Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.§. 61. Anfang der Rechtsfähigkeit. bens gleichgültig, so daß auch dasjenige Kind Rechtsfä-higkeit erlangt hat, welches augenblicklich nach der Ge- burt verstorben ist (m). 4) Endlich muß das so geborne lebende Wesen, um (m) L. 3 C. de posthumis (6 29.) "lieet illice postquam in terra cecidit, vel in manibus obstetricis decessit." L. 2 C. eod. (n) L. 3 C. de posthumis (6. 29.) "ad nullum declinans mon- strum vel prodigium." (o) Paulus IV. 9 § 3. L. 14 de statu hom. (1. 5.) aus Pau- lus lib. 4 sentent. Diese Stelle ist also mit jener identisch; in die Pandekten aufgenommen, kann sie aber ihren ursprünglichen prakti- schen Sinn nicht beybehalten ha- ben, vielmehr ist sie im Sinn des Justinianischen Rechts nunmehr von der Rechtsfähigkeit des Kin- des zu verstehen. (p) Glieder zu viel. Paulus IV.
9 § 3. L 14 de statu hom. (1. 5). -- Glieder zu wenig. L. 12. § 1 de liberis (28. 2.) "si non integrum animal editum sit, cum spiritu tamen, an adhuc testa- §. 61. Anfang der Rechtsfähigkeit. bens gleichgültig, ſo daß auch dasjenige Kind Rechtsfä-higkeit erlangt hat, welches augenblicklich nach der Ge- burt verſtorben iſt (m). 4) Endlich muß das ſo geborne lebende Weſen, um (m) L. 3 C. de posthumis (6 29.) „lieet illice postquam in terra cecidit, vel in manibus obstetricis decessit.” L. 2 C. eod. (n) L. 3 C. de posthumis (6. 29.) „ad nullum declinans mon- strum vel prodigium.” (o) Paulus IV. 9 § 3. L. 14 de statu hom. (1. 5.) aus Pau- lus lib. 4 sentent. Dieſe Stelle iſt alſo mit jener identiſch; in die Pandekten aufgenommen, kann ſie aber ihren urſprünglichen prakti- ſchen Sinn nicht beybehalten ha- ben, vielmehr iſt ſie im Sinn des Juſtinianiſchen Rechts nunmehr von der Rechtsfähigkeit des Kin- des zu verſtehen. (p) Glieder zu viel. Paulus IV.
9 § 3. L 14 de statu hom. (1. 5). — Glieder zu wenig. L. 12. § 1 de liberis (28. 2.) „si non integrum animal editum sit, cum spiritu tamen, an adhuc testa- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0023" n="9"/><fw place="top" type="header">§. 61. Anfang der Rechtsfähigkeit.</fw><lb/> bens gleichgültig, ſo daß auch dasjenige Kind Rechtsfä-<lb/> higkeit erlangt hat, welches augenblicklich nach der Ge-<lb/> burt verſtorben iſt <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 3 <hi rendition="#i">C. de posthumis</hi> (6<lb/> 29.) „lieet illice postquam in<lb/> terra cecidit, vel in manibus<lb/> obstetricis decessit.” <hi rendition="#i">L.</hi> 2 <hi rendition="#i">C. eod.</hi></hi></note>.</p><lb/> <p>4) Endlich muß das ſo geborne lebende Weſen, um<lb/> rechtsfähig zu ſeyn, <hi rendition="#g">menſchliche</hi> Natur haben, welche<lb/> nur aus der menſchlichen <hi rendition="#g">Geſtalt</hi> erkannt werden kann;<lb/> die Römer drücken das ſo aus: es muß kein <hi rendition="#aq">monstrum</hi><lb/> oder <hi rendition="#aq">prodigium</hi> ſeyn. Dieſes Erforderniß gilt für des<lb/> Kindes Rechtsfähigkeit und für die Belohnungen, nicht für<lb/> die Abwendung der Strafen: durch dieſe Unterſcheidung<lb/> ſind die ſcheinbaren Widerſprüche in unſren Rechtsquellen<lb/> aufzulöſen. — Für die Rechtsfähigkeit wird dieſe Regel<lb/> ganz klar ausgeſprochen <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 3 <hi rendition="#i">C. de posthumis</hi> (6.<lb/> 29.) „ad nullum declinans mon-<lb/> strum vel prodigium.”