Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

der Unreinigkeit.
ach daß doch nur die, so sich zu dir nahen, und an
denen, durch und von denen du willst geheiliget wer-
den, gantz davon frey wären! Ja gewiß, und ach
Jammer! diese Sünde raubet manchem die beste Blüthe
seines Lebens, und die schönste und reicheste Frucht
seines künftigen Predigtamts hinweg; eben wie der
Schwefelregen über die vier verdammte Städte das al-
leredelste Theil des verheissenen Landes verwüstet, und
zu einem dicken, todten und stinckenden Hartz- und
Pechmeer gemacht hat. Darum betete Coccejus
zu feiner Zeit: O HErr GOtt! behüte doch unsere
studierende Jugend vor der Sünde Onans! Ach wem
soll nicht das Hertz erzittern und die Haut schauren,
daß es noch so viele Weichlinge hat im Christenland?
Wer solte da nicht seufzen: Ach HErr JEsu, du keu-
sches Hertz, laß doch nimmermehr solche Greuel un-
ter den Christen erfunden werden! O ihr Alten! o
ihr Jungen meidet doch ja die verteufelte Onaniti-
sche Unflätereyen, mehr aus Furcht des strengen Ge-
richts GOttes, und aus hertzinniger Ehrerbietung
vor JEsum, als wenn sie auf das allerhärteste von
Obrigkeiten solten gestrafft werden. Lasse o Mensch!
doch ja das Zeugungsmittel nicht auf die Erde sallen:
denn du verdirbst sonst ein beseeltes Wesen, und be-
gehest allerdings eine Art des Todtschlages.

§. 20.

Ein Freund CHristi sagte mir, daß so oft
er in seinem unbekehrten Naturstand dazu sey gerei-
tzet worden, sey es ihm nicht anders gewesen, als
stünde der Teufel hinter ihm, um ihn gleich nach der
That zu zerreissen; und dadurch sey er abgeschreckt
worden. Ein anderer bekannte, daß, so oft er sich
habe überwältigen lassen, so oft habe er gleichsam ei-
ne Stimme in sich gehört, als eines, der ihn um Zi-
ons willen bejammere, klagend sprechen: Heu! quan-
tum damni pateris ecclesia!
O Zions-Stadt! welch
ein unschätzbarer Schade wird dir hiemit vom Satan
zugefüget! Diejenigen, so diesem Teufels-Netze
entgangen,
und, wie Naaman, durch siebenmalige Ein-

tau-
U 2

der Unreinigkeit.
ach daß doch nur die, ſo ſich zu dir nahen, und an
denen, durch und von denen du willſt geheiliget wer-
den, gantz davon frey waͤren! Ja gewiß, und ach
Jammer! dieſe Suͤnde raubet manchem die beſte Bluͤthe
ſeines Lebens, und die ſchoͤnſte und reicheſte Frucht
ſeines kuͤnftigen Predigtamts hinweg; eben wie der
Schwefelregen uͤber die vier verdammte Staͤdte das al-
leredelſte Theil des verheiſſenen Landes verwuͤſtet, und
zu einem dicken, todten und ſtinckenden Hartz- und
Pechmeer gemacht hat. Darum betete Coccejus
zu feiner Zeit: O HErr GOtt! behuͤte doch unſere
ſtudierende Jugend vor der Suͤnde Onans! Ach wem
ſoll nicht das Hertz erzittern und die Haut ſchauren,
daß es noch ſo viele Weichlinge hat im Chriſtenland?
Wer ſolte da nicht ſeufzen: Ach HErr JEſu, du keu-
ſches Hertz, laß doch nimmermehr ſolche Greuel un-
ter den Chriſten erfunden werden! O ihr Alten! o
ihr Jungen meidet doch ja die verteufelte Onaniti-
ſche Unflaͤtereyen, mehr aus Furcht des ſtrengen Ge-
richts GOttes, und aus hertzinniger Ehrerbietung
vor JEſum, als wenn ſie auf das allerhaͤrteſte von
Obrigkeiten ſolten geſtrafft werden. Laſſe o Menſch!
doch ja das Zeugungsmittel nicht auf die Erde ſallen:
denn du verdirbſt ſonſt ein beſeeltes Weſen, und be-
geheſt allerdings eine Art des Todtſchlages.

