Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.(III. Th.) Von den sicheren Mitteln, man sich darauf anfängt zu verlassen, und von JE-su, dem einigen Erretter abzusehen, je eher wird man betrogen. 5) Diese angeführte geist- und natürliche Mittel sind ohnfehlbar hinreichend für alle Pa- tienten, die nur noch nicht in schändliche Kranckhei- ten verfallen sind. Man darf sich von niemand weiter irren noch bethören lassen. Viel weniger darf man den jenigen glauben, die die Entledigung des Samens als nothwendig ausgeben. Es ist ei- ne rechte Verlästerung GOttes und seiner Anstalten und Ordnungen in der Natur. Man gebraucht sich dabey so verfänglicher Redensarten: vielleicht in Unwissenheit, und nicht in einem so bösen Sinn, als bös und groß der Schade ist, der denen zufällt, die sich dergleichen etwas bereden lassen. Es sollen a semine diutius retento allerley giftige exhalationes ins Blut kommen, und allerley Kranckheiten, z. E. dunckle Augen, Trägheit Schwindel, Traurigkeit etc. verursachen. Aber ist denn dis wahr? a) Kommt denn dis nicht von aller Ueberfüllung mit Speise und Tranck, von aller Nachläßigkeit, von aller Verzärtelung des Leibes und 100. andern Ur- sachen auch her? wer hat uns denn erlaubt, die Ur- sache in etwas zu suchen, das wir unmöglich erklären und nicht einmal als halbwege probable annehmen können: da wir so viel andere Ursachen weisen kön- nen, deren Connexion mit der Kranckheit sich mit Händen greiffen lässet? b) Sind doch alle solche Kranckheiten, die man der retentioni seminis so fälschlich und so ärgerlich zuschreibt, auch bey Weibspersonen anzutreffen: aber es ist ausgemacht gewiß, daß diese keinen Sa- men haben. So würden also diese Kranckheiten bey ihnen von der Retention dessen herrühren, was sie doch nicht besitzen! c) Was wird man denn von allen denjenigen Leuten sagen, die bis ins 25. 30. Jahr und weiter- hin
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln, man ſich darauf anfaͤngt zu verlaſſen, und von JE-ſu, dem einigen Erretter abzuſehen, je eher wird man betrogen. 5) Dieſe angefuͤhrte geiſt- und natuͤrliche Mittel ſind ohnfehlbar hinreichend fuͤr alle Pa- tienten, die nur noch nicht in ſchaͤndliche Kranckhei- ten verfallen ſind. Man darf ſich von niemand weiter irren noch bethoͤren laſſen. Viel weniger darf man den jenigen glauben, die die Entledigung des Samens als nothwendig ausgeben. Es iſt ei- ne rechte Verlaͤſterung GOttes und ſeiner Anſtalten und Ordnungen in der Natur. Man gebraucht ſich dabey ſo verfaͤnglicher Redensarten: vielleicht in Unwiſſenheit, und nicht in einem ſo boͤſen Sinn, als boͤs und groß der Schade iſt, der denen zufaͤllt, die ſich dergleichen etwas bereden laſſen. Es ſollen a ſemine diutius retento allerley giftige exhalationes ins Blut kommen, und allerley Kranckheiten, z. E. dunckle Augen, Traͤgheit Schwindel, Traurigkeit ꝛc. verurſachen. Aber iſt denn dis wahr? a) Kommt denn dis nicht von aller Ueberfuͤllung mit Speiſe und Tranck, von aller Nachlaͤßigkeit, von aller Verzaͤrtelung des Leibes und 100. andern Ur- ſachen auch her? wer hat uns denn erlaubt, die Ur- ſache in etwas zu ſuchen, das wir unmoͤglich erklaͤren und nicht einmal als halbwege probable annehmen koͤnnen: da wir ſo viel andere Urſachen weiſen koͤn- nen, deren Connexion mit der Kranckheit ſich mit Haͤnden greiffen laͤſſet? b) Sind doch alle ſolche Kranckheiten, die man der retentioni ſeminis ſo faͤlſchlich und ſo aͤrgerlich zuſchreibt, auch bey Weibsperſonen anzutreffen: aber es iſt ausgemacht gewiß, daß dieſe keinen Sa- men haben. So wuͤrden alſo dieſe Kranckheiten bey ihnen von der Retention deſſen herruͤhren, was ſie doch nicht beſitzen! c) Was wird man denn von allen denjenigen Leuten ſagen, die bis ins 25. 30. Jahr und weiter- hin
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
man ſich darauf anfaͤngt zu verlaſſen, und von JE-
ſu, dem einigen Erretter abzuſehen, je eher wird man
betrogen.
5) Dieſe angefuͤhrte geiſt- und natuͤrliche
Mittel ſind ohnfehlbar hinreichend fuͤr alle Pa-
tienten, die nur noch nicht in ſchaͤndliche Kranckhei-
ten verfallen ſind. Man darf ſich von niemand
weiter irren noch bethoͤren laſſen. Viel weniger
darf man den jenigen glauben, die die Entledigung
des Samens als nothwendig ausgeben. Es iſt ei-
ne rechte Verlaͤſterung GOttes und ſeiner Anſtalten
und Ordnungen in der Natur. Man gebraucht ſich
dabey ſo verfaͤnglicher Redensarten: vielleicht in
Unwiſſenheit, und nicht in einem ſo boͤſen Sinn, als
boͤs und groß der Schade iſt, der denen zufaͤllt, die
ſich dergleichen etwas bereden laſſen. Es ſollen a
ſemine diutius retento allerley giftige exhalationes
ins Blut kommen, und allerley Kranckheiten, z. E.
dunckle Augen, Traͤgheit Schwindel, Traurigkeit ꝛc.
verurſachen. Aber iſt denn dis wahr?
a) Kommt denn dis nicht von aller Ueberfuͤllung
mit Speiſe und Tranck, von aller Nachlaͤßigkeit, von
aller Verzaͤrtelung des Leibes und 100. andern Ur-
ſachen auch her? wer hat uns denn erlaubt, die Ur-
ſache in etwas zu ſuchen, das wir unmoͤglich erklaͤren
und nicht einmal als halbwege probable annehmen
koͤnnen: da wir ſo viel andere Urſachen weiſen koͤn-
nen, deren Connexion mit der Kranckheit ſich mit
Haͤnden greiffen laͤſſet?
b) Sind doch alle ſolche Kranckheiten, die man
der retentioni ſeminis ſo faͤlſchlich und ſo aͤrgerlich
zuſchreibt, auch bey Weibsperſonen anzutreffen:
aber es iſt ausgemacht gewiß, daß dieſe keinen Sa-
men haben. So wuͤrden alſo dieſe Kranckheiten
bey ihnen von der Retention deſſen herruͤhren, was
ſie doch nicht beſitzen!
c) Was wird man denn von allen denjenigen
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