Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
1) Es kauft Jemand Hausgeräthe (a) von Bronze (b),
welches er für Gold hält;
2) Oder Hausgeräthe von Bley oder anderem geringen
Metall, oder auch von Holz, welches er für Silber hält (c);
3) Oder Essig, den er für Wein hält (d);
4) Oder endlich eine Sklavin, die er für einen männ-
lichen Sklaven hält (e). In allen diesen Fällen soll kein
Consens des Käufers angenommen werden.

In den drey ersten Fällen betrifft der Irrthum den
Stoff, und dieser wird einmal als substantia bezeich-

(a) Allerdings ist in den hier
einschlagenden Stellen meistens
die Rede von aurum, aes, ar-
gentum, plumbum,
so daß man
auch an unverarbeitetes Metall
denken könnte; daß aber in der
That metallene Geräthe gemeynt
sind, zeigt deutlich das Beyspiel
in L. 14 de contr. emt. (18. 1.),
wo dasselbe, was zuerst aurum
und aes hieß, nachher genauer
als viriola aurea und aenea be-
zeichnet wird; eben so in L. 45
eod. vas aurichalcum.
Dazu
kommt, daß als Beyspiele aus
dem täglichen Verkehr die Con-
tracte über Metallgeräthe so sehr
viel näher liegen, als die über
rohes Metall, die doch nur bey
Handelsleuten und Handwerkern
oder Fabrikanten vorzukommen
pflegen, bey welchen wiederum
ein Irrthum über den Gegen-
stand ihres Gewerbes sehr selten
seyn wird.
(b) Aes, das bey den Römern
von so ausgebreitetem Gebrauch
war, und das wir noch in so
vielen Tausenden von antiken
Hausgeräthen und Bildwerken
übrig haben, ist nicht Kupfer,
sondern Bronze, eine Mischung,
deren Grundlage freylich das
Kupfer ist.
(c) Diese beiden ersten Fälle
kommen vor in L. 9 § 2 L. 10
L. 14 L. 41 § 1 de contr. emt.

(18. 1.). In der letzten Stelle
kann die mensa argento coo-
perta
sowohl versilbertes Holz
als Metall seyn.
(d) L 9 § 2 de contr. emt.
(18. 1.). Es wird dabey aus-
drücklich bemerkt, daß nur von
eigentlichem Essig, der als solcher
bereitet oder angesetzt ist, nicht
von sauer gewordenem Wein die
Rede seyn dürfe. Damit ist zu
vergleichen L. 9 § 1. 2 de tritico
(33. 6.).
(e) L. 11 § 1 de contr. emt.
(18. 1.).
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
1) Es kauft Jemand Hausgeräthe (a) von Bronze (b),
welches er für Gold hält;
2) Oder Hausgeräthe von Bley oder anderem geringen
Metall, oder auch von Holz, welches er für Silber hält (c);
3) Oder Eſſig, den er für Wein hält (d);
4) Oder endlich eine Sklavin, die er für einen männ-
lichen Sklaven hält (e). In allen dieſen Fällen ſoll kein
Conſens des Käufers angenommen werden.

In den drey erſten Fällen betrifft der Irrthum den
Stoff, und dieſer wird einmal als substantia bezeich-

(a) Allerdings iſt in den hier
einſchlagenden Stellen meiſtens
die Rede von aurum, aes, ar-
gentum, plumbum,
ſo daß man
auch an unverarbeitetes Metall
denken könnte; daß aber in der
That metallene Geräthe gemeynt
ſind, zeigt deutlich das Beyſpiel
in L. 14 de contr. emt. (18. 1.),
wo daſſelbe, was zuerſt aurum
und aes hieß, nachher genauer
als viriola aurea und aenea be-
zeichnet wird; eben ſo in L. 45
eod. vas aurichalcum.
Dazu
kommt, daß als Beyſpiele aus
dem täglichen Verkehr die Con-
tracte über Metallgeräthe ſo ſehr
viel näher liegen, als die über
rohes Metall, die doch nur bey
Handelsleuten und Handwerkern
oder Fabrikanten vorzukommen
pflegen, bey welchen wiederum
ein Irrthum über den Gegen-
ſtand ihres Gewerbes ſehr ſelten
ſeyn wird.
(b) Aes, das bey den Römern
von ſo ausgebreitetem Gebrauch
war, und das wir noch in ſo
vielen Tauſenden von antiken
Hausgeräthen und Bildwerken
übrig haben, iſt nicht Kupfer,
ſondern Bronze, eine Miſchung,
deren Grundlage freylich das
Kupfer iſt.
(c) Dieſe beiden erſten Fälle
kommen vor in L. 9 § 2 L. 10
L. 14 L. 41 § 1 de contr. emt.