§. 20.

Ein Freund CHriſti ſagte mir, daß ſo oft
er in ſeinem unbekehrten Naturſtand dazu ſey gerei-
tzet worden, ſey es ihm nicht anders geweſen, als
ſtuͤnde der Teufel hinter ihm, um ihn gleich nach der
That zu zerreiſſen; und dadurch ſey er abgeſchreckt
worden. Ein anderer bekannte, daß, ſo oft er ſich
habe uͤberwaͤltigen laſſen, ſo oft habe er gleichſam ei-
ne Stimme in ſich gehoͤrt, als eines, der ihn um Zi-
ons willen bejammere, klagend ſprechen: Heu! quan-
tum damni pateris eccleſia!
O Zions-Stadt! welch
ein unſchaͤtzbarer Schade wird dir hiemit vom Satan
zugefuͤget! Diejenigen, ſo dieſem Teufels-Netze
entgangen,
und, wie Naaman, durch ſiebenmalige Ein-

tau-
U 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0327" n="307"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
ach daß doch nur die, &#x017F;o &#x017F;ich zu dir nahen, und an<lb/>
denen, durch und von denen du will&#x017F;t geheiliget wer-<lb/>
den, gantz davon frey wa&#x0364;ren! Ja gewiß, und ach<lb/>
Jammer! die&#x017F;e Su&#x0364;nde raubet manchem die be&#x017F;te Blu&#x0364;the<lb/>
&#x017F;eines Lebens, und die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te und reiche&#x017F;te Frucht<lb/>
&#x017F;eines ku&#x0364;nftigen Predigtamts hinweg; eben wie der<lb/>
Schwefelregen u&#x0364;ber die vier verdammte Sta&#x0364;dte das al-<lb/>
leredel&#x017F;te Theil des verhei&#x017F;&#x017F;enen Landes verwu&#x0364;&#x017F;tet, und<lb/>
zu einem dicken, todten und &#x017F;tinckenden Hartz- und<lb/>
Pechmeer gemacht hat. Darum betete Coccejus<lb/>
zu feiner Zeit: O HErr GOtt! behu&#x0364;te doch un&#x017F;ere<lb/>
&#x017F;tudierende Jugend vor der Su&#x0364;nde Onans! Ach wem<lb/>
&#x017F;oll nicht das Hertz erzittern und die Haut &#x017F;chauren,<lb/>
daß es noch &#x017F;o viele Weichlinge hat im Chri&#x017F;tenland?<lb/>
Wer &#x017F;olte da nicht &#x017F;eufzen: Ach HErr JE&#x017F;u, du keu-<lb/>
&#x017F;ches Hertz, laß doch nimmermehr &#x017F;olche Greuel un-<lb/>
ter den Chri&#x017F;ten erfunden werden! O ihr Alten! o<lb/>
ihr Jungen meidet doch ja die verteufelte Onaniti-<lb/>
&#x017F;che Unfla&#x0364;tereyen, mehr aus Furcht des &#x017F;trengen Ge-<lb/>
richts GOttes, und aus hertzinniger Ehrerbietung<lb/>
vor JE&#x017F;um, als wenn &#x017F;ie auf das allerha&#x0364;rte&#x017F;te von<lb/>
Obrigkeiten &#x017F;olten ge&#x017F;trafft werden. La&#x017F;&#x017F;e o Men&#x017F;ch!<lb/>
doch ja das Zeugungsmittel nicht auf die Erde &#x017F;allen:<lb/>
denn du verdirb&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t ein be&#x017F;eeltes We&#x017F;en, und be-<lb/>
gehe&#x017F;t allerdings eine Art des Todt&#x017F;chlages.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 20.</head>
            <p>Ein Freund CHri&#x017F;ti &#x017F;agte mir, daß &#x017F;o oft<lb/>
er in &#x017F;einem unbekehrten Natur&#x017F;tand dazu &#x017F;ey gerei-<lb/>
tzet worden, &#x017F;ey es ihm nicht anders gewe&#x017F;en, als<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;nde der Teufel hinter ihm, um ihn gleich nach der<lb/>
