und im Wollen, obgleich eben kein wohlbedach- ter Vorsatz dazu kommt, schon scharf und grob genug begangen. Denn womit hats der aller- liebste GOtt um uns verdienet, daß wir seinen allerbesten Willen und Befehle also scheel anse- hen oder gar hassen? Wenn sich also die Seele nur für sich selbst von dem Allerhöchsten entfer- net ohne eben allemal den Leib nachzuziehen so wird sie dadurch strafbar und elend, und erlöscht in sich die Gottseeligkeit, die Andacht zum Ge- beth, und das Verlangen nach dem himmlischen Gütern; ihre Kräfte werden auch bald so ein- genommen, daß sie ausser Stande ist, an andere Sachen zu dencken, und von Dingen die ande- rer Natur sind, einiges Vergnügen zu schöpffen. Muß das nicht nothwendig den Menschen vor GOtt unrein machen? wie es unser HErr und Richter selbsten aussaget: alles was aus dem Hertzen gehet, (zu allererst böse Gedancken etc. beym Marc. 7, 20. 21.) verunreiniget uns, und macht uns vor Jhm abscheulich und verachtet. Daher der heilige GOtt auf die Beschneidung und Heiligung des Hertzens und des Verstan- des also scharf dringet, zum Exempel 2 Cor. 7, 1. 1 Mos. 4, 7. Mich. 2, 1. Zach. 7, 10. Cap. Cap. 8, 17. Röm. 6, 12. 13. Röm. 7, 7. Gal. 5, 16. 17.
Ach! ich bitte Sie, um der Liebe GOttes willen, wenn sie noch nicht vollkommen über- führet wären, daß die allermeisten Gedancken, die ein Mensch in seinem Leben hat, ieder für sich, den Menschen vor GOtt verächtlich und
ver-
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
und im Wollen, obgleich eben kein wohlbedach- ter Vorſatz dazu kommt, ſchon ſcharf und grob genug begangen. Denn womit hats der aller- liebſte GOtt um uns verdienet, daß wir ſeinen allerbeſten Willen und Befehle alſo ſcheel anſe- hen oder gar haſſen? Wenn ſich alſo die Seele nur fuͤr ſich ſelbſt von dem Allerhoͤchſten entfer- net ohne eben allemal den Leib nachzuziehen ſo wird ſie dadurch ſtrafbar und elend, und erloͤſcht in ſich die Gottſeeligkeit, die Andacht zum Ge- beth, und das Verlangen nach dem himmliſchen Guͤtern; ihre Kraͤfte werden auch bald ſo ein- genommen, daß ſie auſſer Stande iſt, an andere Sachen zu dencken, und von Dingen die ande- rer Natur ſind, einiges Vergnuͤgen zu ſchoͤpffen. Muß das nicht nothwendig den Menſchen vor GOtt unrein machen? wie es unſer HErr und Richter ſelbſten ausſaget: alles was aus dem Hertzen gehet, (zu allererſt boͤſe Gedancken ꝛc. beym Marc. 7, 20. 21.) verunreiniget uns, und macht uns vor Jhm abſcheulich und verachtet. Daher der heilige GOtt auf die Beſchneidung und Heiligung des Hertzens und des Verſtan- des alſo ſcharf dringet, zum Exempel 2 Cor. 7, 1. 1 Moſ. 4, 7. Mich. 2, 1. Zach. 7, 10. Cap. Cap. 8, 17. Roͤm. 6, 12. 13. Roͤm. 7, 7. Gal. 5, 16. 17.
