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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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der Unreinigkeit.
Buche ein Exempel anführen, daraus Sie die
Umstände solcher mitleidenswürdigen Personen
noch etwas deutlicher werden sehen können; und
das zwar mit der Versicherung, daß es ein Ex-
empel sey, darunter man wol viel tausend ande-
re von gleichen Umständen und gleicher Noth
setzen könnte. Es erzehlet aber einer seinen
Zustand unter andern also:

"Als ich noch ein zartes Kind war, hatte ich Ge-
"legenheit, mit unzüchtigen Kindern zu spielen; da ich
"denn allerley fleischlichen Lüsten und Begierden
"nachzuhängen Anlaß nahm. Jn der Schule er-
"wehlte ich einen Knaben zum beständigen Freund,
"welcher mein Hertz mit nichts als unzüchtigen Re-
"den von allerhand Liebeshändeln zu ergötzen such-
"te; und dabey die greuliche Sünde an seinem ei-
"genen Leibe beging, welchen Greuel er mich in ei-
"nem Garten, darein er mich führte, mit ansehen
"ließ. Jch fragte ihn anfangs, wie ihm denn zu
"Muthe wäre, wenn er solche Sünde vollbracht
"hätte? er antwortete: ich empfinde gar nichts in
"meinem Hertzen und Gewissen: daher er auch, ie
"öfter er allein seyn konnte, desto öfters und mehr
"diese Sünde ausübte. Da nun seinem Vorgeben
"nach diese Sünde dem Fleisch und Blut überaus
"angenehm war, so probirte ich dieselbige auch.
"Weil ich aber noch gar jung und das 14te Jahr
"kaum erreichet, war ich noch nicht in dem Stan-
"de die Sünde völlig auszuüben und ließ davon ab.
"Es wurde auch der Knabe auf ein Handwerck ge-
"than; weßwegen ich die wohllüstigen Gedancken, wel-
"che er öfters bey mir erreget, desto mehr unterdrü-
"cken konnte.

"Als nachgehends ein Jahr ohngefehr verflossen,
"lag ich einst im Bette, und hatte mancherley aus-
"schweiffende Gedancken; da mir denn nicht nur
"dieser Mensch, sondern auch die Sünde, die er ver-

"übet,
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der Unreinigkeit.
Buche ein Exempel anfuͤhren, daraus Sie die
Umſtaͤnde ſolcher mitleidenswuͤrdigen Perſonen
noch etwas deutlicher werden ſehen koͤnnen; und
das zwar mit der Verſicherung, daß es ein Ex-
empel ſey, darunter man wol viel tauſend ande-
re von gleichen Umſtaͤnden und gleicher Noth
ſetzen koͤnnte. Es erzehlet aber einer ſeinen
Zuſtand unter andern alſo:

„Als ich noch ein zartes Kind war, hatte ich Ge-
„legenheit, mit unzuͤchtigen Kindern zu ſpielen; da ich
„denn allerley fleiſchlichen Luͤſten und Begierden
„nachzuhaͤngen Anlaß nahm. Jn der Schule er-
„wehlte ich einen Knaben zum beſtaͤndigen Freund,
„welcher mein Hertz mit nichts als unzuͤchtigen Re-
„den von allerhand Liebeshaͤndeln zu ergoͤtzen ſuch-
„te; und dabey die greuliche Suͤnde an ſeinem ei-
„genen Leibe beging, welchen Greuel er mich in ei-
„nem Garten, darein er mich fuͤhrte, mit anſehen
„ließ. Jch fragte ihn anfangs, wie ihm denn zu
„Muthe waͤre, wenn er ſolche Suͤnde vollbracht
„haͤtte? er antwortete: ich empfinde gar nichts in
„meinem Hertzen und Gewiſſen: daher er auch, ie
„oͤfter er allein ſeyn konnte, deſto oͤfters und mehr
„dieſe Suͤnde ausuͤbte. Da nun ſeinem Vorgeben
„nach dieſe Suͤnde dem Fleiſch und Blut uͤberaus
„angenehm war, ſo probirte ich dieſelbige auch.
„Weil ich aber noch gar jung und das 14te Jahr
„kaum erreichet, war ich noch nicht in dem Stan-
„de die Suͤnde voͤllig auszuuͤben und ließ davon ab.
„Es wurde auch der Knabe auf ein Handwerck ge-
„than; weßwegen ich die wohlluͤſtigen Gedancken, wel-
„che er oͤfters bey mir erreget, deſto mehr unterdruͤ-
„cken konnte.

„Als nachgehends ein Jahr ohngefehr verfloſſen,
„lag ich einſt im Bette, und hatte mancherley aus-
„ſchweiffende Gedancken; da mir denn nicht nur
„dieſer Menſch, ſondern auch die Suͤnde, die er ver-

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[261/0281] der Unreinigkeit. Buche ein Exempel anfuͤhren, daraus Sie die Umſtaͤnde ſolcher mitleidenswuͤrdigen Perſonen noch etwas deutlicher werden ſehen koͤnnen; und das zwar mit der Verſicherung, daß es ein Ex- empel ſey, darunter man wol viel tauſend ande- re von gleichen Umſtaͤnden und gleicher Noth ſetzen koͤnnte. Es erzehlet aber einer ſeinen Zuſtand unter andern alſo: „Als ich noch ein zartes Kind war, hatte ich Ge- „legenheit, mit unzuͤchtigen Kindern zu ſpielen; da ich „denn allerley fleiſchlichen Luͤſten und Begierden „nachzuhaͤngen Anlaß nahm. Jn der Schule er- „wehlte ich einen Knaben zum beſtaͤndigen Freund, „welcher mein Hertz mit nichts als unzuͤchtigen Re- „den von allerhand Liebeshaͤndeln zu ergoͤtzen ſuch- „te; und dabey die greuliche Suͤnde an ſeinem ei- „genen Leibe beging, welchen Greuel er mich in ei- „nem Garten, darein er mich fuͤhrte, mit anſehen „ließ. Jch fragte ihn anfangs, wie ihm denn zu „Muthe waͤre, wenn er ſolche Suͤnde vollbracht „haͤtte? er antwortete: ich empfinde gar nichts in „meinem Hertzen und Gewiſſen: daher er auch, ie „oͤfter er allein ſeyn konnte, deſto oͤfters und mehr „dieſe Suͤnde ausuͤbte. Da nun ſeinem Vorgeben „nach dieſe Suͤnde dem Fleiſch und Blut uͤberaus „angenehm war, ſo probirte ich dieſelbige auch. „Weil ich aber noch gar jung und das 14te Jahr „kaum erreichet, war ich noch nicht in dem Stan- „de die Suͤnde voͤllig auszuuͤben und ließ davon ab. „Es wurde auch der Knabe auf ein Handwerck ge- „than; weßwegen ich die wohlluͤſtigen Gedancken, wel- „che er oͤfters bey mir erreget, deſto mehr unterdruͤ- „cken konnte. „Als nachgehends ein Jahr ohngefehr verfloſſen, „lag ich einſt im Bette, und hatte mancherley aus- „ſchweiffende Gedancken; da mir denn nicht nur „dieſer Menſch, ſondern auch die Suͤnde, die er ver- „uͤbet, R 3

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/281>, abgerufen am 22.11.2024.