allgemeinen Widerſpruch gegen den aufgeſtellten Grundſatz könnte man finden in L. 9 § 3 de don. (39. 5.). „Donari non potest, nisi quod ejus fit cui donatur.” Urſprünglich gieng das auf die L. Cincia, und wollte ſa- gen, zur vollgültigen Schenkung einer res mancipi ſey Mancipa- tion nöthig, Tradition nicht hin- reichend. Jetzt hat es denſelben allgemeinen Sinn, wie die in Note a angeführten Stellen. Vgl. Zeitſchrift für geſchichtl. Rechts- wiſſenſch. B. 4 S. 40. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0125" n="111"/><fw place="top" type="header">§. 156. Schenkung. Einzelne Rechtsgeſchäfte. 1. <hi rendition="#aq">Dare.</hi> (Fortſ.)</fw><lb/> kaufen wollen, welches von den Beweggründen ſeiner Ein-<lb/> willigung abhängt <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 9 § 2 <hi rendition="#i">de don.</hi> (39. 5.).<lb/> „Quod filiusfamilias patris <hi rendition="#i">jussu</hi><lb/> aut <hi rendition="#i">voluntate</hi> donavit, perinde<lb/> est, ac si pater <hi rendition="#i">ipse donaverit,</hi><lb/> aut si mea voluntate rem meam<lb/><hi rendition="#i">tu nomine tuo Titio dones.</hi>”</hi><lb/> Es werden hier zwey Fälle un-<lb/> terſchieden. Wenn der Vater die<lb/> Schenkung befiehlt (<hi rendition="#aq">jussu</hi>), ſo iſt<lb/> der Vater ſelbſt der <hi rendition="#aq">donator,</hi> wel-<lb/> cher ſich nur zur Vollziehung ei-<lb/> ner Mittelsperſon bedient (§ 155).<lb/> Wenn er nur einwilligt (<hi rendition="#aq">volun-<lb/> tate</hi>), ſo iſt der Sohn <hi rendition="#aq">donator,</hi><lb/> gerade wie bey der Einwilligung<lb/> an einen unabhängigen Geber.<lb/> In dem beſonderen hier erwähn-<lb/> ten Fall iſt freylich, wegen der<lb/> väterlichen Gewalt, weder Tra-<lb/> dition noch Schenkung des Va-<lb/> ters an den Sohn möglich; die<lb/> letzte Wirkung aber iſt dieſelbe,<lb/> wie wenn ein Fremder in der<lb/> Mitte ſtände. — Daſſelbe kann<lb/> nun auch in der Art geſchehen,<lb/> daß der Geber <hi rendition="#aq">donationis causa</hi><lb/> einem Dritten aufträgt, eine die-<lb/> ſem Dritten gehörende Sache dem<lb/> Empfänger zu tradiren, z. B.<lb/> Geld auszuzahlen; nun hat der<lb/> Dritte gegen den Geber eine <hi rendition="#aq">man-<lb/> dati actio</hi> auf Erſatz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 52 § 1<lb/><hi rendition="#i">de don. int. vir.</hi> (24. 1.) „ut<lb/><hi rendition="#i">traditio, quae mandante uxore</hi><lb/> mortis causa facta est”</hi> …<lb/> Ähnliche Fälle in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 19 § 3 <hi rendition="#i">de<lb/> don.</hi> (39. 5.), <hi rendition="#i">L.</hi> 26 <hi rendition="#i">de don. int.<lb/> vir.</hi></hi> (24. 1.).</note>.</p><lb/> <p>Allein auch ohne des Eigenthümers Einwilligung fehlt<lb/> es der Schenkung einer fremden Sache dennoch nicht an<lb/> einer wichtigen poſitiven Wirkung. Sie dient nun als<lb/> Uſucapionstitel, welcher daher den Namen <hi rendition="#aq">pro donato</hi><lb/> führt <note place="foot" n="(c)">Darauf gehen die beiden<lb/> Titel <hi rendition="#aq">Dig. 41. 6, Cod.</hi> 7. 27. —<lb/> Einen allgemeinen Widerſpruch<lb/> gegen den aufgeſtellten Grundſatz<lb/> könnte man finden in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 9 § 3<lb/><hi rendition="#i">de don.</hi> (39. 5.). „Donari non<lb/> potest, nisi quod ejus fit cui<lb/> donatur.”</hi> Urſprünglich gieng das<lb/> auf die <hi rendition="#aq">L. Cincia,</hi> und wollte ſa-<lb/> gen, zur vollgültigen Schenkung<lb/> einer <hi rendition="#aq">res mancipi</hi> ſey Mancipa-<lb/> tion nöthig, Tradition nicht hin-<lb/> reichend. Jetzt hat es denſelben<lb/> allgemeinen Sinn, wie die in<lb/> Note <hi rendition="#aq">a</hi> angeführten Stellen. Vgl.<lb/> Zeitſchrift für geſchichtl. Rechts-<lb/> wiſſenſch. B. 4 S. 40.</note>. Dieſe läßt ſich auf zweyerley Weiſe denken:<lb/> als bloßer Zuſatz zu der ſchon dem Geber zuſtehenden <hi rendition="#aq">b.<lb/> f. possessio,</hi> die ſchon für ſich ein ſelbſtſtändiges Geſchenk<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0125]
§. 156. Schenkung. Einzelne Rechtsgeſchäfte. 1. Dare. (Fortſ.)
