einander sind? Nun, so muß ja nothwen- dig eines dem andern weichen! Herrscht denn das Fleisch, so sind alle Tugenden, weil sie Früchte des Geistes sind, verbannet, nemlich Liebe, Freude, Friede, Geduld, Gütigkeit, Glau- be, Sanftmuth, Keuschheit etc. Regieret aber der Geist, so können unmöglich die Früchte des Fleisches bleiben, nemlich Ehebruch, Hurerey, Unzucht, Gal. 5, 19. sq.
Jsts Jhnen möglich, (ich frage Sie auf ihre Redlichkeit und gut Gewissen,) bey der heimli- chen Unzucht, GOtt zu dienen, ihn anzuruffen, seinen heiligen Namen zu veneriren, ihn über alles hochzuhalten, alles in seinem Namen zu thun, damit er in allem und durch alles ver- herrlichet werde; und diß alles mit Andacht, Lie- be und Brünstigkeit, mit Aufrichtigkeit und mit Lust? Nun aber müssen Sie ja die unumgangba- re Nothwendigkeit dieser Stücke gestehen: denn, kan denn iemand recht frölich, seren und in GOtt selig und heilig seyn, der diese Vorrechte und Begnadigungen nicht in seinem Hertzen eigen hat?
Haben Sie das Hertz zu behaupten, daß Sie in den fleischlichen Lüsten und Begierden Jhrem allerhöchsten Liebhaber und allerbesten Freunde JEsu Christo nachfolgen? welcher in den Tagen seines Fleisches Gebet und Flehen oft mit starckem Geschrey und Thränen geopfert hat, zu dem, der ihm von unserm Tode konnte aushelfen, Ebr. 5, 7. Haben Sie sich denn bey diesen Greueln jemals darauf besonnen, daß
Sie
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
einander ſind? Nun, ſo muß ja nothwen- dig eines dem andern weichen! Herrſcht denn das Fleiſch, ſo ſind alle Tugenden, weil ſie Fruͤchte des Geiſtes ſind, verbannet, nemlich Liebe, Freude, Friede, Geduld, Guͤtigkeit, Glau- be, Sanftmuth, Keuſchheit ꝛc. Regieret aber der Geiſt, ſo koͤnnen unmoͤglich die Fruͤchte des Fleiſches bleiben, nemlich Ehebruch, Hurerey, Unzucht, Gal. 5, 19. ſq.
Jſts Jhnen moͤglich, (ich frage Sie auf ihre Redlichkeit und gut Gewiſſen,) bey der heimli- chen Unzucht, GOtt zu dienen, ihn anzuruffen, ſeinen heiligen Namen zu veneriren, ihn uͤber alles hochzuhalten, alles in ſeinem Namen zu thun, damit er in allem und durch alles ver- herrlichet werde; und diß alles mit Andacht, Lie- be und Bruͤnſtigkeit, mit Aufrichtigkeit und mit Luſt? Nun aber muͤſſen Sie ja die unumgangba- re Nothwendigkeit dieſer Stuͤcke geſtehen: denn, kan denn iemand recht froͤlich, ſeren und in GOtt ſelig und heilig ſeyn, der dieſe Vorrechte und Begnadigungen nicht in ſeinem Hertzen eigen hat?
Haben Sie das Hertz zu behaupten, daß Sie in den fleiſchlichen Luͤſten und Begierden Jhrem allerhoͤchſten Liebhaber und allerbeſten Freunde JEſu Chriſto nachfolgen? welcher in den Tagen ſeines Fleiſches Gebet und Flehen oft mit ſtarckem Geſchrey und Thraͤnen geopfert hat, zu dem, der ihm von unſerm Tode konnte aushelfen, Ebr. 5, 7. Haben Sie ſich denn bey dieſen Greueln jemals darauf beſonnen, daß
Sie
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(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
einander ſind? Nun, ſo muß ja nothwen-
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denn das Fleiſch, ſo ſind alle Tugenden, weil
ſie Fruͤchte des Geiſtes ſind, verbannet, nemlich
Liebe, Freude, Friede, Geduld, Guͤtigkeit, Glau-
be, Sanftmuth, Keuſchheit ꝛc. Regieret aber
der Geiſt, ſo koͤnnen unmoͤglich die Fruͤchte des
Fleiſches bleiben, nemlich Ehebruch, Hurerey,
Unzucht, Gal. 5, 19. ſq.
Jſts Jhnen moͤglich, (ich frage Sie auf ihre
Redlichkeit und gut Gewiſſen,) bey der heimli-
chen Unzucht, GOtt zu dienen, ihn anzuruffen,
ſeinen heiligen Namen zu veneriren, ihn uͤber
alles hochzuhalten, alles in ſeinem Namen zu
thun, damit er in allem und durch alles ver-
herrlichet werde; und diß alles mit Andacht, Lie-
be und Bruͤnſtigkeit, mit Aufrichtigkeit und mit
Luſt? Nun aber muͤſſen Sie ja die unumgangba-
re Nothwendigkeit dieſer Stuͤcke geſtehen: denn,
kan denn iemand recht froͤlich, ſeren und in GOtt
ſelig und heilig ſeyn, der dieſe Vorrechte und
Begnadigungen nicht in ſeinem Hertzen eigen
hat?
Haben Sie das Hertz zu behaupten, daß
Sie in den fleiſchlichen Luͤſten und Begierden
Jhrem allerhoͤchſten Liebhaber und allerbeſten
Freunde JEſu Chriſto nachfolgen? welcher in
den Tagen ſeines Fleiſches Gebet und Flehen
oft mit ſtarckem Geſchrey und Thraͤnen geopfert
hat, zu dem, der ihm von unſerm Tode konnte
aushelfen, Ebr. 5, 7. Haben Sie ſich denn
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/244>, abgerufen am 21.11.2024.
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