Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

der Unreinigkeit.
"und bekannte schmertzlich, er sey in der Sünde
"Onans schon sieben Jahr lang dermassen ver-
"strickt, daß er sich mit keinem Lieb davon loß-
"wickeln könne; gab mir auch nachwerts einen
"Rodel von 23. solchen unglückseligen Leuten, die
"mit gleichem Ubel behastet wären.
" Nun da
siehet und höret man es, wo es steckte. Da ist das
von GOtt selbst entdeckte Geheimniß Hos. 5, 4. im
Exempel dargestellt. Dis dis waren die heimlichen Ban-
den, die alle andere Gefangenschaft nach sich zogen,
und unvermeidlich machten. O wie viele tausend ähnli-
cher Exempel sind unter dieser einigen Historie begriffen!

§. 44.

Zur VII- Section, woselbst pag 265. die
Vortreflichkeit der Keuschheit beschrieben wird,
gehöret des Herrn Verfassers seine Vergleichung der
Keuschheit mit der Aloes, die er zur Erklärung des
Titels von seinem Tractat im Vorbericht machet. Er
spricht: Jch nenne die Keuschheit Aloes, weil 1) Wie
diese wohlriechend ist, so ist auch die Keuschheit. Die-
se ist Christo und seinen heiligen Engeln wol der lieb-
lichste Geruch. 2) Die Blätter dieser Staude, die ei-
nem Baum gleich zu werden pflegt, sind mit vielen ste-
henden Spitzen am Rande versehen, welche sehr fett
und voller Safft sind: Also auch die Keuschheit. Sie
wächset so hoch, daß sie bis ans neue Jerusalem rüh-
ret; die Blätter, (ihre Worte) sind nicht schmeichlerisch,
sondern ernsthaft, sie treiben und halten ab alles, was
sie betasten will; bleiben dabey voll himmlischer Sal-
bung, Gnade und Lebens JEsu. 3) Die Zweiglein
sind mit einer ungemein grossen Menge Blüthen wun-
dersam gezieret. Eben also quillen aus einem keuschen
Hertzen unzehlich viele heilige Gedancken und recht-
schaffene göttliche Begierden hervor. 4) Die Aloes
muß wohl gewartet seyn: Also auch die Keuschheit.
5) Aloes ist bitter, wird aber in der Artzneykunst häuf-
fig gebraucht: Also ist die Keuschheit dem fleischlichen
Sinn sehr zuwieder, befördert aber der Seelen Ge-
sundheit über alle massen wohl, und versetzet den

Men-

der Unreinigkeit.
und bekannte ſchmertzlich, er ſey in der Suͤnde
„Onans ſchon ſieben Jahr lang dermaſſen ver-
„ſtrickt, daß er ſich mit keinem Lieb davon loß-
„wickeln koͤnne; gab mir auch nachwerts einen
„Rodel von 23. ſolchen ungluͤckſeligen Leuten, die
„mit gleichem Ubel behaſtet waͤren.
‟ Nun da
ſiehet und hoͤret man es, wo es ſteckte. Da iſt das
von GOtt ſelbſt entdeckte Geheimniß Hoſ. 5, 4. im
Exempel dargeſtellt. Dis dis waren die heimlichen Ban-
den, die alle andere Gefangenſchaft nach ſich zogen,
und unvermeidlich machten. O wie viele tauſend aͤhnli-
cher Exempel ſind unter dieſer einigen Hiſtorie begriffen!

§. 44.

