tzens, der schwache Menschen, die nicht so gerade alles Böse lassen, und alles Gute thun können, mit unendlich liebreicher Gedult erträgt, und nach und nach anführet? Wann sie nur alles Arge hassen, und allem Guten nachjagen, und auf- richtig unter vielem leiden und kämpfen, beten und flehen Gehorsam von ihm lernen wollen: so hilfft seine Gnade einem jeden aus vielen Fällen zur Gerechtfertigung. Röm. 5, 6, Was man für GOtt thut, dabey muß grosser Muth, Vertrauen und Freudigkeit seyn, denn GOtt wird seine Sache nicht verlassen.
Die schwächsten Anfänger dürfen schon glau- ben, sie seyen GOtt angenehm, wo sie nur auf- richtig sind. Ueber Fehltritte soll man billig den Schmertzen rechtschaffener Busse walten lassen, daß wir noch in so harter Gefängniß liegen; darin sollen wir nicht träumen und faulentzen, in so ei- ner scheuslichen Seelengefahr. Auch dürfen wir nicht unsere Untreue gegen den HErrn JEsum gering achten, sondern billig Hertzensangst und Betrübniß empfinden: aber gleichwol nach dem vorgesteckten Ziel der vollkommenen Aehnlichkeit Christi muthig fortschreiten. Wir sind wol ver- änderlich, GOttes Verheissungen aber bleiben in heiliger Schrift unverändert. So höret GOttes Sohn auch darum nicht auf JEsus zu heissen, eben sowol nach meinem Sündenfall und schänd- lichen Treulosigkeit als vorhin, ja ehe noch ein Stäubgen von mir vorhanden war. Nein! ge- rade entgegen! du must dich aufs frische erman- nen, und trachten wiederum auf die Füsse des Glaubens und der Hofnung zu kommen: GOtt wird ungezweifelt helfen, und alle Fälle, in denen man nicht verharren will, um JEsu Christi wil-
len
C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
tzens, der ſchwache Menſchen, die nicht ſo gerade alles Boͤſe laſſen, und alles Gute thun koͤnnen, mit unendlich liebreicher Gedult ertraͤgt, und nach und nach anfuͤhret? Wann ſie nur alles Arge haſſen, und allem Guten nachjagen, und auf- richtig unter vielem leiden und kaͤmpfen, beten und flehen Gehorſam von ihm lernen wollen: ſo hilfft ſeine Gnade einem jeden aus vielen Faͤllen zur Gerechtfertigung. Roͤm. 5, 6, Was man fuͤr GOtt thut, dabey muß groſſer Muth, Vertrauen und Freudigkeit ſeyn, denn GOtt wird ſeine Sache nicht verlaſſen.
Die ſchwaͤchſten Anfaͤnger duͤrfen ſchon glau- ben, ſie ſeyen GOtt angenehm, wo ſie nur auf- richtig ſind. Ueber Fehltritte ſoll man billig den Schmertzen rechtſchaffener Buſſe walten laſſen, daß wir noch in ſo harter Gefaͤngniß liegen; darin ſollen wir nicht traͤumen und faulentzen, in ſo ei- ner ſcheuslichen Seelengefahr. Auch duͤrfen wir nicht unſere Untreue gegen den HErrn JEſum gering achten, ſondern billig Hertzensangſt und Betruͤbniß empfinden: aber gleichwol nach dem vorgeſteckten Ziel der vollkommenen Aehnlichkeit Chriſti muthig fortſchreiten. Wir ſind wol ver- aͤnderlich, GOttes Verheiſſungen aber bleiben in heiliger Schrift unveraͤndert. So hoͤret GOttes Sohn auch darum nicht auf JEſus zu heiſſen, eben ſowol nach meinem Suͤndenfall und ſchaͤnd- lichen Treuloſigkeit als vorhin, ja ehe noch ein Staͤubgen von mir vorhanden war. Nein! ge- rade entgegen! du muſt dich aufs friſche erman- nen, und trachten wiederum auf die Fuͤſſe des Glaubens und der Hofnung zu kommen: GOtt wird ungezweifelt helfen, und alle Faͤlle, in denen man nicht verharren will, um JEſu Chriſti wil-
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C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
tzens, der ſchwache Menſchen, die nicht ſo gerade
alles Boͤſe laſſen, und alles Gute thun koͤnnen,
mit unendlich liebreicher Gedult ertraͤgt, und nach
und nach anfuͤhret? Wann ſie nur alles Arge
haſſen, und allem Guten nachjagen, und auf-
richtig unter vielem leiden und kaͤmpfen, beten
und flehen Gehorſam von ihm lernen wollen: ſo
hilfft ſeine Gnade einem jeden aus vielen Faͤllen
zur Gerechtfertigung. Roͤm. 5, 6, Was man
fuͤr GOtt thut, dabey muß groſſer Muth,
Vertrauen und Freudigkeit ſeyn, denn GOtt
wird ſeine Sache nicht verlaſſen.
Die ſchwaͤchſten Anfaͤnger duͤrfen ſchon glau-
ben, ſie ſeyen GOtt angenehm, wo ſie nur auf-
richtig ſind. Ueber Fehltritte ſoll man billig den
Schmertzen rechtſchaffener Buſſe walten laſſen,
daß wir noch in ſo harter Gefaͤngniß liegen; darin
ſollen wir nicht traͤumen und faulentzen, in ſo ei-
ner ſcheuslichen Seelengefahr. Auch duͤrfen wir
nicht unſere Untreue gegen den HErrn JEſum
gering achten, ſondern billig Hertzensangſt und
Betruͤbniß empfinden: aber gleichwol nach dem
vorgeſteckten Ziel der vollkommenen Aehnlichkeit
Chriſti muthig fortſchreiten. Wir ſind wol ver-
aͤnderlich, GOttes Verheiſſungen aber bleiben in
heiliger Schrift unveraͤndert. So hoͤret GOttes
Sohn auch darum nicht auf JEſus zu heiſſen,
eben ſowol nach meinem Suͤndenfall und ſchaͤnd-
lichen Treuloſigkeit als vorhin, ja ehe noch ein
Staͤubgen von mir vorhanden war. Nein! ge-
rade entgegen! du muſt dich aufs friſche erman-
nen, und trachten wiederum auf die Fuͤſſe des
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/673>, abgerufen am 25.11.2024.
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