4) Doch must du nicht verzagen, und dich die Kleinmuth einnehmen lassen, als sey es dir einmal unmöglich zu so einer lilienreinen Keuschheit zu ge- langen: weil es ja nicht durch deine eigene, sondern durch CHristi Göttliche Kraft, Gewalt, Reich- thum und Majestät geschehen muß. Jch weiß wohl, wie es Satan, Fleisch und Sünde machen. Haben sie der Seele was angehängt: so bereden sie sie flugs darauf, sie solle nur fort fahren, und sich aus ihrem Säutrog mit Lusttrebern sättigen; die Keuschheit sey doch dahin, das Kleid wüst und be- sudelt, was sie sich doch noch lange schonen wolle, sie dürfe doch jetzt nicht also frisch nach begangener Untreue zu JEsu, dem sie nun ein Eckel sey etc. Ach arme Seele! folgest du diesen Einblasungen: so wirst du gewiß genug dem höllischen Mörder zur Beute werden. Dann wer aus der Pfütze des Sa- tans trincket, den wird wieder dürsten. Bist du ge- fallen: ach um GOttes willen, gibs deßwegen nicht auf; wirff das Vertrauen nicht weg, noch die Waffen des Lichts; ergib dich nicht dem abgesagten Seelenfeind, daß er dir Hände und Füsse binde, und dich hinschleppe, biß du des Wie- derkehrens vergessest. Je eher die Fliege aus dem Spinnengeweb entrinnet, je besser es für sie ist. Wann ein Kind flugs ruffet, so bald es mercket, daß es berücket und verführet werden will: je schnel- ler und seliger ist die Errettung, wann es seine El- tern und Nachbarsleute noch erschreyen kann; dage- gen je weiter vom Haus, je gefährlicher ists, und die Erlösung schwerer.
Derowegen eile doch ungesäumt zu deinem Hei- land JEsu. Laß dich nicht irren, daß du ihn hast beleidiget mit deinen Sünden; denn mit Unglau- ben und Unbußfertigkeit beleidigest du ihn tausend- mal mehr. Er hat Gnade, Liebe, Treue, Blut,
Kraft
Anhang zum dritten Theil,
4) Doch muſt du nicht verzagen, und dich die Kleinmuth einnehmen laſſen, als ſey es dir einmal unmoͤglich zu ſo einer lilienreinen Keuſchheit zu ge- langen: weil es ja nicht durch deine eigene, ſondern durch CHriſti Goͤttliche Kraft, Gewalt, Reich- thum und Majeſtaͤt geſchehen muß. Jch weiß wohl, wie es Satan, Fleiſch und Suͤnde machen. Haben ſie der Seele was angehaͤngt: ſo bereden ſie ſie flugs darauf, ſie ſolle nur fort fahren, und ſich aus ihrem Saͤutrog mit Luſttrebern ſaͤttigen; die Keuſchheit ſey doch dahin, das Kleid wuͤſt und be- ſudelt, was ſie ſich doch noch lange ſchonen wolle, ſie duͤrfe doch jetzt nicht alſo friſch nach begangener Untreue zu JEſu, dem ſie nun ein Eckel ſey ꝛc. Ach arme Seele! folgeſt du dieſen Einblaſungen: ſo wirſt du gewiß genug dem hoͤlliſchen Moͤrder zur Beute werden. Dann wer aus der Pfuͤtze des Sa- tans trincket, den wird wieder duͤrſten. Biſt du ge- fallen: ach um GOttes willen, gibs deßwegen nicht auf; wirff das Vertrauen nicht weg, noch die Waffen des Lichts; ergib dich nicht dem abgeſagten Seelenfeind, daß er dir Haͤnde und Fuͤſſe binde, und dich hinſchleppe, biß du des Wie- derkehrens vergeſſeſt. Je eher die Fliege aus dem Spinnengeweb entrinnet, je beſſer es fuͤr ſie iſt. Wann ein Kind flugs ruffet, ſo bald es mercket, daß es beruͤcket und verfuͤhret werden will: je ſchnel- ler und ſeliger iſt die Errettung, wann es ſeine El- tern und Nachbarsleute noch erſchreyen kann; dage- gen je weiter vom Haus, je gefaͤhrlicher iſts, und die Erloͤſung ſchwerer.
Derowegen eile doch ungeſaͤumt zu deinem Hei- land JEſu. Laß dich nicht irren, daß du ihn haſt beleidiget mit deinen Suͤnden; denn mit Unglau- ben und Unbußfertigkeit beleidigeſt du ihn tauſend- mal mehr. Er hat Gnade, Liebe, Treue, Blut,
Kraft
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Anhang zum dritten Theil,
4) Doch muſt du nicht verzagen, und dich die
Kleinmuth einnehmen laſſen, als ſey es dir einmal
unmoͤglich zu ſo einer lilienreinen Keuſchheit zu ge-
langen: weil es ja nicht durch deine eigene, ſondern
durch CHriſti Goͤttliche Kraft, Gewalt, Reich-
thum und Majeſtaͤt geſchehen muß. Jch weiß
wohl, wie es Satan, Fleiſch und Suͤnde machen.
Haben ſie der Seele was angehaͤngt: ſo bereden ſie
ſie flugs darauf, ſie ſolle nur fort fahren, und ſich
aus ihrem Saͤutrog mit Luſttrebern ſaͤttigen; die
Keuſchheit ſey doch dahin, das Kleid wuͤſt und be-
ſudelt, was ſie ſich doch noch lange ſchonen wolle,
ſie duͤrfe doch jetzt nicht alſo friſch nach begangener
Untreue zu JEſu, dem ſie nun ein Eckel ſey ꝛc. Ach
arme Seele! folgeſt du dieſen Einblaſungen: ſo
wirſt du gewiß genug dem hoͤlliſchen Moͤrder zur
Beute werden. Dann wer aus der Pfuͤtze des Sa-
tans trincket, den wird wieder duͤrſten. Biſt du ge-
fallen: ach um GOttes willen, gibs deßwegen
nicht auf; wirff das Vertrauen nicht weg, noch
die Waffen des Lichts; ergib dich nicht dem
abgeſagten Seelenfeind, daß er dir Haͤnde und
Fuͤſſe binde, und dich hinſchleppe, biß du des Wie-
derkehrens vergeſſeſt. Je eher die Fliege aus dem
Spinnengeweb entrinnet, je beſſer es fuͤr ſie iſt.
Wann ein Kind flugs ruffet, ſo bald es mercket,
daß es beruͤcket und verfuͤhret werden will: je ſchnel-
ler und ſeliger iſt die Errettung, wann es ſeine El-
tern und Nachbarsleute noch erſchreyen kann; dage-
gen je weiter vom Haus, je gefaͤhrlicher iſts, und
die Erloͤſung ſchwerer.
Derowegen eile doch ungeſaͤumt zu deinem Hei-
land JEſu. Laß dich nicht irren, daß du ihn haſt
beleidiget mit deinen Suͤnden; denn mit Unglau-
ben und Unbußfertigkeit beleidigeſt du ihn tauſend-
mal mehr. Er hat Gnade, Liebe, Treue, Blut,
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/786>, abgerufen am 24.11.2024.
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