"mag von dem seligsten GOtt lieben lassen; unbe- "greiflich seine Faulheit und geistlicher Tod, daß er "sich lieber mag von der Sünde so jämmerlich quä- "len und hudeln lassen, als nach einer kleinen Be- "mühung in GOtt selig, vergnügt und frölich seyn; "unbegreiflich ist der so systematische Zusammenhang "der Sünden; unbegreiflich ihr Wachsthum, Aus- "breitung und gantz entsetzliche Vervielfältigung un- "begreiflich und unergründlich alle ihre Folgen. Doch "damit diese Berechnung niemanden zu sehr ge- "häuft vorkomme, so überlege man nur bey sich in "der Stille zum Exempel
1) "Daß es hier nicht aufs blosse begehen eini- "ger groben oder auch wenig geachteten Sünden "ankommt, (o solche Rechnungen wird GOtt nicht "anstellen Psal 50, 20. sq.) sondern auf das | gantze "Systema der Gottlofigkeit und Feindschaft gegen "GOtt, wie sich dasselbe bey einem Unwiedergebornen "findet; woraus denn unmöglich was anders als "eitel fündliches und böses hervorkommen kann, der "Mensch mags übrigens mercken oder nicht Matth. "7, 16. 18. (Wir würden dem lieben GOtt "gantz eigene Gesetze zum jüngsten Tage vor- "schreiben, wenn er uns nur dasjenige als Sün- "den anrechnen solte, was sehr grob ist, was "wir folglich wircklich mercken, oder uns sol- "ches gethan zu haben bewust sind; oder was "eben nur wir für Sünden erkennen.) Sind "nun alle Sünden nur Früchte des verfluchten "Baums der Gottlosigkeit, der sich in des Menschen "Seel und Leib findet: so ist ja unläugbar, daß die "Rechnung oder Schätzung solcher Früchte noth- "wendig aus der Art und Fruchtbarkeit dieses Baums "muß angestellt werden. Jch will so viel sagen: "Je giftiger, stinckender, schädlicher und ansteckender "die gantze Art des Baums ist: je ärger müssen sei- "ne Früchte seyn. Denn es gibt schädliche Bäume "von allerley Arten: aber es ist immer einer schäd-
"li
wieder die Unreinigkeit.
„mag von dem ſeligſten GOtt lieben laſſen; unbe- „greiflich ſeine Faulheit und geiſtlicher Tod, daß er „ſich lieber mag von der Suͤnde ſo jaͤmmerlich quaͤ- „len und hudeln laſſen, als nach einer kleinen Be- „muͤhung in GOtt ſelig, vergnuͤgt und froͤlich ſeyn; „unbegreiflich iſt der ſo ſyſtematiſche Zuſammenhang „der Suͤnden; unbegreiflich ihr Wachsthum, Aus- „breitung und gantz entſetzliche Vervielfaͤltigung un- „begreiflich und unergruͤndlich alle ihre Folgen. Doch „damit dieſe Berechnung niemanden zu ſehr ge- „haͤuft vorkomme, ſo uͤberlege man nur bey ſich in „der Stille zum Exempel
1) „Daß es hier nicht aufs bloſſe begehen eini- „ger groben oder auch wenig geachteten Suͤnden „ankommt, (o ſolche Rechnungen wird GOtt nicht „anſtellen Pſal 50, 20. ſq.) ſondern auf das | gantze „Syſtema der Gottlofigkeit und Feindſchaft gegen „GOtt, wie ſich daſſelbe bey einem Unwiedergebornen „findet; woraus denn unmoͤglich was anders als „eitel fuͤndliches und boͤſes hervorkommen kann, der „Menſch mags uͤbrigens mercken oder nicht Matth. „7, 16. 18. (Wir wuͤrden dem lieben GOtt „gantz eigene Geſetze zum juͤngſten Tage vor- „ſchreiben, wenn er uns nur dasjenige als Suͤn- „den anrechnen ſolte, was ſehr grob iſt, was „wir folglich wircklich mercken, oder uns ſol- „ches gethan zu haben bewuſt ſind; oder was „eben nur wir fuͤr Suͤnden erkennen.) Sind „nun alle Suͤnden nur Fruͤchte des verfluchten „Baums der Gottloſigkeit, der ſich in des Menſchen „Seel und Leib findet: ſo iſt ja unlaͤugbar, daß die „Rechnung oder Schaͤtzung ſolcher Fruͤchte noth- „wendig aus der Art und Fruchtbarkeit dieſes Baums „muß angeſtellt werden. Jch will ſo viel ſagen: „Je giftiger, ſtinckender, ſchaͤdlicher und anſteckender „die gantze Art des Baums iſt: je aͤrger muͤſſen ſei- „ne Fruͤchte ſeyn. Denn es gibt ſchaͤdliche Baͤume „von allerley Arten: aber es iſt immer einer ſchaͤd-
„li
