Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

(II. Th.) Theologische Betrachtung
Da ist man nun von allen Seiten wehrloß, und der
Teufel hat gewonnen Spiel.

2. Der Nachtrab ist 1.) ein ruchloses Fortfah-
ren, da man sich doch noch in der erste geschämt und
gescheuet hat. 2) Die Unkeuschheit wird zu einem
unersätlichen Abgrund: je mehr man Holtz drein wirft
je grausamer wird die Brunst; 3 B. Mos. 18. 3) Da-
zu schlagen himmelschreyende Sünden, da die armen
Kinder verlassen, und an Leib und Seel ermordet wer-
den. 4) Die Treulosigkeit, Meineid und Zerreissung
aller Gesetze. 5) Die entsetzliche Gottesvergessenheit,
wie Salomon bey seiner Weiberliebe erfahren. (Es
war vor der Verfolgung, da sonderlich Herr
Claude als Prediger zu Charenton sehr berühmt
war, ein Candidat zu Paris, von so schönen Na-
turgaben, daß er einsmals dem Hrn. Claude die Can-
tzel abforderte. Da er aber erst im Vorbeyge-
hen auf die Cantzel zu treten vom Herrn Claude
den Text begehrte, so sagte dieser: wie? ihr wol-
let aus dem Stegreif predigen? Also soll man zu
Charenton nicht thun! schwange sich darmit auf
die Cantzel, und ließ den jungen Stutzer in sei-
nem neuen Cantzelrock mit Schanden drunten
stehen. Nun hätten die Jesuiten diesen galanten,
Kunstbegabten Schwätzer gern bey sich gehabt,
stelleten ihm demnach ein Lockaas mit einerschö-
nen catholischen Jungfer auf; mithin gerieth der
arme Tropf ins Garn und ward catholisch.
Also
erstickt die Unkeuschheit alle Empfindung seiner Reli-
gion. 6) Man verführe oder lasse sich verführen, so
ist man dennoch Schuld an des mitsündigenden seiner
Besudelung. Welch eine Last ladet man sich damit
auf sein Gewissen, sonderlich wann Mord, Meineid,
und endliche Unbußfertigkeit darauf erfolget! 7) Die
Bastarte werden meist dem Teufel zu Theil; man
schickt sie in den Krieg oder wohin man kann; viele werden
an der Empfängniß verhindert, heimlich abgetrieben,
schändlich ermordet! Und was eheliche Kinder sind,

da

(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
Da iſt man nun von allen Seiten wehrloß, und der
Teufel hat gewonnen Spiel.

2. Der Nachtrab iſt 1.) ein ruchloſes Fortfah-
ren, da man ſich doch noch in der erſte geſchaͤmt und
geſcheuet hat. 2) Die Unkeuſchheit wird zu einem
unerſaͤtlichen Abgrund: je mehr man Holtz drein wirft
je grauſamer wird die Brunſt; 3 B. Moſ. 18. 3) Da-
zu ſchlagen himmelſchreyende Suͤnden, da die armen
Kinder verlaſſen, und an Leib und Seel ermordet wer-
den. 4) Die Treuloſigkeit, Meineid und Zerreiſſung
aller Geſetze. 5) Die entſetzliche Gottesvergeſſenheit,
wie Salomon bey ſeiner Weiberliebe erfahren. (Es
war vor der Verfolgung, da ſonderlich Herr
Claude als Prediger zu Charenton ſehr beruͤhmt
war, ein Candidat zu Paris, von ſo ſchoͤnen Na-
turgaben, daß er einsmals dem Hrn. Claude die Can-
tzel abforderte. Da er aber erſt im Vorbeyge-
hen auf die Cantzel zu treten vom Herrn Claude
den Text begehrte, ſo ſagte dieſer: wie? ihr wol-
let aus dem Stegreif predigen? Alſo ſoll man zu
Charenton nicht thun! ſchwange ſich darmit auf
die Cantzel, und ließ den jungen Stutzer in ſei-
nem neuen Cantzelrock mit Schanden drunten
ſtehen. Nun haͤtten die Jeſuiten dieſen galanten,
Kunſtbegabten Schwaͤtzer gern bey ſich gehabt,
ſtelleten ihm demnach ein Lockaas mit einerſchoͤ-
nen catholiſchen Jungfer auf; mithin gerieth der
arme Tropf ins Garn und ward catholiſch.
Alſo
erſtickt die Unkeuſchheit alle Empfindung ſeiner Reli-
gion. 6) Man verfuͤhre oder laſſe ſich verfuͤhren, ſo
iſt man dennoch Schuld an des mitſuͤndigenden ſeiner
Beſudelung. Welch eine Laſt ladet man ſich damit
auf ſein Gewiſſen, ſonderlich wann Mord, Meineid,
und endliche Unbußfertigkeit darauf erfolget! 7) Die
Baſtarte werden meiſt dem Teufel zu Theil; man
ſchickt ſie in den Krieg oder wohin man kann; viele werden
an der Empfaͤngniß verhindert, heimlich abgetrieben,
ſchaͤndlich ermordet! Und was eheliche Kinder ſind,

