Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

(II. Th.) Theologische Betrachtung
hatte: O GOtt! nimm doch den Heiligen Geist
nicht von mir. Ps. 51. Es war ihm gerade als
wenn der Heilige Geist weichen und Abschied machen
wolte: ach tausend Welten, mit allem was darinnen
ist, vermöchten diesen Schaden nimmermehr zu ersetzen.

§. 53.

Jhr seyd nicht euer selbst. Euer Leib
und Glieder gehören unter GOttes Hausrath, der
nach dem Willen und Gesetzen des Hausherrn allein
gebraucht werden muß. Dieses ist euer Vorrecht, ho-
her Adel und vergnüglichste Wonne, daß ihr GOttes
Eigenthum seyd und ihm allein angehöret, als seine
theuerste und schönste Kleinodien; mithin ists euch
nicht erlaubt einem andern das seine zu mißhandeln
und zu verderben, und zwar einem so grossen Herrn.
Eben daher ist auch das ein ungöttlicher Muthwille,
wenn man auch in einem andern durch unreine Ge-
berden, Worte oder Entblössungen die fleischliche Lust
rege machet, welches manche für einen Spaß achten,
jemand in sich, verliebt zu machen: es soll aber jeder-
mann wohl wissen, daß dieser Kurtzweil ein Heulen
und Zähnklappen im Feuerofen nach sich ziehen wird,
wornach sich ein jeder schicken kann. Man soll weder
in sich, noch in seines Nächsten Leibe böse Lüste zu erre-
gen, und denselben aus dem ordentlichen Gehorsam
gegen den Heiligen Geist heraus zu bringen sich gelü-
sten lassen: allermassen durch so eine schnöde That ein
Leib, der GOttes Tempel entweder allbereit wircklich
ist, oder noch werden könte, zum Götzenhaus, zum
Hundsnest und Wohnung der Teufel, ja zu einer
höllischen Cloac gemacht wird. Wann ein vom
Galgen erkauffter und hochbegnadeter Unterthan die
Kleider seines Fürsten und Königes, ja den königli-
chen Leib selbst in Mistlachen und Kothpfützen tun-
ckete: welch eine henckermäßige Missethat wäre das!
Wer aber der unkeuschen Lust im geringsten zu willen
wird, der mißhandelt das Bildniß, ja den Leib des
Königs aller Könige noch weit schändlicher: eben da-
mit, daß er seinen Leib, der eine Wohnung des Hei-

ligen

(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
hatte: O GOtt! nimm doch den Heiligen Geiſt
nicht von mir. Pſ. 51. Es war ihm gerade als
wenn der Heilige Geiſt weichen und Abſchied machen
wolte: ach tauſend Welten, mit allem was darinnen
iſt, vermoͤchten dieſen Schaden nimmermehr zu erſetzen.

§. 53.

Jhr ſeyd nicht euer ſelbſt. Euer Leib
und Glieder gehoͤren unter GOttes Hausrath, der
nach dem Willen und Geſetzen des Hausherrn allein
gebraucht werden muß. Dieſes iſt euer Vorrecht, ho-
her Adel und vergnuͤglichſte Wonne, daß ihr GOttes
Eigenthum ſeyd und ihm allein angehoͤret, als ſeine
theuerſte und ſchoͤnſte Kleinodien; mithin iſts euch
nicht erlaubt einem andern das ſeine zu mißhandeln
und zu verderben, und zwar einem ſo groſſen Herrn.
Eben daher iſt auch das ein ungoͤttlicher Muthwille,
wenn man auch in einem andern durch unreine Ge-
berden, Worte oder Entbloͤſſungen die fleiſchliche Luſt
rege machet, welches manche fuͤr einen Spaß achten,
jemand in ſich, verliebt zu machen: es ſoll aber jeder-
mann wohl wiſſen, daß dieſer Kurtzweil ein Heulen
und Zaͤhnklappen im Feuerofen nach ſich ziehen wird,
wornach ſich ein jeder ſchicken kann. Man ſoll weder
in ſich, noch in ſeines Naͤchſten Leibe boͤſe Luͤſte zu erre-
gen, und denſelben aus dem ordentlichen Gehorſam
gegen den Heiligen Geiſt heraus zu bringen ſich geluͤ-
ſten laſſen: allermaſſen durch ſo eine ſchnoͤde That ein
Leib, der GOttes Tempel entweder allbereit wircklich
iſt, oder noch werden koͤnte, zum Goͤtzenhaus, zum
Hundsneſt und Wohnung der Teufel, ja zu einer
hoͤlliſchen Cloac gemacht wird. Wann ein vom
Galgen erkauffter und hochbegnadeter Unterthan die
Kleider ſeines Fuͤrſten und Koͤniges, ja den koͤnigli-
chen Leib ſelbſt in Miſtlachen und Kothpfuͤtzen tun-
ckete: welch eine henckermaͤßige Miſſethat waͤre das!
Wer aber der unkeuſchen Luſt im geringſten zu willen
wird, der mißhandelt das Bildniß, ja den Leib des
Koͤnigs aller Koͤnige noch weit ſchaͤndlicher: eben da-
mit, daß er ſeinen Leib, der eine Wohnung des Hei-

