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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Beylage VIII.
rung fängt an von dem abgeschlossenen Contract (e), nicht
von der Bekanntschaft des Käufers mit dem mangelhaften
Zustand der Sache. Diese Regel gilt selbst in dem Fall,
worin man sie am leichtesten bezweifeln könnte, wenn der
gekaufte Sklave die Gewohnheit hat zu entlaufen (fugiti-
vus
) (f); nur dann leidet sie eine Ausnahme, wenn die-
ser Fehler des Sklaven besonders versteckt war (etwa durch
ein täuschendes gutes Betragen), und zugleich der Käufer
nicht durch versäumte Erkundigung Nachlässigkeit bewie-
sen hat (g).

D. Die doli actio verjährte ehemals in Einem annus
utilis,
und verjährt jetzt in Zwey gewöhnlichen Jahren
(continui). Diese sollen angehen von der Zeit des Be-
trugs, nicht der Kenntniß des Betrogenen (h). Die Worte

(e) L. 19 § 6 de aedil. act.
(21. 1.).
(f) L. 2 C. de aedil. act. (4.
58.). Hier ist allerdings blos die
Flucht des Sklaven als einzelne
Thatsache, nicht die fehlerhafte Ge-
wohnheit eines fugitivus erwähnt.
Diese wird aber offenbar voraus-
gesetzt, da die Regreßklage nicht
als an sich unbegründet, sondern
blos wegen der Verjährung, ver-
worfen wird.
(g) L. 55 de aedil. act. (21.
1.). "... non videbitur pote-
statem experiundi habuisse, qui
vitium fugitivi latens ignoravit:
non idcirco tamen dissolutam
ignorationem
emtoris excusari
oportebit."
Hier sind zwey Be-
dingungen aufgestellt für die gün-
stigere Zeitberechnung: erstlich daß
die böse Gewohnheit des Sklaven
nicht aus dem sichtbaren Beneh-
men desselben vermuthet werden
konnte (latens); zweytens daß
auch sonst nicht die Unkunde des
Käufers leicht vermeidlich war.
Indessen könnte man auch den
zweyten Satz für eine Wiederho-
lung des ersten in anderen Wor-
ten halten, was den Sinn nicht
wesentlich ändern würde. -- Der
Widerspruch dieser Stelle mit der
in der Note f angeführten ist wohl
nur auf die im Text angegebene
Weise zu beseitigen. Vgl. auch
Haubold opuscula T. 1 p. 429.
430.
(h) L. 8 C. de dolo (2. 21.),
d. h. L. 1 C. Th. de dolo (2. 15.).

Beylage VIII.
rung fängt an von dem abgeſchloſſenen Contract (e), nicht
von der Bekanntſchaft des Käufers mit dem mangelhaften
Zuſtand der Sache. Dieſe Regel gilt ſelbſt in dem Fall,
worin man ſie am leichteſten bezweifeln könnte, wenn der
gekaufte Sklave die Gewohnheit hat zu entlaufen (fugiti-
vus
) (f); nur dann leidet ſie eine Ausnahme, wenn die-
ſer Fehler des Sklaven beſonders verſteckt war (etwa durch
ein täuſchendes gutes Betragen), und zugleich der Käufer
nicht durch verſäumte Erkundigung Nachläſſigkeit bewie-
ſen hat (g).

D. Die doli actio verjährte ehemals in Einem annus
utilis,
und verjährt jetzt in Zwey gewöhnlichen Jahren
(continui). Dieſe ſollen angehen von der Zeit des Be-
trugs, nicht der Kenntniß des Betrogenen (h). Die Worte

