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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.

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Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. II. Personen.
und dieses sind eben unsre anomalischen Rechte, die so-
gleich einzeln dargestellt werden sollen, und um derenwil-
len diese ganze Betrachtung vorausgeschickt worden ist (q).
Besonders wichtig ist es, diese ausgenommenen Fälle von
den oben erwähnten genau zu unterscheiden, worin der
Sohn nicht in eigenem Namen, sondern als präsumtiver
Procurator klagt; unsre Schriftsteller haben beide Fälle
vielfach mit einander verwechselt. -- Ein Hauptunter-
schied liegt darin, daß in diesen Fällen, worin der Sohn
in eigenem Namen auftritt, das Ermessen der Obrigkeit,

rend der väterlichen Gewalt ruht
die Klage, weil der Vater kein
Interesse hat. L. 14 § 10 de fur-
tis
47. 2.). So ist zu erklären
L. 58 de furtis (47. 2.): "Si
filiofamilias furtum factum es-
set, recte is paterfamilias factus
eo nomine aget. Sed et si res
ei locata subrepta fuit, pater-
familias factus ibidem agere
poterit."
Der erste Fall der
Stelle kann nur von einem ca-
strense peculium
verstanden wer-
den, weil man zu Julians Zeit
nur in diesem Fall sagen konnte,
es sey gegen den Sohn ein
Diebstahl begangen worden; viel-
leicht hatte das Julian ausge-
drückt, und die Compilatoren ha-
ben es weggelassen, weil sie daran
dachten, daß zu ihrer Zeit der
Sohn auch außerdem eigenes Ver-
mögen haben könne. Vgl. über
diese Stelle Cujacius obs. XXVI.
5, und, fast wörtlich gleichlau-
tend, Recitat. in Julianum, Opp.
VI.
500.
(q) Auf das Daseyn solcher Aus-
nahmen überhaupt deutet L. 8
pr. de proc. (3. 3.) "si quae
sit actio qua ipse experiri po-
test."
Weit bestimmter aber
spricht L. 9 de O et A. (44. 7.).
"Filiusfamilias suo nomine nul-
lam actionem habet, nisi inju-
riarum
, et quod vi aut clam,
et depositi, et commodati, ut
Julianus putat."
Das suo no-
mine
bezeichnet den scharfen Ge-
gensatz gegen die Fälle des prä-
sumtiven Mandats in L. 18 § 1
de judic.
(5. 1.). Da es jedoch,
wie sich sogleich zeigen wird, au-
ßer diesen vier Klagen noch meh-
rere andere giebt, die der Sohn
suo nomine anstellen kann, so
fragt es sich, wie dieser Wider-
spruch aufzulösen ist. Wahrschein-
lich sind diese vier Fälle früher
als andere bemerkt und allgemein
anerkannt worden.

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. II. Perſonen.
und dieſes ſind eben unſre anomaliſchen Rechte, die ſo-
gleich einzeln dargeſtellt werden ſollen, und um derenwil-
len dieſe ganze Betrachtung vorausgeſchickt worden iſt (q).
Beſonders wichtig iſt es, dieſe ausgenommenen Fälle von
den oben erwähnten genau zu unterſcheiden, worin der
Sohn nicht in eigenem Namen, ſondern als präſumtiver
Procurator klagt; unſre Schriftſteller haben beide Fälle
vielfach mit einander verwechſelt. — Ein Hauptunter-
ſchied liegt darin, daß in dieſen Fällen, worin der Sohn
in eigenem Namen auftritt, das Ermeſſen der Obrigkeit,

