daß wer die Sünde noch nicht überwinden kann, sondern muß sich von ihr überwinden lassen, der muß mit GOtt noch nicht ausgesohnet seyn, u. noch keine Vergebung der Sünden haben; denn hätte er Vergebung der Sünden, so hätte er auch Leben und Seligkeit, Jes. 45, 24. und der selige GOtt würde sein armes Kind, das er so innig lieb hat, nicht unter der Sclaverey der Sünden stecken lassen. Wenn nun aber dis ausgemacht ist, daß ein solcher armer Sünder wircklich und gewiß pardonniret, und des Lebens aus GOtt aus freyer Gnade durchs Blut JE- su ist theilhaftig worden: so können ihm wol ei- nige bewehrte Mittel vorgeschlagen werden, wie er an diesem Hauptposten rechte Wache halte, und weder den innern noch äusserlichen Feinden einigen Einbruch verstatte. Nemlich
a) man muß bestmöglichst verhüten, daß im Hertzen keine böse Gedancken auf- steigen. Dis ist anfänglich schwer, aber fan- gen Sie es auf die vorerzehlte Weise an, durch Observirung ihres innern Wesens: so sollen Sie es in 2. Tagen sehr weit bringen. Sie können unzehlich vielen bösen Gedancken entgehen.
1) wenn sie, wie vor gewiesen, die Dinge und Gelegenheiten, daraus sie entspringen, flie- hen.
2) Wenn sie sich fleißig, treulich und unab- läßlich bemühen, Jhr Gemüth von der Fladder- haftigkeit zu befreyen, und zu figiren, oder gesetzt, standhaft und männlich zu machen, daß es nicht so überall herumschwerme, alles begaffe, behöre, be-
tän-
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
daß wer die Suͤnde noch nicht uͤberwinden kann, ſondern muß ſich von ihr uͤberwinden laſſen, der muß mit GOtt noch nicht ausgeſohnet ſeyn, u. noch keine Vergebung der Suͤnden haben; denn haͤtte er Vergebung der Suͤnden, ſo haͤtte er auch Leben und Seligkeit, Jeſ. 45, 24. und der ſelige GOtt wuͤrde ſein armes Kind, das er ſo innig lieb hat, nicht unter der Sclaverey der Suͤnden ſtecken laſſen. Wenn nun aber dis ausgemacht iſt, daß ein ſolcher armer Suͤnder wircklich und gewiß pardonniret, und des Lebens aus GOtt aus freyer Gnade durchs Blut JE- ſu iſt theilhaftig worden: ſo koͤnnen ihm wol ei- nige bewehrte Mittel vorgeſchlagen werden, wie er an dieſem Hauptpoſten rechte Wache halte, und weder den innern noch aͤuſſerlichen Feinden einigen Einbruch verſtatte. Nemlich
a) man muß beſtmoͤglichſt verhuͤten, daß im Hertzen keine boͤſe Gedancken auf- ſteigen. Dis iſt anfaͤnglich ſchwer, aber fan- gen Sie es auf die vorerzehlte Weiſe an, durch Obſervirung ihres innern Weſens: ſo ſollen Sie es in 2. Tagen ſehr weit bringen. Sie koͤnnen unzehlich vielen boͤſen Gedancken entgehen.
1) wenn ſie, wie vor gewieſen, die Dinge und Gelegenheiten, daraus ſie entſpringen, flie- hen.
2) Wenn ſie ſich fleißig, treulich und unab- laͤßlich bemuͤhen, Jhr Gemuͤth von der Fladder- haftigkeit zu befreyen, und zu figiren, oder geſetzt, ſtandhaft und maͤnnlich zu machen, daß es nicht ſo uͤberall herumſchwerme, alles begaffe, behoͤre, be-
taͤn-
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
daß wer die Suͤnde noch nicht uͤberwinden kann,
ſondern muß ſich von ihr uͤberwinden laſſen, der
muß mit GOtt noch nicht ausgeſohnet
ſeyn, u. noch keine Vergebung der Suͤnden
haben; denn haͤtte er Vergebung der Suͤnden, ſo
haͤtte er auch Leben und Seligkeit, Jeſ. 45, 24. und
der ſelige GOtt wuͤrde ſein armes Kind, das er
ſo innig lieb hat, nicht unter der Sclaverey der
Suͤnden ſtecken laſſen. Wenn nun aber dis
ausgemacht iſt, daß ein ſolcher armer Suͤnder
wircklich und gewiß pardonniret, und des Lebens
aus GOtt aus freyer Gnade durchs Blut JE-
ſu iſt theilhaftig worden: ſo koͤnnen ihm wol ei-
nige bewehrte Mittel vorgeſchlagen werden, wie
er an dieſem Hauptpoſten rechte Wache halte,
und weder den innern noch aͤuſſerlichen Feinden
einigen Einbruch verſtatte. Nemlich
a) man muß beſtmoͤglichſt verhuͤten,
daß im Hertzen keine boͤſe Gedancken auf-
ſteigen. Dis iſt anfaͤnglich ſchwer, aber fan-
gen Sie es auf die vorerzehlte Weiſe an, durch
Obſervirung ihres innern Weſens: ſo ſollen Sie
es in 2. Tagen ſehr weit bringen. Sie koͤnnen
unzehlich vielen boͤſen Gedancken entgehen.
1) wenn ſie, wie vor gewieſen, die Dinge
und Gelegenheiten, daraus ſie entſpringen, flie-
hen.
2) Wenn ſie ſich fleißig, treulich und unab-
laͤßlich bemuͤhen, Jhr Gemuͤth von der Fladder-
haftigkeit zu befreyen, und zu figiren, oder geſetzt,
ſtandhaft und maͤnnlich zu machen, daß es nicht ſo
uͤberall herumſchwerme, alles begaffe, behoͤre, be-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/494>, abgerufen am 22.11.2024.
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