Ach! ich bitte Sie, um der Liebe GOttes willen, wenn ſie noch nicht vollkommen uͤber- fuͤhret waͤren, daß die allermeiſten Gedancken, die ein Menſch in ſeinem Leben hat, ieder fuͤr ſich, den Menſchen vor GOtt veraͤchtlich und
ver-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0424"n="404"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">III.</hi> Th.) <hirendition="#b">Von den ſicheren Mitteln,</hi></fw><lb/>
und <hirendition="#fr">im Wollen,</hi> obgleich eben kein wohlbedach-<lb/>
ter Vorſatz dazu kommt, ſchon ſcharf und grob<lb/>
genug begangen. Denn womit hats der aller-<lb/>
liebſte GOtt um uns verdienet, daß wir ſeinen<lb/>
allerbeſten Willen und Befehle alſo ſcheel anſe-<lb/>
hen oder gar haſſen? Wenn ſich alſo die Seele<lb/>
nur fuͤr ſich ſelbſt von dem Allerhoͤchſten entfer-<lb/>
net ohne eben allemal den Leib nachzuziehen ſo<lb/>
wird ſie dadurch ſtrafbar und elend, und erloͤſcht<lb/>
in ſich die Gottſeeligkeit, die Andacht zum Ge-<lb/>
beth, und das Verlangen nach dem himmliſchen<lb/>
Guͤtern; ihre Kraͤfte werden auch bald ſo ein-<lb/>
genommen, daß ſie auſſer Stande iſt, an andere<lb/>
Sachen zu dencken, und von Dingen die ande-<lb/>
rer Natur ſind, einiges Vergnuͤgen zu ſchoͤpffen.<lb/>
Muß das nicht nothwendig den Menſchen vor<lb/>
GOtt unrein machen? wie es unſer HErr und<lb/>
Richter ſelbſten ausſaget: alles was aus dem<lb/>
Hertzen gehet, (zu allererſt boͤſe Gedancken ꝛc.<lb/>
beym Marc. 7, 20. 21.) verunreiniget uns, und<lb/>
macht uns vor Jhm abſcheulich und verachtet.<lb/>
Daher der heilige GOtt auf die Beſchneidung<lb/>
und Heiligung des Hertzens und des Verſtan-<lb/>
des alſo ſcharf dringet, zum Exempel 2 Cor. 7, 1.<lb/>
1 Moſ. 4, 7. Mich. 2, 1. Zach. 7, 10. Cap.<lb/>
Cap. 8, 17. Roͤm. 6, 12. 13. Roͤm. 7, 7. Gal.<lb/>
5, 16. 17.</p><lb/><p>Ach! ich bitte Sie, um der Liebe GOttes<lb/>
willen, wenn ſie noch nicht vollkommen uͤber-<lb/>
fuͤhret waͤren, daß die allermeiſten Gedancken,<lb/>
die ein Menſch in ſeinem Leben hat, ieder fuͤr<lb/>ſich, den Menſchen vor GOtt veraͤchtlich und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ver-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[404/0424]
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
und im Wollen, obgleich eben kein wohlbedach-
ter Vorſatz dazu kommt, ſchon ſcharf und grob
genug begangen. Denn womit hats der aller-
liebſte GOtt um uns verdienet, daß wir ſeinen
allerbeſten Willen und Befehle alſo ſcheel anſe-
hen oder gar haſſen? Wenn ſich alſo die Seele
nur fuͤr ſich ſelbſt von dem Allerhoͤchſten entfer-
net ohne eben allemal den Leib nachzuziehen ſo
wird ſie dadurch ſtrafbar und elend, und erloͤſcht
in ſich die Gottſeeligkeit, die Andacht zum Ge-
beth, und das Verlangen nach dem himmliſchen
Guͤtern; ihre Kraͤfte werden auch bald ſo ein-
genommen, daß ſie auſſer Stande iſt, an andere
Sachen zu dencken, und von Dingen die ande-
rer Natur ſind, einiges Vergnuͤgen zu ſchoͤpffen.
Muß das nicht nothwendig den Menſchen vor
GOtt unrein machen? wie es unſer HErr und
Richter ſelbſten ausſaget: alles was aus dem
Hertzen gehet, (zu allererſt boͤſe Gedancken ꝛc.
beym Marc. 7, 20. 21.) verunreiniget uns, und
macht uns vor Jhm abſcheulich und verachtet.
Daher der heilige GOtt auf die Beſchneidung
und Heiligung des Hertzens und des Verſtan-
des alſo ſcharf dringet, zum Exempel 2 Cor. 7, 1.
1 Moſ. 4, 7. Mich. 2, 1. Zach. 7, 10. Cap.
Cap. 8, 17. Roͤm. 6, 12. 13. Roͤm. 7, 7. Gal.
5, 16. 17.
Ach! ich bitte Sie, um der Liebe GOttes
willen, wenn ſie noch nicht vollkommen uͤber-
fuͤhret waͤren, daß die allermeiſten Gedancken,
die ein Menſch in ſeinem Leben hat, ieder fuͤr
ſich, den Menſchen vor GOtt veraͤchtlich und
ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/424>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.