ach daß doch nur die, so sich zu dir nahen, und an denen, durch und von denen du willst geheiliget wer- den, gantz davon frey wären! Ja gewiß, und ach Jammer! diese Sünde raubet manchem die beste Blüthe seines Lebens, und die schönste und reicheste Frucht seines künftigen Predigtamts hinweg; eben wie der Schwefelregen über die vier verdammte Städte das al- leredelste Theil des verheissenen Landes verwüstet, und zu einem dicken, todten und stinckenden Hartz- und Pechmeer gemacht hat. Darum betete Coccejus zu feiner Zeit: O HErr GOtt! behüte doch unsere studierende Jugend vor der Sünde Onans! Ach wem soll nicht das Hertz erzittern und die Haut schauren, daß es noch so viele Weichlinge hat im Christenland? Wer solte da nicht seufzen: Ach HErr JEsu, du keu- sches Hertz, laß doch nimmermehr solche Greuel un- ter den Christen erfunden werden! O ihr Alten! o ihr Jungen meidet doch ja die verteufelte Onaniti- sche Unflätereyen, mehr aus Furcht des strengen Ge- richts GOttes, und aus hertzinniger Ehrerbietung vor JEsum, als wenn sie auf das allerhärteste von Obrigkeiten solten gestrafft werden. Lasse o Mensch! doch ja das Zeugungsmittel nicht auf die Erde sallen: denn du verdirbst sonst ein beseeltes Wesen, und be- gehest allerdings eine Art des Todtschlages.
§. 20.
Ein Freund CHristi sagte mir, daß so oft er in seinem unbekehrten Naturstand dazu sey gerei- tzet worden, sey es ihm nicht anders gewesen, als stünde der Teufel hinter ihm, um ihn gleich nach der That zu zerreissen; und dadurch sey er abgeschreckt worden. Ein anderer bekannte, daß, so oft er sich habe überwältigen lassen, so oft habe er gleichsam ei- ne Stimme in sich gehört, als eines, der ihn um Zi- ons willen bejammere, klagend sprechen: Heu! quan- tum damni pateris ecclesia! O Zions-Stadt! welch ein unschätzbarer Schade wird dir hiemit vom Satan zugefüget! Diejenigen, so diesem Teufels-Netze entgangen, und, wie Naaman, durch siebenmalige Ein-
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der Unreinigkeit.
ach daß doch nur die, ſo ſich zu dir nahen, und an denen, durch und von denen du willſt geheiliget wer- den, gantz davon frey waͤren! Ja gewiß, und ach Jammer! dieſe Suͤnde raubet manchem die beſte Bluͤthe ſeines Lebens, und die ſchoͤnſte und reicheſte Frucht ſeines kuͤnftigen Predigtamts hinweg; eben wie der Schwefelregen uͤber die vier verdammte Staͤdte das al- leredelſte Theil des verheiſſenen Landes verwuͤſtet, und zu einem dicken, todten und ſtinckenden Hartz- und Pechmeer gemacht hat. Darum betete Coccejus zu feiner Zeit: O HErr GOtt! behuͤte doch unſere ſtudierende Jugend vor der Suͤnde Onans! Ach wem ſoll nicht das Hertz erzittern und die Haut ſchauren, daß es noch ſo viele Weichlinge hat im Chriſtenland? Wer ſolte da nicht ſeufzen: Ach HErr JEſu, du keu- ſches Hertz, laß doch nimmermehr ſolche Greuel un- ter den Chriſten erfunden werden! O ihr Alten! o ihr Jungen meidet doch ja die verteufelte Onaniti- ſche Unflaͤtereyen, mehr aus Furcht des ſtrengen Ge- richts GOttes, und aus hertzinniger Ehrerbietung vor JEſum, als wenn ſie auf das allerhaͤrteſte von Obrigkeiten ſolten geſtrafft werden. Laſſe o Menſch! doch ja das Zeugungsmittel nicht auf die Erde ſallen: denn du verdirbſt ſonſt ein beſeeltes Weſen, und be- geheſt allerdings eine Art des Todtſchlages.