da
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0350" n="330"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">II.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Theologi&#x017F;che Betrachtung</hi></fw><lb/>
Da i&#x017F;t man nun von allen Seiten wehrloß, und der<lb/>
Teufel hat gewonnen Spiel.</p><lb/>
            <p>2. Der <hi rendition="#fr">Nachtrab</hi> i&#x017F;t 1.) ein ruchlo&#x017F;es Fortfah-<lb/>
ren, da man &#x017F;ich doch noch in der er&#x017F;te ge&#x017F;cha&#x0364;mt und<lb/>
ge&#x017F;cheuet hat. 2) Die Unkeu&#x017F;chheit wird zu einem<lb/>
uner&#x017F;a&#x0364;tlichen Abgrund: je mehr man Holtz drein wirft<lb/>
je grau&#x017F;amer wird die Brun&#x017F;t; 3 B. Mo&#x017F;. 18. 3) Da-<lb/>
zu &#x017F;chlagen himmel&#x017F;chreyende Su&#x0364;nden, da die armen<lb/>
Kinder verla&#x017F;&#x017F;en, und an Leib und Seel ermordet wer-<lb/>
den. 4) Die Treulo&#x017F;igkeit, Meineid und Zerrei&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
aller Ge&#x017F;etze. 5) Die ent&#x017F;etzliche Gottesverge&#x017F;&#x017F;enheit,<lb/>
wie Salomon bey &#x017F;einer Weiberliebe erfahren. (<hi rendition="#fr">Es<lb/>
war vor der Verfolgung, da &#x017F;onderlich Herr<lb/>
Claude als Prediger zu Charenton &#x017F;ehr beru&#x0364;hmt<lb/>
war, ein Candidat zu Paris, von &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;nen Na-<lb/>
turgaben, daß er einsmals dem Hrn. Claude die Can-<lb/>
tzel abforderte. Da er aber er&#x017F;t im Vorbeyge-<lb/>
hen auf die Cantzel zu treten vom Herrn Claude<lb/>
den Text begehrte, &#x017F;o &#x017F;agte die&#x017F;er: wie? ihr wol-<lb/>
let aus dem Stegreif predigen? Al&#x017F;o &#x017F;oll man zu<lb/>
Charenton nicht thun! &#x017F;chwange &#x017F;ich darmit auf<lb/>
die Cantzel, und ließ den jungen Stutzer in &#x017F;ei-<lb/>
nem neuen Cantzelrock mit Schanden drunten<lb/>
&#x017F;tehen. Nun ha&#x0364;tten die Je&#x017F;uiten die&#x017F;en galanten,<lb/>
Kun&#x017F;tbegabten Schwa&#x0364;tzer gern bey &#x017F;ich gehabt,<lb/>
&#x017F;telleten ihm demnach ein Lockaas mit einer&#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nen catholi&#x017F;chen Jungfer auf; mithin gerieth der<lb/>
arme <choice><sic>Trop&#x017F;</sic><corr>Tropf</corr></choice> ins Garn und ward catholi&#x017F;ch.</hi> Al&#x017F;o<lb/>
er&#x017F;tickt die Unkeu&#x017F;chheit alle Empfindung &#x017F;einer Reli-<lb/>
gion. 6) Man verfu&#x0364;hre oder la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich verfu&#x0364;hren, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t man dennoch Schuld an des mit&#x017F;u&#x0364;ndigenden &#x017F;einer<lb/>
Be&#x017F;udelung. Welch eine La&#x017F;t ladet man &#x017F;ich damit<lb/>
