Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.Anatomisch-Medicinische sich auf die Nacht die Blume schliesset; und de-ren er so sehr bedarf, daß, wo man einer sol- chen anfangenden Frucht die Blumenblätter abrupfen würde, sie verderben müste. Ach wie? mein theurester Freund! daß Sie nicht bey ie- dem Anblick der Blumen den so vernünftigen Schluß machen: Hat der Schöpfer die Erzeu- gung des Samens in den Pflantzen so vorsich- tig eingerichtet, und das allerbeste aus der gantzen Pflantze dazu destiniret, davon mich die subtile textur der Blumenblät- ter, der anmuthige Geruch der Blumen, und das liebliche Spiel ihrer unzehli- chen Farben vollkommen überführet; wie wird es erst in mir beschaffen seyn, der ich ia unvergleichlich edler bin, als eine Pflantze, und zu einem gantz andern b)Endzweck in der Welt lebe? Betreffend das andere, so ist aus der Anatomie weltkündig und unleugbar, daß die Fabrique der testium mit der Structur des Gehirns und der medullae spina- lis in der Subtilität und Art allzusehr überein oder ihr nahe kömmt. Nun es GOtt in der gantzen Natur so eingerichtet, daß wo ähnliche organa, daselbst auch ähnliche Verrichtungen und ähnliche producta sind: so können wir hie auch sagen, daß die testes so wohl als das Gehirn ein unter den fluidis im mensch- lichen Leibe im höchsten Grad kräftiges fluidum, ein fluidum actiuissimum et moven- di potens zubereiten. A posteriori aber erweiset solches schon der ur-
Anatomiſch-Mediciniſche ſich auf die Nacht die Blume ſchlieſſet; und de-ren er ſo ſehr bedarf, daß, wo man einer ſol- chen anfangenden Frucht die Blumenblaͤtter abrupfen wuͤrde, ſie verderben muͤſte. Ach wie? mein theureſter Freund! daß Sie nicht bey ie- dem Anblick der Blumen den ſo vernuͤnftigen Schluß machen: Hat der Schoͤpfer die Erzeu- gung des Samens in den Pflantzen ſo vorſich- tig eingerichtet, und das allerbeſte aus der gantzen Pflantze dazu deſtiniret, davon mich die ſubtile textur der Blumenblaͤt- ter, der anmuthige Geruch der Blumen, und das liebliche Spiel ihrer unzehli- chen Farben vollkommen uͤberfuͤhret; wie wird es erſt in mir beſchaffen ſeyn, der ich ia unvergleichlich edler bin, als eine Pflantze, und zu einem gantz andern b)Endzweck in der Welt lebe? Betreffend das andere, ſo iſt aus der Anatomie weltkuͤndig und unleugbar, daß die Fabrique der teſtium mit der Structur des Gehirns und der medullæ ſpina- lis in der Subtilitaͤt und Art allzuſehr uͤberein oder ihr nahe koͤmmt. Nun es GOtt in der gantzen Natur ſo eingerichtet, daß wo aͤhnliche organa, daſelbſt auch aͤhnliche Verrichtungen und aͤhnliche producta ſind: ſo koͤnnen wir hie auch ſagen, daß die teſtes ſo wohl als das Gehirn ein unter den fluidis im menſch- lichen Leibe im hoͤchſten Grad kraͤftiges fluidum, ein fluidum actiuisſimum et moven- di potens zubereiten. A poſteriori aber erweiſet ſolches ſchon der ur-
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Anatomiſch-Mediciniſche
ſich auf die Nacht die Blume ſchlieſſet; und de-
ren er ſo ſehr bedarf, daß, wo man einer ſol-
chen anfangenden Frucht die Blumenblaͤtter
abrupfen wuͤrde, ſie verderben muͤſte. Ach wie?
mein theureſter Freund! daß Sie nicht bey ie-
dem Anblick der Blumen den ſo vernuͤnftigen
Schluß machen: Hat der Schoͤpfer die Erzeu-
gung des Samens in den Pflantzen ſo vorſich-
tig eingerichtet, und das allerbeſte aus der
gantzen Pflantze dazu deſtiniret, davon
mich die ſubtile textur der Blumenblaͤt-
ter, der anmuthige Geruch der Blumen,
und das liebliche Spiel ihrer unzehli-
chen Farben vollkommen uͤberfuͤhret;
wie wird es erſt in mir beſchaffen ſeyn,
der ich ia unvergleichlich edler bin, als
eine Pflantze, und zu einem gantz andern
Endzweck in der Welt lebe? Betreffend das
andere, ſo iſt aus der Anatomie weltkuͤndig und
unleugbar, daß die Fabrique der teſtium mit der
Structur des Gehirns und der medullæ ſpina-
lis in der Subtilitaͤt und Art allzuſehr uͤberein
oder ihr nahe koͤmmt. Nun es GOtt in der
gantzen Natur ſo eingerichtet, daß wo aͤhnliche
organa, daſelbſt auch aͤhnliche Verrichtungen
und aͤhnliche producta ſind: ſo koͤnnen wir hie
auch ſagen, daß die teſtes ſo wohl als das
Gehirn ein unter den fluidis im menſch-
lichen Leibe im hoͤchſten Grad kraͤftiges
fluidum, ein fluidum actiuisſimum et moven-
di potens zubereiten.
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