§. 20.
Ein Freund CHriſti ſagte mir, daß ſo oft er in ſeinem unbekehrten Naturſtand dazu ſey gerei- tzet worden, ſey es ihm nicht anders geweſen, als ſtuͤnde der Teufel hinter ihm, um ihn gleich nach der That zu zerreiſſen; und dadurch ſey er abgeſchreckt worden. Ein anderer bekannte, daß, ſo oft er ſich habe uͤberwaͤltigen laſſen, ſo oft habe er gleichſam ei- ne Stimme in ſich gehoͤrt, als eines, der ihn um Zi- ons willen bejammere, klagend ſprechen: Heu! quan- tum damni pateris eccleſia! O Zions-Stadt! welch ein unſchaͤtzbarer Schade wird dir hiemit vom Satan zugefuͤget! Diejenigen, ſo dieſem Teufels-Netze entgangen, und, wie Naaman, durch ſiebenmalige Ein-
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der Unreinigkeit.
ach daß doch nur die, ſo ſich zu dir nahen, und an
denen, durch und von denen du willſt geheiliget wer-
den, gantz davon frey waͤren! Ja gewiß, und ach
Jammer! dieſe Suͤnde raubet manchem die beſte Bluͤthe
ſeines Lebens, und die ſchoͤnſte und reicheſte Frucht
ſeines kuͤnftigen Predigtamts hinweg; eben wie der
Schwefelregen uͤber die vier verdammte Staͤdte das al-
leredelſte Theil des verheiſſenen Landes verwuͤſtet, und
zu einem dicken, todten und ſtinckenden Hartz- und
Pechmeer gemacht hat. Darum betete Coccejus
zu feiner Zeit: O HErr GOtt! behuͤte doch unſere
ſtudierende Jugend vor der Suͤnde Onans! Ach wem
ſoll nicht das Hertz erzittern und die Haut ſchauren,
daß es noch ſo viele Weichlinge hat im Chriſtenland?
Wer ſolte da nicht ſeufzen: Ach HErr JEſu, du keu-
ſches Hertz, laß doch nimmermehr ſolche Greuel un-
ter den Chriſten erfunden werden! O ihr Alten! o
ihr Jungen meidet doch ja die verteufelte Onaniti-
ſche Unflaͤtereyen, mehr aus Furcht des ſtrengen Ge-
richts GOttes, und aus hertzinniger Ehrerbietung
vor JEſum, als wenn ſie auf das allerhaͤrteſte von
Obrigkeiten ſolten geſtrafft werden. Laſſe o Menſch!
doch ja das Zeugungsmittel nicht auf die Erde ſallen:
denn du verdirbſt ſonſt ein beſeeltes Weſen, und be-
geheſt allerdings eine Art des Todtſchlages.
§. 20.Ein Freund CHriſti ſagte mir, daß ſo oft
er in ſeinem unbekehrten Naturſtand dazu ſey gerei-
tzet worden, ſey es ihm nicht anders geweſen, als
ſtuͤnde der Teufel hinter ihm, um ihn gleich nach der
That zu zerreiſſen; und dadurch ſey er abgeſchreckt
worden. Ein anderer bekannte, daß, ſo oft er ſich
habe uͤberwaͤltigen laſſen, ſo oft habe er gleichſam ei-
ne Stimme in ſich gehoͤrt, als eines, der ihn um Zi-
ons willen bejammere, klagend ſprechen: Heu! quan-
tum damni pateris eccleſia! O Zions-Stadt! welch
ein unſchaͤtzbarer Schade wird dir hiemit vom Satan
zugefuͤget! Diejenigen, ſo dieſem Teufels-Netze
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/327>, abgerufen am 16.07.2024.
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