tzest? Auf die Weise bleibest du heuer wie vorm Jahr; was wills denn zuletzt mit dir werden? viele Lüstlein machen Esaus Linsenmuß. Wilt du lieber nach verflossener Gnadenzeit deine Stimme aufheben und bitterlich weinen und heulen: als jetzt im Gebet unermüdet anhalten, daß dir GOtt eine Hertz ändernde Reue gebe, und alle knechtische Furcht aus dir vertreibe? O gewißlich, nichts ist auf der Welt und im Himmelreich, daß dich so mächtig vor deinen Seelenfeinden und Busensün- den verwahren wird, als wann du die Süßigkeit der himmlischen Kindschaft schmeckest. 4) Nach- dem du dich also aufs neue in GOtt gestärcket; so setze die Reise im Glauben, Demuth und Ein- falt freudig fort, bis auf den Berg GOttes Ho- reb; 1 Kön. 19. mit Paucken und mit Harffen, daß dich GOtt vor so vielen tausenden so hoch ge- benedeyet, und dir seinen ewigen Geist zum Ge- leitsmann, Führer und Wegweiser zugegeben hat.
VIII.Klagende Einwendung eines verzagten. Jch habe es oft probiret: es will mir nicht gerathen, daß ich siege?
Antwort:
1. Es ist dir nicht Ernst, darum gelingts dir nicht Matth. 23, 27. 28. 2) Man behält sich alleweil etwa eine Sünde vor; aber wisse, daß der kalte Brand tödtet, wenn er auch nur am kleinsten Finger wäre, 3) Du bist träge, wirst müde und verzagt, so bald sich das Böse nur ein wenig wehret. 4) Du wilt nichts leiden, nnd JE- su nicht im Leiden stille halten. Du hast kein Hertz vor den Himmel; die Erde nimmt die mei- ste Zeit und Gedancken weg: daher bleibest du voll unterkothigter Eitergeschwüre Jes. 1, 6. Und
die
Anhang zum dritten Theil,
tzeſt? Auf die Weiſe bleibeſt du heuer wie vorm Jahr; was wills denn zuletzt mit dir werden? viele Luͤſtlein machen Eſaus Linſenmuß. Wilt du lieber nach verfloſſener Gnadenzeit deine Stimme aufheben und bitterlich weinen und heulen: als jetzt im Gebet unermuͤdet anhalten, daß dir GOtt eine Hertz aͤndernde Reue gebe, und alle knechtiſche Furcht aus dir vertreibe? O gewißlich, nichts iſt auf der Welt und im Himmelreich, daß dich ſo maͤchtig vor deinen Seelenfeinden und Buſenſuͤn- den verwahren wird, als wann du die Suͤßigkeit der himmliſchen Kindſchaft ſchmeckeſt. 4) Nach- dem du dich alſo aufs neue in GOtt geſtaͤrcket; ſo ſetze die Reiſe im Glauben, Demuth und Ein- falt freudig fort, bis auf den Berg GOttes Ho- reb; 1 Koͤn. 19. mit Paucken und mit Harffen, daß dich GOtt vor ſo vielen tauſenden ſo hoch ge- benedeyet, und dir ſeinen ewigen Geiſt zum Ge- leitsmann, Fuͤhrer und Wegweiſer zugegeben hat.
VIII.Klagende Einwendung eines verzagten. Jch habe es oft probiret: es will mir nicht gerathen, daß ich ſiege?
Antwort:
1. Es iſt dir nicht Ernſt, darum gelingts dir nicht Matth. 23, 27. 28. 2) Man behaͤlt ſich alleweil etwa eine Suͤnde vor; aber wiſſe, daß der kalte Brand toͤdtet, wenn er auch nur am kleinſten Finger waͤre, 3) Du biſt traͤge, wirſt muͤde und verzagt, ſo bald ſich das Boͤſe nur ein wenig wehret. 4) Du wilt nichts leiden, nnd JE- ſu nicht im Leiden ſtille halten. Du haſt kein Hertz vor den Himmel; die Erde nimmt die mei- ſte Zeit und Gedancken weg: daher bleibeſt du voll unterkothigter Eitergeſchwuͤre Jeſ. 1, 6. Und
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Anhang zum dritten Theil,
tzeſt? Auf die Weiſe bleibeſt du heuer wie vorm
Jahr; was wills denn zuletzt mit dir werden?
viele Luͤſtlein machen Eſaus Linſenmuß. Wilt du
lieber nach verfloſſener Gnadenzeit deine Stimme
aufheben und bitterlich weinen und heulen: als
jetzt im Gebet unermuͤdet anhalten, daß dir GOtt
eine Hertz aͤndernde Reue gebe, und alle knechtiſche
Furcht aus dir vertreibe? O gewißlich, nichts iſt
auf der Welt und im Himmelreich, daß dich ſo
maͤchtig vor deinen Seelenfeinden und Buſenſuͤn-
den verwahren wird, als wann du die Suͤßigkeit
der himmliſchen Kindſchaft ſchmeckeſt. 4) Nach-
dem du dich alſo aufs neue in GOtt geſtaͤrcket;
ſo ſetze die Reiſe im Glauben, Demuth und Ein-
falt freudig fort, bis auf den Berg GOttes Ho-
reb; 1 Koͤn. 19. mit Paucken und mit Harffen,
daß dich GOtt vor ſo vielen tauſenden ſo hoch ge-
benedeyet, und dir ſeinen ewigen Geiſt zum Ge-
leitsmann, Fuͤhrer und Wegweiſer zugegeben
hat.
VIII. Klagende Einwendung eines verzagten.
Jch habe es oft probiret: es will mir nicht
gerathen, daß ich ſiege?
Antwort:
1. Es iſt dir nicht Ernſt, darum gelingts dir
nicht Matth. 23, 27. 28. 2) Man behaͤlt ſich
alleweil etwa eine Suͤnde vor; aber wiſſe, daß
der kalte Brand toͤdtet, wenn er auch nur am
kleinſten Finger waͤre, 3) Du biſt traͤge, wirſt
muͤde und verzagt, ſo bald ſich das Boͤſe nur ein
wenig wehret. 4) Du wilt nichts leiden, nnd JE-
ſu nicht im Leiden ſtille halten. Du haſt kein
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/772>, abgerufen am 16.02.2025.
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