Sattler, Basilius: Ein Predigt/ Gethan bey dem Begrebnis/ Des Weyland Hochwürdigen ... Herrn Heinrich Caroli/ [...]. Wolfenbüttel, 1615.Wir müssen aber hie auch bedencken / wo doch den Kindern das herkomme / daß GOtt sie so lieb hat / daß er sie zeitlich versorgen / vnd ewig seelig machen wil. Da solte nu wol ein einfältiger meinen / es keme daher / daß sie vnschüldig weren vnd keine Sünd hetten. Aber solche meinung ist falsch vnd vnrecht. Denn ob sie wol noch mit eusserlichen groben Sünden / Schand vnd Lastern sich nicht beflecken / daher man sie vnschüldige Kinder heist / weil sie für der Welt vnschüldig seyn / so siehet doch GOtt viel weiter vnd tieffer / vnd ist für GOtt wie Exod: 34. steht / auch der vnschüldige nicht vnschüldig. Sonder es sind die Kinder für GOttes Augen eben so wol Sünder / alß die Alten / vnd wird jhnen wie gehöret / die Sünd angeerbet vnd angeboren. Darumb schreibt Moses Gen: 5. Adam zeuget einen Sohn nach seinem Bild / anzuzeigen das die Menschen nu GOttes Ebenbild verloren haben. Vnd geht auff vns alle das David sagt / Siehe / ich bin aus sündlichem Samen gezeuget / vnd mein Mutter hat mich in Sünden empffangen. Vnd trifft auch die Kinder der spruch Christi / Joh: 3. Es sey denn / daß jemand wieder geboren werde / durch das Wasser vnd den heiligen Geist / kan er das Reich GOttes nicht sehen. Denn was vom Fleisch geboren wird / daß ist Fleisch. Wie denn Christus in der verlesenen Predig klärlich zuverstehen gibt / da er auch von den Kindern sagt / des Menschen Sohn ist kommen seelig zu machen das verloren ist. Vnnd zehlet sie also mit vnter die verloren Schaff. Wie auch Paulus Rom: 5. schreibet / durch einen Menschen ist die Sünd kommen in die Welt / vnnd der Tod durch die Sünd / vnd ist also der Todt auff alle Menschen durch getrungen / dieweil sie alle Sünder seyn. Derowegen die gnad GOttes vnd die seeligkeit den Kindern nicht her kompt von jhrer Frombkeit oder Vnschuld / sonder sie sind auch allzumal Sünder / vnd mangeln des Ruhms Wir müssen aber hie auch bedencken / wo doch den Kindern das herkomme / daß GOtt sie so lieb hat / daß er sie zeitlich versorgen / vnd ewig seelig machen wil. Da solte nu wol ein einfältiger meinen / es keme daher / daß sie vnschüldig weren vnd keine Sünd hetten. Aber solche meinung ist falsch vnd vnrecht. Denn ob sie wol noch mit eusserlichen groben Sünden / Schand vnd Lastern sich nicht beflecken / daher man sie vnschüldige Kinder heist / weil sie für der Welt vnschüldig seyn / so siehet doch GOtt viel weiter vnd tieffer / vnd ist für GOtt wie Exod: 34. steht / auch der vnschüldige nicht vnschüldig. Sonder es sind die Kinder für GOttes Augen eben so wol Sünder / alß die Alten / vnd wird jhnen wie gehöret / die Sünd angeerbet vnd angeboren. Darumb schreibt Moses Gen: 5. Adam zeuget einen Sohn nach seinem Bild / anzuzeigen das die Menschen nu GOttes Ebenbild verloren haben. Vnd geht auff vns alle das David sagt / Siehe / ich bin aus sündlichem Samen gezeuget / vnd mein Mutter hat mich in Sünden empffangen. Vnd trifft auch die Kinder der spruch Christi / Joh: 3. Es sey denn / daß jemand wieder geboren werde / durch das Wasser vnd den heiligen Geist / kan er das Reich GOttes nicht sehen. Denn was vom Fleisch geboren wird / daß ist Fleisch. Wie denn Christus in der verlesenen Predig klärlich zuverstehen gibt / da er auch von den Kindern sagt / des Menschen Sohn ist kommen seelig zu machen das verloren ist. Vnnd zehlet sie also mit vnter die verloren Schaff. Wie auch Paulus Rom: 5. schreibet / durch einen Menschen ist die Sünd kommen in die Welt / vnnd der Tod durch die Sünd / vnd ist also der Todt auff alle Menschen durch getrungen / dieweil sie alle Sünder seyn. 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Wie auch Paulus Rom: 5. schreibet / durch einen Menschen ist die Sünd kommen in die Welt / vnnd der Tod durch die Sünd / vnd ist also der Todt auff alle Menschen durch getrungen / dieweil sie alle Sünder seyn.</p> <p>Derowegen die gnad GOttes vnd die seeligkeit den Kindern nicht her kompt von jhrer Frombkeit oder Vnschuld / sonder sie sind auch allzumal Sünder / vnd mangeln des Ruhms </p> </div> </body> </text> </TEI> [0017]
Wir müssen aber hie auch bedencken / wo doch den Kindern das herkomme / daß GOtt sie so lieb hat / daß er sie zeitlich versorgen / vnd ewig seelig machen wil.
Da solte nu wol ein einfältiger meinen / es keme daher / daß sie vnschüldig weren vnd keine Sünd hetten. Aber solche meinung ist falsch vnd vnrecht. Denn ob sie wol noch mit eusserlichen groben Sünden / Schand vnd Lastern sich nicht beflecken / daher man sie vnschüldige Kinder heist / weil sie für der Welt vnschüldig seyn / so siehet doch GOtt viel weiter vnd tieffer / vnd ist für GOtt wie Exod: 34. steht / auch der vnschüldige nicht vnschüldig. Sonder es sind die Kinder für GOttes Augen eben so wol Sünder / alß die Alten / vnd wird jhnen wie gehöret / die Sünd angeerbet vnd angeboren.
Darumb schreibt Moses Gen: 5. Adam zeuget einen Sohn nach seinem Bild / anzuzeigen das die Menschen nu GOttes Ebenbild verloren haben. Vnd geht auff vns alle das David sagt / Siehe / ich bin aus sündlichem Samen gezeuget / vnd mein Mutter hat mich in Sünden empffangen. Vnd trifft auch die Kinder der spruch Christi / Joh: 3. Es sey denn / daß jemand wieder geboren werde / durch das Wasser vnd den heiligen Geist / kan er das Reich GOttes nicht sehen. Denn was vom Fleisch geboren wird / daß ist Fleisch. Wie denn Christus in der verlesenen Predig klärlich zuverstehen gibt / da er auch von den Kindern sagt / des Menschen Sohn ist kommen seelig zu machen das verloren ist. Vnnd zehlet sie also mit vnter die verloren Schaff. Wie auch Paulus Rom: 5. schreibet / durch einen Menschen ist die Sünd kommen in die Welt / vnnd der Tod durch die Sünd / vnd ist also der Todt auff alle Menschen durch getrungen / dieweil sie alle Sünder seyn.
Derowegen die gnad GOttes vnd die seeligkeit den Kindern nicht her kompt von jhrer Frombkeit oder Vnschuld / sonder sie sind auch allzumal Sünder / vnd mangeln des Ruhms
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Zitationshilfe: | Sattler, Basilius: Ein Predigt/ Gethan bey dem Begrebnis/ Des Weyland Hochwürdigen ... Herrn Heinrich Caroli/ [...]. Wolfenbüttel, 1615, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sattler_predigt_1615/17>, abgerufen am 27.07.2024. |