je einen Menschen gesehen, der einem Wohlthä- ter selbst unter dem Genuß der Wohlthat, ins Angesicht getreten, ihn mit gröster Gewalt zu- wieder zu seyn, und ihm etwas zum Hertzeleid zu thun? Weissest du wol einen Fürsten, dem sein Unterthan also zuwieder gewesen, und ihm so begegnet ist? oder wird denn ein Dieb etwas stehlen wollen, wenn er weiß, daß ihn zwar kein einiger Mensch sehe, aber doch der Besitzer selber vor Augen habe, und könne ihn fangen und hinrichten lassen wie er will? Kann ein Mensch so unsinnig werden? Ey nun! Schreyt dich denn dein Gewissen nicht an, und sagts dir, das der ewige GOtt auf dich siehet? Wirst du denn seiner Hand entrinnen? Endlich bitte ich dich, gehe erst an einen solchen Ort, da du voll- kommen versichert bist, daß du nicht in der Sün- de sterben kanst: denn das kann dir, weil du so ernstlich gewarnet bist, vor viel tausend andern, die das nicht so wissen, wahrlich gar leichte wie- derfahren!
Diese und dergleichen Gedancken können sie nun, mein Freund, fortsetzen so weit sie wollen, und sich die Beschaffenheit aller ihrer Glieder, eines ieden gantz besonders und für sich, nach einander vorstellen; wie sie ietzo ist, und wie sie seyn wird, wenn ihr Leichnam dereinst muß im höchsten Todeskampfe liegen, wenn er ins Grab gesencket, und wenn er alsdenn wird von den Würmern gefressen werden. Sie können es thun im Anschauen eines Todtenbildes, am Kno- chengerüste eines Todten, oder im Kupffer und
der-
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
je einen Menſchen geſehen, der einem Wohlthaͤ- ter ſelbſt unter dem Genuß der Wohlthat, ins Angeſicht getreten, ihn mit groͤſter Gewalt zu- wieder zu ſeyn, und ihm etwas zum Hertzeleid zu thun? Weiſſeſt du wol einen Fuͤrſten, dem ſein Unterthan alſo zuwieder geweſen, und ihm ſo begegnet iſt? oder wird denn ein Dieb etwas ſtehlen wollen, wenn er weiß, daß ihn zwar kein einiger Menſch ſehe, aber doch der Beſitzer ſelber vor Augen habe, und koͤnne ihn fangen und hinrichten laſſen wie er will? Kann ein Menſch ſo unſinnig werden? Ey nun! Schreyt dich denn dein Gewiſſen nicht an, und ſagts dir, das der ewige GOtt auf dich ſiehet? Wirſt du denn ſeiner Hand entrinnen? Endlich bitte ich dich, gehe erſt an einen ſolchen Ort, da du voll- kommen verſichert biſt, daß du nicht in der Suͤn- de ſterben kanſt: denn das kann dir, weil du ſo ernſtlich gewarnet biſt, vor viel tauſend andern, die das nicht ſo wiſſen, wahrlich gar leichte wie- derfahren!
Dieſe und dergleichen Gedancken koͤnnen ſie nun, mein Freund, fortſetzen ſo weit ſie wollen, und ſich die Beſchaffenheit aller ihrer Glieder, eines ieden gantz beſonders und fuͤr ſich, nach einander vorſtellen; wie ſie ietzo iſt, und wie ſie ſeyn wird, wenn ihr Leichnam dereinſt muß im hoͤchſten Todeskampfe liegen, wenn er ins Grab geſencket, und wenn er alsdenn wird von den Wuͤrmern gefreſſen werden. Sie koͤnnen es thun im Anſchauen eines Todtenbildes, am Kno- chengeruͤſte eines Todten, oder im Kupffer und
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
je einen Menſchen geſehen, der einem Wohlthaͤ-
ter ſelbſt unter dem Genuß der Wohlthat, ins
Angeſicht getreten, ihn mit groͤſter Gewalt zu-
wieder zu ſeyn, und ihm etwas zum Hertzeleid
zu thun? Weiſſeſt du wol einen Fuͤrſten, dem ſein
Unterthan alſo zuwieder geweſen, und ihm ſo
begegnet iſt? oder wird denn ein Dieb etwas
ſtehlen wollen, wenn er weiß, daß ihn zwar
kein einiger Menſch ſehe, aber doch der Beſitzer
ſelber vor Augen habe, und koͤnne ihn fangen
und hinrichten laſſen wie er will? Kann ein
Menſch ſo unſinnig werden? Ey nun! Schreyt
dich denn dein Gewiſſen nicht an, und ſagts dir,
das der ewige GOtt auf dich ſiehet? Wirſt du
denn ſeiner Hand entrinnen? Endlich bitte ich
dich, gehe erſt an einen ſolchen Ort, da du voll-
kommen verſichert biſt, daß du nicht in der Suͤn-
de ſterben kanſt: denn das kann dir, weil du ſo
ernſtlich gewarnet biſt, vor viel tauſend andern,
die das nicht ſo wiſſen, wahrlich gar leichte wie-
derfahren!
Dieſe und dergleichen Gedancken koͤnnen ſie
nun, mein Freund, fortſetzen ſo weit ſie wollen,
und ſich die Beſchaffenheit aller ihrer Glieder,
eines ieden gantz beſonders und fuͤr ſich, nach
einander vorſtellen; wie ſie ietzo iſt, und wie ſie
ſeyn wird, wenn ihr Leichnam dereinſt muß im
hoͤchſten Todeskampfe liegen, wenn er ins Grab
geſencket, und wenn er alsdenn wird von den
Wuͤrmern gefreſſen werden. Sie koͤnnen es
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/510>, abgerufen am 23.11.2024.
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