Die Vergebung der Sünden odera) Was hat die Vergebung der Sün- den für ei- nen Jnn- begrif? Rechtfertigung eines zur Verdamniß gleichsam verurtheileten Sünders vor GOtt ist ein so grosser und weitläufti- ger Jnnbegrif von Seligkeiten: daß sich auch kein Mensch recht völlig vor- stellen und es verstehen kann, als der sie empfangen. Wüsten es die Menschen zum voraus, und könten es begreifen: sie würden gerne ihr Haab und Gut, ja gantze Königreiche dafür hingeben, wenns nöthig oder möglich wä- re, sie zu erkaufen. Doch wird sich dieses auch von solchen, die es nie an sich erfahren, aus Psal. 32, 1. 2. oder Röm. 4, 6. 7. sqq. einiger massen einsehen lassen. Daselbst wird dieser allerhöchste göttliche Proceß etwas umständli- cher beschrieben, und entdecket, daß zum we- nigsten dreyerley gerichtliche Begnadigungs- actus darinnen züsammen vorkommen: die Vergebung, die Bedeckung, die nicht Zurech- nung der Sünden.
1)
Vergibt GOtt der HErr den bußfer- tigen und gläubigen Sündern ihre Uebertretun- gen. Das hält nun nothwendig 2. Stücke in sich, deren eins ohne das andere unmöglich, und der arme Sünder auch ohne beyde vor GOttes Augen schlechterdings nicht bestehen kann. Nem- lich es werden
a) alle Schulden und Strafen, die dem ar- men Sünder wegen der angebohrnen und be- gangenen unzehlichen Sünden auf dem Halse lagen, im Gerichte durchstrichen, caßirt aufge-
ho-
wieder die Unreinigkeit.
I.
Die Vergebung der Suͤnden odera) Was hat die Vergebung der Suͤn- den fuͤr ei- nen Jnn- begrif? Rechtfertigung eines zur Verdamniß gleichſam verurtheileten Suͤnders vor GOtt iſt ein ſo groſſer und weitlaͤufti- ger Jnnbegrif von Seligkeiten: daß ſich auch kein Menſch recht voͤllig vor- ſtellen und es verſtehen kann, als der ſie empfangen. Wuͤſten es die Menſchen zum voraus, und koͤnten es begreifen: ſie wuͤrden gerne ihr Haab und Gut, ja gantze Koͤnigreiche dafuͤr hingeben, wenns noͤthig oder moͤglich waͤ- re, ſie zu erkaufen. Doch wird ſich dieſes auch von ſolchen, die es nie an ſich erfahren, aus Pſal. 32, 1. 2. oder Roͤm. 4, 6. 7. ſqq. einiger maſſen einſehen laſſen. Daſelbſt wird dieſer allerhoͤchſte goͤttliche Proceß etwas umſtaͤndli- cher beſchrieben, und entdecket, daß zum we- nigſten dreyerley gerichtliche Begnadigungs- actus darinnen zuͤſammen vorkommen: die Vergebung, die Bedeckung, die nicht Zurech- nung der Suͤnden.
