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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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§. 137. Error in substantia.
net (f), aber abwechslend mit diesem Namen, und ungleich
häufiger, kommt als ganz gleichbedeutend der Ausdruck
materia vor (g). Schon dadurch wird es bedenklich, den
Ausdruck Error in substantia an die Spitze der ganzen Un-
tersuchung zu stellen; noch weit mehr aber dadurch, daß gar
nicht gesagt ist, jeder Irrthum über den Stoff, und kein
anderer
als dieser, solle die Kraft eines Error in cor-
pore
haben. Wir wollen also den abstracten Begriff des
Stoffs einstweilen bey Seite setzen, und die einzelnen Fälle
genauer in's Auge fassen.

Bey den Metallarbeiten fällt zuerst auf, daß die Waare,
die der Käufer zu erhalten glaubt, von der die er wirklich
erhält, so sehr im Werth verschieden ist. Dennoch können
wir hierin das Wesen der Sache nicht setzen, theils weil
es an aller scharfen Gränze fehlen würde, wenn wir die-
sen Gegensatz auf andere Gegenstände anwenden wollten,
theils weil der Irrthum über gutes und schlechtes Gold
kein wesentlicher Irrthum seyn soll (h), obgleich auch da-
von der Geldwerth sehr abhängt, besonders da in dieser

(f) L. 9 § 2 de contr. emt.
(18. 1.).
(g) L. 9 § 2 L. 11 pr. L. 14
de contr. emt. (18. 1.). Eben
so bey der Frage, ob durch Ver-
arbeitung eines Stoffs Eigenthum
an demselben erworben werde, wo-
bey materia als Gegensatz von
species vorkommt. § 25 J. de
rer. div.
(2. 1.), L. 7 § 7 L. 24
de adqu. rer. dom. (41. 1.).
(h) L. 10. 14 de contr. emt.
(18. 1.). In der letzten Stelle
heißt: si inauratum aliquid sit
nicht: wenn das Gefäß vergoldet
ist, sondern: wenn dessen Stoff
eine Mischung von Gold und an-
derem Metall ist. Dieses folgt
unwidersprechlich theils aus den
vorhergehenden, nach dem Zusam-
menhang gleichbedeutenden, Wor-
ten, theils aus dem Zusatz ali-
quid,
der bey bloßer Vergoldung
keinen Sinn haben würde.

§. 137. Error in substantia.
net (f), aber abwechslend mit dieſem Namen, und ungleich
häufiger, kommt als ganz gleichbedeutend der Ausdruck
materia vor (g). Schon dadurch wird es bedenklich, den
Ausdruck Error in substantia an die Spitze der ganzen Un-
terſuchung zu ſtellen; noch weit mehr aber dadurch, daß gar
nicht geſagt iſt, jeder Irrthum über den Stoff, und kein
anderer
als dieſer, ſolle die Kraft eines Error in cor-
pore
haben. Wir wollen alſo den abſtracten Begriff des
Stoffs einſtweilen bey Seite ſetzen, und die einzelnen Fälle
genauer in’s Auge faſſen.

Bey den Metallarbeiten fällt zuerſt auf, daß die Waare,
die der Käufer zu erhalten glaubt, von der die er wirklich
erhält, ſo ſehr im Werth verſchieden iſt. Dennoch können
wir hierin das Weſen der Sache nicht ſetzen, theils weil
es an aller ſcharfen Gränze fehlen würde, wenn wir die-
ſen Gegenſatz auf andere Gegenſtände anwenden wollten,
theils weil der Irrthum über gutes und ſchlechtes Gold
kein weſentlicher Irrthum ſeyn ſoll (h), obgleich auch da-
von der Geldwerth ſehr abhängt, beſonders da in dieſer

(f) L. 9 § 2 de contr. emt.
(18. 1.).
(g) L. 9 § 2 L. 11 pr. L. 14
de contr. emt. (18. 1.). Eben
ſo bey der Frage, ob durch Ver-
arbeitung eines Stoffs Eigenthum
an demſelben erworben werde, wo-
bey materia als Gegenſatz von
species vorkommt. § 25 J. de
rer. div.
(2. 1.), L. 7 § 7 L. 24
de adqu. rer. dom. (41. 1.).
(h) L. 10. 14 de contr. emt.
(18. 1.). In der letzten Stelle
heißt: si inauratum aliquid sit
nicht: wenn das Gefäß vergoldet
iſt, ſondern: wenn deſſen Stoff
eine Miſchung von Gold und an-
derem Metall iſt. Dieſes folgt
unwiderſprechlich theils aus den
vorhergehenden, nach dem Zuſam-
menhang gleichbedeutenden, Wor-
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quid,
der bey bloßer Vergoldung
keinen Sinn haben würde.
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[279/0291] §. 137. Error in substantia. net (f), aber abwechslend mit dieſem Namen, und ungleich häufiger, kommt als ganz gleichbedeutend der Ausdruck materia vor (g). Schon dadurch wird es bedenklich, den Ausdruck Error in substantia an die Spitze der ganzen Un- terſuchung zu ſtellen; noch weit mehr aber dadurch, daß gar nicht geſagt iſt, jeder Irrthum über den Stoff, und kein anderer als dieſer, ſolle die Kraft eines Error in cor- pore haben. Wir wollen alſo den abſtracten Begriff des Stoffs einſtweilen bey Seite ſetzen, und die einzelnen Fälle genauer in’s Auge faſſen. Bey den Metallarbeiten fällt zuerſt auf, daß die Waare, die der Käufer zu erhalten glaubt, von der die er wirklich erhält, ſo ſehr im Werth verſchieden iſt. Dennoch können wir hierin das Weſen der Sache nicht ſetzen, theils weil es an aller ſcharfen Gränze fehlen würde, wenn wir die- ſen Gegenſatz auf andere Gegenſtände anwenden wollten, theils weil der Irrthum über gutes und ſchlechtes Gold kein weſentlicher Irrthum ſeyn ſoll (h), obgleich auch da- von der Geldwerth ſehr abhängt, beſonders da in dieſer (f) L. 9 § 2 de contr. emt. (18. 1.). (g) L. 9 § 2 L. 11 pr. L. 14 de contr. emt. (18. 1.). Eben ſo bey der Frage, ob durch Ver- arbeitung eines Stoffs Eigenthum an demſelben erworben werde, wo- bey materia als Gegenſatz von species vorkommt. § 25 J. de rer. div. (2. 1.), L. 7 § 7 L. 24 de adqu. rer. dom. (41. 1.). (h) L. 10. 14 de contr. emt. (18. 1.). In der letzten Stelle heißt: si inauratum aliquid sit nicht: wenn das Gefäß vergoldet iſt, ſondern: wenn deſſen Stoff eine Miſchung von Gold und an- derem Metall iſt. Dieſes folgt unwiderſprechlich theils aus den vorhergehenden, nach dem Zuſam- menhang gleichbedeutenden, Wor- ten, theils aus dem Zuſatz ali- quid, der bey bloßer Vergoldung keinen Sinn haben würde.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/291>, abgerufen am 23.11.2024.