Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

(III. Th.) Von den sicheren Mitteln,
tes Gerechtigkeit, Heiligkeit und Herrlichkeit just
und genau so unendlich, als seine Erbarmung
und Liebe ist; sie aber erfahren anjetzo gleich-
wohl lauter Liebe von ihm: sagen sie mir, was
werden sie denn bey diesem ihrem Zustand künf-
tighin erfahren? und wie wird sich einmal die
heilige Gerechtigkeit GOttes an ihnen legitimi-
ren müssen, da sie bisher in lauter Wunderpro-
ben der göttlichen Freundlichkeit und Langmuth
geschwebet, und gleichsam wie ein Fisch im
Wasser darinn geschwommen sind; vergelten
aber ihrem ewigen Erbarmer seine gröste Ge-
dult und mitleidige Barmhertzigkeit mit dem
schnödesten und ungerechtesten Trotz und Un-
danck, deßgleichen sie selbst von keinem Men-
schen vertragen würden?

Mein Hertzensfreund! ich möchte zu ihnen
wol sagen, was dorten Naemans bedienten zu ih-
rem Herrn sagten: wenn dich der Prophet
etwas grosses geheissen hätte, soltest du
es nicht thun? wie vielmehr so er zu dir
nur saget: wasche dich, so wirst du rein!

2 Kön. 5, 13.

Wenn man im Schiffbruch sich mit einem
Bret ins Meer hineinstürtzt, oder in Feuers-
noth durch die Flammen selbst hindurch lauft,
und also was sehr schweres und gefährliches un-
ternimmt, um nur sein natürlich Leben zu ret-
ten: solte man nicht vielmehr, um dem geistli-
chen und ewigen Tode zu entrinnen? auch das
allerschwereste mit Freuden übernehmen? Und
soll man billig auch das schwereste wagen, und

alles

(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
tes Gerechtigkeit, Heiligkeit und Herrlichkeit juſt
und genau ſo unendlich, als ſeine Erbarmung
und Liebe iſt; ſie aber erfahren anjetzo gleich-
wohl lauter Liebe von ihm: ſagen ſie mir, was
werden ſie denn bey dieſem ihrem Zuſtand kuͤnf-
tighin erfahren? und wie wird ſich einmal die
heilige Gerechtigkeit GOttes an ihnen legitimi-
ren muͤſſen, da ſie bisher in lauter Wunderpro-
ben der goͤttlichen Freundlichkeit und Langmuth
geſchwebet, und gleichſam wie ein Fiſch im
Waſſer darinn geſchwommen ſind; vergelten
aber ihrem ewigen Erbarmer ſeine groͤſte Ge-
dult und mitleidige Barmhertzigkeit mit dem
ſchnoͤdeſten und ungerechteſten Trotz und Un-
danck, deßgleichen ſie ſelbſt von keinem Men-
ſchen vertragen wuͤrden?

Mein Hertzensfreund! ich moͤchte zu ihnen
wol ſagen, was dorten Naemans bedienten zu ih-
rem Herrn ſagten: wenn dich der Prophet
etwas groſſes geheiſſen haͤtte, ſolteſt du
es nicht thun? wie vielmehr ſo er zu dir
nur ſaget: waſche dich, ſo wirſt du rein!

2 Koͤn. 5, 13.

Wenn man im Schiffbruch ſich mit einem
Bret ins Meer hineinſtuͤrtzt, oder in Feuers-
noth durch die Flammen ſelbſt hindurch lauft,
und alſo was ſehr ſchweres und gefaͤhrliches un-
ternimmt, um nur ſein natuͤrlich Leben zu ret-
ten: ſolte man nicht vielmehr, um dem geiſtli-
chen und ewigen Tode zu entrinnen? auch das
allerſchwereſte mit Freuden uͤbernehmen? Und
ſoll man billig auch das ſchwereſte wagen, und