ligen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0364" n="341"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">II.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Theologi&#x017F;che Betrachtung</hi></fw><lb/>
hatte: O GOtt! <hi rendition="#fr">nimm doch den Heiligen Gei&#x017F;t<lb/>
nicht von mir.</hi> P&#x017F;. 51. Es war ihm gerade als<lb/>
wenn der Heilige Gei&#x017F;t weichen und Ab&#x017F;chied machen<lb/>
wolte: ach tau&#x017F;end Welten, mit allem was darinnen<lb/>
i&#x017F;t, vermo&#x0364;chten die&#x017F;en Schaden nimmermehr zu er&#x017F;etzen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 53.</head>
            <p><hi rendition="#fr">Jhr &#x017F;eyd nicht euer &#x017F;elb&#x017F;t.</hi> Euer Leib<lb/>
und Glieder geho&#x0364;ren unter GOttes Hausrath, der<lb/>
nach dem Willen und Ge&#x017F;etzen des Hausherrn allein<lb/>
gebraucht werden muß. Die&#x017F;es i&#x017F;t euer Vorrecht, ho-<lb/>
her Adel und vergnu&#x0364;glich&#x017F;te Wonne, daß ihr GOttes<lb/>
Eigenthum &#x017F;eyd und ihm allein angeho&#x0364;ret, als &#x017F;eine<lb/>
theuer&#x017F;te und &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Kleinodien; mithin i&#x017F;ts euch<lb/>
nicht erlaubt einem andern das &#x017F;eine zu mißhandeln<lb/>
und zu verderben, und zwar einem &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Herrn.<lb/>
Eben daher i&#x017F;t auch das ein ungo&#x0364;ttlicher Muthwille,<lb/>
wenn man auch in einem andern durch unreine Ge-<lb/>
berden, Worte oder Entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;ungen die flei&#x017F;chliche Lu&#x017F;t<lb/>
rege machet, welches manche fu&#x0364;r einen Spaß achten,<lb/>
jemand in &#x017F;ich, verliebt zu machen: es &#x017F;oll aber jeder-<lb/>
mann wohl wi&#x017F;&#x017F;en, daß die&#x017F;er Kurtzweil ein Heulen<lb/>
und Za&#x0364;hnklappen im Feuerofen nach &#x017F;ich ziehen wird,<lb/>
wornach &#x017F;ich ein jeder &#x017F;chicken kann. Man &#x017F;oll weder<lb/>
in &#x017F;ich, noch in &#x017F;eines Na&#x0364;ch&#x017F;ten Leibe bo&#x0364;&#x017F;e Lu&#x0364;&#x017F;te zu erre-<lb/>
gen, und den&#x017F;elben aus dem ordentlichen Gehor&#x017F;am<lb/>
gegen den Heiligen Gei&#x017F;t heraus zu bringen &#x017F;ich gelu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten la&#x017F;&#x017F;en: allerma&#x017F;&#x017F;en durch &#x017F;o eine &#x017F;chno&#x0364;de That ein<lb/>
Leib, der GOttes Tempel entweder allbereit wircklich<lb/>
i&#x017F;t, oder noch werden ko&#x0364;nte, zum Go&#x0364;tzenhaus, zum<lb/>
Hundsne&#x017F;t und Wohnung der Teufel, ja zu einer<lb/>
ho&#x0364;lli&#x017F;chen Cloac gemacht wird. Wann ein vom<lb/>
Galgen erkauffter und hochbegnadeter Unterthan die<lb/>
