Sorgen und Kummer, oder viel Traurigkeit, oder allerley Verdruß und Hertzensangst auszusiehen hast: so hast du vor den Reitzungen der Wollust wohl ru- he. Aber wer alle Tage herrlich und in Freuden lebt, kann sich ihnen kaum erwehren. Fliehe also nicht vorm Creutz. Gehe auch dem Betrübniß der Seelen über deinen Sünden etc. nicht aus dem We- ge. Besser hier als ewig betrübt. Behaupte nicht immer deinen eignen Willen, sondern thue ihm vie- len Tort. Siehe oft nach deinem Tode, nach dem jüngsten Gericht, nach der Ewigkeit, und nach der unvermeidlichen Rache GOttes über alle Selbst- mörder und Weichlinge.
Wer sich selber langsam umbringet, macht sich noch mehr Quaal und thut sich noch mehr unrecht, als der es auf einmal thut, so sie beyde dennoch zur Hölle fahren. Denn jener muß sich noch erst ei- nige Jahre nach einander sein schon modernd Leben abfressen, das doch nicht mehr zu retten ist: dieser kommt eher und leichter drum. Stelle nun deine Berechnung drüber an. Nimm zu deiner Betrach- tung betrübte und erbarmenswürdige Dinge fein ofte vor: Denn betrübte Gedancken machen den Leib stumpf und matt, daß er nach keinem Vergnü- gen sehr verlanget. Manche geben den Rath, daß man ein Knochengerippe, oder sonst eines schon in seinem Moder und ursprünglichen Unflat liegenden Menschen Contrefait, mit verfaulten Zähnen, durch- löcherten und von Würmern zerfressenen Angesicht, oh- ne Nase, und mit all so heßlich und abscheulich als mans nur vorstellen kann, bey sich führen solle. Dis Object soll man nun der erwachten Phantasie und den erhitzten Begierden mit Gewalt vorrücken, und versuchen, wie sehr sich durch dessen ernsten An- blick und tieffe Erwegung die Lüste dämpfen lassen. Mit all aber sind alle die Mittel nicht hinreichend, ohne GOttes allmächtige und erbarmende Gnade zuvörderst |im | Hertzen zu haben. Und je mehr
man
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wieder die Unreinigkeit.
Sorgen und Kummer, oder viel Traurigkeit, oder allerley Verdruß und Hertzensangſt auszuſiehen haſt: ſo haſt du vor den Reitzungen der Wolluſt wohl ru- he. Aber wer alle Tage herrlich und in Freuden lebt, kann ſich ihnen kaum erwehren. Fliehe alſo nicht vorm Creutz. Gehe auch dem Betruͤbniß der Seelen uͤber deinen Suͤnden ꝛc. nicht aus dem We- ge. Beſſer hier als ewig betruͤbt. Behaupte nicht immer deinen eignen Willen, ſondern thue ihm vie- len Tort. Siehe oft nach deinem Tode, nach dem juͤngſten Gericht, nach der Ewigkeit, und nach der unvermeidlichen Rache GOttes uͤber alle Selbſt- moͤrder und Weichlinge.
Wer ſich ſelber langſam umbringet, macht ſich noch mehr Quaal und thut ſich noch mehr unrecht, als der es auf einmal thut, ſo ſie beyde dennoch zur Hoͤlle fahren. Denn jener muß ſich noch erſt ei- nige Jahre nach einander ſein ſchon modernd Leben abfreſſen, das doch nicht mehr zu retten iſt: dieſer kommt eher und leichter drum. Stelle nun deine Berechnung druͤber an. Nimm zu deiner Betrach- tung betruͤbte und erbarmenswuͤrdige Dinge fein ofte vor: Denn betruͤbte Gedancken machen den Leib ſtumpf und matt, daß er nach keinem Vergnuͤ- gen ſehr verlanget. Manche geben den Rath, daß man ein Knochengerippe, oder ſonſt eines ſchon in ſeinem Moder und urſpruͤnglichen Unflat liegenden Menſchen Contrefait, mit verfaulten Zaͤhnen, durch- loͤcherten und von Wuͤrmern zerfreſſenen Angeſicht, oh- ne Naſe, und mit all ſo heßlich und abſcheulich als mans nur vorſtellen kann, bey ſich fuͤhren ſolle. Dis Object ſoll man nun der erwachten Phantaſie und den erhitzten Begierden mit Gewalt vorruͤcken, und verſuchen, wie ſehr ſich durch deſſen ernſten An- blick und tieffe Erwegung die Luͤſte daͤmpfen laſſen. Mit all aber ſind alle die Mittel nicht hinreichend, ohne GOttes allmaͤchtige und erbarmende Gnade zuvoͤrderſt |im | Hertzen zu haben. Und je mehr
man
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wieder die Unreinigkeit.
Sorgen und Kummer, oder viel Traurigkeit, oder
allerley Verdruß und Hertzensangſt auszuſiehen haſt:
ſo haſt du vor den Reitzungen der Wolluſt wohl ru-
he. Aber wer alle Tage herrlich und in Freuden
lebt, kann ſich ihnen kaum erwehren. Fliehe alſo
nicht vorm Creutz. Gehe auch dem Betruͤbniß der
Seelen uͤber deinen Suͤnden ꝛc. nicht aus dem We-
ge. Beſſer hier als ewig betruͤbt. Behaupte nicht
immer deinen eignen Willen, ſondern thue ihm vie-
len Tort. Siehe oft nach deinem Tode, nach dem
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unvermeidlichen Rache GOttes uͤber alle Selbſt-
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Wer ſich ſelber langſam umbringet, macht ſich
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als der es auf einmal thut, ſo ſie beyde dennoch zur
Hoͤlle fahren. Denn jener muß ſich noch erſt ei-
nige Jahre nach einander ſein ſchon modernd Leben
abfreſſen, das doch nicht mehr zu retten iſt: dieſer
kommt eher und leichter drum. Stelle nun deine
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tung betruͤbte und erbarmenswuͤrdige Dinge fein
ofte vor: Denn betruͤbte Gedancken machen den
Leib ſtumpf und matt, daß er nach keinem Vergnuͤ-
gen ſehr verlanget. Manche geben den Rath, daß
man ein Knochengerippe, oder ſonſt eines ſchon in
ſeinem Moder und urſpruͤnglichen Unflat liegenden
Menſchen Contrefait, mit verfaulten Zaͤhnen, durch-
loͤcherten und von Wuͤrmern zerfreſſenen Angeſicht, oh-
ne Naſe, und mit all ſo heßlich und abſcheulich
als mans nur vorſtellen kann, bey ſich fuͤhren ſolle.
Dis Object ſoll man nun der erwachten Phantaſie
und den erhitzten Begierden mit Gewalt vorruͤcken,
und verſuchen, wie ſehr ſich durch deſſen ernſten An-
blick und tieffe Erwegung die Luͤſte daͤmpfen laſſen.
Mit all aber ſind alle die Mittel nicht hinreichend,
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/537>, abgerufen am 24.11.2024.
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