alles
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0392" n="372"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">III.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Von den &#x017F;icheren Mitteln,</hi></fw><lb/>
tes Gerechtigkeit, Heiligkeit und Herrlichkeit ju&#x017F;t<lb/>
und genau &#x017F;o unendlich, als &#x017F;eine Erbarmung<lb/>
und Liebe i&#x017F;t; &#x017F;ie aber erfahren anjetzo gleich-<lb/>
wohl lauter Liebe von ihm: &#x017F;agen &#x017F;ie mir, was<lb/>
werden &#x017F;ie denn bey die&#x017F;em ihrem Zu&#x017F;tand ku&#x0364;nf-<lb/>
tighin erfahren? und wie wird &#x017F;ich einmal die<lb/>
heilige Gerechtigkeit GOttes an ihnen legitimi-<lb/>
ren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, da &#x017F;ie bisher in lauter Wunderpro-<lb/>
ben der go&#x0364;ttlichen Freundlichkeit und Langmuth<lb/>
ge&#x017F;chwebet, und gleich&#x017F;am wie ein Fi&#x017F;ch im<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er darinn ge&#x017F;chwommen &#x017F;ind; vergelten<lb/>
aber ihrem ewigen Erbarmer &#x017F;eine gro&#x0364;&#x017F;te Ge-<lb/>
dult und mitleidige Barmhertzigkeit mit dem<lb/>
&#x017F;chno&#x0364;de&#x017F;ten und ungerechte&#x017F;ten Trotz und Un-<lb/>
danck, deßgleichen &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t von keinem Men-<lb/>
&#x017F;chen vertragen wu&#x0364;rden?</p><lb/>
          <p>Mein Hertzensfreund! ich mo&#x0364;chte zu ihnen<lb/>
wol &#x017F;agen, was dorten Naemans bedienten zu ih-<lb/>
rem Herrn &#x017F;agten: <hi rendition="#fr">wenn dich der Prophet<lb/>
etwas gro&#x017F;&#x017F;es gehei&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte, &#x017F;olte&#x017F;t du<lb/>
es nicht thun? wie vielmehr &#x017F;o er zu dir<lb/>
nur &#x017F;aget: wa&#x017F;che dich, &#x017F;o wir&#x017F;t du rein!</hi><lb/>
2 Ko&#x0364;n. 5, 13.</p><lb/>
          <p>Wenn man im Schiffbruch &#x017F;ich mit einem<lb/>
Bret ins Meer hinein&#x017F;tu&#x0364;rtzt, oder in Feuers-<lb/>
noth durch die Flammen &#x017F;elb&#x017F;t hindurch lauft,<lb/>
und al&#x017F;o was &#x017F;ehr &#x017F;chweres und gefa&#x0364;hrliches un-<lb/>
ternimmt, um nur &#x017F;ein natu&#x0364;rlich Leben zu ret-<lb/>
ten: &#x017F;olte man nicht vielmehr, um dem gei&#x017F;tli-<lb/>
chen und ewigen Tode zu entrinnen? auch das<lb/>
aller&#x017F;chwere&#x017F;te mit Freuden u&#x0364;bernehmen? Und<lb/>
&#x017F;oll man billig auch das &#x017F;chwere&#x017F;te wagen, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">alles</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[372/0392] (III. Th.) Von den ſicheren Mitteln, tes Gerechtigkeit, Heiligkeit und Herrlichkeit juſt und genau ſo unendlich, als ſeine Erbarmung und Liebe iſt; ſie aber erfahren anjetzo gleich- wohl lauter Liebe von ihm: ſagen ſie mir, was werden ſie denn bey dieſem ihrem Zuſtand kuͤnf- tighin erfahren? und wie wird ſich einmal die heilige Gerechtigkeit GOttes an ihnen legitimi- ren muͤſſen, da ſie bisher in lauter Wunderpro- ben der goͤttlichen Freundlichkeit und Langmuth geſchwebet, und gleichſam wie ein Fiſch im Waſſer darinn geſchwommen ſind; vergelten aber ihrem ewigen Erbarmer ſeine groͤſte Ge- dult und mitleidige Barmhertzigkeit mit dem ſchnoͤdeſten und ungerechteſten Trotz und Un- danck, deßgleichen ſie ſelbſt von keinem Men- ſchen vertragen wuͤrden? Mein Hertzensfreund! ich moͤchte zu ihnen wol ſagen, was dorten Naemans bedienten zu ih- rem Herrn ſagten: wenn dich der Prophet etwas groſſes geheiſſen haͤtte, ſolteſt du es nicht thun? wie vielmehr ſo er zu dir nur ſaget: waſche dich, ſo wirſt du rein! 2 Koͤn. 5, 13. Wenn man im Schiffbruch ſich mit einem Bret ins Meer hineinſtuͤrtzt, oder in Feuers- noth durch die Flammen ſelbſt hindurch lauft, und alſo was ſehr ſchweres und gefaͤhrliches un- ternimmt, um nur ſein natuͤrlich Leben zu ret- ten: ſolte man nicht vielmehr, um dem geiſtli- chen und ewigen Tode zu entrinnen? auch das allerſchwereſte mit Freuden uͤbernehmen? Und ſoll man billig auch das ſchwereſte wagen, und alles

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/392
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/392>, abgerufen am 22.11.2024.