I) Der heilige Geist bringt alle Seelenkräf- te wieder in ihre rechte göttliche Ordnung.
a) Er eröfnet den Verstand, daß der reisende Wanderer nach dem heiligen Vaterland den wah- ren Weg bald vom falschen unterscheidet. So bald wird er nicht versucht zum Zorn, Neid, Unbillig- keit oder Unkeuschheit: so siehet er durch GOttes Erleuchtung flugs, das ihn der Seelenfeind auf den breiten Jrrweg verleiten will; daß er elender Wei- se die Gnade versäume, und in Sünde und Schan- de hineinlauffe, mithin sich dem Tod und der Hölle sowol als des Teufels Reich unterwürfig mache etc. Wo er nun erschrickt, an sich hält, nicht fort rennet, sondern achtet, was ihm der heilige Geist der listigen Teufelsstricke halben entdeckt, und ihn auf eine so liebreiche Manier vor Gefahr warnet: so weiset er ihm gleich JEsum den guten, köstlichen und wah- ren Weg, Joh. 14, 6. der uns, so wir in ihm blei- ben und uns von ihm forttragen lassen, den Weg der Sanftmuth, Gedult, Keuschheit etc. gen Him- mel führet, und so sänfftiglich vom verderblichen Wege der Sünde und dem daran hangenden See- lentode abziehet.
b) Der heilige Geist bringet auch den goaut oder geistlichen Geschmackdes Menschen wieder zurechte, durch die Süßigkeit der Gunst GOttes, durch die Annehmlichkeit seiner Schönheit oder Heiligkeit, und durch die Anmuth seiner Seligkeit. Ein Rei- segefehrte oder Führer probiert mit dem Stabe, wo man sey, ob der Ort da man durchreisen will tieff, sumpficht, morastig sey, obs jähe Felsenörter seyn etc. Hier läßt der heilige Geist die Seele, wo sie etwa in Kleinmuth, Mißtrauen, Murren, Lieblosigkeit oder Fleischeslust und Unreinigkeit neben austreten wolte, mit Grausen und Schrecken fühlen, wo sie hin-
tre-
Anhang zum dritten Theil.
1) Er ord- net die Seelen- kraͤfte.
I) Der heilige Geiſt bringt alle Seelenkraͤf- te wieder in ihre rechte goͤttliche Ordnung.
a) Er eroͤfnet den Verſtand, daß der reiſende Wanderer nach dem heiligen Vaterland den wah- ren Weg bald vom falſchen unterſcheidet. So bald wird er nicht verſucht zum Zorn, Neid, Unbillig- keit oder Unkeuſchheit: ſo ſiehet er durch GOttes Erleuchtung flugs, das ihn der Seelenfeind auf den breiten Jrrweg verleiten will; daß er elender Wei- ſe die Gnade verſaͤume, und in Suͤnde und Schan- de hineinlauffe, mithin ſich dem Tod und der Hoͤlle ſowol als des Teufels Reich unterwuͤrfig mache ꝛc. Wo er nun erſchrickt, an ſich haͤlt, nicht fort rennet, ſondern achtet, was ihm der heilige Geiſt der liſtigen Teufelsſtricke halben entdeckt, und ihn auf eine ſo liebreiche Manier vor Gefahr warnet: ſo weiſet er ihm gleich JEſum den guten, koͤſtlichen und wah- ren Weg, Joh. 14, 6. der uns, ſo wir in ihm blei- ben und uns von ihm forttragen laſſen, den Weg der Sanftmuth, Gedult, Keuſchheit ꝛc. gen Him- mel fuͤhret, und ſo ſaͤnfftiglich vom verderblichen Wege der Suͤnde und dem daran hangenden See- lentode abziehet.
b) Der heilige Geiſt bringet auch den goût oder geiſtlichen Geſchmackdes Menſchen wieder zurechte, durch die Suͤßigkeit der Gunſt GOttes, durch die Annehmlichkeit ſeiner Schoͤnheit oder Heiligkeit, und durch die Anmuth ſeiner Seligkeit. Ein Rei- ſegefehrte oder Fuͤhrer probiert mit dem Stabe, wo man ſey, ob der Ort da man durchreiſen will tieff, ſumpficht, moraſtig ſey, obs jaͤhe Felſenoͤrter ſeyn ꝛc. Hier laͤßt der heilige Geiſt die Seele, wo ſie etwa in Kleinmuth, Mißtrauen, Murren, Liebloſigkeit oder Fleiſchesluſt und Unreinigkeit neben austreten wolte, mit Grauſen und Schrecken fuͤhlen, wo ſie hin-
tre-
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Anhang zum dritten Theil.
I) Der heilige Geiſt bringt alle Seelenkraͤf-
te wieder in ihre rechte goͤttliche Ordnung.
a) Er eroͤfnet den Verſtand, daß der reiſende
Wanderer nach dem heiligen Vaterland den wah-
ren Weg bald vom falſchen unterſcheidet. So bald
wird er nicht verſucht zum Zorn, Neid, Unbillig-
keit oder Unkeuſchheit: ſo ſiehet er durch GOttes
Erleuchtung flugs, das ihn der Seelenfeind auf den
breiten Jrrweg verleiten will; daß er elender Wei-
ſe die Gnade verſaͤume, und in Suͤnde und Schan-
de hineinlauffe, mithin ſich dem Tod und der Hoͤlle
ſowol als des Teufels Reich unterwuͤrfig mache ꝛc.
Wo er nun erſchrickt, an ſich haͤlt, nicht fort rennet,
ſondern achtet, was ihm der heilige Geiſt der liſtigen
Teufelsſtricke halben entdeckt, und ihn auf eine
ſo liebreiche Manier vor Gefahr warnet: ſo weiſet
er ihm gleich JEſum den guten, koͤſtlichen und wah-
ren Weg, Joh. 14, 6. der uns, ſo wir in ihm blei-
ben und uns von ihm forttragen laſſen, den Weg
der Sanftmuth, Gedult, Keuſchheit ꝛc. gen Him-
mel fuͤhret, und ſo ſaͤnfftiglich vom verderblichen
Wege der Suͤnde und dem daran hangenden See-
lentode abziehet.
b) Der heilige Geiſt bringet auch den goût oder
geiſtlichen Geſchmackdes Menſchen wieder zurechte,
durch die Suͤßigkeit der Gunſt GOttes, durch die
Annehmlichkeit ſeiner Schoͤnheit oder Heiligkeit,
und durch die Anmuth ſeiner Seligkeit. Ein Rei-
ſegefehrte oder Fuͤhrer probiert mit dem Stabe, wo
man ſey, ob der Ort da man durchreiſen will tieff,
ſumpficht, moraſtig ſey, obs jaͤhe Felſenoͤrter ſeyn ꝛc.
Hier laͤßt der heilige Geiſt die Seele, wo ſie etwa in
Kleinmuth, Mißtrauen, Murren, Liebloſigkeit
oder Fleiſchesluſt und Unreinigkeit neben austreten
wolte, mit Grauſen und Schrecken fuͤhlen, wo ſie hin-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/630>, abgerufen am 22.11.2024.
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