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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
stärcken, das Krancke heilen, das Verwunde-
te verbinden etc.
Ezech. 34. Du gestehest zwar,
du seyest noch kein Schaf: doch aber begehrest du
eins zu werden; andere haben sich ja auch nicht
selbst zu seinem Volcke gemacht, und zu Schafen
seiner Weide. Psalm 106. Du möchtest doch so
gerne ihn für deinen Hirten haben ewiglich: Er
solle sich doch lassen bewegen, und erbitten, und
aufmachen und Gnade vor recht ergehen lassen;
der Geist des HErrn sey ja über ihm und habe
Jhn gesalbet und gesandt, daß Er die Gefange-
nen erledige. Luc. 4. Du wollest sonst gerne alles
leiden, nur diesen Greuel nicht etc.

Freylich muß Glaube und Gelassenheit im Ge-
bet sich beysammen finden: aber wo du nicht eine
flammende Liebesbrunst und unvergleichliche
Treue in deinem Lebenslauf und übrigen Thun be-
weisest; so wäre so eine Gelassenheit billig verdäch-
tig. Heilige Seelen haben bißweilen wol im
paroxysmo oder gleichsam in der Verrückung ihrer
Liebe und hochentflammter Jnnigkeit die Sache
gleichsam von sich abgelehnt, hingegeben, und mit
Luthero gesagt: "O mein lieber GOtt, da ist
"Hölle, da ist Himmel, da ist Keuschheit, Hei-
"ligkeit, gute Wercke und alles: darinnen hab
"ich zwar die Meinung, daß ich gern keusch,
"heilig und voll guter Wercke würde: aber,
"lieber GOtt, ich setze es frey zu dir, mach da-
"mit was dir gefällt, denn mein Wille ist nicht
"so gut als deiner. Darum geschehe dein
"Wille, derselbe gehe in allen Dingen vor etc.

aber dis würde schläffrigen Christen oder unge-
schickten Anfängern übel anstehen nachzuäffen.
Bleibe du beym allgemeinen Evangelio, schreye
mit jenem Cananeischen Weibe Matth. 15. HErr,

HErr
III. Th. Betr. der Unreinigk. S s

C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
ſtaͤrcken, das Krancke heilen, das Verwunde-
te verbinden ꝛc.
Ezech. 34. Du geſteheſt zwar,
du ſeyeſt noch kein Schaf: doch aber begehreſt du
eins zu werden; andere haben ſich ja auch nicht
ſelbſt zu ſeinem Volcke gemacht, und zu Schafen
ſeiner Weide. Pſalm 106. Du moͤchteſt doch ſo
gerne ihn fuͤr deinen Hirten haben ewiglich: Er
ſolle ſich doch laſſen bewegen, und erbitten, und
aufmachen und Gnade vor recht ergehen laſſen;
der Geiſt des HErrn ſey ja uͤber ihm und habe
Jhn geſalbet und geſandt, daß Er die Gefange-
nen erledige. Luc. 4. Du wolleſt ſonſt gerne alles
leiden, nur dieſen Greuel nicht ꝛc.

Freylich muß Glaube und Gelaſſenheit im Ge-
bet ſich beyſammen finden: aber wo du nicht eine
flammende Liebesbrunſt und unvergleichliche
Treue in deinem Lebenslauf und uͤbrigen Thun be-
weiſeſt; ſo waͤre ſo eine Gelaſſenheit billig verdaͤch-
tig. Heilige Seelen haben bißweilen wol im
paroxyſmo oder gleichſam in der Verruͤckung ihrer
Liebe und hochentflammter Jnnigkeit die Sache
gleichſam von ſich abgelehnt, hingegeben, und mit
Luthero geſagt: „O mein lieber GOtt, da iſt
„Hoͤlle, da iſt Himmel, da iſt Keuſchheit, Hei-
„ligkeit, gute Wercke und alles: darinnen hab
„ich zwar die Meinung, daß ich gern keuſch,
„heilig und voll guter Wercke wuͤrde: aber,
„lieber GOtt, ich ſetze es frey zu dir, mach da-
„mit was dir gefaͤllt, denn mein Wille iſt nicht
„ſo gut als deiner. Darum geſchehe dein
„Wille, derſelbe gehe in allen Dingen vor ꝛc.

aber dis wuͤrde ſchlaͤffrigen Chriſten oder unge-
ſchickten Anfaͤngern uͤbel anſtehen nachzuaͤffen.
Bleibe du beym allgemeinen Evangelio, ſchreye
mit jenem Cananeiſchen Weibe Matth. 15. HErr,

HErr
III. Th. Betr. der Unreinigk. S s
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[641/0661] C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit. ſtaͤrcken, das Krancke heilen, das Verwunde- te verbinden ꝛc. Ezech. 34. Du geſteheſt zwar, du ſeyeſt noch kein Schaf: doch aber begehreſt du eins zu werden; andere haben ſich ja auch nicht ſelbſt zu ſeinem Volcke gemacht, und zu Schafen ſeiner Weide. Pſalm 106. Du moͤchteſt doch ſo gerne ihn fuͤr deinen Hirten haben ewiglich: Er ſolle ſich doch laſſen bewegen, und erbitten, und aufmachen und Gnade vor recht ergehen laſſen; der Geiſt des HErrn ſey ja uͤber ihm und habe Jhn geſalbet und geſandt, daß Er die Gefange- nen erledige. Luc. 4. Du wolleſt ſonſt gerne alles leiden, nur dieſen Greuel nicht ꝛc. Freylich muß Glaube und Gelaſſenheit im Ge- bet ſich beyſammen finden: aber wo du nicht eine flammende Liebesbrunſt und unvergleichliche Treue in deinem Lebenslauf und uͤbrigen Thun be- weiſeſt; ſo waͤre ſo eine Gelaſſenheit billig verdaͤch- tig. Heilige Seelen haben bißweilen wol im paroxyſmo oder gleichſam in der Verruͤckung ihrer Liebe und hochentflammter Jnnigkeit die Sache gleichſam von ſich abgelehnt, hingegeben, und mit Luthero geſagt: „O mein lieber GOtt, da iſt „Hoͤlle, da iſt Himmel, da iſt Keuſchheit, Hei- „ligkeit, gute Wercke und alles: darinnen hab „ich zwar die Meinung, daß ich gern keuſch, „heilig und voll guter Wercke wuͤrde: aber, „lieber GOtt, ich ſetze es frey zu dir, mach da- „mit was dir gefaͤllt, denn mein Wille iſt nicht „ſo gut als deiner. Darum geſchehe dein „Wille, derſelbe gehe in allen Dingen vor ꝛc. aber dis wuͤrde ſchlaͤffrigen Chriſten oder unge- ſchickten Anfaͤngern uͤbel anſtehen nachzuaͤffen. Bleibe du beym allgemeinen Evangelio, ſchreye mit jenem Cananeiſchen Weibe Matth. 15. HErr, HErr III. Th. Betr. der Unreinigk. S s

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/661>, abgerufen am 22.11.2024.