Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

wieder die Unreinigkeit.
"mag von dem seligsten GOtt lieben lassen; unbe-
"greiflich seine Faulheit und geistlicher Tod, daß er
"sich lieber mag von der Sünde so jämmerlich quä-
"len und hudeln lassen, als nach einer kleinen Be-
"mühung in GOtt selig, vergnügt und frölich seyn;
"unbegreiflich ist der so systematische Zusammenhang
"der Sünden; unbegreiflich ihr Wachsthum, Aus-
"breitung und gantz entsetzliche Vervielfältigung un-
"begreiflich und unergründlich alle ihre Folgen. Doch
"damit diese Berechnung niemanden zu sehr ge-
"häuft vorkomme, so überlege man nur bey sich in
"der Stille zum Exempel

1) "Daß es hier nicht aufs blosse begehen eini-
"ger groben oder auch wenig geachteten Sünden
"ankommt, (o solche Rechnungen wird GOtt nicht
"anstellen Psal 50, 20. sq.) sondern auf das | gantze
"Systema der Gottlofigkeit und Feindschaft gegen
"GOtt, wie sich dasselbe bey einem Unwiedergebornen
"findet; woraus denn unmöglich was anders als
"eitel fündliches und böses hervorkommen kann, der
"Mensch mags übrigens mercken oder nicht Matth.
"7, 16. 18. (Wir würden dem lieben GOtt
"gantz eigene Gesetze zum jüngsten Tage vor-
"schreiben, wenn er uns nur dasjenige als Sün-
"den anrechnen solte, was sehr grob ist, was
"wir folglich wircklich mercken, oder uns sol-
"ches gethan zu haben bewust sind; oder was
"eben nur wir für Sünden erkennen.
) Sind
"nun alle Sünden nur Früchte des verfluchten
"Baums der Gottlosigkeit, der sich in des Menschen
"Seel und Leib findet: so ist ja unläugbar, daß die
"Rechnung oder Schätzung solcher Früchte noth-
"wendig aus der Art und Fruchtbarkeit dieses Baums
"muß angestellt werden. Jch will so viel sagen:
"Je giftiger, stinckender, schädlicher und ansteckender
"die gantze Art des Baums ist: je ärger müssen sei-
"ne Früchte seyn. Denn es gibt schädliche Bäume
"von allerley Arten: aber es ist immer einer schäd-

"li

wieder die Unreinigkeit.
„mag von dem ſeligſten GOtt lieben laſſen; unbe-
„greiflich ſeine Faulheit und geiſtlicher Tod, daß er
„ſich lieber mag von der Suͤnde ſo jaͤmmerlich quaͤ-
„len und hudeln laſſen, als nach einer kleinen Be-
„muͤhung in GOtt ſelig, vergnuͤgt und froͤlich ſeyn;
„unbegreiflich iſt der ſo ſyſtematiſche Zuſammenhang
„der Suͤnden; unbegreiflich ihr Wachsthum, Aus-
„breitung und gantz entſetzliche Vervielfaͤltigung un-
„begreiflich und unergruͤndlich alle ihre Folgen. Doch
„damit dieſe Berechnung niemanden zu ſehr ge-
„haͤuft vorkomme, ſo uͤberlege man nur bey ſich in
„der Stille zum Exempel