(e) L. 19 § 6 de aedil. act.
(21. 1.).
(f) L. 2 C. de aedil. act. (4.
58.). Hier iſt allerdings blos die
Flucht des Sklaven als einzelne
Thatſache, nicht die fehlerhafte Ge-
wohnheit eines fugitivus erwähnt.
Dieſe wird aber offenbar voraus-
geſetzt, da die Regreßklage nicht
als an ſich unbegründet, ſondern
blos wegen der Verjährung, ver-
worfen wird.
(g) L. 55 de aedil. act. (21.
1.). „… non videbitur pote-
statem experiundi habuisse, qui
vitium fugitivi latens ignoravit:
non idcirco tamen dissolutam
ignorationem
emtoris excusari
oportebit.”
Hier ſind zwey Be-
dingungen aufgeſtellt für die gün-
ſtigere Zeitberechnung: erſtlich daß
die böſe Gewohnheit des Sklaven
nicht aus dem ſichtbaren Beneh-
men deſſelben vermuthet werden
konnte (latens); zweytens daß
auch ſonſt nicht die Unkunde des
Käufers leicht vermeidlich war.
Indeſſen könnte man auch den
zweyten Satz für eine Wiederho-
lung des erſten in anderen Wor-
ten halten, was den Sinn nicht
weſentlich ändern würde. — Der
Widerſpruch dieſer Stelle mit der
in der Note f angeführten iſt wohl
nur auf die im Text angegebene
Weiſe zu beſeitigen. Vgl. auch
Haubold opuscula T. 1 p. 429.
430.
(h) L. 8 C. de dolo (2. 21.),
d. h. L. 1 C. Th. de dolo (2. 15.).
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[414/0426] Beylage VIII. rung fängt an von dem abgeſchloſſenen Contract (e), nicht von der Bekanntſchaft des Käufers mit dem mangelhaften Zuſtand der Sache. Dieſe Regel gilt ſelbſt in dem Fall, worin man ſie am leichteſten bezweifeln könnte, wenn der gekaufte Sklave die Gewohnheit hat zu entlaufen (fugiti- vus) (f); nur dann leidet ſie eine Ausnahme, wenn die- ſer Fehler des Sklaven beſonders verſteckt war (etwa durch ein täuſchendes gutes Betragen), und zugleich der Käufer nicht durch verſäumte Erkundigung Nachläſſigkeit bewie- ſen hat (g). D. Die doli actio verjährte ehemals in Einem annus utilis, und verjährt jetzt in Zwey gewöhnlichen Jahren (continui). Dieſe ſollen angehen von der Zeit des Be- trugs, nicht der Kenntniß des Betrogenen (h). Die Worte (e) L. 19 § 6 de aedil. act. (21. 1.). (f) L. 2 C. de aedil. act. (4. 58.). Hier iſt allerdings blos die Flucht des Sklaven als einzelne Thatſache, nicht die fehlerhafte Ge- wohnheit eines fugitivus erwähnt. Dieſe wird aber offenbar voraus- geſetzt, da die Regreßklage nicht als an ſich unbegründet, ſondern blos wegen der Verjährung, ver- worfen wird. (g) L. 55 de aedil. act. (21. 1.). „… non videbitur pote- statem experiundi habuisse, qui vitium fugitivi latens ignoravit: non idcirco tamen dissolutam ignorationem emtoris excusari oportebit.” Hier ſind zwey Be- dingungen aufgeſtellt für die gün- ſtigere Zeitberechnung: erſtlich daß die böſe Gewohnheit des Sklaven nicht aus dem ſichtbaren Beneh- men deſſelben vermuthet werden konnte (latens); zweytens daß auch ſonſt nicht die Unkunde des Käufers leicht vermeidlich war. Indeſſen könnte man auch den zweyten Satz für eine Wiederho- lung des erſten in anderen Wor- ten halten, was den Sinn nicht weſentlich ändern würde. — Der Widerſpruch dieſer Stelle mit der in der Note f angeführten iſt wohl nur auf die im Text angegebene Weiſe zu beſeitigen. Vgl. auch Haubold opuscula T. 1 p. 429. 430. (h) L. 8 C. de dolo (2. 21.), d. h. L. 1 C. Th. de dolo (2. 15.).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/426>, abgerufen am 25.11.2024.