jenigen haben, was sie vor im fleischlichen Sinn hasseten; u. das jenige aufrichtig hassen, ja gar nicht vertragen können, was ihnen ehedeß so ange- nehm war; daß sie nun eine völlige Willigkeit, hertzliches Verlangen und redliches Bestreben in sich finden, Jhn auf alle mögliche Weise zu ehren, aufs höchste zu lieben, und mit wahrer Freude alles Jhm zu Liebe und zu gefallen zu thun; mit eins, daß sie Jhn gerne lieben, und wieder von Jhm geliebet seyn wollen und kön- nens nicht lassen, ihm für seine kostbare Erlö- sung, und anscheinend habende Vergebung aller Sünden auf alle nur ersinnliche Weise danckbar zu seyn: so haben sie den allerhöchsten Erweiß davon, daß GOtt Jhr Hertz bekehret habe; und können den Anfang ihres geistlichen Lebens un- zweifelhaft von hie anrechnen, eher aber nicht.
Dis ists, was dort David seinem Heilande auch saget. Ps. 110, 3. Nach deinem Sie- ge wird dir dein Volck lauter Willigkei- ten opfern etc. Denn hie hat das ängstliche Treiben des Gewissens zum Guten, das abnöthi- gen von der Sünde, der Zwang des Gesetzes, das Schrecken, und die vom Satan eingewend- ten Schwierigkeiten und Verdrießlichkeiten ge- gen das Christenthum ein Ende: der Glaube ru- het nun schon in Christo, und hat die Unendlich- keit seines Vergnügens gefunden, darum er sich eine gute Weile so geängstet hat. Hier, hier ge- het erst der erwünschte Zeitlauf endlich an, da man tüchtig und werthgeachtet wird, eigentlich zuerfahren, wie unvergleichlich sehr der allerse-
lig-
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
jenigen haben, was ſie vor im fleiſchlichen Sinn haſſeten; u. das jenige aufrichtig haſſen, ja gar nicht vertragen koͤnnen, was ihnen ehedeß ſo ange- nehm war; daß ſie nun eine voͤllige Willigkeit, hertzliches Verlangen und redliches Beſtreben in ſich finden, Jhn auf alle moͤgliche Weiſe zu ehren, aufs hoͤchſte zu lieben, und mit wahrer Freude alles Jhm zu Liebe und zu gefallen zu thun; mit eins, daß ſie Jhn gerne lieben, und wieder von Jhm geliebet ſeyn wollen und koͤn- nens nicht laſſen, ihm fuͤr ſeine koſtbare Erloͤ- ſung, und anſcheinend habende Vergebung aller Suͤnden auf alle nur erſinnliche Weiſe danckbar zu ſeyn: ſo haben ſie den allerhoͤchſten Erweiß davon, daß GOtt Jhr Hertz bekehret habe; und koͤnnen den Anfang ihres geiſtlichen Lebens un- zweifelhaft von hie anrechnen, eher aber nicht.
Dis iſts, was dort David ſeinem Heilande auch ſaget. Pſ. 110, 3. Nach deinem Sie- ge wird dir dein Volck lauter Willigkei- ten opfern ꝛc. Denn hie hat das aͤngſtliche Treiben des Gewiſſens zum Guten, das abnoͤthi- gen von der Suͤnde, der Zwang des Geſetzes, das Schrecken, und die vom Satan eingewend- ten Schwierigkeiten und Verdrießlichkeiten ge- gen das Chriſtenthum ein Ende: der Glaube ru- het nun ſchon in Chriſto, und hat die Unendlich- keit ſeines Vergnuͤgens gefunden, darum er ſich eine gute Weile ſo geaͤngſtet hat. Hier, hier ge- het erſt der erwuͤnſchte Zeitlauf endlich an, da man tuͤchtig und werthgeachtet wird, eigentlich zuerfahren, wie unvergleichlich ſehr der allerſe-
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
jenigen haben, was ſie vor im fleiſchlichen Sinn
haſſeten; u. das jenige aufrichtig haſſen, ja gar nicht
vertragen koͤnnen, was ihnen ehedeß ſo ange-
nehm war; daß ſie nun eine voͤllige Willigkeit,
hertzliches Verlangen und redliches Beſtreben
in ſich finden, Jhn auf alle moͤgliche Weiſe zu
ehren, aufs hoͤchſte zu lieben, und mit wahrer
Freude alles Jhm zu Liebe und zu gefallen zu
thun; mit eins, daß ſie Jhn gerne lieben, und
wieder von Jhm geliebet ſeyn wollen und koͤn-
nens nicht laſſen, ihm fuͤr ſeine koſtbare Erloͤ-
ſung, und anſcheinend habende Vergebung aller
Suͤnden auf alle nur erſinnliche Weiſe danckbar
zu ſeyn: ſo haben ſie den allerhoͤchſten Erweiß
davon, daß GOtt Jhr Hertz bekehret habe; und
koͤnnen den Anfang ihres geiſtlichen Lebens un-
zweifelhaft von hie anrechnen, eher aber nicht.
Dis iſts, was dort David ſeinem Heilande
auch ſaget. Pſ. 110, 3. Nach deinem Sie-
ge wird dir dein Volck lauter Willigkei-
ten opfern ꝛc. Denn hie hat das aͤngſtliche
Treiben des Gewiſſens zum Guten, das abnoͤthi-
gen von der Suͤnde, der Zwang des Geſetzes,
das Schrecken, und die vom Satan eingewend-
ten Schwierigkeiten und Verdrießlichkeiten ge-
gen das Chriſtenthum ein Ende: der Glaube ru-
het nun ſchon in Chriſto, und hat die Unendlich-
keit ſeines Vergnuͤgens gefunden, darum er ſich
eine gute Weile ſo geaͤngſtet hat. Hier, hier ge-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/438>, abgerufen am 24.11.2024.
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