les Vermögen ihres Verstandes und Nachdenckens. Sie können leicht erachten, da das Nachdencken mit denienigen Dingen zu thun hat, die ihm das Gedächtniß und die Phantasie an Hand geben; die beyden aber al- les nur confus, flüchtig und verwirret, auch meh- rentheils überhäuft vorstellen: so kans ja nichts davon recht ordentlich auseinander setzen, oder wieder verbinden und vergleichen; sondern alles muß verwirret seyn und nur überhin angesehen werden.
Es kommt dazu, (daß Sie gleichwol nicht werden leugnen können, Sie müsten denn un- ter göttlichem Gerichte seyn,) daß bey einer ieden solchen Schandthat ihr Gewissen ungemein rege wird, und verrichtet sein Amt so gewaltig in Be- straffung ihrer Greuel, daß Jhnen die Lenden und Knie schüttern, das Hertz klopfet, die Hän- de zittern, die Zunge stammlet, aller Muth und Kraft dahin fällt, und Sie was grosses drum geben wolten, daß Sie nur nicht müsten dran dencken. Verunruhiget denn das Jhr Gemü- the nicht auf das heftigste? Macht Sie das nicht zu allem Studiren ungeschickt, zu allem freudigen und einem ehrlichen Menschen anstän- digen Umgang mit andern untüchtig, ja wol zu den allergeringsten und leichtesten Verrichtun- gen gantz unfähig? Und währet diese schreckli- che Qual und Verstörung ihres Gemüthes nicht etliche Stunden, öfters auch wol etliche Tage lang? Was sind Sie alsdenn zu überle- gen, zu reden oder zu schreiben aufgeleget?
Wünsch-
(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
les Vermoͤgen ihres Verſtandes und Nachdenckens. Sie koͤnnen leicht erachten, da das Nachdencken mit denienigen Dingen zu thun hat, die ihm das Gedaͤchtniß und die Phantaſie an Hand geben; die beyden aber al- les nur confus, fluͤchtig und verwirret, auch meh- rentheils uͤberhaͤuft vorſtellen: ſo kans ja nichts davon recht ordentlich auseinander ſetzen, oder wieder verbinden und vergleichen; ſondern alles muß verwirret ſeyn und nur uͤberhin angeſehen werden.
Es kommt dazu, (daß Sie gleichwol nicht werden leugnen koͤnnen, Sie muͤſten denn un- ter goͤttlichem Gerichte ſeyn,) daß bey einer ieden ſolchen Schandthat ihr Gewiſſen ungemein rege wird, und verrichtet ſein Amt ſo gewaltig in Be- ſtraffung ihrer Greuel, daß Jhnen die Lenden und Knie ſchuͤttern, das Hertz klopfet, die Haͤn- de zittern, die Zunge ſtammlet, aller Muth und Kraft dahin faͤllt, und Sie was groſſes drum geben wolten, daß Sie nur nicht muͤſten dran dencken. Verunruhiget denn das Jhr Gemuͤ- the nicht auf das heftigſte? Macht Sie das nicht zu allem Studiren ungeſchickt, zu allem freudigen und einem ehrlichen Menſchen anſtaͤn- digen Umgang mit andern untuͤchtig, ja wol zu den allergeringſten und leichteſten Verrichtun- gen gantz unfaͤhig? Und waͤhret dieſe ſchreckli- che Qual und Verſtoͤrung ihres Gemuͤthes nicht etliche Stunden, oͤfters auch wol etliche Tage lang? Was ſind Sie alsdenn zu uͤberle- gen, zu reden oder zu ſchreiben aufgeleget?
Wuͤnſch-
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(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
les Vermoͤgen ihres Verſtandes und
Nachdenckens. Sie koͤnnen leicht erachten,
da das Nachdencken mit denienigen Dingen
zu thun hat, die ihm das Gedaͤchtniß und die
Phantaſie an Hand geben; die beyden aber al-
les nur confus, fluͤchtig und verwirret, auch meh-
rentheils uͤberhaͤuft vorſtellen: ſo kans ja nichts
davon recht ordentlich auseinander ſetzen, oder
wieder verbinden und vergleichen; ſondern alles
muß verwirret ſeyn und nur uͤberhin angeſehen
werden.
Es kommt dazu, (daß Sie gleichwol nicht
werden leugnen koͤnnen, Sie muͤſten denn un-
ter goͤttlichem Gerichte ſeyn,) daß bey einer ieden
ſolchen Schandthat ihr Gewiſſen ungemein rege
wird, und verrichtet ſein Amt ſo gewaltig in Be-
ſtraffung ihrer Greuel, daß Jhnen die Lenden
und Knie ſchuͤttern, das Hertz klopfet, die Haͤn-
de zittern, die Zunge ſtammlet, aller Muth und
Kraft dahin faͤllt, und Sie was groſſes drum
geben wolten, daß Sie nur nicht muͤſten dran
dencken. Verunruhiget denn das Jhr Gemuͤ-
the nicht auf das heftigſte? Macht Sie das
nicht zu allem Studiren ungeſchickt, zu allem
freudigen und einem ehrlichen Menſchen anſtaͤn-
digen Umgang mit andern untuͤchtig, ja wol zu
den allergeringſten und leichteſten Verrichtun-
gen gantz unfaͤhig? Und waͤhret dieſe ſchreckli-
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nicht etliche Stunden, oͤfters auch wol etliche
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/88>, abgerufen am 24.11.2024.
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