mag sagen was man will: so muß man sich vor allem durchaus auf die gröste Noth gefaßt ma- chen: nächstdem, wanns fehlen will, allezeit das kostbarste suchen zu retten, und lieber den Leib um der Seelen willen hingeben, und in die Schan- tze schlagen als die Seele verlieren. Dis haben schon die heidnischen Dichter also für nöthig und rathsam zu seyn erkannt, und viele Weltweise in ihrem Leben wircklich ausgeübet.
Ut corpus redimas, ferrum patieris & ignes, Arida nec sitiens ora levabis aqua. Ut valeas animo quidquam tolerare negabis? At pretium pars haec corpore maius habet!
Daß du den Leib erhältst, erduldst du Schnitt und Brennen; Und wenn der Durst dich plagt, sieht man zur Quell dich rennen: Damit die Seel genes', sag! leidst du gern Beschwerd? Denck aber, wer ist wol mehr unter beyden werth?
nam cur Quae laedunt oculos festinas demere? si quid Est animum, differs curandi tempus in annum? Dimidium facti, qui coepit, habet. sapere aude. Jucipe: vivendi recte qui prorogat horam Rusticus expectat dum defluat amnis: at ille Labitur & Iabetur in omne volubilis aevum. Horat.
Du nimmst geschwind heraus, was dir dein Aug' verletzet: Und hast die Seelencur so weit hinaus gesetzet? Eil doch! Wer wol anfängt, hat schon die helft gethan: Nimms dir nur ernstlich vor; und fangs mit JEsu an.
Wer
Anhang zum dritten Theil,
mag ſagen was man will: ſo muß man ſich vor allem durchaus auf die groͤſte Noth gefaßt ma- chen: naͤchſtdem, wanns fehlen will, allezeit das koſtbarſte ſuchen zu retten, und lieber den Leib um der Seelen willen hingeben, und in die Schan- tze ſchlagen als die Seele verlieren. Dis haben ſchon die heidniſchen Dichter alſo fuͤr noͤthig und rathſam zu ſeyn erkannt, und viele Weltweiſe in ihrem Leben wircklich ausgeuͤbet.
Ut corpus redimas, ferrum patieris & ignes, Arida nec ſitiens ora levabis aqua. Ut valeas animo quidquam tolerare negabis? At pretium pars hæc corpore maius habet!
Daß du den Leib erhaͤltſt, erduldſt du Schnitt und Brennen; Und wenn der Durſt dich plagt, ſieht man zur Quell dich rennen: Damit die Seel geneſ’, ſag! leidſt du gern Beſchwerd? Denck aber, wer iſt wol mehr unter beyden werth?
nam cur Quæ lædunt oculos feſtinas demere? ſi quid Eſt animum, differs curandi tempus in annum? Dimidium facti, qui cœpit, habet. ſapere aude. Jucipe: vivendi rectè qui prorogat horam Ruſticus expectat dum defluat amnis: at ille Labitur & Iabetur in omne volubilis ævum. Horat.
Du nimmſt geſchwind heraus, was dir dein Aug’ verletzet: Und haſt die Seelencur ſo weit hinaus geſetzet? Eil doch! Wer wol anfaͤngt, hat ſchon die helft gethan: Nimms dir nur ernſtlich vor; und fangs mit JEſu an.
Wer
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Anhang zum dritten Theil,
mag ſagen was man will: ſo muß man ſich vor
allem durchaus auf die groͤſte Noth gefaßt ma-
chen: naͤchſtdem, wanns fehlen will, allezeit das
koſtbarſte ſuchen zu retten, und lieber den Leib
um der Seelen willen hingeben, und in die Schan-
tze ſchlagen als die Seele verlieren. Dis haben
ſchon die heidniſchen Dichter alſo fuͤr noͤthig und
rathſam zu ſeyn erkannt, und viele Weltweiſe in
ihrem Leben wircklich ausgeuͤbet.
Ut corpus redimas, ferrum patieris & ignes,
Arida nec ſitiens ora levabis aqua.
Ut valeas animo quidquam tolerare negabis?
At pretium pars hæc corpore maius habet!
Daß du den Leib erhaͤltſt, erduldſt du Schnitt
und Brennen;
Und wenn der Durſt dich plagt, ſieht man
zur Quell dich rennen:
Damit die Seel geneſ’, ſag! leidſt du gern
Beſchwerd?
Denck aber, wer iſt wol mehr unter beyden
werth?
nam cur
Quæ lædunt oculos feſtinas demere? ſi quid
Eſt animum, differs curandi tempus in annum?
Dimidium facti, qui cœpit, habet. ſapere aude.
Jucipe: vivendi rectè qui prorogat horam
Ruſticus expectat dum defluat amnis: at ille
Labitur & Iabetur in omne volubilis ævum. Horat.
Du nimmſt geſchwind heraus, was dir dein
Aug’ verletzet:
Und haſt die Seelencur ſo weit hinaus geſetzet?
Eil doch! Wer wol anfaͤngt, hat ſchon die
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Nimms dir nur ernſtlich vor; und fangs mit
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Wer
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/722>, abgerufen am 22.11.2024.
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