Kleider &#x017F;eines Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Ko&#x0364;niges, ja den ko&#x0364;nigli-<lb/>
chen Leib &#x017F;elb&#x017F;t in Mi&#x017F;tlachen und Kothpfu&#x0364;tzen tun-<lb/>
ckete: welch eine henckerma&#x0364;ßige Mi&#x017F;&#x017F;ethat wa&#x0364;re das!<lb/>
Wer aber der unkeu&#x017F;chen Lu&#x017F;t im gering&#x017F;ten zu willen<lb/>
wird, der mißhandelt das Bildniß, ja den Leib des<lb/>
Ko&#x0364;nigs aller Ko&#x0364;nige noch weit &#x017F;cha&#x0364;ndlicher: eben da-<lb/>
mit, daß er &#x017F;einen Leib, der eine Wohnung des Hei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ligen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0364] (II. Th.) Theologiſche Betrachtung hatte: O GOtt! nimm doch den Heiligen Geiſt nicht von mir. Pſ. 51. Es war ihm gerade als wenn der Heilige Geiſt weichen und Abſchied machen wolte: ach tauſend Welten, mit allem was darinnen iſt, vermoͤchten dieſen Schaden nimmermehr zu erſetzen. §. 53.Jhr ſeyd nicht euer ſelbſt. Euer Leib und Glieder gehoͤren unter GOttes Hausrath, der nach dem Willen und Geſetzen des Hausherrn allein gebraucht werden muß. Dieſes iſt euer Vorrecht, ho- her Adel und vergnuͤglichſte Wonne, daß ihr GOttes Eigenthum ſeyd und ihm allein angehoͤret, als ſeine theuerſte und ſchoͤnſte Kleinodien; mithin iſts euch nicht erlaubt einem andern das ſeine zu mißhandeln und zu verderben, und zwar einem ſo groſſen Herrn. Eben daher iſt auch das ein ungoͤttlicher Muthwille, wenn man auch in einem andern durch unreine Ge- berden, Worte oder Entbloͤſſungen die fleiſchliche Luſt rege machet, welches manche fuͤr einen Spaß achten, jemand in ſich, verliebt zu machen: es ſoll aber jeder- mann wohl wiſſen, daß dieſer Kurtzweil ein Heulen und Zaͤhnklappen im Feuerofen nach ſich ziehen wird, wornach ſich ein jeder ſchicken kann. Man ſoll weder in ſich, noch in ſeines Naͤchſten Leibe boͤſe Luͤſte zu erre- gen, und denſelben aus dem ordentlichen Gehorſam gegen den Heiligen Geiſt heraus zu bringen ſich geluͤ- ſten laſſen: allermaſſen durch ſo eine ſchnoͤde That ein Leib, der GOttes Tempel entweder allbereit wircklich iſt, oder noch werden koͤnte, zum Goͤtzenhaus, zum Hundsneſt und Wohnung der Teufel, ja zu einer hoͤlliſchen Cloac gemacht wird. Wann ein vom Galgen erkauffter und hochbegnadeter Unterthan die Kleider ſeines Fuͤrſten und Koͤniges, ja den koͤnigli- chen Leib ſelbſt in Miſtlachen und Kothpfuͤtzen tun- ckete: welch eine henckermaͤßige Miſſethat waͤre das! Wer aber der unkeuſchen Luſt im geringſten zu willen wird, der mißhandelt das Bildniß, ja den Leib des Koͤnigs aller Koͤnige noch weit ſchaͤndlicher: eben da- mit, daß er ſeinen Leib, der eine Wohnung des Hei- ligen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/364
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/364>, abgerufen am 25.11.2024.