Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang zum dritten Theil,
und Regierung des heiligen Geistes lernet der
Weise seinen Sterbetag also bedencken, daß er sei-
nen Nutzen davon mache, und des Sündigens
müßig gehe. O ja! denckest du tieff an das Bild
eines Sterbenden, wie ihm der Angstschweiß aus-
bricht, das Hertz bebet, alle Glieder erzittern, die
Augen brechen, der Hals röchelt, das Angesicht
erblasset und alles erstarret; und glaubest du da-
bey gewiß, daß zu seiner Zeit (wer weiß aber wie
bald!) andere ein eben dergleichen Bild an dir
schauen werden: O wie wirst du nach der Krafft
JEsu Christi lechtzen, daß doch sein Blut den
Greuel der Unkeuschheit gantz aus dir hinweg
nehme! du wirst mercken auf die Stimme seines
Geistes, und seine Gnadenbewegungen treulich
brauchen, bis du andern in der Wahrheit bezeu-
gen kanst: JEsus habe ein unendlich Vermögen
und Bereitwilligkeit, die Menschen von der Un-
keuschheit zu reinigen. Ja was du also selbst für
starck und gut befunden, die Herrschafft dieses
Greuels zu brechen, das wirst du nicht unterlas-
sen zu täglicher Reinigung anzuwenden: damit,
wann das Geschrey von dir unter die Leute kommt,
er ist gestorben! du alsdann an einem guten Or-
te seyest. Gewiß ein andächtiger Durchgang
über den Kirchhoff, und die Grabstätte der Nach-
barn und Bekanten könte noch manchen zu bessern
Gedancken bringen; weil gleichwol die Reihe an
einen jeden kommt, und keiner jünger wird, aber
wol täglich älter.

7) Erin-
nert uns
der Ver-
klärung
unsrer Lei-
ber.

VII.
Der heilige Geist lehret seine aufmercksa-
me Schüler, daß unser HErr JEsus Christus
die gröste Hertzensfreude habe den Erlöseten und
Geheiligten am jüngsten Tage verklärte Lei-
ber zu schencken;
daher JEsus dieses so oft wie-

der-

Anhang zum dritten Theil,
und Regierung des heiligen Geiſtes lernet der
Weiſe ſeinen Sterbetag alſo bedencken, daß er ſei-
nen Nutzen davon mache, und des Suͤndigens
muͤßig gehe. O ja! denckeſt du tieff an das Bild
eines Sterbenden, wie ihm der Angſtſchweiß aus-
bricht, das Hertz bebet, alle Glieder erzittern, die
Augen brechen, der Hals roͤchelt, das Angeſicht
erblaſſet und alles erſtarret; und glaubeſt du da-
bey gewiß, daß zu ſeiner Zeit (wer weiß aber wie
bald!) andere ein eben dergleichen Bild an dir
ſchauen werden: O wie wirſt du nach der Krafft
JEſu Chriſti lechtzen, daß doch ſein Blut den
Greuel der Unkeuſchheit gantz aus dir hinweg
nehme! du wirſt mercken auf die Stimme ſeines
Geiſtes, und ſeine Gnadenbewegungen treulich
brauchen, bis du andern in der Wahrheit bezeu-
gen kanſt: JEſus habe ein unendlich Vermoͤgen
und Bereitwilligkeit, die Menſchen von der Un-
keuſchheit zu reinigen. Ja was du alſo ſelbſt fuͤr
ſtarck und gut befunden, die Herrſchafft dieſes
Greuels zu brechen, das wirſt du nicht unterlaſ-
ſen zu taͤglicher Reinigung anzuwenden: damit,
wann das Geſchrey von dir unter die Leute kommt,
er iſt geſtorben! du alsdann an einem guten Or-
te ſeyeſt. Gewiß ein andaͤchtiger Durchgang
uͤber den Kirchhoff, und die Grabſtaͤtte der Nach-
barn und Bekanten koͤnte noch manchen zu beſſern
Gedancken bringen; weil gleichwol die Reihe an
einen jeden kommt, und keiner juͤnger wird, aber
wol taͤglich aͤlter.

7) Erin-
nert uns
der Ver-
klaͤrung
unſrer Lei-
ber.

VII.
Der heilige Geiſt lehret ſeine aufmerckſa-
me Schuͤler, daß unſer HErr JEſus Chriſtus
die groͤſte Hertzensfreude habe den Erloͤſeten und
Geheiligten am juͤngſten Tage verklaͤrte Lei-
ber zu ſchencken;
daher JEſus dieſes ſo oft wie-