(18. 1.). In der letzten Stelle
kann die mensa argento coo-
perta
ſowohl verſilbertes Holz
als Metall ſeyn.
(d) L 9 § 2 de contr. emt.
(18. 1.). Es wird dabey aus-
drücklich bemerkt, daß nur von
eigentlichem Eſſig, der als ſolcher
bereitet oder angeſetzt iſt, nicht
von ſauer gewordenem Wein die
Rede ſeyn dürfe. Damit iſt zu
vergleichen L. 9 § 1. 2 de tritico
(33. 6.).
(e) L. 11 § 1 de contr. emt.
(18. 1.).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0290" n="278"/>
            <fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältni&#x017F;&#x017F;e. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Ent&#x017F;tehung und Untergang.</fw><lb/>
            <list>
              <item>1) Es kauft Jemand Hausgeräthe <note place="foot" n="(a)">Allerdings i&#x017F;t in den hier<lb/>
ein&#x017F;chlagenden Stellen mei&#x017F;tens<lb/>
die Rede von <hi rendition="#aq">aurum, aes, ar-<lb/>
gentum, plumbum,</hi> &#x017F;o daß man<lb/>
auch an unverarbeitetes Metall<lb/>
denken könnte; daß aber in der<lb/>
That metallene Geräthe gemeynt<lb/>
&#x017F;ind, zeigt deutlich das Bey&#x017F;piel<lb/>
in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 14 <hi rendition="#i">de contr. emt.</hi></hi> (18. 1.),<lb/>
wo da&#x017F;&#x017F;elbe, was zuer&#x017F;t <hi rendition="#aq">aurum</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">aes</hi> hieß, nachher genauer<lb/>
als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">viriola</hi> aurea</hi> und <hi rendition="#aq">aenea</hi> be-<lb/>
zeichnet wird; eben &#x017F;o in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 45<lb/><hi rendition="#i">eod. vas</hi> aurichalcum.</hi> Dazu<lb/>
kommt, daß als Bey&#x017F;piele aus<lb/>
dem täglichen Verkehr die Con-<lb/>
tracte über Metallgeräthe &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
viel näher liegen, als die über<lb/>
rohes Metall, die doch nur bey<lb/>
Handelsleuten und Handwerkern<lb/>
oder Fabrikanten vorzukommen<lb/>
pflegen, bey welchen wiederum<lb/>
ein Irrthum über den Gegen-<lb/>
&#x017F;tand ihres Gewerbes &#x017F;ehr &#x017F;elten<lb/>
&#x017F;eyn wird.</note> von Bronze <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Aes,</hi> das bey den Römern<lb/>
von &#x017F;o ausgebreitetem Gebrauch<lb/>
war, und das wir noch in &#x017F;o<lb/>
vielen Tau&#x017F;enden von antiken<lb/>
Hausgeräthen und Bildwerken<lb/>
übrig haben, i&#x017F;t nicht Kupfer,<lb/>
&#x017F;ondern Bronze, eine Mi&#x017F;chung,<lb/>
deren Grundlage freylich das<lb/>
Kupfer i&#x017F;t.</note>,<lb/>
welches er für Gold hält;</item><lb/>
              <item>2) Oder Hausgeräthe von Bley oder anderem geringen<lb/>
Metall, oder auch von Holz, welches er für Silber hält <note place="foot" n="(c)">Die&#x017F;e beiden er&#x017F;ten Fälle<lb/>
kommen vor in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 9 § 2 <hi rendition="#i">L.</hi> 10<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 14 <hi rendition="#i">L.</hi> 41 § 1 <hi rendition="#i">de contr. emt.</hi></hi><lb/>
(18. 1.). In der letzten Stelle<lb/>
kann die <hi rendition="#aq">mensa argento coo-<lb/>
perta</hi> &#x017F;owohl ver&#x017F;ilbertes Holz<lb/>
als Metall &#x017F;eyn.</note>;</item><lb/>
