nicht schnurstracks und eintzig und allein da- hin?
Wenn er ihnen Sünden verbietet: ists nicht just so viel, als wenn eine Mutter ihrem lieben Kinde Gift und Wasser aus der Hand nimmt, oder Feuer und Treppen untersagt? wenn er ihnen die Gottseligkeit anbefiehlet: thut ers um seinet oder um ihrentwillen? wer bedarf ihrer Gottseligkeit, sie oder der ewige und selig- ste GOtt? Ey! wenn sie in den geringen Din- gen den billigen Schluß machen: das, was le- diglich nur ihr Vortheil ist, müssen sie sich doch lieb seyn lassen: Mein Freund! wie? daß ihnen in dem höchsten Gnadenantrag des allmächtigen GOttes dieser Schluß nicht auch durch Ohren und Hertz, ja durch Marck und Adern dringet? Wessen ist denn der Vortheil, frage ich abermal, wenn sie sich bekehren?
Und wenn sie nun seinen Gnadenantrag dennoch nicht achteten: wäre diese Verachtung GOttes und seiner Gnade nicht desto unverant- wortlicher? Kann man in der Welt was höhe- res verachten als göttliche Majestät, und was kostbarers verwerfen, als seine Gnade und Le- ben? die Verachtung einer Majestät unter uns geringen Menschen kostet oft Haabe u. Gut, Ehre und Namen, Leib und Leben, mein! was soll die Ver- achtung dieser Majestät erst kosten, die aller Himmel Himmel nicht umschräncken mögen? Kann man aber jemanden höher verachten, als wenn man ihn keiner Freundschaft noch Gemein- schaft, keines Umgangs, keines Glaubens, ja so
gar
III. Th. Betr. der Unreinigk. A a
wieder die Unreinigkeit.
nicht ſchnurſtracks und eintzig und allein da- hin?
Wenn er ihnen Suͤnden verbietet: iſts nicht juſt ſo viel, als wenn eine Mutter ihrem lieben Kinde Gift und Waſſer aus der Hand nimmt, oder Feuer und Treppen unterſagt? wenn er ihnen die Gottſeligkeit anbefiehlet: thut ers um ſeinet oder um ihrentwillen? wer bedarf ihrer Gottſeligkeit, ſie oder der ewige und ſelig- ſte GOtt? Ey! wenn ſie in den geringen Din- gen den billigen Schluß machen: das, was le- diglich nur ihr Vortheil iſt, muͤſſen ſie ſich doch lieb ſeyn laſſen: Mein Freund! wie? daß ihnen in dem hoͤchſten Gnadenantrag des allmaͤchtigen GOttes dieſer Schluß nicht auch durch Ohren und Hertz, ja durch Marck und Adern dringet? Weſſen iſt denn der Vortheil, frage ich abermal, wenn ſie ſich bekehren?
Und wenn ſie nun ſeinen Gnadenantrag dennoch nicht achteten: waͤre dieſe Verachtung GOttes und ſeiner Gnade nicht deſto unverant- wortlicher? Kann man in der Welt was hoͤhe- res verachten als goͤttliche Majeſtaͤt, und was koſtbarers verwerfen, als ſeine Gnade und Le- ben? die Verachtung einer Majeſtaͤt unter uns geringen Menſchen koſtet oft Haabe u. Gut, Ehre und Namen, Leib und Leben, mein! was ſoll die Ver- achtung dieſer Majeſtaͤt erſt koſten, die aller Himmel Himmel nicht umſchraͤncken moͤgen? Kann man aber jemanden hoͤher verachten, als wenn man ihn keiner Freundſchaft noch Gemein- ſchaft, keines Umgangs, keines Glaubens, ja ſo
gar
III. Th. Betr. der Unreinigk. A a
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wieder die Unreinigkeit.
nicht ſchnurſtracks und eintzig und allein da-
hin?
Wenn er ihnen Suͤnden verbietet: iſts
nicht juſt ſo viel, als wenn eine Mutter ihrem
lieben Kinde Gift und Waſſer aus der Hand
nimmt, oder Feuer und Treppen unterſagt?
wenn er ihnen die Gottſeligkeit anbefiehlet: thut
ers um ſeinet oder um ihrentwillen? wer bedarf
ihrer Gottſeligkeit, ſie oder der ewige und ſelig-
ſte GOtt? Ey! wenn ſie in den geringen Din-
gen den billigen Schluß machen: das, was le-
diglich nur ihr Vortheil iſt, muͤſſen ſie ſich doch
lieb ſeyn laſſen: Mein Freund! wie? daß ihnen
in dem hoͤchſten Gnadenantrag des allmaͤchtigen
GOttes dieſer Schluß nicht auch durch Ohren
und Hertz, ja durch Marck und Adern dringet?
Weſſen iſt denn der Vortheil, frage ich abermal,
wenn ſie ſich bekehren?
Und wenn ſie nun ſeinen Gnadenantrag
dennoch nicht achteten: waͤre dieſe Verachtung
GOttes und ſeiner Gnade nicht deſto unverant-
wortlicher? Kann man in der Welt was hoͤhe-
res verachten als goͤttliche Majeſtaͤt, und was
koſtbarers verwerfen, als ſeine Gnade und Le-
ben? die Verachtung einer Majeſtaͤt unter uns
geringen Menſchen koſtet oft Haabe u. Gut, Ehre
und Namen, Leib und Leben, mein! was ſoll die Ver-
achtung dieſer Majeſtaͤt erſt koſten, die aller
Himmel Himmel nicht umſchraͤncken moͤgen?
Kann man aber jemanden hoͤher verachten, als
wenn man ihn keiner Freundſchaft noch Gemein-
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gar
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/389>, abgerufen am 23.11.2024.
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