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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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(II. Th.) Theologische Betrachtung
nicht wissen, wie es möglich sey, daß der aller-
höchste GOtt dem nichtswürdigen Menschen
diesen seinen ernstgemessenen Willen so oft hat
können sagen, und gar an ihn überschreiben las-
sen; und wie er nach alle dem, bey desselben be-
harrlicher Hartnäckigkeit und Wiederspenstig-
keit noch solche Geduld mit ihm tragen kann.
Sirach spricht C. 23, 22. da er die öftern Zu-
rückfälle in ein Laster bey sich überleget: Das
andermal sündigen, das ist zu viel; das dritte-
mal bringt die Straffe mit sich. Und so ists
auch unter den Menschen Mode. Ja, wenn
die gegen ihres gleichen so viel thun: so dencken
sie noch, Wunder was grosses sie prästiret ha-
ben. Was würden Sie wol thun, mein ge-
liebter Freund, wenn Sie einem, dem Sie was
zu sagen hätten, wenn er auch nur einen eini-
gen Grad niedriger wäre, denn Sie, eine und
eben dieselbe Sache etliche und 70 mal verbo-
ten hätten; ja ihm noch dazu derselben unver-
meidlichen Schaden angezeigt; ihn mit Straf-
fen bedrohet; mit vielen Versprechungen gerei-
tzet; völlig überführet, und durch Liebe alles
mögliche an ihm versucht, ihn dazu zu vermö-
gen: er aber wolte es nur so überhin ansehen,
gerade als wäre ihm um Sie und Jhre Gewo-
genheit nicht viel zu thun; oder als dürfte er
nach Jhrem Bedrohen und Versprechen, nach
einem so wenig als nach dem andern fragen?
Wie, Wenn er es wol gar kurtzum verwerfen
möchte? was, frage ich Sie, würden Sie den-
cken, oder mit Jhm vornehmen? Hielten Sie

sich

(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
nicht wiſſen, wie es moͤglich ſey, daß der aller-
hoͤchſte GOtt dem nichtswuͤrdigen Menſchen
dieſen ſeinen ernſtgemeſſenen Willen ſo oft hat
koͤnnen ſagen, und gar an ihn uͤberſchreiben laſ-
ſen; und wie er nach alle dem, bey deſſelben be-
harrlicher Hartnaͤckigkeit und Wiederſpenſtig-
keit noch ſolche Geduld mit ihm tragen kann.
Sirach ſpricht C. 23, 22. da er die oͤftern Zu-
ruͤckfaͤlle in ein Laſter bey ſich uͤberleget: Das
andermal ſuͤndigen, das iſt zu viel; das dritte-
mal bringt die Straffe mit ſich. Und ſo iſts
auch unter den Menſchen Mode. Ja, wenn
die gegen ihres gleichen ſo viel thun: ſo dencken
ſie noch, Wunder was groſſes ſie praͤſtiret ha-
ben. Was wuͤrden Sie wol thun, mein ge-
liebter Freund, wenn Sie einem, dem Sie was
zu ſagen haͤtten, wenn er auch nur einen eini-
gen Grad niedriger waͤre, denn Sie, eine und
eben dieſelbe Sache etliche und 70 mal verbo-
ten haͤtten; ja ihm noch dazu derſelben unver-
meidlichen Schaden angezeigt; ihn mit Straf-
fen bedrohet; mit vielen Verſprechungen gerei-
tzet; voͤllig uͤberfuͤhret, und durch Liebe alles
moͤgliche an ihm verſucht, ihn dazu zu vermoͤ-
gen: er aber wolte es nur ſo uͤberhin anſehen,
gerade als waͤre ihm um Sie und Jhre Gewo-
genheit nicht viel zu thun; oder als duͤrfte er
nach Jhrem Bedrohen und Verſprechen, nach
einem ſo wenig als nach dem andern fragen?
Wie, Wenn er es wol gar kurtzum verwerfen
moͤchte? was, frage ich Sie, wuͤrden Sie den-
cken, oder mit Jhm vornehmen? Hielten Sie

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[228/0248] (II. Th.) Theologiſche Betrachtung nicht wiſſen, wie es moͤglich ſey, daß der aller- hoͤchſte GOtt dem nichtswuͤrdigen Menſchen dieſen ſeinen ernſtgemeſſenen Willen ſo oft hat koͤnnen ſagen, und gar an ihn uͤberſchreiben laſ- ſen; und wie er nach alle dem, bey deſſelben be- harrlicher Hartnaͤckigkeit und Wiederſpenſtig- keit noch ſolche Geduld mit ihm tragen kann. Sirach ſpricht C. 23, 22. da er die oͤftern Zu- ruͤckfaͤlle in ein Laſter bey ſich uͤberleget: Das andermal ſuͤndigen, das iſt zu viel; das dritte- mal bringt die Straffe mit ſich. Und ſo iſts auch unter den Menſchen Mode. Ja, wenn die gegen ihres gleichen ſo viel thun: ſo dencken ſie noch, Wunder was groſſes ſie praͤſtiret ha- ben. Was wuͤrden Sie wol thun, mein ge- liebter Freund, wenn Sie einem, dem Sie was zu ſagen haͤtten, wenn er auch nur einen eini- gen Grad niedriger waͤre, denn Sie, eine und eben dieſelbe Sache etliche und 70 mal verbo- ten haͤtten; ja ihm noch dazu derſelben unver- meidlichen Schaden angezeigt; ihn mit Straf- fen bedrohet; mit vielen Verſprechungen gerei- tzet; voͤllig uͤberfuͤhret, und durch Liebe alles moͤgliche an ihm verſucht, ihn dazu zu vermoͤ- gen: er aber wolte es nur ſo uͤberhin anſehen, gerade als waͤre ihm um Sie und Jhre Gewo- genheit nicht viel zu thun; oder als duͤrfte er nach Jhrem Bedrohen und Verſprechen, nach einem ſo wenig als nach dem andern fragen? Wie, Wenn er es wol gar kurtzum verwerfen moͤchte? was, frage ich Sie, wuͤrden Sie den- cken, oder mit Jhm vornehmen? Hielten Sie ſich

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/248>, abgerufen am 24.11.2024.