auf &#x017F;ein Gewi&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;onderlich wann Mord, Meineid,<lb/>
und endliche Unbußfertigkeit darauf erfolget! 7) Die<lb/>
Ba&#x017F;tarte werden mei&#x017F;t dem Teufel zu Theil; man<lb/>
&#x017F;chickt &#x017F;ie in den Krieg oder wohin man kann; viele werden<lb/>
an der Empfa&#x0364;ngniß verhindert, heimlich abgetrieben,<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ndlich ermordet! Und was eheliche Kinder &#x017F;ind,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">da</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0350] (II. Th.) Theologiſche Betrachtung Da iſt man nun von allen Seiten wehrloß, und der Teufel hat gewonnen Spiel. 2. Der Nachtrab iſt 1.) ein ruchloſes Fortfah- ren, da man ſich doch noch in der erſte geſchaͤmt und geſcheuet hat. 2) Die Unkeuſchheit wird zu einem unerſaͤtlichen Abgrund: je mehr man Holtz drein wirft je grauſamer wird die Brunſt; 3 B. Moſ. 18. 3) Da- zu ſchlagen himmelſchreyende Suͤnden, da die armen Kinder verlaſſen, und an Leib und Seel ermordet wer- den. 4) Die Treuloſigkeit, Meineid und Zerreiſſung aller Geſetze. 5) Die entſetzliche Gottesvergeſſenheit, wie Salomon bey ſeiner Weiberliebe erfahren. (Es war vor der Verfolgung, da ſonderlich Herr Claude als Prediger zu Charenton ſehr beruͤhmt war, ein Candidat zu Paris, von ſo ſchoͤnen Na- turgaben, daß er einsmals dem Hrn. Claude die Can- tzel abforderte. Da er aber erſt im Vorbeyge- hen auf die Cantzel zu treten vom Herrn Claude den Text begehrte, ſo ſagte dieſer: wie? ihr wol- let aus dem Stegreif predigen? Alſo ſoll man zu Charenton nicht thun! ſchwange ſich darmit auf die Cantzel, und ließ den jungen Stutzer in ſei- nem neuen Cantzelrock mit Schanden drunten ſtehen. Nun haͤtten die Jeſuiten dieſen galanten, Kunſtbegabten Schwaͤtzer gern bey ſich gehabt, ſtelleten ihm demnach ein Lockaas mit einerſchoͤ- nen catholiſchen Jungfer auf; mithin gerieth der arme Tropf ins Garn und ward catholiſch. Alſo erſtickt die Unkeuſchheit alle Empfindung ſeiner Reli- gion. 6) Man verfuͤhre oder laſſe ſich verfuͤhren, ſo iſt man dennoch Schuld an des mitſuͤndigenden ſeiner Beſudelung. Welch eine Laſt ladet man ſich damit auf ſein Gewiſſen, ſonderlich wann Mord, Meineid, und endliche Unbußfertigkeit darauf erfolget! 7) Die Baſtarte werden meiſt dem Teufel zu Theil; man ſchickt ſie in den Krieg oder wohin man kann; viele werden an der Empfaͤngniß verhindert, heimlich abgetrieben, ſchaͤndlich ermordet! Und was eheliche Kinder ſind, da

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/350
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/350>, abgerufen am 22.11.2024.