Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

(III. Th.) Von den sicheren Mitteln,
recht anfüllen mit allen den kräftigen Bewe-
gungsgründen, dadurch sie von der Unreinig-
keit abgemahnet, und zu einem vor GOtt rei-
nen Wandel geleitet worden. Dis wird, wenn
sie alle Morgen gleich beym Erwachen solche
gute Gedancken haben, und sich gewöhnen, sel-
bige auch am Tage unter andern Geschäften zu
unterhalten, eine reiche Quelle heiliger und bes-
sernder Vorstellungen in ihnen eröfnen, die ih-
nen zu Zeiten eine unvergleichliche Lust und Ver-
gnügung bringen kann.

Man muß aber hierbey Zeit und Gelegen-
heit in acht nehmen. Es ist nicht allezeit auf
gleiche Weise leicht, gute Gedancken und geist-
liche Bewegungen im Hertzen zu haben; meh-
rentheils gibt sie der liebe GOtt unterm Creutz
und Leiden, unterm Gebet, unter dem Lesen
seines Wortes, und wenn die Affecten gantz ge-
stillet sind. Wenn nun solche bequemere Stun-
den der gnädigen Heimsuchung GOttes vor-
kommen; so lassen sie sie ja nicht vorbey gehen,
und die guten Gedancken verfladdern: sondern
eben da lassen sie sich mit Jhrem GOtt in eine
geheime Unterredung ein, handeln auch mit ih-
rem eigenen Hertzen von ihrer grossen Selig-
keit, die sie haben, wenn sie von dieser Lust be-
freyet sind; und wie unglücklich sie dagegen wa-
ren, da sie ihr gehorchet etc. Gewiß, auf Zeit
und Stunde zu mercken, ist ein grosses Geheim-
niß in dieser Beschäftigung. Sie dürffen eben
nicht allezeit lange und an einander hangende
gute Gedancken und Betrachtungen desfalls an-

stel-

(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
recht anfuͤllen mit allen den kraͤftigen Bewe-
gungsgruͤnden, dadurch ſie von der Unreinig-
keit abgemahnet, und zu einem vor GOtt rei-
nen Wandel geleitet worden. Dis wird, wenn
ſie alle Morgen gleich beym Erwachen ſolche
gute Gedancken haben, und ſich gewoͤhnen, ſel-
bige auch am Tage unter andern Geſchaͤften zu
unterhalten, eine reiche Quelle heiliger und beſ-
ſernder Vorſtellungen in ihnen eroͤfnen, die ih-
nen zu Zeiten eine unvergleichliche Luſt und Ver-
gnuͤgung bringen kann.

Man muß aber hierbey Zeit und Gelegen-
heit in acht nehmen. Es iſt nicht allezeit auf
gleiche Weiſe leicht, gute Gedancken und geiſt-
liche Bewegungen im Hertzen zu haben; meh-
rentheils gibt ſie der liebe GOtt unterm Creutz
und Leiden, unterm Gebet, unter dem Leſen
ſeines Wortes, und wenn die Affecten gantz ge-
ſtillet ſind. Wenn nun ſolche bequemere Stun-
den der gnaͤdigen Heimſuchung GOttes vor-
kommen; ſo laſſen ſie ſie ja nicht vorbey gehen,
und die guten Gedancken verfladdern: ſondern
eben da laſſen ſie ſich mit Jhrem GOtt in eine
geheime Unterredung ein, handeln auch mit ih-
rem eigenen Hertzen von ihrer groſſen Selig-
keit, die ſie haben, wenn ſie von dieſer Luſt be-
freyet ſind; und wie ungluͤcklich ſie dagegen wa-
ren, da ſie ihr gehorchet ꝛc. Gewiß, auf Zeit
und Stunde zu mercken, iſt ein groſſes Geheim-
niß in dieſer Beſchaͤftigung. Sie duͤrffen eben
nicht allezeit lange und an einander hangende
gute Gedancken und Betrachtungen desfalls an-