</hi></note>, und eben ſo für einen der<lb/> wichtigſten Fälle der Belohnungen, das <hi rendition="#aq">Sc. Tertullia-<lb/> num</hi> <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Paulus</hi> IV. 9 § 3. <hi rendition="#i">L.</hi> 14<lb/><hi rendition="#i">de statu hom.</hi></hi> (1. 5.) aus <hi rendition="#aq">Pau-<lb/> lus lib. 4 sentent.</hi> Dieſe Stelle<lb/> iſt alſo mit jener identiſch; in die<lb/> Pandekten aufgenommen, kann ſie<lb/> aber ihren urſprünglichen prakti-<lb/> ſchen Sinn nicht beybehalten ha-<lb/> ben, vielmehr iſt ſie im Sinn des<lb/> Juſtinianiſchen Rechts nunmehr<lb/> von der Rechtsfähigkeit des Kin-<lb/> des zu verſtehen.</note>; es wird jedoch hinzugefügt, daß bloße Abwei-<lb/> chungen von der regelmäßigen Menſchengeſtalt kein Hin-<lb/> derniß ſind, z. B. Glieder zu viel, oder Glieder zu we-<lb/> nig <note xml:id="seg2pn_2_1" next="#seg2pn_2_2" place="foot" n="(p)">Glieder zu viel. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Paulus</hi> IV.<lb/> 9 § 3. <hi rendition="#i">L</hi> 14 <hi rendition="#i">de</hi> s<hi rendition="#i">tatu hom.</hi></hi> (1.<lb/> 5). — Glieder zu wenig. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 12.<lb/> § 1 <hi rendition="#i">de liberis</hi> (28. 2.) „si non<lb/> integrum animal editum sit, cum<lb/> spiritu tamen, an adhuc testa-</hi></note>. Die wirkliche Gränze der Menſchengeſtalt wird<lb/> bey dieſer Veranlaſſung nicht angegeben, ſie kann aber<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0023]
§. 61. Anfang der Rechtsfähigkeit.
bens gleichgültig, ſo daß auch dasjenige Kind Rechtsfä-
higkeit erlangt hat, welches augenblicklich nach der Ge-
burt verſtorben iſt (m).
4) Endlich muß das ſo geborne lebende Weſen, um
rechtsfähig zu ſeyn, menſchliche Natur haben, welche
nur aus der menſchlichen Geſtalt erkannt werden kann;
die Römer drücken das ſo aus: es muß kein monstrum
oder prodigium ſeyn. Dieſes Erforderniß gilt für des
Kindes Rechtsfähigkeit und für die Belohnungen, nicht für
die Abwendung der Strafen: durch dieſe Unterſcheidung
ſind die ſcheinbaren Widerſprüche in unſren Rechtsquellen
aufzulöſen. — Für die Rechtsfähigkeit wird dieſe Regel
ganz klar ausgeſprochen (n), und eben ſo für einen der
wichtigſten Fälle der Belohnungen, das Sc. Tertullia-
num (o); es wird jedoch hinzugefügt, daß bloße Abwei-
chungen von der regelmäßigen Menſchengeſtalt kein Hin-
derniß ſind, z. B. Glieder zu viel, oder Glieder zu we-
nig (p). Die wirkliche Gränze der Menſchengeſtalt wird
bey dieſer Veranlaſſung nicht angegeben, ſie kann aber
(m) L. 3 C. de posthumis (6
29.) „lieet illice postquam in
terra cecidit, vel in manibus
obstetricis decessit.” L. 2 C. eod.
(n) L. 3 C. de posthumis (6.
29.) „ad nullum declinans mon-
strum vel prodigium.”
(o) Paulus IV. 9 § 3. L. 14
de statu hom. (1. 5.) aus Pau-
lus lib. 4 sentent. Dieſe Stelle
iſt alſo mit jener identiſch; in die
Pandekten aufgenommen, kann ſie
aber ihren urſprünglichen prakti-
ſchen Sinn nicht beybehalten ha-
ben, vielmehr iſt ſie im Sinn des
Juſtinianiſchen Rechts nunmehr
von der Rechtsfähigkeit des Kin-
des zu verſtehen.
(p) Glieder zu viel. Paulus IV.
9 § 3. L 14 de statu hom. (1.
5). — Glieder zu wenig. L. 12.
§ 1 de liberis (28. 2.) „si non
integrum animal editum sit, cum
spiritu tamen, an adhuc testa-
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Zitationshilfe: | Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/23>, abgerufen am 16.02.2025. |