Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.Der Unreinigkeit. Sauffen, Spielen, Haren etc. verfallen war, hiengsich an eine Hure in einer benachbarten Stadt. Weil ihn sein Sohn davon abzuhalten sich be- mühete, ermordete er denselben, und verbarg sei- ne That, unter dem Vorwand, als hätte er ihn in die Fremde geschickt. Kurtz darauf brachte er auch sein eigen Weib um. Als endlich das Maß seiner Sünden voll war: eilete die göttli- che Gerechtigkeit mit ihm zur Rache; machte einen Anfang an seinem Gut, und setzte ihn durch Brandschaden in solche Armuth, daß er auch von seiner Huren nicht mehr geachtet war, weil er durch Geschencke ihre geile Brunst nicht mehr hegen konte. Nach solcher schmählichen Ab- weisung legte er sich unterwegens aus Unmuth nieder unter einen Baum. Kaum war er vom Schlaff überfallen, siehe, da kam nicht ohne Ver- hengniß GOttes ein wütender Ochse, der sich loß gerissen, und den das Volck zu fangen bemü- het| war. Der fassete den schlaffenden Sünder auf seine Hörner, und riß ihm den Leib auf, so daß ihm das Eingeweide hervor hing. Nach- dem er darauf eine halbe Stunde sprachloß gele- gen, kam er wieder zu sich selber, und bekannte seine Uebelthaten; worauf er noch selbigen Ta- ges nach wiederholter öffentlichen Bekenntniß aufgehenckt, und hernach verbrannt wurde. Wahr ists, daß nicht alle und jede unkeusche Menschen in so grausame Excessen verfallen, noch vor der Welt ein so erschreckliches Ende nehmen: inzwischen gilt doch hier was Chrysostomus, sagt: "Nicht alle verstockte ersauf- "fen im rothen Meer, weil auf sie der Pfuhl wartet, "der mit Feuer und Schwefel brennt. Nicht alle, "die Christum versuchen, werden von den Schlangen "umgebracht, weil auf sie der Wurm wartet, der nicht "stirbt. Nicht alle die Hurerey treiben, werden mit "dem Spiesse durchstochen, weil sie im höllischen "Feuer am glüenden Spiesse des ewigen Todes "und X 4
Der Unreinigkeit. Sauffen, Spielen, Haren ꝛc. verfallen war, hiengſich an eine Hure in einer benachbarten Stadt. Weil ihn ſein Sohn davon abzuhalten ſich be- muͤhete, ermordete er denſelben, und verbarg ſei- ne That, unter dem Vorwand, als haͤtte er ihn in die Fremde geſchickt. Kurtz darauf brachte er auch ſein eigen Weib um. Als endlich das Maß ſeiner Suͤnden voll war: eilete die goͤttli- che Gerechtigkeit mit ihm zur Rache; machte einen Anfang an ſeinem Gut, und ſetzte ihn durch Brandſchaden in ſolche Armuth, daß er auch von ſeiner Huren nicht mehr geachtet war, weil er durch Geſchencke ihre geile Brunſt nicht mehr hegen konte. Nach ſolcher ſchmaͤhlichen Ab- weiſung legte er ſich unterwegens aus Unmuth nieder unter einen Baum. Kaum war er vom Schlaff uͤberfallen, ſiehe, da kam nicht ohne Ver- hengniß GOttes ein wuͤtender Ochſe, der ſich loß geriſſen, und den das Volck zu fangen bemuͤ- het| war. Der faſſete den ſchlaffenden Suͤnder auf ſeine Hoͤrner, und riß ihm den Leib auf, ſo daß ihm das Eingeweide hervor hing. Nach- dem er darauf eine halbe Stunde ſprachloß gele- gen, kam er wieder zu ſich ſelber, und bekannte ſeine Uebelthaten; worauf er noch ſelbigen Ta- ges nach wiederholter oͤffentlichen Bekenntniß aufgehenckt, und hernach verbrannt wurde. Wahr iſts, daß nicht alle und jede unkeuſche Menſchen in ſo grauſame Exceſſen verfallen, noch vor der Welt ein ſo erſchreckliches Ende nehmen: inzwiſchen gilt doch hier was Chryſoſtomus, ſagt: „Nicht alle verſtockte erſauf- „fen im rothen Meer, weil auf ſie der Pfuhl wartet, „der mit Feuer und Schwefel brennt. Nicht alle, „die Chriſtum verſuchen, werden von den Schlangen „umgebracht, weil auf ſie der Wurm wartet, der nicht „ſtirbt. Nicht alle die Hurerey treiben, werden mit „dem Spieſſe durchſtochen, weil ſie im hoͤlliſchen „Feuer am gluͤenden Spieſſe des ewigen Todes „und X 4
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Der Unreinigkeit.
Sauffen, Spielen, Haren ꝛc. verfallen war, hieng
ſich an eine Hure in einer benachbarten Stadt.
Weil ihn ſein Sohn davon abzuhalten ſich be-
muͤhete, ermordete er denſelben, und verbarg ſei-
ne That, unter dem Vorwand, als haͤtte er ihn
in die Fremde geſchickt. Kurtz darauf brachte
er auch ſein eigen Weib um. Als endlich das
Maß ſeiner Suͤnden voll war: eilete die goͤttli-
che Gerechtigkeit mit ihm zur Rache; machte
einen Anfang an ſeinem Gut, und ſetzte ihn durch
Brandſchaden in ſolche Armuth, daß er auch
von ſeiner Huren nicht mehr geachtet war, weil
er durch Geſchencke ihre geile Brunſt nicht mehr
hegen konte. Nach ſolcher ſchmaͤhlichen Ab-
weiſung legte er ſich unterwegens aus Unmuth
nieder unter einen Baum. Kaum war er vom
Schlaff uͤberfallen, ſiehe, da kam nicht ohne Ver-
hengniß GOttes ein wuͤtender Ochſe, der ſich
loß geriſſen, und den das Volck zu fangen bemuͤ-
het| war. Der faſſete den ſchlaffenden Suͤnder
auf ſeine Hoͤrner, und riß ihm den Leib auf, ſo
daß ihm das Eingeweide hervor hing. Nach-
dem er darauf eine halbe Stunde ſprachloß gele-
gen, kam er wieder zu ſich ſelber, und bekannte
ſeine Uebelthaten; worauf er noch ſelbigen Ta-
ges nach wiederholter oͤffentlichen Bekenntniß
aufgehenckt, und hernach verbrannt wurde.
Wahr iſts, daß nicht alle und jede unkeuſche Menſchen
in ſo grauſame Exceſſen verfallen, noch vor der Welt ein
ſo erſchreckliches Ende nehmen: inzwiſchen gilt doch hier
was Chryſoſtomus, ſagt: „Nicht alle verſtockte erſauf-
„fen im rothen Meer, weil auf ſie der Pfuhl wartet,
„der mit Feuer und Schwefel brennt. Nicht alle,
„die Chriſtum verſuchen, werden von den Schlangen
„umgebracht, weil auf ſie der Wurm wartet, der nicht
„ſtirbt. Nicht alle die Hurerey treiben, werden mit
„dem Spieſſe durchſtochen, weil ſie im hoͤlliſchen
„Feuer am gluͤenden Spieſſe des ewigen Todes
„und
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Zitationshilfe: | Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/347>, abgerufen am 16.02.2025. |