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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Anhang zum dritten Theil,
schlechts auch unter Frommen nicht ohne Gefahr.
Zuerst scheint es nur eine geistliche Liebe in Christo
zu seyn, und man will auf keiner Seiten nichts ar-
ges vor haben: indessen spüret der Tausendkünst-
ler seinen Vortheil aus, erwischet entweder das
eine oder alle beyde plötzlich, bläset ins Fleisch, und
zündet eine Hurenbrunst an; also daß diese un-
vorsichtige ihre Schantze verlieren, und beyde mit
einander zu Falle kommen, mithin zu grossen Un-
ehren des Namens Christi und mercklichem Nach-
theil seines Reichs im Fleisch vollenden, was doch
im Geist angefangen war. Gal. 3, 3. Wie wir
manch betrübt Exempel hievon lesen im Leben der
Altväter.

Der heilige Macarius erzehlet Hom. 27. §. 15. 16. fol-
gendes. Ein anderer gab seinen Leib auch dahin in der
Verfolgung, ward auch aufgehencket und entzuckt, dar-
auf ins Gefängniß geworffen. Diesem dienete eine
gläubige Frau, die nach der Regel (nach der Vor-
schrift eines geistlichen- oder Nonnenordens
) lebe-
te, mit welcher er bekannt war, und im Gefängniß in
Unreinigkeit fiel. Siehe, wie der, welcher seinen Leib
zur Marter dahin gab, gleichwol gefallen ist! Ein an-
derer kluger Kämpfer, welcher bey mir im Hause war
und mit mir betete, war so reich an der Gnade, daß er
im Gebet neben mir heftig gerühret ward: denn die
Gnade war in ihm brünstig. Er hatte auch die Gabe
gesund zu machen, und trieb nicht allein die bösen Gei-
ster aus, sondern heilete auch durch Auflegung der Hän-
de die, so an Händen und Füssen gebunden, und mit
schweren Gebrechen beladen waren. Darauf ward er
nachläßig: und weil ihn die Welt erhub, und er Gefal-
len an sich selber hatte, ward er aufgeblasen und fiel in
die tiefsten Sünden. Wer mag die Hinterlistigkeiten
des Teufels allzumal ermessen?
Zu unserer Väter Zeiten kamen Prediger ins Land, wel-
che in der hungarischen Verfolgung unter Käyser Leo-
poldo sehr vieles um des Evangelii willen ausgestanden
hatten. Sie musten z. E. Tag und Nacht bis über die
Lenden in ehe Gräben stehen; ihnen ward schimlicht
Brot zur Speise vorgeworfen, das musten sie aus Men-
schenkoth und Harn aufheben und essen, weil sie sonst
nichts

Anhang zum dritten Theil,
ſchlechts auch unter Frommen nicht ohne Gefahr.
Zuerſt ſcheint es nur eine geiſtliche Liebe in Chriſto
zu ſeyn, und man will auf keiner Seiten nichts ar-
ges vor haben: indeſſen ſpuͤret der Tauſendkuͤnſt-
ler ſeinen Vortheil aus, erwiſchet entweder das
eine oder alle beyde ploͤtzlich, blaͤſet ins Fleiſch, und
zuͤndet eine Hurenbrunſt an; alſo daß dieſe un-
vorſichtige ihre Schantze verlieren, und beyde mit
einander zu Falle kommen, mithin zu groſſen Un-
ehren des Namens Chriſti und mercklichem Nach-
theil ſeines Reichs im Fleiſch vollenden, was doch
im Geiſt angefangen war. Gal. 3, 3. Wie wir
manch betruͤbt Exempel hievon leſen im Leben der
Altvaͤter.