kaufen wollen, welches von den Beweggründen ſeiner Ein-
willigung abhängt (b).
Allein auch ohne des Eigenthümers Einwilligung fehlt
es der Schenkung einer fremden Sache dennoch nicht an
einer wichtigen poſitiven Wirkung. Sie dient nun als
Uſucapionstitel, welcher daher den Namen pro donato
führt (c). Dieſe läßt ſich auf zweyerley Weiſe denken:
als bloßer Zuſatz zu der ſchon dem Geber zuſtehenden b.
f. possessio, die ſchon für ſich ein ſelbſtſtändiges Geſchenk
(b) L. 9 § 2 de don. (39. 5.).
„Quod filiusfamilias patris jussu
aut voluntate donavit, perinde
est, ac si pater ipse donaverit,
aut si mea voluntate rem meam
tu nomine tuo Titio dones.”
Es werden hier zwey Fälle un-
terſchieden. Wenn der Vater die
Schenkung befiehlt (jussu), ſo iſt
der Vater ſelbſt der donator, wel-
cher ſich nur zur Vollziehung ei-
ner Mittelsperſon bedient (§ 155).
Wenn er nur einwilligt (volun-
tate), ſo iſt der Sohn donator,
gerade wie bey der Einwilligung
an einen unabhängigen Geber.
In dem beſonderen hier erwähn-
ten Fall iſt freylich, wegen der
väterlichen Gewalt, weder Tra-
dition noch Schenkung des Va-
ters an den Sohn möglich; die
letzte Wirkung aber iſt dieſelbe,
wie wenn ein Fremder in der
Mitte ſtände. — Daſſelbe kann
nun auch in der Art geſchehen,
daß der Geber donationis causa
einem Dritten aufträgt, eine die-
ſem Dritten gehörende Sache dem
Empfänger zu tradiren, z. B.
Geld auszuzahlen; nun hat der
Dritte gegen den Geber eine man-
dati actio auf Erſatz. L. 52 § 1
de don. int. vir. (24. 1.) „ut
traditio, quae mandante uxore
mortis causa facta est” …
Ähnliche Fälle in L. 19 § 3 de
don. (39. 5.), L. 26 de don. int.
vir. (24. 1.).
(c) Darauf gehen die beiden
Titel Dig. 41. 6, Cod. 7. 27. —
Einen allgemeinen Widerſpruch
gegen den aufgeſtellten Grundſatz
könnte man finden in L. 9 § 3
de don. (39. 5.). „Donari non
potest, nisi quod ejus fit cui
donatur.” Urſprünglich gieng das
auf die L. Cincia, und wollte ſa-
gen, zur vollgültigen Schenkung
einer res mancipi ſey Mancipa-
tion nöthig, Tradition nicht hin-
reichend. Jetzt hat es denſelben
allgemeinen Sinn, wie die in
Note a angeführten Stellen. Vgl.
Zeitſchrift für geſchichtl. Rechts-
wiſſenſch. B. 4 S. 40.
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