Zur VII- Section, woſelbſt pag 265. die
Vortreflichkeit der Keuſchheit beſchrieben wird,
gehoͤret des Herrn Verfaſſers ſeine Vergleichung der
Keuſchheit mit der Aloes, die er zur Erklaͤrung des
Titels von ſeinem Tractat im Vorbericht machet. Er
ſpricht: Jch nenne die Keuſchheit Aloes, weil 1) Wie
dieſe wohlriechend iſt, ſo iſt auch die Keuſchheit. Die-
ſe iſt Chriſto und ſeinen heiligen Engeln wol der lieb-
lichſte Geruch. 2) Die Blaͤtter dieſer Staude, die ei-
nem Baum gleich zu werden pflegt, ſind mit vielen ſte-
henden Spitzen am Rande verſehen, welche ſehr fett
und voller Safft ſind: Alſo auch die Keuſchheit. Sie
waͤchſet ſo hoch, daß ſie bis ans neue Jeruſalem ruͤh-
ret; die Blaͤtter, (ihre Worte) ſind nicht ſchmeichleriſch,
ſondern ernſthaft, ſie treiben und halten ab alles, was
ſie betaſten will; bleiben dabey voll himmliſcher Sal-
bung, Gnade und Lebens JEſu. 3) Die Zweiglein
ſind mit einer ungemein groſſen Menge Bluͤthen wun-
derſam gezieret. Eben alſo quillen aus einem keuſchen
Hertzen unzehlich viele heilige Gedancken und recht-
ſchaffene goͤttliche Begierden hervor. 4) Die Aloes
muß wohl gewartet ſeyn: Alſo auch die Keuſchheit.
5) Aloes iſt bitter, wird aber in der Artzneykunſt haͤuf-
fig gebraucht: Alſo iſt die Keuſchheit dem fleiſchlichen
Sinn ſehr zuwieder, befoͤrdert aber der Seelen Ge-
ſundheit uͤber alle maſſen wohl, und verſetzet den