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0415"n="395"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">wieder die Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>„mag von dem ſeligſten GOtt lieben laſſen; unbe-<lb/>„greiflich ſeine Faulheit und geiſtlicher Tod, daß er<lb/>„ſich lieber mag von der Suͤnde ſo jaͤmmerlich quaͤ-<lb/>„len und hudeln laſſen, als nach einer kleinen Be-<lb/>„muͤhung in GOtt ſelig, vergnuͤgt und froͤlich ſeyn;<lb/>„unbegreiflich iſt der ſo ſyſtematiſche Zuſammenhang<lb/>„der Suͤnden; unbegreiflich ihr Wachsthum, Aus-<lb/>„breitung und gantz entſetzliche Vervielfaͤltigung un-<lb/>„begreiflich und unergruͤndlich alle ihre Folgen. Doch<lb/>„damit dieſe Berechnung niemanden zu ſehr ge-<lb/>„haͤuft vorkomme, ſo uͤberlege man nur bey ſich in<lb/>„der Stille zum Exempel</p><lb/><p>1) „Daß es hier nicht aufs bloſſe begehen eini-<lb/>„ger groben oder auch wenig geachteten Suͤnden<lb/>„ankommt, (o ſolche Rechnungen wird GOtt nicht<lb/>„anſtellen Pſal 50, 20. ſq.) ſondern auf das | gantze<lb/>„Syſtema der Gottlofigkeit und Feindſchaft gegen<lb/>„GOtt, wie ſich daſſelbe bey einem Unwiedergebornen<lb/>„findet; woraus denn unmoͤglich was anders als<lb/>„eitel fuͤndliches und boͤſes hervorkommen kann, der<lb/>„Menſch mags uͤbrigens mercken oder nicht Matth.<lb/>„7, 16. 18. (<hirendition="#fr">Wir wuͤrden dem lieben GOtt<lb/>„gantz eigene Geſetze zum juͤngſten Tage vor-<lb/>„ſchreiben, wenn er uns nur dasjenige als Suͤn-<lb/>„den anrechnen ſolte, was ſehr grob iſt, was<lb/>„wir folglich wircklich mercken, oder uns ſol-<lb/>„ches gethan zu haben bewuſt ſind; oder was<lb/>„eben nur wir fuͤr Suͤnden erkennen.</hi>) Sind<lb/>„nun alle Suͤnden nur Fruͤchte des verfluchten<lb/>„Baums der Gottloſigkeit, der ſich in des Menſchen<lb/>„Seel und Leib findet: ſo iſt ja unlaͤugbar, daß die<lb/>„Rechnung oder Schaͤtzung ſolcher Fruͤchte noth-<lb/>„wendig aus der Art und Fruchtbarkeit dieſes Baums<lb/>„muß angeſtellt werden. Jch will ſo viel ſagen:<lb/>„Je giftiger, ſtinckender, ſchaͤdlicher und anſteckender<lb/>„die gantze Art des Baums iſt: je aͤrger muͤſſen ſei-<lb/>„ne Fruͤchte ſeyn. Denn es gibt ſchaͤdliche Baͤume<lb/>„von allerley Arten: aber es iſt immer einer ſchaͤd-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„li</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[395/0415]
wieder die Unreinigkeit.
„mag von dem ſeligſten GOtt lieben laſſen; unbe-
„greiflich ſeine Faulheit und geiſtlicher Tod, daß er
„ſich lieber mag von der Suͤnde ſo jaͤmmerlich quaͤ-
„len und hudeln laſſen, als nach einer kleinen Be-
„muͤhung in GOtt ſelig, vergnuͤgt und froͤlich ſeyn;
„unbegreiflich iſt der ſo ſyſtematiſche Zuſammenhang
„der Suͤnden; unbegreiflich ihr Wachsthum, Aus-
„breitung und gantz entſetzliche Vervielfaͤltigung un-
„begreiflich und unergruͤndlich alle ihre Folgen. Doch
„damit dieſe Berechnung niemanden zu ſehr ge-
„haͤuft vorkomme, ſo uͤberlege man nur bey ſich in
„der Stille zum Exempel
1) „Daß es hier nicht aufs bloſſe begehen eini-
„ger groben oder auch wenig geachteten Suͤnden
„ankommt, (o ſolche Rechnungen wird GOtt nicht
„anſtellen Pſal 50, 20. ſq.) ſondern auf das | gantze
„Syſtema der Gottlofigkeit und Feindſchaft gegen
„GOtt, wie ſich daſſelbe bey einem Unwiedergebornen
„findet; woraus denn unmoͤglich was anders als
„eitel fuͤndliches und boͤſes hervorkommen kann, der
„Menſch mags uͤbrigens mercken oder nicht Matth.
„7, 16. 18. (Wir wuͤrden dem lieben GOtt
„gantz eigene Geſetze zum juͤngſten Tage vor-
„ſchreiben, wenn er uns nur dasjenige als Suͤn-
„den anrechnen ſolte, was ſehr grob iſt, was
„wir folglich wircklich mercken, oder uns ſol-
„ches gethan zu haben bewuſt ſind; oder was
„eben nur wir fuͤr Suͤnden erkennen.) Sind
„nun alle Suͤnden nur Fruͤchte des verfluchten
„Baums der Gottloſigkeit, der ſich in des Menſchen
„Seel und Leib findet: ſo iſt ja unlaͤugbar, daß die
„Rechnung oder Schaͤtzung ſolcher Fruͤchte noth-
„wendig aus der Art und Fruchtbarkeit dieſes Baums
„muß angeſtellt werden. Jch will ſo viel ſagen:
„Je giftiger, ſtinckender, ſchaͤdlicher und anſteckender
„die gantze Art des Baums iſt: je aͤrger muͤſſen ſei-
„ne Fruͤchte ſeyn. Denn es gibt ſchaͤdliche Baͤume
„von allerley Arten: aber es iſt immer einer ſchaͤd-
„li
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/415>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.