So folget also handgreiflich, daß nun kein Mensch mehr nöthig habe, ein furchtsam und mißtrauisch mithin auch unwilliges Hertz gegen den allerliebsten GOtt zu behalten; daß nun niemand mehr dörfe feindselig, wiederspenstig und ungehorsam gegen ihn verbleiben, Jes. 59, 2. Röm. 5, 10. daß nun niemand mehr schul- dig sey, in und über seinen Sünden zu sterben und zu verderben, so er nur JEsum im Glau- ben annehmen will Jerem. 31, 31. sqq. 32, 38-42: sondern daß nun jedermann ein völlig Hertz und Vertrauen zu ihm fassen, und mit einem fröli- chen und willigen Geiste, durch Liebe gedrungen, in der innigsten Danckbarkeit für eine so hohe Begnadigung, vor GOtt |wandeln und JEsu nachfolgen dörfe und könne Gal. 2, 19. 20.
Ja es ist hieraus unwiedersprechlich offen- bar, daß das wahre Christenthum in einer stets- wehrenden Versöhnung oder guten Vernehmen der Menschen mit GOtt und GOttes mit den Menschen bestehe, mithin nothwendig ein hohes Vorrecht und Privilegium seyn müsse, mit der Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geist ja mit dem gantzen Himmelreich GOttes begleitet.
2)
Bedecket er die Sünden. Diese wundergrosse Liebe und mitleidiges Erbarmen beweiset GOtt der HErr zum Theil schon vor der Rechtfertigung, wenn er die Seele zu die- sem wichtigen Proceß bereitet und geschmeidig macht. Er stellt dem armen Sünder seine Sünden nicht alle mit einander, nicht auf ein-
mal
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
So folget alſo handgreiflich, daß nun kein Menſch mehr noͤthig habe, ein furchtſam und mißtrauiſch mithin auch unwilliges Hertz gegen den allerliebſten GOtt zu behalten; daß nun niemand mehr doͤrfe feindſelig, wiederſpenſtig und ungehorſam gegen ihn verbleiben, Jeſ. 59, 2. Roͤm. 5, 10. daß nun niemand mehr ſchul- dig ſey, in und uͤber ſeinen Suͤnden zu ſterben und zu verderben, ſo er nur JEſum im Glau- ben annehmen will Jerem. 31, 31. ſqq. 32, 38-42: ſondern daß nun jedermann ein voͤllig Hertz und Vertrauen zu ihm faſſen, und mit einem froͤli- chen und willigen Geiſte, durch Liebe gedrungen, in der innigſten Danckbarkeit fuͤr eine ſo hohe Begnadigung, vor GOtt |wandeln und JEſu nachfolgen doͤrfe und koͤnne Gal. 2, 19. 20.
Ja es iſt hieraus unwiederſprechlich offen- bar, daß das wahre Chriſtenthum in einer ſtets- wehrenden Verſoͤhnung oder guten Vernehmen der Menſchen mit GOtt und GOttes mit den Menſchen beſtehe, mithin nothwendig ein hohes Vorrecht und Privilegium ſeyn muͤſſe, mit der Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geiſt ja mit dem gantzen Himmelreich GOttes begleitet.
2)
Bedecket er die Suͤnden. Dieſe wundergroſſe Liebe und mitleidiges Erbarmen beweiſet GOtt der HErr zum Theil ſchon vor der Rechtfertigung, wenn er die Seele zu die- ſem wichtigen Proceß bereitet und geſchmeidig macht. Er ſtellt dem armen Suͤnder ſeine Suͤnden nicht alle mit einander, nicht auf ein-
mal
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
So folget alſo handgreiflich, daß nun kein
Menſch mehr noͤthig habe, ein furchtſam und
mißtrauiſch mithin auch unwilliges Hertz gegen
den allerliebſten GOtt zu behalten; daß nun
niemand mehr doͤrfe feindſelig, wiederſpenſtig
und ungehorſam gegen ihn verbleiben, Jeſ. 59,
2. Roͤm. 5, 10. daß nun niemand mehr ſchul-
dig ſey, in und uͤber ſeinen Suͤnden zu ſterben
und zu verderben, ſo er nur JEſum im Glau-
ben annehmen will Jerem. 31, 31. ſqq. 32, 38-42:
ſondern daß nun jedermann ein voͤllig Hertz und
Vertrauen zu ihm faſſen, und mit einem froͤli-
chen und willigen Geiſte, durch Liebe gedrungen,
in der innigſten Danckbarkeit fuͤr eine ſo hohe
Begnadigung, vor GOtt |wandeln und JEſu
nachfolgen doͤrfe und koͤnne Gal. 2, 19. 20.
Ja es iſt hieraus unwiederſprechlich offen-
bar, daß das wahre Chriſtenthum in einer ſtets-
wehrenden Verſoͤhnung oder guten Vernehmen
der Menſchen mit GOtt und GOttes mit den
Menſchen beſtehe, mithin nothwendig ein hohes
Vorrecht und Privilegium ſeyn muͤſſe, mit der
Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen
Geiſt ja mit dem gantzen Himmelreich GOttes
begleitet.
2)
Bedecket er die Suͤnden. Dieſe
wundergroſſe Liebe und mitleidiges Erbarmen
beweiſet GOtt der HErr zum Theil ſchon vor
der Rechtfertigung, wenn er die Seele zu die-
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macht. Er ſtellt dem armen Suͤnder ſeine
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/456>, abgerufen am 22.11.2024.
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