der-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0644" n="624"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>
und Regierung des heiligen Gei&#x017F;tes lernet der<lb/>
Wei&#x017F;e &#x017F;einen Sterbetag al&#x017F;o bedencken, daß er &#x017F;ei-<lb/>
nen Nutzen davon mache, und des Su&#x0364;ndigens<lb/>
mu&#x0364;ßig gehe. O ja! dencke&#x017F;t du tieff an das Bild<lb/>
eines Sterbenden, wie ihm der Ang&#x017F;t&#x017F;chweiß aus-<lb/>
bricht, das Hertz bebet, alle Glieder erzittern, die<lb/>
Augen brechen, der Hals ro&#x0364;chelt, das Ange&#x017F;icht<lb/>
erbla&#x017F;&#x017F;et und alles er&#x017F;tarret; und glaube&#x017F;t du da-<lb/>
bey gewiß, daß zu &#x017F;einer Zeit (wer weiß aber wie<lb/>
bald!) andere ein eben dergleichen Bild an dir<lb/>
&#x017F;chauen werden: O wie wir&#x017F;t du nach der Krafft<lb/>
JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti lechtzen, daß doch &#x017F;ein Blut den<lb/>
Greuel der Unkeu&#x017F;chheit gantz aus dir hinweg<lb/>
nehme! du wir&#x017F;t mercken auf die Stimme &#x017F;eines<lb/>
Gei&#x017F;tes, und &#x017F;eine Gnadenbewegungen treulich<lb/>
brauchen, bis du andern in der Wahrheit bezeu-<lb/>
gen kan&#x017F;t: JE&#x017F;us habe ein unendlich Vermo&#x0364;gen<lb/>
und Bereitwilligkeit, die Men&#x017F;chen von der Un-<lb/>
keu&#x017F;chheit zu reinigen. Ja was du al&#x017F;o &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;tarck und gut befunden, die Herr&#x017F;chafft die&#x017F;es<lb/>
Greuels zu brechen, das wir&#x017F;t du nicht unterla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en zu ta&#x0364;glicher Reinigung anzuwenden: damit,<lb/>
wann das Ge&#x017F;chrey von dir unter die Leute kommt,<lb/><hi rendition="#fr">er i&#x017F;t ge&#x017F;torben!</hi> du alsdann an einem guten Or-<lb/>
te &#x017F;eye&#x017F;t. Gewiß ein anda&#x0364;chtiger Durchgang<lb/>
u&#x0364;ber den Kirchhoff, und die Grab&#x017F;ta&#x0364;tte der Nach-<lb/>
barn und Bekanten ko&#x0364;nte noch manchen zu be&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
Gedancken bringen; weil gleichwol die Reihe an<lb/>
einen jeden kommt, und keiner ju&#x0364;nger wird, aber<lb/>
wol ta&#x0364;glich a&#x0364;lter.</p><lb/>
          <note place="left">7) Erin-<lb/>
nert uns<lb/>
der Ver-<lb/>
kla&#x0364;rung<lb/>
un&#x017F;rer Lei-<lb/>
ber.</note>
          <p><hi rendition="#aq">VII.</hi><lb/>
Der heilige Gei&#x017F;t lehret &#x017F;eine aufmerck&#x017F;a-<lb/>
me Schu&#x0364;ler, daß un&#x017F;er HErr JE&#x017F;us Chri&#x017F;tus<lb/>
die gro&#x0364;&#x017F;te Hertzensfreude habe den Erlo&#x0364;&#x017F;eten und<lb/>
Geheiligten <hi rendition="#fr">am ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tage verkla&#x0364;rte Lei-<lb/>
ber zu &#x017F;chencken;</hi> daher JE&#x017F;us die&#x017F;es &#x017F;o oft wie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[624/0644] Anhang zum dritten Theil, und Regierung des heiligen Geiſtes lernet der Weiſe ſeinen Sterbetag alſo bedencken, daß er ſei- nen Nutzen davon mache, und des Suͤndigens muͤßig gehe. O ja! denckeſt du tieff an das Bild eines Sterbenden, wie ihm der Angſtſchweiß aus- bricht, das Hertz bebet, alle Glieder erzittern, die Augen brechen, der Hals roͤchelt, das Angeſicht erblaſſet und alles erſtarret; und glaubeſt du da- bey gewiß, daß zu ſeiner Zeit (wer weiß aber wie bald!) andere ein eben dergleichen Bild an dir ſchauen werden: O wie wirſt du nach der Krafft JEſu Chriſti lechtzen, daß doch ſein Blut den Greuel der Unkeuſchheit gantz aus dir hinweg nehme! du wirſt mercken auf die Stimme ſeines Geiſtes, und ſeine Gnadenbewegungen treulich brauchen, bis du andern in der Wahrheit bezeu- gen kanſt: JEſus habe ein unendlich Vermoͤgen und Bereitwilligkeit, die Menſchen von der Un- keuſchheit zu reinigen. Ja was du alſo ſelbſt fuͤr ſtarck und gut befunden, die Herrſchafft dieſes Greuels zu brechen, das wirſt du nicht unterlaſ- ſen zu taͤglicher Reinigung anzuwenden: damit, wann das Geſchrey von dir unter die Leute kommt, er iſt geſtorben! du alsdann an einem guten Or- te ſeyeſt. Gewiß ein andaͤchtiger Durchgang uͤber den Kirchhoff, und die Grabſtaͤtte der Nach- barn und Bekanten koͤnte noch manchen zu beſſern Gedancken bringen; weil gleichwol die Reihe an einen jeden kommt, und keiner juͤnger wird, aber wol taͤglich aͤlter. VII. Der heilige Geiſt lehret ſeine aufmerckſa- me Schuͤler, daß unſer HErr JEſus Chriſtus die groͤſte Hertzensfreude habe den Erloͤſeten und Geheiligten am juͤngſten Tage verklaͤrte Lei- ber zu ſchencken; daher JEſus dieſes ſo oft wie- der-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/644
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/644>, abgerufen am 18.06.2024.