"auszuleeren, und ihr Anliegen zu entdecken, haben "sie Trost und Stärcke empfunden, und zwar gleich "den Augenblick, also, daß sie nachmals neue Kräfte "gespüret, in der Gottesfurcht weiter zu kommen.
"Warum bedienet man sich denn eines so heil- "samen Mittels nicht? Will man sagen, man wis- "se nicht, an wen man sich hierinn vertrauen dürfe? "So ist gleichwol die Zahl verständiger und wacke- "rer Leute so gar geringe nicht, daß, entweder un- "ter denen die GOtt andere zu unterrichten und "die Gewissen zu trösten gesetzt, oder auch unter den "Zuhörern und Privatpersonen, nicht noch ein oder "anderer befindlich wäre. Hindert etwa die Schande "das Geständniß? Allein es ist, (zum ersten) nicht "allemal nöthig, das, was einem am säuersten an- "kommt, eben zu entdecken, und es gibt heimliche "Wege und Mittel, sich Unterrichts und Raths zu "erholen, ohne dergleichen teutsche und deutliche "Eröfnung.
"Gesetzt auch, (zum andern,) man hätte bey Ent- "deckung seines Zustandes einige Schande und Be- "schämung zu besorgen: ists denn nicht besser, sein "Anliegen offenbaren, als bey dessen Verheelung "in steter Marter schweben, und zu Grunde gehen? "Wer ein Hertze fasset, solch Bekentniß abzulegen, "der bezeuget dadurch, ihn kräncke sein Zustand, er "begehre davon loß zu werden, und hat gewiß schon "einen grossen Sprung zur Bekehrung voraus. "Uebrigens schämet sich ein Sünder, der voller "Scham ist vor GOtt wegen der begangenen Feh- "ler, eben nicht so starck vor Menschen, und liegt "ihm nicht groß daran, etwas weniges leiden zu "müssen."
g) Allen bösen Gedancken, Vorstel- lungen und Begierden müssen sie aufs geschwindeste und hartnäckigste wieder- stehen. Denn wo böse Gedancken sind, da ist
der
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
„auszuleeren, und ihr Anliegen zu entdecken, haben „ſie Troſt und Staͤrcke empfunden, und zwar gleich „den Augenblick, alſo, daß ſie nachmals neue Kraͤfte „geſpuͤret, in der Gottesfurcht weiter zu kommen.
„Warum bedienet man ſich denn eines ſo heil- „ſamen Mittels nicht? Will man ſagen, man wiſ- „ſe nicht, an wen man ſich hierinn vertrauen duͤrfe? „So iſt gleichwol die Zahl verſtaͤndiger und wacke- „rer Leute ſo gar geringe nicht, daß, entweder un- „ter denen die GOtt andere zu unterrichten und „die Gewiſſen zu troͤſten geſetzt, oder auch unter den „Zuhoͤrern und Privatperſonen, nicht noch ein oder „anderer befindlich waͤre. Hindert etwa die Schande „das Geſtaͤndniß? Allein es iſt, (zum erſten) nicht „allemal noͤthig, das, was einem am ſaͤuerſten an- „kommt, eben zu entdecken, und es gibt heimliche „Wege und Mittel, ſich Unterrichts und Raths zu „erholen, ohne dergleichen teutſche und deutliche „Eroͤfnung.
„Geſetzt auch, (zum andern,) man haͤtte bey Ent- „deckung ſeines Zuſtandes einige Schande und Be- „ſchaͤmung zu beſorgen: iſts denn nicht beſſer, ſein „Anliegen offenbaren, als bey deſſen Verheelung „in ſteter Marter ſchweben, und zu Grunde gehen? „Wer ein Hertze faſſet, ſolch Bekentniß abzulegen, „der bezeuget dadurch, ihn kraͤncke ſein Zuſtand, er „begehre davon loß zu werden, und hat gewiß ſchon „einen groſſen Sprung zur Bekehrung voraus. „Uebrigens ſchaͤmet ſich ein Suͤnder, der voller „Scham iſt vor GOtt wegen der begangenen Feh- „ler, eben nicht ſo ſtarck vor Menſchen, und liegt „ihm nicht groß daran, etwas weniges leiden zu „muͤſſen.‟
γ) Allen boͤſen Gedancken, Vorſtel- lungen und Begierden muͤſſen ſie aufs geſchwindeſte und hartnaͤckigſte wieder- ſtehen. Denn wo boͤſe Gedancken ſind, da iſt
der
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
„auszuleeren, und ihr Anliegen zu entdecken, haben
„ſie Troſt und Staͤrcke empfunden, und zwar gleich
„den Augenblick, alſo, daß ſie nachmals neue Kraͤfte
„geſpuͤret, in der Gottesfurcht weiter zu kommen.
„Warum bedienet man ſich denn eines ſo heil-
„ſamen Mittels nicht? Will man ſagen, man wiſ-
„ſe nicht, an wen man ſich hierinn vertrauen duͤrfe?
„So iſt gleichwol die Zahl verſtaͤndiger und wacke-
„rer Leute ſo gar geringe nicht, daß, entweder un-
„ter denen die GOtt andere zu unterrichten und
„die Gewiſſen zu troͤſten geſetzt, oder auch unter den
„Zuhoͤrern und Privatperſonen, nicht noch ein oder
„anderer befindlich waͤre. Hindert etwa die Schande
„das Geſtaͤndniß? Allein es iſt, (zum erſten) nicht
„allemal noͤthig, das, was einem am ſaͤuerſten an-
„kommt, eben zu entdecken, und es gibt heimliche
„Wege und Mittel, ſich Unterrichts und Raths zu
„erholen, ohne dergleichen teutſche und deutliche
„Eroͤfnung.
„Geſetzt auch, (zum andern,) man haͤtte bey Ent-
„deckung ſeines Zuſtandes einige Schande und Be-
„ſchaͤmung zu beſorgen: iſts denn nicht beſſer, ſein
„Anliegen offenbaren, als bey deſſen Verheelung
„in ſteter Marter ſchweben, und zu Grunde gehen?
„Wer ein Hertze faſſet, ſolch Bekentniß abzulegen,
„der bezeuget dadurch, ihn kraͤncke ſein Zuſtand, er
„begehre davon loß zu werden, und hat gewiß ſchon
„einen groſſen Sprung zur Bekehrung voraus.
„Uebrigens ſchaͤmet ſich ein Suͤnder, der voller
„Scham iſt vor GOtt wegen der begangenen Feh-
„ler, eben nicht ſo ſtarck vor Menſchen, und liegt
„ihm nicht groß daran, etwas weniges leiden zu
„muͤſſen.‟
γ) Allen boͤſen Gedancken, Vorſtel-
lungen und Begierden muͤſſen ſie aufs
geſchwindeſte und hartnaͤckigſte wieder-
ſtehen. Denn wo boͤſe Gedancken ſind, da iſt
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/490>, abgerufen am 22.11.2024.
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