1) „Daß es hier nicht aufs bloſſe begehen eini-
„ger groben oder auch wenig geachteten Suͤnden
„ankommt, (o ſolche Rechnungen wird GOtt nicht
„anſtellen Pſal 50, 20. ſq.) ſondern auf das | gantze
„Syſtema der Gottlofigkeit und Feindſchaft gegen
„GOtt, wie ſich daſſelbe bey einem Unwiedergebornen
„findet; woraus denn unmoͤglich was anders als
„eitel fuͤndliches und boͤſes hervorkommen kann, der
„Menſch mags uͤbrigens mercken oder nicht Matth.
„7, 16. 18. (Wir wuͤrden dem lieben GOtt
„gantz eigene Geſetze zum juͤngſten Tage vor-
„ſchreiben, wenn er uns nur dasjenige als Suͤn-
„den anrechnen ſolte, was ſehr grob iſt, was
„wir folglich wircklich mercken, oder uns ſol-
„ches gethan zu haben bewuſt ſind; oder was
„eben nur wir fuͤr Suͤnden erkennen.
) Sind
„nun alle Suͤnden nur Fruͤchte des verfluchten
„Baums der Gottloſigkeit, der ſich in des Menſchen
„Seel und Leib findet: ſo iſt ja unlaͤugbar, daß die
„Rechnung oder Schaͤtzung ſolcher Fruͤchte noth-
„wendig aus der Art und Fruchtbarkeit dieſes Baums
„muß angeſtellt werden. Jch will ſo viel ſagen:
„Je giftiger, ſtinckender, ſchaͤdlicher und anſteckender
„die gantze Art des Baums iſt: je aͤrger muͤſſen ſei-
„ne Fruͤchte ſeyn. Denn es gibt ſchaͤdliche Baͤume
„von allerley Arten: aber es iſt immer einer ſchaͤd-

