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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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§. 114. Zwang und Irrthum.
auf das Vermögen gerichteten Rechtsverletzung zu jener
Wirkung gewiß nicht hinreichen (r).

2) Es ist ferner nöthig eine gegründete Furcht, also
ein wahrscheinliches Übel, welchem schwer zu widerstehen
ist, so daß der Characterschwäche oder der leeren Einbil-
dung kein Schutz verheißen seyn soll (s).

3) Endlich aber, und was das Wichtigste ist, es ge-
nügt nicht das bloße Daseyn der Furcht, sondern die Furcht
muß auf einer Drohung beruhen, das heißt sie muß von
irgend einem Menschen absichtlich erregt worden seyn, um
diese Handlung zu bewirken (t). War dieses der Fall, so
beschränkt sich allerdings die Wirkung nicht auf den Ur-
heber allein, sondern sie erstreckt sich auch auf andere,
schuldlose Personen, das heißt sie geht in rem (u).

Fassen wir das hier Gesagte, und im Einzelnen Be-
wiesene, zu einer kurzen Übersicht zusammen, so ergiebt
sich daraus die Bestätigung des oben aufgestellten Grund-

(r) Auch hier wieder (wie in
Note p) muß gegen das Mis-
verständniß gewarnt werden, als
ob gegen solche Drohungen jegli-
cher Schutz fehlte. Hier kann die
condictio ob turpem causam
helfen (L. 2 pr. L. 4 § 2 de cond.
ob turp
. 12. 5.)
, die nur andere
Regeln hat, als die actio quod
metus causa.
Der durchgrei-
fendste praktische Unterschied liegt
darin, daß die actio quod me-
tus causa
gegen jeden Dritten
wirkt, anstatt daß die erwähnten
anderen Rechtsmittel (Note p und
r) nur gegen den Thäter gehen.
(s) L. 6 quod metus (4. 2.).
"Metum autem non vani homi-
nis, sed qui merito et in ho-
mine constantissimo cadat, ad
hoc edictum pertinere constat."
L. 7 pr. L. 9 pr. eod. L. 184 de
R. J.
(50. 17.).
(t) L. 14 § 3 quod metus (4.
2.) "sufficit enim hoc docere,
metum sibi illatum." L. 9 § 1
L. 21 pr. eod.
(u) L. 9 § 8 quod metus (4.
2.), L. 4 § 33 de doli except.
(44. 4.).

§. 114. Zwang und Irrthum.
auf das Vermögen gerichteten Rechtsverletzung zu jener
Wirkung gewiß nicht hinreichen (r).

2) Es iſt ferner nöthig eine gegründete Furcht, alſo
ein wahrſcheinliches Übel, welchem ſchwer zu widerſtehen
iſt, ſo daß der Characterſchwäche oder der leeren Einbil-
dung kein Schutz verheißen ſeyn ſoll (s).

3) Endlich aber, und was das Wichtigſte iſt, es ge-
nügt nicht das bloße Daſeyn der Furcht, ſondern die Furcht
muß auf einer Drohung beruhen, das heißt ſie muß von
irgend einem Menſchen abſichtlich erregt worden ſeyn, um
dieſe Handlung zu bewirken (t). War dieſes der Fall, ſo
beſchränkt ſich allerdings die Wirkung nicht auf den Ur-
heber allein, ſondern ſie erſtreckt ſich auch auf andere,
ſchuldloſe Perſonen, das heißt ſie geht in rem (u).

Faſſen wir das hier Geſagte, und im Einzelnen Be-
wieſene, zu einer kurzen Überſicht zuſammen, ſo ergiebt
ſich daraus die Beſtätigung des oben aufgeſtellten Grund-

(r) Auch hier wieder (wie in
Note p) muß gegen das Mis-
verſtändniß gewarnt werden, als
ob gegen ſolche Drohungen jegli-
cher Schutz fehlte. Hier kann die
condictio ob turpem causam
helfen (L. 2 pr. L. 4 § 2 de cond.
ob turp
. 12. 5.)
, die nur andere
Regeln hat, als die actio quod
metus causa.
Der durchgrei-
fendſte praktiſche Unterſchied liegt
darin, daß die actio quod me-
tus causa
gegen jeden Dritten
wirkt, anſtatt daß die erwähnten
anderen Rechtsmittel (Note p und
r) nur gegen den Thäter gehen.
(s) L. 6 quod metus (4. 2.).
„Metum autem non vani homi-
nis, sed qui merito et in ho-
mine constantissimo cadat, ad
hoc edictum pertinere constat.”
L. 7 pr. L. 9 pr. eod. L. 184 de
R. J.
(50. 17.).
(t) L. 14 § 3 quod metus (4.
2.) „sufficit enim hoc docere,
metum sibi illatum.” L. 9 § 1
L. 21 pr. eod.
(u) L. 9 § 8 quod metus (4.
2.), L. 4 § 33 de doli except.
(44. 4.).
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[107/0119] §. 114. Zwang und Irrthum. auf das Vermögen gerichteten Rechtsverletzung zu jener Wirkung gewiß nicht hinreichen (r). 2) Es iſt ferner nöthig eine gegründete Furcht, alſo ein wahrſcheinliches Übel, welchem ſchwer zu widerſtehen iſt, ſo daß der Characterſchwäche oder der leeren Einbil- dung kein Schutz verheißen ſeyn ſoll (s). 3) Endlich aber, und was das Wichtigſte iſt, es ge- nügt nicht das bloße Daſeyn der Furcht, ſondern die Furcht muß auf einer Drohung beruhen, das heißt ſie muß von irgend einem Menſchen abſichtlich erregt worden ſeyn, um dieſe Handlung zu bewirken (t). War dieſes der Fall, ſo beſchränkt ſich allerdings die Wirkung nicht auf den Ur- heber allein, ſondern ſie erſtreckt ſich auch auf andere, ſchuldloſe Perſonen, das heißt ſie geht in rem (u). Faſſen wir das hier Geſagte, und im Einzelnen Be- wieſene, zu einer kurzen Überſicht zuſammen, ſo ergiebt ſich daraus die Beſtätigung des oben aufgeſtellten Grund- (r) Auch hier wieder (wie in Note p) muß gegen das Mis- verſtändniß gewarnt werden, als ob gegen ſolche Drohungen jegli- cher Schutz fehlte. Hier kann die condictio ob turpem causam helfen (L. 2 pr. L. 4 § 2 de cond. ob turp. 12. 5.), die nur andere Regeln hat, als die actio quod metus causa. Der durchgrei- fendſte praktiſche Unterſchied liegt darin, daß die actio quod me- tus causa gegen jeden Dritten wirkt, anſtatt daß die erwähnten anderen Rechtsmittel (Note p und r) nur gegen den Thäter gehen. (s) L. 6 quod metus (4. 2.). „Metum autem non vani homi- nis, sed qui merito et in ho- mine constantissimo cadat, ad hoc edictum pertinere constat.” L. 7 pr. L. 9 pr. eod. L. 184 de R. J. (50. 17.). (t) L. 14 § 3 quod metus (4. 2.) „sufficit enim hoc docere, metum sibi illatum.” L. 9 § 1 L. 21 pr. eod. (u) L. 9 § 8 quod metus (4. 2.), L. 4 § 33 de doli except. (44. 4.).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/119>, abgerufen am 25.11.2024.