That zu zerrei&#x017F;&#x017F;en; und dadurch &#x017F;ey er abge&#x017F;chreckt<lb/>
worden. Ein anderer bekannte, daß, &#x017F;o oft er &#x017F;ich<lb/>
habe u&#x0364;berwa&#x0364;ltigen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o oft habe er gleich&#x017F;am ei-<lb/>
ne Stimme in &#x017F;ich geho&#x0364;rt, als eines, der ihn um Zi-<lb/>
ons willen bejammere, klagend &#x017F;prechen: <hi rendition="#aq">Heu! quan-<lb/>
tum damni pateris eccle&#x017F;ia!</hi> O Zions-Stadt! welch<lb/>
ein un&#x017F;cha&#x0364;tzbarer Schade wird dir hiemit vom Satan<lb/>
zugefu&#x0364;get! <hi rendition="#fr">Diejenigen, &#x017F;o die&#x017F;em Teufels-Netze<lb/>
entgangen,</hi> und, wie Naaman, durch &#x017F;iebenmalige Ein-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 2</fw><fw place="bottom" type="catch">tau-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0327] der Unreinigkeit. ach daß doch nur die, ſo ſich zu dir nahen, und an denen, durch und von denen du willſt geheiliget wer- den, gantz davon frey waͤren! Ja gewiß, und ach Jammer! dieſe Suͤnde raubet manchem die beſte Bluͤthe ſeines Lebens, und die ſchoͤnſte und reicheſte Frucht ſeines kuͤnftigen Predigtamts hinweg; eben wie der Schwefelregen uͤber die vier verdammte Staͤdte das al- leredelſte Theil des verheiſſenen Landes verwuͤſtet, und zu einem dicken, todten und ſtinckenden Hartz- und Pechmeer gemacht hat. Darum betete Coccejus zu feiner Zeit: O HErr GOtt! behuͤte doch unſere ſtudierende Jugend vor der Suͤnde Onans! Ach wem ſoll nicht das Hertz erzittern und die Haut ſchauren, daß es noch ſo viele Weichlinge hat im Chriſtenland? Wer ſolte da nicht ſeufzen: Ach HErr JEſu, du keu- ſches Hertz, laß doch nimmermehr ſolche Greuel un- ter den Chriſten erfunden werden! O ihr Alten! o ihr Jungen meidet doch ja die verteufelte Onaniti- ſche Unflaͤtereyen, mehr aus Furcht des ſtrengen Ge- richts GOttes, und aus hertzinniger Ehrerbietung vor JEſum, als wenn ſie auf das allerhaͤrteſte von Obrigkeiten ſolten geſtrafft werden. Laſſe o Menſch! doch ja das Zeugungsmittel nicht auf die Erde ſallen: denn du verdirbſt ſonſt ein beſeeltes Weſen, und be- geheſt allerdings eine Art des Todtſchlages. §. 20.Ein Freund CHriſti ſagte mir, daß ſo oft er in ſeinem unbekehrten Naturſtand dazu ſey gerei- tzet worden, ſey es ihm nicht anders geweſen, als ſtuͤnde der Teufel hinter ihm, um ihn gleich nach der That zu zerreiſſen; und dadurch ſey er abgeſchreckt worden. Ein anderer bekannte, daß, ſo oft er ſich habe uͤberwaͤltigen laſſen, ſo oft habe er gleichſam ei- ne Stimme in ſich gehoͤrt, als eines, der ihn um Zi- ons willen bejammere, klagend ſprechen: Heu! quan- tum damni pateris eccleſia! O Zions-Stadt! welch ein unſchaͤtzbarer Schade wird dir hiemit vom Satan zugefuͤget! Diejenigen, ſo dieſem Teufels-Netze entgangen, und, wie Naaman, durch ſiebenmalige Ein- tau- U 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/327
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/327>, abgerufen am 18.05.2024.