              <item>3) Oder E&#x017F;&#x017F;ig, den er für Wein hält <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi> 9 § 2 <hi rendition="#i">de contr. emt.</hi></hi><lb/>
(18. 1.). Es wird dabey aus-<lb/>
drücklich bemerkt, daß nur von<lb/>
eigentlichem E&#x017F;&#x017F;ig, der als &#x017F;olcher<lb/>
bereitet oder ange&#x017F;etzt i&#x017F;t, nicht<lb/>
von &#x017F;auer gewordenem Wein die<lb/>
Rede &#x017F;eyn dürfe. Damit i&#x017F;t zu<lb/>
vergleichen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 9 § 1. 2 <hi rendition="#i">de tritico</hi></hi><lb/>
(33. 6.).</note>;</item><lb/>
              <item>4) Oder endlich eine Sklavin, die er für einen männ-<lb/>
lichen Sklaven hält <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 11 § 1 <hi rendition="#i">de contr. emt.</hi></hi><lb/>
(18. 1.).</note>. In allen die&#x017F;en Fällen &#x017F;oll kein<lb/>
Con&#x017F;ens des Käufers angenommen werden.</item>
            </list><lb/>
            <p>In den drey er&#x017F;ten Fällen betrifft der Irrthum den<lb/><hi rendition="#g">Stoff</hi>, und die&#x017F;er wird einmal als <hi rendition="#aq">substantia</hi> bezeich-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0290] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. 1) Es kauft Jemand Hausgeräthe (a) von Bronze (b), welches er für Gold hält; 2) Oder Hausgeräthe von Bley oder anderem geringen Metall, oder auch von Holz, welches er für Silber hält (c); 3) Oder Eſſig, den er für Wein hält (d); 4) Oder endlich eine Sklavin, die er für einen männ- lichen Sklaven hält (e). In allen dieſen Fällen ſoll kein Conſens des Käufers angenommen werden. In den drey erſten Fällen betrifft der Irrthum den Stoff, und dieſer wird einmal als substantia bezeich- (a) Allerdings iſt in den hier einſchlagenden Stellen meiſtens die Rede von aurum, aes, ar- gentum, plumbum, ſo daß man auch an unverarbeitetes Metall denken könnte; daß aber in der That metallene Geräthe gemeynt ſind, zeigt deutlich das Beyſpiel in L. 14 de contr. emt. (18. 1.), wo daſſelbe, was zuerſt aurum und aes hieß, nachher genauer als viriola aurea und aenea be- zeichnet wird; eben ſo in L. 45 eod. vas aurichalcum. Dazu kommt, daß als Beyſpiele aus dem täglichen Verkehr die Con- tracte über Metallgeräthe ſo ſehr viel näher liegen, als die über rohes Metall, die doch nur bey Handelsleuten und Handwerkern oder Fabrikanten vorzukommen pflegen, bey welchen wiederum ein Irrthum über den Gegen- ſtand ihres Gewerbes ſehr ſelten ſeyn wird. (b) Aes, das bey den Römern von ſo ausgebreitetem Gebrauch war, und das wir noch in ſo vielen Tauſenden von antiken Hausgeräthen und Bildwerken übrig haben, iſt nicht Kupfer, ſondern Bronze, eine Miſchung, deren Grundlage freylich das Kupfer iſt. (c) Dieſe beiden erſten Fälle kommen vor in L. 9 § 2 L. 10 L. 14 L. 41 § 1 de contr. emt. (18. 1.). In der letzten Stelle kann die mensa argento coo- perta ſowohl verſilbertes Holz als Metall ſeyn. (d) L 9 § 2 de contr. emt. (18. 1.). Es wird dabey aus- drücklich bemerkt, daß nur von eigentlichem Eſſig, der als ſolcher bereitet oder angeſetzt iſt, nicht von ſauer gewordenem Wein die Rede ſeyn dürfe. Damit iſt zu vergleichen L. 9 § 1. 2 de tritico (33. 6.). (e) L. 11 § 1 de contr. emt. (18. 1.).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/290
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/290>, abgerufen am 24.11.2024.