ſtel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0516" n="496"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">III.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Von den &#x017F;icheren Mitteln,</hi></fw><lb/>
recht anfu&#x0364;llen mit allen den kra&#x0364;ftigen Bewe-<lb/>
gungsgru&#x0364;nden, dadurch &#x017F;ie von der Unreinig-<lb/>
keit abgemahnet, und zu einem vor GOtt rei-<lb/>
nen Wandel geleitet worden. Dis wird, wenn<lb/>
&#x017F;ie alle Morgen gleich beym Erwachen &#x017F;olche<lb/>
gute Gedancken haben, und &#x017F;ich gewo&#x0364;hnen, &#x017F;el-<lb/>
bige auch am Tage unter andern Ge&#x017F;cha&#x0364;ften zu<lb/>
unterhalten, eine reiche Quelle heiliger und be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ernder Vor&#x017F;tellungen in ihnen ero&#x0364;fnen, die ih-<lb/>
nen zu Zeiten eine unvergleichliche Lu&#x017F;t und Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gung bringen kann.</p><lb/>
            <p>Man muß aber hierbey Zeit und Gelegen-<lb/>
heit in acht nehmen. Es i&#x017F;t nicht allezeit auf<lb/>
gleiche Wei&#x017F;e leicht, gute Gedancken und gei&#x017F;t-<lb/>
liche Bewegungen im Hertzen zu haben; meh-<lb/>
rentheils gibt &#x017F;ie der liebe GOtt unterm Creutz<lb/>
und Leiden, unterm Gebet, unter dem Le&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eines Wortes, und wenn die Affecten gantz ge-<lb/>
&#x017F;tillet &#x017F;ind. Wenn nun &#x017F;olche bequemere Stun-<lb/>
den der gna&#x0364;digen Heim&#x017F;uchung GOttes vor-<lb/>
kommen; &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ie ja nicht vorbey gehen,<lb/>
und die guten Gedancken verfladdern: &#x017F;ondern<lb/>
eben da la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich mit Jhrem GOtt in eine<lb/>
geheime Unterredung ein, handeln auch mit ih-<lb/>
rem eigenen Hertzen von ihrer gro&#x017F;&#x017F;en Selig-<lb/>
keit, die &#x017F;ie haben, wenn &#x017F;ie von die&#x017F;er Lu&#x017F;t be-<lb/>
freyet &#x017F;ind; und wie unglu&#x0364;cklich &#x017F;ie dagegen wa-<lb/>
ren, da &#x017F;ie ihr gehorchet &#xA75B;c. Gewiß, auf Zeit<lb/>
und Stunde zu mercken, i&#x017F;t ein gro&#x017F;&#x017F;es Geheim-<lb/>
niß in die&#x017F;er Be&#x017F;cha&#x0364;ftigung. Sie du&#x0364;rffen eben<lb/>
nicht allezeit lange und an einander hangende<lb/>
gute Gedancken und Betrachtungen desfalls an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tel-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[496/0516] (III. Th.) Von den ſicheren Mitteln, recht anfuͤllen mit allen den kraͤftigen Bewe- gungsgruͤnden, dadurch ſie von der Unreinig- keit abgemahnet, und zu einem vor GOtt rei- nen Wandel geleitet worden. Dis wird, wenn ſie alle Morgen gleich beym Erwachen ſolche gute Gedancken haben, und ſich gewoͤhnen, ſel- bige auch am Tage unter andern Geſchaͤften zu unterhalten, eine reiche Quelle heiliger und beſ- ſernder Vorſtellungen in ihnen eroͤfnen, die ih- nen zu Zeiten eine unvergleichliche Luſt und Ver- gnuͤgung bringen kann. Man muß aber hierbey Zeit und Gelegen- heit in acht nehmen. Es iſt nicht allezeit auf gleiche Weiſe leicht, gute Gedancken und geiſt- liche Bewegungen im Hertzen zu haben; meh- rentheils gibt ſie der liebe GOtt unterm Creutz und Leiden, unterm Gebet, unter dem Leſen ſeines Wortes, und wenn die Affecten gantz ge- ſtillet ſind. Wenn nun ſolche bequemere Stun- den der gnaͤdigen Heimſuchung GOttes vor- kommen; ſo laſſen ſie ſie ja nicht vorbey gehen, und die guten Gedancken verfladdern: ſondern eben da laſſen ſie ſich mit Jhrem GOtt in eine geheime Unterredung ein, handeln auch mit ih- rem eigenen Hertzen von ihrer groſſen Selig- keit, die ſie haben, wenn ſie von dieſer Luſt be- freyet ſind; und wie ungluͤcklich ſie dagegen wa- ren, da ſie ihr gehorchet ꝛc. Gewiß, auf Zeit und Stunde zu mercken, iſt ein groſſes Geheim- niß in dieſer Beſchaͤftigung. Sie duͤrffen eben nicht allezeit lange und an einander hangende gute Gedancken und Betrachtungen desfalls an- ſtel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/516
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/516>, abgerufen am 24.06.2024.