„li
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0415" n="395"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">wieder die Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
&#x201E;mag von dem &#x017F;elig&#x017F;ten GOtt lieben la&#x017F;&#x017F;en; unbe-<lb/>
&#x201E;greiflich &#x017F;eine Faulheit und gei&#x017F;tlicher Tod, daß er<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich lieber mag von der Su&#x0364;nde &#x017F;o ja&#x0364;mmerlich qua&#x0364;-<lb/>
&#x201E;len und hudeln la&#x017F;&#x017F;en, als nach einer kleinen Be-<lb/>
&#x201E;mu&#x0364;hung in GOtt &#x017F;elig, vergnu&#x0364;gt und fro&#x0364;lich &#x017F;eyn;<lb/>
&#x201E;unbegreiflich i&#x017F;t der &#x017F;o &#x017F;y&#x017F;temati&#x017F;che Zu&#x017F;ammenhang<lb/>
&#x201E;der Su&#x0364;nden; unbegreiflich ihr Wachsthum, Aus-<lb/>
&#x201E;breitung und gantz ent&#x017F;etzliche Vervielfa&#x0364;ltigung un-<lb/>
&#x201E;begreiflich und unergru&#x0364;ndlich alle ihre Folgen. Doch<lb/>
&#x201E;damit die&#x017F;e Berechnung niemanden zu &#x017F;ehr ge-<lb/>
&#x201E;ha&#x0364;uft vorkomme, &#x017F;o u&#x0364;berlege man nur bey &#x017F;ich in<lb/>
&#x201E;der Stille zum Exempel</p><lb/>
          <p>1) &#x201E;Daß es hier nicht aufs blo&#x017F;&#x017F;e begehen eini-<lb/>
&#x201E;ger groben oder auch wenig geachteten Su&#x0364;nden<lb/>
&#x201E;ankommt, (o &#x017F;olche Rechnungen wird GOtt nicht<lb/>
&#x201E;an&#x017F;tellen P&#x017F;al 50, 20. &#x017F;q.) &#x017F;ondern auf das | gantze<lb/>
&#x201E;Sy&#x017F;tema der Gottlofigkeit und Feind&#x017F;chaft gegen<lb/>
&#x201E;GOtt, wie &#x017F;ich da&#x017F;&#x017F;elbe bey einem Unwiedergebornen<lb/>
&#x201E;findet; woraus denn unmo&#x0364;glich was anders als<lb/>
&#x201E;eitel fu&#x0364;ndliches und bo&#x0364;&#x017F;es hervorkommen kann, der<lb/>
&#x201E;Men&#x017F;ch mags u&#x0364;brigens mercken oder nicht Matth.<lb/>
&#x201E;7, 16. 18. (<hi rendition="#fr">Wir wu&#x0364;rden dem lieben GOtt<lb/>
&#x201E;gantz eigene Ge&#x017F;etze zum ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tage vor-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chreiben, wenn er uns nur dasjenige als Su&#x0364;n-<lb/>
&#x201E;den anrechnen &#x017F;olte, was &#x017F;ehr grob i&#x017F;t, was<lb/>
&#x201E;wir folglich wircklich mercken, oder uns &#x017F;ol-<lb/>
&#x201E;ches gethan zu haben bewu&#x017F;t &#x017F;ind; oder was<lb/>
&#x201E;eben nur wir fu&#x0364;r Su&#x0364;nden erkennen.</hi>) Sind<lb/>
&#x201E;nun alle Su&#x0364;nden nur Fru&#x0364;chte des verfluchten<lb/>
&#x201E;Baums der Gottlo&#x017F;igkeit, der &#x017F;ich in des Men&#x017F;chen<lb/>
&#x201E;Seel und Leib findet: &#x017F;o i&#x017F;t ja unla&#x0364;ugbar, daß die<lb/>
&#x201E;Rechnung oder Scha&#x0364;tzung &#x017F;olcher Fru&#x0364;chte noth-<lb/>
&#x201E;wendig aus der Art und Fruchtbarkeit die&#x017F;es Baums<lb/>
&#x201E;muß ange&#x017F;tellt werden. Jch will &#x017F;o viel &#x017F;agen:<lb/>
&#x201E;Je giftiger, &#x017F;tinckender, &#x017F;cha&#x0364;dlicher und an&#x017F;teckender<lb/>
&#x201E;die gantze Art des Baums i&#x017F;t: je a&#x0364;rger mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ei-<lb/>
&#x201E;ne Fru&#x0364;chte &#x017F;eyn. Denn es gibt &#x017F;cha&#x0364;dliche Ba&#x0364;ume<lb/>
&#x201E;von allerley Arten: aber es i&#x017F;t immer einer &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;li</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[395/0415] wieder die Unreinigkeit. „mag von dem ſeligſten GOtt lieben laſſen; unbe- „greiflich ſeine Faulheit und geiſtlicher Tod, daß er „ſich lieber mag von der Suͤnde ſo jaͤmmerlich quaͤ- „len und hudeln laſſen, als nach einer kleinen Be- „muͤhung in GOtt ſelig, vergnuͤgt und froͤlich ſeyn; „unbegreiflich iſt der ſo ſyſtematiſche Zuſammenhang „der Suͤnden; unbegreiflich ihr Wachsthum, Aus- „breitung und gantz entſetzliche Vervielfaͤltigung un- „begreiflich und unergruͤndlich alle ihre Folgen. Doch „damit dieſe Berechnung niemanden zu ſehr ge- „haͤuft vorkomme, ſo uͤberlege man nur bey ſich in „der Stille zum Exempel 1) „Daß es hier nicht aufs bloſſe begehen eini- „ger groben oder auch wenig geachteten Suͤnden „ankommt, (o ſolche Rechnungen wird GOtt nicht „anſtellen Pſal 50, 20. ſq.) ſondern auf das | gantze „Syſtema der Gottlofigkeit und Feindſchaft gegen „GOtt, wie ſich daſſelbe bey einem Unwiedergebornen „findet; woraus denn unmoͤglich was anders als „eitel fuͤndliches und boͤſes hervorkommen kann, der „Menſch mags uͤbrigens mercken oder nicht Matth. „7, 16. 18. (Wir wuͤrden dem lieben GOtt „gantz eigene Geſetze zum juͤngſten Tage vor- „ſchreiben, wenn er uns nur dasjenige als Suͤn- „den anrechnen ſolte, was ſehr grob iſt, was „wir folglich wircklich mercken, oder uns ſol- „ches gethan zu haben bewuſt ſind; oder was „eben nur wir fuͤr Suͤnden erkennen.) Sind „nun alle Suͤnden nur Fruͤchte des verfluchten „Baums der Gottloſigkeit, der ſich in des Menſchen „Seel und Leib findet: ſo iſt ja unlaͤugbar, daß die „Rechnung oder Schaͤtzung ſolcher Fruͤchte noth- „wendig aus der Art und Fruchtbarkeit dieſes Baums „muß angeſtellt werden. Jch will ſo viel ſagen: „Je giftiger, ſtinckender, ſchaͤdlicher und anſteckender „die gantze Art des Baums iſt: je aͤrger muͤſſen ſei- „ne Fruͤchte ſeyn. Denn es gibt ſchaͤdliche Baͤume „von allerley Arten: aber es iſt immer einer ſchaͤd- „li

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/415
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/415>, abgerufen am 24.11.2024.