trete, und wie geschwind sie sich den Hals abstürtzen würde: daß es sie dünckt, der Teufel sey hinter ihr, u. werde sie, so bald sie in seine Versuchung einwillige, plötzlich umbringen; oder daß sich der Abgrund un- ter ihr aufthun würde sie zu verschlingen: also daß sie schleunig von ihrem Vorhaben abstehet, und ih- rem getreuen Führer diese hohe und unverdiente Gnade in Ewigkeit nicht genug verdancken kann, daß er sie so gnädiglich davon zurück gezogen. Jn- sonderheit wann sie andere siehet im Pfuhl liegen, und höret sie Ach und Wehe schreyen, oder wie Ru- ben und Esau über die verlorne Krone der Erstge- burt heulen: da denckt sie, ach wie wenig hats ge- fehlt, daß du nicht auch diesen Mißtritt gethan hät- test! ey behüte GOtt! wo wärest du jetzt, wann der heilige Geist JEsu Christi nicht das beste an dir ge- than hätte? Da gäbe sie ihm wol tausend Welten, seine treue Liebe zu vergelten.
Nachdem sie nun dem Sturtzfall entgangen, so mercket sie mit zitternder Freude, wie gut der Weg sey, darauf sie der heilige Geist GOttes aus Gna- den gebracht und auch aus Gnaden bis dahin erhal- ten, und gedencket bis an ihres Lebens Ende nicht da- von abzuweichen: denn sie spürt wohl, daß sie nicht in Hecken und Dornen gehe; sie fühlet auch mit heiliger Angst, wie entsetzlich gefährlich der Sün- denweg seye. O wie wohl ist ihr in der Gewißheit des göttlichen Wohlgefallens, und daß sie weiß, daß sie auf einer so angelegentlichen Reise die sie noch nie gemacht, und da sie nicht zum zweytenmal ausrei- sen kann, den unbetrieglichen Geist des Lebens der in Christo JEsu ist, zum Geleitsmann hat! was für Vergnügen trifft sie nicht auf seinem Wege an! O wie wohl thuts einem sündhaften Menschen von GOtt geliebet zu seyn, seiner Heiligkeit theilhaftig,
und
Q q 2
C. 2. Man muͤſſe ſich zuerſt bekehren.
trete, und wie geſchwind ſie ſich den Hals abſtuͤrtzen wuͤrde: daß es ſie duͤnckt, der Teufel ſey hinter ihr, u. werde ſie, ſo bald ſie in ſeine Verſuchung einwillige, ploͤtzlich umbringen; oder daß ſich der Abgrund un- ter ihr aufthun wuͤrde ſie zu verſchlingen: alſo daß ſie ſchleunig von ihrem Vorhaben abſtehet, und ih- rem getreuen Fuͤhrer dieſe hohe und unverdiente Gnade in Ewigkeit nicht genug verdancken kann, daß er ſie ſo gnaͤdiglich davon zuruͤck gezogen. Jn- ſonderheit wann ſie andere ſiehet im Pfuhl liegen, und hoͤret ſie Ach und Wehe ſchreyen, oder wie Ru- ben und Eſau uͤber die verlorne Krone der Erſtge- burt heulen: da denckt ſie, ach wie wenig hats ge- fehlt, daß du nicht auch dieſen Mißtritt gethan haͤt- teſt! ey behuͤte GOtt! wo waͤreſt du jetzt, wann der heilige Geiſt JEſu Chriſti nicht das beſte an dir ge- than haͤtte? Da gaͤbe ſie ihm wol tauſend Welten, ſeine treue Liebe zu vergelten.
Nachdem ſie nun dem Sturtzfall entgangen, ſo mercket ſie mit zitternder Freude, wie gut der Weg ſey, darauf ſie der heilige Geiſt GOttes aus Gna- den gebracht und auch aus Gnaden bis dahin erhal- ten, und gedencket bis an ihres Lebens Ende nicht da- von abzuweichen: denn ſie ſpuͤrt wohl, daß ſie nicht in Hecken und Dornen gehe; ſie fuͤhlet auch mit heiliger Angſt, wie entſetzlich gefaͤhrlich der Suͤn- denweg ſeye. O wie wohl iſt ihr in der Gewißheit des goͤttlichen Wohlgefallens, und daß ſie weiß, daß ſie auf einer ſo angelegentlichen Reiſe die ſie noch nie gemacht, und da ſie nicht zum zweytenmal ausrei- ſen kann, den unbetrieglichen Geiſt des Lebens der in Chriſto JEſu iſt, zum Geleitsmann hat! was fuͤr Vergnuͤgen trifft ſie nicht auf ſeinem Wege an! O wie wohl thuts einem ſuͤndhaften Menſchen von GOtt geliebet zu ſeyn, ſeiner Heiligkeit theilhaftig,
und
Q q 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0631"n="611"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">C. 2. Man muͤſſe ſich zuerſt bekehren.</hi></fw><lb/>
trete, und wie geſchwind ſie ſich den Hals abſtuͤrtzen<lb/>
wuͤrde: daß es ſie duͤnckt, der Teufel ſey hinter ihr, u.<lb/>