1)
Vergibt GOtt der HErr den bußfer- tigen und glaͤubigen Suͤndern ihre Uebertretun- gen. Das haͤlt nun nothwendig 2. Stuͤcke in ſich, deren eins ohne das andere unmoͤglich, und der arme Suͤnder auch ohne beyde vor GOttes Augen ſchlechterdings nicht beſtehen kann. Nem- lich es werden
a) alle Schulden und Strafen, die dem ar- men Suͤnder wegen der angebohrnen und be- gangenen unzehlichen Suͤnden auf dem Halſe lagen, im Gerichte durchſtrichen, caßirt aufge-
ho-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0451"n="431"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">wieder die Unreinigkeit.</hi></fw><lb/><divn="4"><head><hirendition="#aq">I.</hi></head><p><hirendition="#fr">Die Vergebung der Suͤnden oder</hi><noteplace="right"><hirendition="#aq">a</hi>) Was<lb/>
hat die<lb/>
Vergebung<lb/>
der Suͤn-<lb/>
den fuͤr ei-<lb/>
nen Jnn-<lb/>
begrif?</note><lb/><hirendition="#fr">Rechtfertigung eines zur Verdamniß<lb/>
gleichſam verurtheileten Suͤnders vor<lb/>
GOtt iſt ein ſo groſſer und weitlaͤufti-<lb/>
ger Jnnbegrif von Seligkeiten: daß<lb/>ſich auch kein Menſch recht voͤllig vor-<lb/>ſtellen und es verſtehen kann, als der ſie<lb/>
empfangen.</hi> Wuͤſten es die Menſchen zum<lb/>
voraus, und koͤnten es begreifen: ſie wuͤrden<lb/>
gerne ihr Haab und Gut, ja gantze Koͤnigreiche<lb/>
dafuͤr hingeben, wenns noͤthig oder moͤglich waͤ-<lb/>
re, ſie zu erkaufen. Doch wird ſich dieſes auch<lb/>
von ſolchen, die es nie an ſich erfahren, aus<lb/>
Pſal. 32, 1. 2. oder Roͤm. 4, 6. 7. ſqq. einiger<lb/>
maſſen einſehen laſſen. Daſelbſt wird dieſer<lb/>
allerhoͤchſte goͤttliche Proceß etwas umſtaͤndli-<lb/>
cher beſchrieben, und entdecket, daß zum we-<lb/>
nigſten dreyerley gerichtliche Begnadigungs-<lb/>
actus darinnen zuͤſammen vorkommen: die<lb/>
Vergebung, die Bedeckung, die nicht Zurech-<lb/>
nung der Suͤnden.</p><lb/><divn="5"><head>1)</head><lb/><p><hirendition="#fr">Vergibt GOtt</hi> der HErr den bußfer-<lb/>
tigen und glaͤubigen Suͤndern ihre Uebertretun-<lb/>
gen. Das haͤlt nun nothwendig 2. Stuͤcke in<lb/>ſich, deren eins ohne das andere unmoͤglich, und<lb/>
der arme Suͤnder auch ohne beyde vor GOttes<lb/>
Augen ſchlechterdings nicht beſtehen kann. Nem-<lb/>
lich es werden</p><lb/><p><hirendition="#aq">a</hi>) alle Schulden und Strafen, die dem ar-<lb/>
men Suͤnder wegen der angebohrnen und be-<lb/>
gangenen unzehlichen Suͤnden auf dem Halſe<lb/>
lagen, im Gerichte durchſtrichen, caßirt aufge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ho-</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[431/0451]
wieder die Unreinigkeit.
I. Die Vergebung der Suͤnden oder
Rechtfertigung eines zur Verdamniß
gleichſam verurtheileten Suͤnders vor
GOtt iſt ein ſo groſſer und weitlaͤufti-
ger Jnnbegrif von Seligkeiten: daß
ſich auch kein Menſch recht voͤllig vor-
ſtellen und es verſtehen kann, als der ſie
empfangen. Wuͤſten es die Menſchen zum
voraus, und koͤnten es begreifen: ſie wuͤrden
gerne ihr Haab und Gut, ja gantze Koͤnigreiche
dafuͤr hingeben, wenns noͤthig oder moͤglich waͤ-
re, ſie zu erkaufen. Doch wird ſich dieſes auch
von ſolchen, die es nie an ſich erfahren, aus
Pſal. 32, 1. 2. oder Roͤm. 4, 6. 7. ſqq. einiger
maſſen einſehen laſſen. Daſelbſt wird dieſer
allerhoͤchſte goͤttliche Proceß etwas umſtaͤndli-
cher beſchrieben, und entdecket, daß zum we-
nigſten dreyerley gerichtliche Begnadigungs-
actus darinnen zuͤſammen vorkommen: die
Vergebung, die Bedeckung, die nicht Zurech-
nung der Suͤnden.
a) Was
hat die
Vergebung
der Suͤn-
den fuͤr ei-
nen Jnn-
begrif?
1)
Vergibt GOtt der HErr den bußfer-
tigen und glaͤubigen Suͤndern ihre Uebertretun-
gen. Das haͤlt nun nothwendig 2. Stuͤcke in
ſich, deren eins ohne das andere unmoͤglich, und
der arme Suͤnder auch ohne beyde vor GOttes
Augen ſchlechterdings nicht beſtehen kann. Nem-
lich es werden
a) alle Schulden und Strafen, die dem ar-
men Suͤnder wegen der angebohrnen und be-
gangenen unzehlichen Suͤnden auf dem Halſe
lagen, im Gerichte durchſtrichen, caßirt aufge-
ho-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/451>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.