boden nicht verwüstet, und seiner Regenten, als der allerliebsten Geschöpfe GOttes, beraubet würde? Denn es fassete dieser unausforschliche Rath zugleich dieses mit in sich: Kein Mensch solte ewig in eben diesem Zustand auf der Erden leben bleiben; sondern jedermann solte nach ei- ner gewissen Zeit, und nach vollbrachter Haus- haltung, aus seinem gewisser massen doch zeitlichen Wesen und Leben verwandelt, und in ein ewi- ges Leben versetzet werden. Dis war der Herr- lichkeit GOttes durchaus gemäß; Jhme gebüh- rets allein, ewig zu seyn, und ausser allem Zeit- Wechsel und dergleichen Veränderungen zu ste- hen.
Nächstdem hat der liebesvolle GOtt eine solche heilige Lust und Liebe zu seines Gleichen den erschaffenen Menschen auch zur Vermeh- rung ihrer Glückseligkeit aus überflies- sender Freundlichkeit beygeleget, daß sie freundlich, holdselig und lieblich würden, und einer bey dem andern mit Lust wohnen möchte. So solte auch diese Liebe unter den Menschen einiger Abdruck seyn der göttlichen unbegreifli- chen Liebe, die er theils in seinem unendlichen Wesen der hochgelobten Dreyeinigkeit selbst, theils auch gegen den Menschen hat. Dieses von GOtt entzündte Feuer war nun vollkom- men lieblich, und dem Allerhöchsten angenehm. Es war darin nichts sündliches noch schändli- ches, gehörte mit zu dem heiligen Eben- bilde GOttes, wodurch so wohl die Seele als der Leib mit vollkommener Reinigkeit und Hold-
se-
(I. Th.) Betracht. der Unreinigkeit.
boden nicht verwuͤſtet, und ſeiner Regenten, als der allerliebſten Geſchoͤpfe GOttes, beraubet wuͤrde? Denn es faſſete dieſer unausforſchliche Rath zugleich dieſes mit in ſich: Kein Menſch ſolte ewig in eben dieſem Zuſtand auf der Erden leben bleiben; ſondern jedermann ſolte nach ei- ner gewiſſen Zeit, und nach vollbrachter Haus- haltung, aus ſeinem gewiſſer maſſen doch zeitlichen Weſen und Leben verwandelt, und in ein ewi- ges Leben verſetzet werden. Dis war der Herr- lichkeit GOttes durchaus gemaͤß; Jhme gebuͤh- rets allein, ewig zu ſeyn, und auſſer allem Zeit- Wechſel und dergleichen Veraͤnderungen zu ſte- hen.
Naͤchſtdem hat der liebesvolle GOtt eine ſolche heilige Luſt und Liebe zu ſeines Gleichen den erſchaffenen Menſchen auch zur Vermeh- rung ihrer Gluͤckſeligkeit aus uͤberflieſ- ſender Freundlichkeit beygeleget, daß ſie freundlich, holdſelig und lieblich wuͤrden, und einer bey dem andern mit Luſt wohnen moͤchte. So ſolte auch dieſe Liebe unter den Menſchen einiger Abdruck ſeyn der goͤttlichen unbegreifli- chen Liebe, die er theils in ſeinem unendlichen Weſen der hochgelobten Dreyeinigkeit ſelbſt, theils auch gegen den Menſchen hat. Dieſes von GOtt entzuͤndte Feuer war nun vollkom- men lieblich, und dem Allerhoͤchſten angenehm. Es war darin nichts ſuͤndliches noch ſchaͤndli- ches, gehoͤrte mit zu dem heiligen Eben- bilde GOttes, wodurch ſo wohl die Seele als der Leib mit vollkommener Reinigkeit und Hold-
ſe-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0033"n="13"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">I.</hi> Th.) <hirendition="#b">Betracht. der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
boden nicht verwuͤſtet, und ſeiner Regenten, als<lb/>
der allerliebſten Geſchoͤpfe GOttes, beraubet<lb/>