werde ſie, ſo bald ſie in ſeine Verſuchung einwillige,<lb/>
ploͤtzlich umbringen; oder daß ſich der Abgrund un-<lb/>
ter ihr aufthun wuͤrde ſie zu verſchlingen: alſo daß<lb/>ſie ſchleunig von ihrem Vorhaben abſtehet, und ih-<lb/>
rem getreuen Fuͤhrer dieſe hohe und unverdiente<lb/>
Gnade in Ewigkeit nicht genug verdancken kann,<lb/>
daß er ſie ſo gnaͤdiglich davon zuruͤck gezogen. Jn-<lb/>ſonderheit wann ſie andere ſiehet im Pfuhl liegen,<lb/>
und hoͤret ſie Ach und Wehe ſchreyen, oder wie Ru-<lb/>
ben und Eſau uͤber die verlorne Krone der Erſtge-<lb/>
burt heulen: da denckt ſie, ach wie wenig hats ge-<lb/>
fehlt, daß du nicht auch dieſen Mißtritt gethan haͤt-<lb/>
teſt! ey behuͤte GOtt! wo waͤreſt du jetzt, wann der<lb/>
heilige Geiſt JEſu Chriſti nicht das beſte an dir ge-<lb/>
than haͤtte? Da gaͤbe ſie ihm wol tauſend Welten,<lb/>ſeine treue Liebe zu vergelten.</p><lb/><p>Nachdem ſie nun dem Sturtzfall entgangen, ſo<lb/>
mercket ſie mit zitternder Freude, wie gut der Weg<lb/>ſey, darauf ſie der heilige Geiſt GOttes aus Gna-<lb/>
den gebracht und auch aus Gnaden bis dahin erhal-<lb/>
ten, und gedencket bis an ihres Lebens Ende nicht da-<lb/>
von abzuweichen: denn ſie ſpuͤrt wohl, daß ſie nicht<lb/>
in Hecken und Dornen gehe; ſie fuͤhlet auch mit<lb/>
heiliger Angſt, wie entſetzlich gefaͤhrlich der Suͤn-<lb/>
denweg ſeye. O wie wohl iſt ihr in der Gewißheit<lb/>
des goͤttlichen Wohlgefallens, und daß ſie weiß, daß<lb/>ſie auf einer ſo angelegentlichen Reiſe die ſie noch nie<lb/>
gemacht, und da ſie nicht zum zweytenmal ausrei-<lb/>ſen kann, den unbetrieglichen Geiſt des Lebens der<lb/>
in Chriſto JEſu iſt, zum Geleitsmann hat! was<lb/>
fuͤr Vergnuͤgen trifft ſie nicht auf ſeinem Wege an!<lb/>
O wie wohl thuts einem ſuͤndhaften Menſchen von<lb/>
GOtt geliebet zu ſeyn, ſeiner Heiligkeit theilhaftig,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q q 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[611/0631]
C. 2. Man muͤſſe ſich zuerſt bekehren.
trete, und wie geſchwind ſie ſich den Hals abſtuͤrtzen
wuͤrde: daß es ſie duͤnckt, der Teufel ſey hinter ihr, u.
werde ſie, ſo bald ſie in ſeine Verſuchung einwillige,
ploͤtzlich umbringen; oder daß ſich der Abgrund un-
ter ihr aufthun wuͤrde ſie zu verſchlingen: alſo daß
ſie ſchleunig von ihrem Vorhaben abſtehet, und ih-
rem getreuen Fuͤhrer dieſe hohe und unverdiente
Gnade in Ewigkeit nicht genug verdancken kann,
daß er ſie ſo gnaͤdiglich davon zuruͤck gezogen. Jn-
ſonderheit wann ſie andere ſiehet im Pfuhl liegen,
und hoͤret ſie Ach und Wehe ſchreyen, oder wie Ru-
ben und Eſau uͤber die verlorne Krone der Erſtge-
burt heulen: da denckt ſie, ach wie wenig hats ge-
fehlt, daß du nicht auch dieſen Mißtritt gethan haͤt-
teſt! ey behuͤte GOtt! wo waͤreſt du jetzt, wann der
heilige Geiſt JEſu Chriſti nicht das beſte an dir ge-
than haͤtte? Da gaͤbe ſie ihm wol tauſend Welten,
ſeine treue Liebe zu vergelten.
Nachdem ſie nun dem Sturtzfall entgangen, ſo
mercket ſie mit zitternder Freude, wie gut der Weg
ſey, darauf ſie der heilige Geiſt GOttes aus Gna-
den gebracht und auch aus Gnaden bis dahin erhal-
ten, und gedencket bis an ihres Lebens Ende nicht da-
von abzuweichen: denn ſie ſpuͤrt wohl, daß ſie nicht
in Hecken und Dornen gehe; ſie fuͤhlet auch mit
heiliger Angſt, wie entſetzlich gefaͤhrlich der Suͤn-
denweg ſeye. O wie wohl iſt ihr in der Gewißheit
des goͤttlichen Wohlgefallens, und daß ſie weiß, daß
ſie auf einer ſo angelegentlichen Reiſe die ſie noch nie
gemacht, und da ſie nicht zum zweytenmal ausrei-
ſen kann, den unbetrieglichen Geiſt des Lebens der
in Chriſto JEſu iſt, zum Geleitsmann hat! was
fuͤr Vergnuͤgen trifft ſie nicht auf ſeinem Wege an!
O wie wohl thuts einem ſuͤndhaften Menſchen von
GOtt geliebet zu ſeyn, ſeiner Heiligkeit theilhaftig,
und
Q q 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/631>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.