Men-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0355" n="335"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">und bekannte &#x017F;chmertzlich, er &#x017F;ey in der Su&#x0364;nde<lb/>
&#x201E;Onans &#x017F;chon &#x017F;ieben Jahr lang derma&#x017F;&#x017F;en ver-<lb/>
&#x201E;&#x017F;trickt, daß er &#x017F;ich mit keinem Lieb davon loß-<lb/>
&#x201E;wickeln ko&#x0364;nne; gab mir auch nachwerts einen<lb/>
&#x201E;Rodel von 23. &#x017F;olchen unglu&#x0364;ck&#x017F;eligen Leuten, die<lb/>
&#x201E;mit gleichem Ubel beha&#x017F;tet wa&#x0364;ren.</hi>&#x201F; Nun da<lb/>
&#x017F;iehet und ho&#x0364;ret man es, wo es &#x017F;teckte. Da i&#x017F;t das<lb/>
von GOtt &#x017F;elb&#x017F;t entdeckte Geheimniß Ho&#x017F;. 5, 4. im<lb/>
Exempel darge&#x017F;tellt. Dis dis waren die heimlichen Ban-<lb/>
den, die alle andere Gefangen&#x017F;chaft nach &#x017F;ich zogen,<lb/>
und unvermeidlich machten. O wie viele tau&#x017F;end a&#x0364;hnli-<lb/>
cher Exempel &#x017F;ind unter die&#x017F;er einigen Hi&#x017F;torie begriffen!</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 44.</head>
            <p>Zur <hi rendition="#aq">VII- Section,</hi> wo&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">pag</hi> 265. die<lb/><hi rendition="#fr">Vortreflichkeit der Keu&#x017F;chheit</hi> be&#x017F;chrieben wird,<lb/>
geho&#x0364;ret des Herrn Verfa&#x017F;&#x017F;ers &#x017F;eine Vergleichung der<lb/>
Keu&#x017F;chheit mit der Aloes, die er zur Erkla&#x0364;rung des<lb/>
Titels von &#x017F;einem Tractat im Vorbericht machet. Er<lb/>
&#x017F;pricht: Jch nenne die Keu&#x017F;chheit Aloes, weil 1) Wie<lb/>
die&#x017F;e wohlriechend i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t auch die Keu&#x017F;chheit. Die-<lb/>
&#x017F;e i&#x017F;t Chri&#x017F;to und &#x017F;einen heiligen Engeln wol der lieb-<lb/>
lich&#x017F;te Geruch. 2) Die Bla&#x0364;tter die&#x017F;er Staude, die ei-<lb/>
nem Baum gleich zu werden pflegt, &#x017F;ind mit vielen &#x017F;te-<lb/>
henden Spitzen am Rande ver&#x017F;ehen, welche &#x017F;ehr fett<lb/>
und voller Safft &#x017F;ind: Al&#x017F;o auch die Keu&#x017F;chheit. Sie<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;et &#x017F;o hoch, daß &#x017F;ie bis ans neue Jeru&#x017F;alem ru&#x0364;h-<lb/>
ret; die Bla&#x0364;tter, (ihre Worte) &#x017F;ind nicht &#x017F;chmeichleri&#x017F;ch,<lb/>
&#x017F;ondern ern&#x017F;thaft, &#x017F;ie treiben und halten ab alles, was<lb/>
&#x017F;ie beta&#x017F;ten will; bleiben dabey voll himmli&#x017F;cher Sal-<lb/>
bung, Gnade und Lebens JE&#x017F;u. 3) Die Zweiglein<lb/>
&#x017F;ind mit einer ungemein gro&#x017F;&#x017F;en Menge Blu&#x0364;then wun-<lb/>
der&#x017F;am gezieret. Eben al&#x017F;o quillen aus einem keu&#x017F;chen<lb/>
Hertzen unzehlich viele heilige Gedancken und recht-<lb/>
&#x017F;chaffene go&#x0364;ttliche Begierden hervor. 4) Die Aloes<lb/>
muß wohl gewartet &#x017F;eyn: Al&#x017F;o auch die Keu&#x017F;chheit.<lb/>
5) Aloes i&#x017F;t bitter, wird aber in der Artzneykun&#x017F;t ha&#x0364;uf-<lb/>
fig gebraucht: Al&#x017F;o i&#x017F;t die Keu&#x017F;chheit dem flei&#x017F;chlichen<lb/>
Sinn &#x017F;ehr zuwieder, befo&#x0364;rdert aber der Seelen Ge-<lb/>
&#x017F;undheit u&#x0364;ber alle ma&#x017F;&#x017F;en wohl, und ver&#x017F;etzet den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Men-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0355] der Unreinigkeit. „und bekannte ſchmertzlich, er ſey in der Suͤnde „Onans ſchon ſieben Jahr lang dermaſſen ver- „ſtrickt, daß er ſich mit keinem Lieb davon loß- „wickeln koͤnne; gab mir auch nachwerts einen „Rodel von 23. ſolchen ungluͤckſeligen Leuten, die „mit gleichem Ubel behaſtet waͤren.‟ Nun da ſiehet und hoͤret man es, wo es ſteckte. Da iſt das von GOtt ſelbſt entdeckte Geheimniß Hoſ. 5, 4. im Exempel dargeſtellt. Dis dis waren die heimlichen Ban- den, die alle andere Gefangenſchaft nach ſich zogen, und unvermeidlich machten. O wie viele tauſend aͤhnli- cher Exempel ſind unter dieſer einigen Hiſtorie begriffen! §. 44.Zur VII- Section, woſelbſt pag 265. die Vortreflichkeit der Keuſchheit beſchrieben wird, gehoͤret des Herrn Verfaſſers ſeine Vergleichung der Keuſchheit mit der Aloes, die er zur Erklaͤrung des Titels von ſeinem Tractat im Vorbericht machet. Er ſpricht: Jch nenne die Keuſchheit Aloes, weil 1) Wie dieſe wohlriechend iſt, ſo iſt auch die Keuſchheit. Die- ſe iſt Chriſto und ſeinen heiligen Engeln wol der lieb- lichſte Geruch. 2) Die Blaͤtter dieſer Staude, die ei- nem Baum gleich zu werden pflegt, ſind mit vielen ſte- henden Spitzen am Rande verſehen, welche ſehr fett und voller Safft ſind: Alſo auch die Keuſchheit. Sie waͤchſet ſo hoch, daß ſie bis ans neue Jeruſalem ruͤh- ret; die Blaͤtter, (ihre Worte) ſind nicht ſchmeichleriſch, ſondern ernſthaft, ſie treiben und halten ab alles, was ſie betaſten will; bleiben dabey voll himmliſcher Sal- bung, Gnade und Lebens JEſu. 3) Die Zweiglein ſind mit einer ungemein groſſen Menge Bluͤthen wun- derſam gezieret. Eben alſo quillen aus einem keuſchen Hertzen unzehlich viele heilige Gedancken und recht- ſchaffene goͤttliche Begierden hervor. 4) Die Aloes muß wohl gewartet ſeyn: Alſo auch die Keuſchheit. 5) Aloes iſt bitter, wird aber in der Artzneykunſt haͤuf- fig gebraucht: Alſo iſt die Keuſchheit dem fleiſchlichen Sinn ſehr zuwieder, befoͤrdert aber der Seelen Ge- ſundheit uͤber alle maſſen wohl, und verſetzet den Men-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/355
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/355>, abgerufen am 01.07.2024.