VOr Kranckheiten braucht man zweyerley Mittel: die ersten zur Fürsorge, der Kranckheit vorzukommen; die andern zur Heilung. Zur Fürsorge, wie allen Sünden also auch der Unkeuschheit vorzubeugen, gehöret theils das Mißtrauen an sich selbst, da man in steten Sorgen stehet, man möchte vom Versucher übervortheilet werden: theils die Wach- samkeit. Anfechtungen und mancherley Versu- chungen müssen wir alle Tage gewärtig seyn: Dis ist die Natur des menschlichen Lebens. Man muß aber aus der Ursach nicht meinen, daß man allezeit überwinden werde, weil man sich etwa vor- gesetzt hat lieber zu sterben, als GOtt zu beleidi- gen: nein! solche Hoffart und eigen Vertrauen kann GOtt zu Boden nicht leiden; da ist der Fall mehr denn gewiß. Jm Gegentheil macht die Furcht fürsichtig und JEsu anklebend: sind wir aber in uns schwach und verzagt, vertrauen in Christum allein, und JEsus hälts mit uns und streitet für uns, so haben wirs gewonnen.
Es ist kein einiger Feind des Heils, wieder welchen man mehr auf der Hut seyn müsse als die Unkeuschheit. Wo man meint, sie sey todt, da schläfft sie nur; und man kann die Frucht eines langen Kriegs überaus bald und leicht verlieren, wo man sich den Sieg allzugeschwind zutrauet. Ach da, da lauret die Unkeuschheit wie ein Wolf auf ein Schaf, und ein geringer Anlaß zeiget, daß sie noch nicht vertilget sey. Unkeuschheit ist ein Feuer, so unter der Aschen glimmet und unversehens al- les in Brand steckt: hier hilft am stärcksten, sich nichts, und GOtt alles zutrauen.
Es ist aber auch der allzugemeinsame und öf- tere Umgang zwischen Personen beyderley Ge-
schlechts
C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
VOr Kranckheiten braucht man zweyerley Mittel: die erſten zur Fuͤrſorge, der Kranckheit vorzukommen; die andern zur Heilung. Zur Fuͤrſorge, wie allen Suͤnden alſo auch der Unkeuſchheit vorzubeugen, gehoͤret theils das Mißtrauen an ſich ſelbſt, da man in ſteten Sorgen ſtehet, man moͤchte vom Verſucher uͤbervortheilet werden: theils die Wach- ſamkeit. Anfechtungen und mancherley Verſu- chungen muͤſſen wir alle Tage gewaͤrtig ſeyn: Dis iſt die Natur des menſchlichen Lebens. Man muß aber aus der Urſach nicht meinen, daß man allezeit uͤberwinden werde, weil man ſich etwa vor- geſetzt hat lieber zu ſterben, als GOtt zu beleidi- gen: nein! ſolche Hoffart und eigen Vertrauen kann GOtt zu Boden nicht leiden; da iſt der Fall mehr denn gewiß. Jm Gegentheil macht die Furcht fuͤrſichtig und JEſu anklebend: ſind wir aber in uns ſchwach und verzagt, vertrauen in Chriſtum allein, und JEſus haͤlts mit uns und ſtreitet fuͤr uns, ſo haben wirs gewonnen.
Es iſt kein einiger Feind des Heils, wieder welchen man mehr auf der Hut ſeyn muͤſſe als die Unkeuſchheit. Wo man meint, ſie ſey todt, da ſchlaͤfft ſie nur; und man kann die Frucht eines langen Kriegs uͤberaus bald und leicht verlieren, wo man ſich den Sieg allzugeſchwind zutrauet. Ach da, da lauret die Unkeuſchheit wie ein Wolf auf ein Schaf, und ein geringer Anlaß zeiget, daß ſie noch nicht vertilget ſey. Unkeuſchheit iſt ein Feuer, ſo unter der Aſchen glimmet und unverſehens al- les in Brand ſteckt: hier hilft am ſtaͤrckſten, ſich nichts, und GOtt alles zutrauen.
Es iſt aber auch der allzugemeinſame und oͤf- tere Umgang zwiſchen Perſonen beyderley Ge-
ſchlechts
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C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
VOr Kranckheiten braucht man zweyerley
Mittel: die erſten zur Fuͤrſorge, der
Kranckheit vorzukommen; die andern
zur Heilung. Zur Fuͤrſorge, wie allen
Suͤnden alſo auch der Unkeuſchheit vorzubeugen,
gehoͤret theils das Mißtrauen an ſich ſelbſt, da
man in ſteten Sorgen ſtehet, man moͤchte vom
Verſucher uͤbervortheilet werden: theils die Wach-
ſamkeit. Anfechtungen und mancherley Verſu-
chungen muͤſſen wir alle Tage gewaͤrtig ſeyn:
Dis iſt die Natur des menſchlichen Lebens. Man
muß aber aus der Urſach nicht meinen, daß man
allezeit uͤberwinden werde, weil man ſich etwa vor-
geſetzt hat lieber zu ſterben, als GOtt zu beleidi-
gen: nein! ſolche Hoffart und eigen Vertrauen
kann GOtt zu Boden nicht leiden; da iſt der Fall
mehr denn gewiß. Jm Gegentheil macht die
Furcht fuͤrſichtig und JEſu anklebend: ſind wir
aber in uns ſchwach und verzagt, vertrauen in
Chriſtum allein, und JEſus haͤlts mit uns und
ſtreitet fuͤr uns, ſo haben wirs gewonnen.
Es iſt kein einiger Feind des Heils, wieder
welchen man mehr auf der Hut ſeyn muͤſſe als die
Unkeuſchheit. Wo man meint, ſie ſey todt, da
ſchlaͤfft ſie nur; und man kann die Frucht eines
langen Kriegs uͤberaus bald und leicht verlieren,
wo man ſich den Sieg allzugeſchwind zutrauet. Ach
da, da lauret die Unkeuſchheit wie ein Wolf auf
ein Schaf, und ein geringer Anlaß zeiget, daß ſie
noch nicht vertilget ſey. Unkeuſchheit iſt ein Feuer,
ſo unter der Aſchen glimmet und unverſehens al-
les in Brand ſteckt: hier hilft am ſtaͤrckſten, ſich
nichts, und GOtt alles zutrauen.
Es iſt aber auch der allzugemeinſame und oͤf-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/651>, abgerufen am 22.11.2024.
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