wuͤrde? Denn es faſſete dieſer unausforſchliche<lb/>
Rath zugleich dieſes mit in ſich: Kein Menſch<lb/>ſolte ewig in eben dieſem Zuſtand auf der Erden<lb/>
leben bleiben; ſondern jedermann ſolte nach ei-<lb/>
ner gewiſſen Zeit, und nach vollbrachter Haus-<lb/>
haltung, aus ſeinem gewiſſer maſſen doch zeitlichen<lb/>
Weſen und Leben verwandelt, und in ein ewi-<lb/>
ges Leben verſetzet werden. Dis war der Herr-<lb/>
lichkeit GOttes durchaus gemaͤß; Jhme gebuͤh-<lb/>
rets allein, ewig zu ſeyn, und auſſer allem Zeit-<lb/>
Wechſel und dergleichen Veraͤnderungen zu ſte-<lb/>
hen.</p><lb/><p>Naͤchſtdem hat der liebesvolle GOtt eine<lb/>ſolche heilige Luſt und Liebe zu ſeines Gleichen<lb/>
den erſchaffenen Menſchen <hirendition="#fr">auch zur Vermeh-<lb/>
rung ihrer Gluͤckſeligkeit aus uͤberflieſ-<lb/>ſender Freundlichkeit beygeleget,</hi> daß ſie<lb/>
freundlich, holdſelig und lieblich wuͤrden, und<lb/>
einer bey dem andern mit Luſt wohnen moͤchte.<lb/>
So ſolte auch dieſe Liebe unter den Menſchen<lb/>
einiger Abdruck ſeyn der goͤttlichen unbegreifli-<lb/>
chen Liebe, die er theils in ſeinem unendlichen<lb/>
Weſen der hochgelobten Dreyeinigkeit ſelbſt,<lb/>
theils auch gegen den Menſchen hat. Dieſes<lb/>
von GOtt entzuͤndte Feuer war nun vollkom-<lb/>
men lieblich, und dem Allerhoͤchſten angenehm.<lb/>
Es war darin nichts ſuͤndliches noch ſchaͤndli-<lb/>
ches, <hirendition="#fr">gehoͤrte mit zu dem heiligen Eben-<lb/>
bilde GOttes,</hi> wodurch ſo wohl die Seele als<lb/>
der Leib mit vollkommener Reinigkeit und Hold-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſe-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[13/0033]
(I. Th.) Betracht. der Unreinigkeit.
boden nicht verwuͤſtet, und ſeiner Regenten, als
der allerliebſten Geſchoͤpfe GOttes, beraubet
wuͤrde? Denn es faſſete dieſer unausforſchliche
Rath zugleich dieſes mit in ſich: Kein Menſch
ſolte ewig in eben dieſem Zuſtand auf der Erden
leben bleiben; ſondern jedermann ſolte nach ei-
ner gewiſſen Zeit, und nach vollbrachter Haus-
haltung, aus ſeinem gewiſſer maſſen doch zeitlichen
Weſen und Leben verwandelt, und in ein ewi-
ges Leben verſetzet werden. Dis war der Herr-
lichkeit GOttes durchaus gemaͤß; Jhme gebuͤh-
rets allein, ewig zu ſeyn, und auſſer allem Zeit-
Wechſel und dergleichen Veraͤnderungen zu ſte-
hen.
Naͤchſtdem hat der liebesvolle GOtt eine
ſolche heilige Luſt und Liebe zu ſeines Gleichen
den erſchaffenen Menſchen auch zur Vermeh-
rung ihrer Gluͤckſeligkeit aus uͤberflieſ-
ſender Freundlichkeit beygeleget, daß ſie
freundlich, holdſelig und lieblich wuͤrden, und
einer bey dem andern mit Luſt wohnen moͤchte.
So ſolte auch dieſe Liebe unter den Menſchen
einiger Abdruck ſeyn der goͤttlichen unbegreifli-
chen Liebe, die er theils in ſeinem unendlichen
Weſen der hochgelobten Dreyeinigkeit ſelbſt,
theils auch gegen den Menſchen hat. Dieſes
von GOtt entzuͤndte Feuer war nun vollkom-
men lieblich, und dem Allerhoͤchſten angenehm.
Es war darin nichts ſuͤndliches noch ſchaͤndli-
ches, gehoͤrte mit zu dem heiligen Eben-
bilde GOttes, wodurch ſo wohl die Seele als
der Leib mit vollkommener Reinigkeit und Hold-
ſe-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/33>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.