Der heilige Macarius erzehlet Hom. 27. §. 15. 16. fol-
gendes. Ein anderer gab ſeinen Leib auch dahin in der
Verfolgung, ward auch aufgehencket und entzuckt, dar-
auf ins Gefaͤngniß geworffen. Dieſem dienete eine
glaͤubige Frau, die nach der Regel (nach der Vor-
ſchrift eines geiſtlichen- oder Nonnenordens
) lebe-
te, mit welcher er bekannt war, und im Gefaͤngniß in
Unreinigkeit fiel. Siehe, wie der, welcher ſeinen Leib
zur Marter dahin gab, gleichwol gefallen iſt! Ein an-
derer kluger Kaͤmpfer, welcher bey mir im Hauſe war
und mit mir betete, war ſo reich an der Gnade, daß er
im Gebet neben mir heftig geruͤhret ward: denn die
Gnade war in ihm bruͤnſtig. Er hatte auch die Gabe
geſund zu machen, und trieb nicht allein die boͤſen Gei-
ſter aus, ſondern heilete auch durch Auflegung der Haͤn-
de die, ſo an Haͤnden und Fuͤſſen gebunden, und mit
ſchweren Gebrechen beladen waren. Darauf ward er
nachlaͤßig: und weil ihn die Welt erhub, und er Gefal-
len an ſich ſelber hatte, ward er aufgeblaſen und fiel in
die tiefſten Suͤnden. Wer mag die Hinterliſtigkeiten
des Teufels allzumal ermeſſen?
Zu unſerer Vaͤter Zeiten kamen Prediger ins Land, wel-
che in der hungariſchen Verfolgung unter Kaͤyſer Leo-
poldo ſehr vieles um des Evangelii willen ausgeſtanden
hatten. Sie muſten z. E. Tag und Nacht bis uͤber die
Lenden in ehe Graͤben ſtehen; ihnen ward ſchimlicht
Brot zur Speiſe vorgeworfen, das muſten ſie aus Men-
ſchenkoth und Harn aufheben und eſſen, weil ſie ſonſt
nichts
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[632/0652] Anhang zum dritten Theil, ſchlechts auch unter Frommen nicht ohne Gefahr. Zuerſt ſcheint es nur eine geiſtliche Liebe in Chriſto zu ſeyn, und man will auf keiner Seiten nichts ar- ges vor haben: indeſſen ſpuͤret der Tauſendkuͤnſt- ler ſeinen Vortheil aus, erwiſchet entweder das eine oder alle beyde ploͤtzlich, blaͤſet ins Fleiſch, und zuͤndet eine Hurenbrunſt an; alſo daß dieſe un- vorſichtige ihre Schantze verlieren, und beyde mit einander zu Falle kommen, mithin zu groſſen Un- ehren des Namens Chriſti und mercklichem Nach- theil ſeines Reichs im Fleiſch vollenden, was doch im Geiſt angefangen war. Gal. 3, 3. Wie wir manch betruͤbt Exempel hievon leſen im Leben der Altvaͤter. Der heilige Macarius erzehlet Hom. 27. §. 15. 16. fol- gendes. Ein anderer gab ſeinen Leib auch dahin in der Verfolgung, ward auch aufgehencket und entzuckt, dar- auf ins Gefaͤngniß geworffen. Dieſem dienete eine glaͤubige Frau, die nach der Regel (nach der Vor- ſchrift eines geiſtlichen- oder Nonnenordens) lebe- te, mit welcher er bekannt war, und im Gefaͤngniß in Unreinigkeit fiel. Siehe, wie der, welcher ſeinen Leib zur Marter dahin gab, gleichwol gefallen iſt! Ein an- derer kluger Kaͤmpfer, welcher bey mir im Hauſe war und mit mir betete, war ſo reich an der Gnade, daß er im Gebet neben mir heftig geruͤhret ward: denn die Gnade war in ihm bruͤnſtig. Er hatte auch die Gabe geſund zu machen, und trieb nicht allein die boͤſen Gei- ſter aus, ſondern heilete auch durch Auflegung der Haͤn- de die, ſo an Haͤnden und Fuͤſſen gebunden, und mit ſchweren Gebrechen beladen waren. Darauf ward er nachlaͤßig: und weil ihn die Welt erhub, und er Gefal- len an ſich ſelber hatte, ward er aufgeblaſen und fiel in die tiefſten Suͤnden. Wer mag die Hinterliſtigkeiten des Teufels allzumal ermeſſen? Zu unſerer Vaͤter Zeiten kamen Prediger ins Land, wel- che in der hungariſchen Verfolgung unter Kaͤyſer Leo- poldo ſehr vieles um des Evangelii willen ausgeſtanden hatten. Sie muſten z. E. Tag und Nacht bis uͤber die Lenden in ehe Graͤben ſtehen; ihnen ward ſchimlicht Brot zur Speiſe vorgeworfen, das muſten ſie aus Men- ſchenkoth und Harn aufheben und eſſen, weil ſie ſonſt nichts

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/652>, abgerufen am 22.11.2024.