rend der väterlichen Gewalt ruht
die Klage, weil der Vater kein
Intereſſe hat. L. 14 § 10 de fur-
tis
47. 2.). So iſt zu erklären
L. 58 de furtis (47. 2.): „Si
filiofamilias furtum factum es-
set, recte is paterfamilias factus
eo nomine aget. Sed et si res
ei locata subrepta fuit, pater-
familias factus ibidem agere
poterit.”
Der erſte Fall der
Stelle kann nur von einem ca-
strense peculium
verſtanden wer-
den, weil man zu Julians Zeit
nur in dieſem Fall ſagen konnte,
es ſey gegen den Sohn ein
Diebſtahl begangen worden; viel-
leicht hatte das Julian ausge-
drückt, und die Compilatoren ha-
ben es weggelaſſen, weil ſie daran
dachten, daß zu ihrer Zeit der
Sohn auch außerdem eigenes Ver-
mögen haben könne. Vgl. über
dieſe Stelle Cujacius obs. XXVI.
5, und, faſt wörtlich gleichlau-
tend, Recitat. in Julianum, Opp.
VI.
500.
(q) Auf das Daſeyn ſolcher Aus-
nahmen überhaupt deutet L. 8
pr. de proc. (3. 3.) „si quae
sit actio qua ipse experiri po-
test.”
Weit beſtimmter aber
ſpricht L. 9 de O et A. (44. 7.).
„Filiusfamilias suo nomine nul-
lam actionem habet, nisi inju-
riarum
, et quod vi aut clam,
et depositi, et commodati, ut
Julianus putat.”
Das suo no-
mine
bezeichnet den ſcharfen Ge-
genſatz gegen die Fälle des prä-
ſumtiven Mandats in L. 18 § 1
de judic.
(5. 1.). Da es jedoch,
wie ſich ſogleich zeigen wird, au-
ßer dieſen vier Klagen noch meh-
rere andere giebt, die der Sohn
suo nomine anſtellen kann, ſo
fragt es ſich, wie dieſer Wider-
ſpruch aufzulöſen iſt. Wahrſchein-
lich ſind dieſe vier Fälle früher
als andere bemerkt und allgemein
anerkannt worden.
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[100/0114] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. II. Perſonen. und dieſes ſind eben unſre anomaliſchen Rechte, die ſo- gleich einzeln dargeſtellt werden ſollen, und um derenwil- len dieſe ganze Betrachtung vorausgeſchickt worden iſt (q). Beſonders wichtig iſt es, dieſe ausgenommenen Fälle von den oben erwähnten genau zu unterſcheiden, worin der Sohn nicht in eigenem Namen, ſondern als präſumtiver Procurator klagt; unſre Schriftſteller haben beide Fälle vielfach mit einander verwechſelt. — Ein Hauptunter- ſchied liegt darin, daß in dieſen Fällen, worin der Sohn in eigenem Namen auftritt, das Ermeſſen der Obrigkeit, (p) (q) Auf das Daſeyn ſolcher Aus- nahmen überhaupt deutet L. 8 pr. de proc. (3. 3.) „si quae sit actio qua ipse experiri po- test.” Weit beſtimmter aber ſpricht L. 9 de O et A. (44. 7.). „Filiusfamilias suo nomine nul- lam actionem habet, nisi inju- riarum, et quod vi aut clam, et depositi, et commodati, ut Julianus putat.” Das suo no- mine bezeichnet den ſcharfen Ge- genſatz gegen die Fälle des prä- ſumtiven Mandats in L. 18 § 1 de judic. (5. 1.). Da es jedoch, wie ſich ſogleich zeigen wird, au- ßer dieſen vier Klagen noch meh- rere andere giebt, die der Sohn suo nomine anſtellen kann, ſo fragt es ſich, wie dieſer Wider- ſpruch aufzulöſen iſt. Wahrſchein- lich ſind dieſe vier Fälle früher als andere bemerkt und allgemein anerkannt worden. (p) rend der väterlichen Gewalt ruht die Klage, weil der Vater kein Intereſſe hat. L. 14 § 10 de fur- tis 47. 2.). So iſt zu erklären L. 58 de furtis (47. 2.): „Si filiofamilias furtum factum es- set, recte is paterfamilias factus eo nomine aget. Sed et si res ei locata subrepta fuit, pater- familias factus ibidem agere poterit.” Der erſte Fall der Stelle kann nur von einem ca- strense peculium verſtanden wer- den, weil man zu Julians Zeit nur in dieſem Fall ſagen konnte, es ſey gegen den Sohn ein Diebſtahl begangen worden; viel- leicht hatte das Julian ausge- drückt, und die Compilatoren ha- ben es weggelaſſen, weil ſie daran dachten, daß zu ihrer Zeit der Sohn auch außerdem eigenes Ver- mögen haben könne. Vgl. über dieſe Stelle Cujacius obs. XXVI. 5, und, faſt wörtlich gleichlau- tend, Recitat. in Julianum, Opp. VI. 500.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/114>, abgerufen am 25.11.2024.