So erzehlt Geyer in den Betrachtungen von der Allgegenwart GOttes C. 14. p. 239. von einem solchen Sclaven des Teufels, Nah- mens Theothymo: welcher, da ihm, nachdem al- les andere vergeblich war, mit vielem Fleisse vor- gestellet wurde, er werde ja bey der greulichen Unzucht nothwendig um sein Gesichte kommen müssen, dadurch nicht konte beweget werden; sondern sich vielmehr so fort entschloß, darin fortzufahren, und eher des erfreulichen Lichtes zu entbehren, sagte auch dabey: Vale amicum lumen! Adieu du angenehmes Licht der Augen! so ihm denn auch wircklich hat Abschied gegeben. O des Jammers bey einem vernünftigen Menschen! Ein solcher muß ja gewiß in des Satans Ban- den recht gewaltig verstricket und noch dazu toll und truncken seyn, der auch die edelsten Werck- zeuge, die ihm zur Noth und Vergnügung so unvergleichlich dienen, mit einer so desperaten Rede von sich wirft, um doch nur seine Lüste zu büssen. Das heisset recht: Hurerey, Wein und Most machen toll. Denn der Hurerey- geist verführet sie, raubt ihnen das Hertz, den Verstand, menschlichen Sinn, Augen und alles Gefühl, das sie sonst noch hätten, sich vor dem Verderben zu hüten. Hos. 4, 11. 12.
Ach mein Freund! ist denn das vernünftig, oder ists einem Menschen, dem allerliebsten Geschöpfe GOttes, anständig, oder verantwort- lich, mit offenen Augen, zusehens, und mit har- tem Wiederspruch und Schlägen des Gewissens in eine immer härtere Gefangenschaft und Ty-
ran-
(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
So erzehlt Geyer in den Betrachtungen von der Allgegenwart GOttes C. 14. p. 239. von einem ſolchen Sclaven des Teufels, Nah- mens Theothymo: welcher, da ihm, nachdem al- les andere vergeblich war, mit vielem Fleiſſe vor- geſtellet wurde, er werde ja bey der greulichen Unzucht nothwendig um ſein Geſichte kommen muͤſſen, dadurch nicht konte beweget werden; ſondern ſich vielmehr ſo fort entſchloß, darin fortzufahren, und eher des erfreulichen Lichtes zu entbehren, ſagte auch dabey: Vale amicum lumen! Adieu du angenehmes Licht der Augen! ſo ihm denn auch wircklich hat Abſchied gegeben. O des Jammers bey einem vernuͤnftigen Menſchen! Ein ſolcher muß ja gewiß in des Satans Ban- den recht gewaltig verſtricket und noch dazu toll und truncken ſeyn, der auch die edelſten Werck- zeuge, die ihm zur Noth und Vergnuͤgung ſo unvergleichlich dienen, mit einer ſo deſperaten Rede von ſich wirft, um doch nur ſeine Luͤſte zu buͤſſen. Das heiſſet recht: Hurerey, Wein und Moſt machen toll. Denn der Hurerey- geiſt verfuͤhret ſie, raubt ihnen das Hertz, den Verſtand, menſchlichen Sinn, Augen und alles Gefuͤhl, das ſie ſonſt noch haͤtten, ſich vor dem Verderben zu huͤten. Hoſ. 4, 11. 12.
Ach mein Freund! iſt denn das vernuͤnftig, oder iſts einem Menſchen, dem allerliebſten Geſchoͤpfe GOttes, anſtaͤndig, oder verantwort- lich, mit offenen Augen, zuſehens, und mit har- tem Wiederſpruch und Schlaͤgen des Gewiſſens in eine immer haͤrtere Gefangenſchaft und Ty-
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(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
So erzehlt Geyer in den Betrachtungen
von der Allgegenwart GOttes C. 14. p. 239.
von einem ſolchen Sclaven des Teufels, Nah-
mens Theothymo: welcher, da ihm, nachdem al-
les andere vergeblich war, mit vielem Fleiſſe vor-
geſtellet wurde, er werde ja bey der greulichen
Unzucht nothwendig um ſein Geſichte kommen
muͤſſen, dadurch nicht konte beweget werden;
ſondern ſich vielmehr ſo fort entſchloß, darin
fortzufahren, und eher des erfreulichen Lichtes
zu entbehren, ſagte auch dabey: Vale amicum
lumen! Adieu du angenehmes Licht der Augen! ſo
ihm denn auch wircklich hat Abſchied gegeben. O
des Jammers bey einem vernuͤnftigen Menſchen!
Ein ſolcher muß ja gewiß in des Satans Ban-
den recht gewaltig verſtricket und noch dazu toll
und truncken ſeyn, der auch die edelſten Werck-
zeuge, die ihm zur Noth und Vergnuͤgung ſo
unvergleichlich dienen, mit einer ſo deſperaten
Rede von ſich wirft, um doch nur ſeine Luͤſte zu
buͤſſen. Das heiſſet recht: Hurerey, Wein
und Moſt machen toll. Denn der Hurerey-
geiſt verfuͤhret ſie, raubt ihnen das Hertz, den
Verſtand, menſchlichen Sinn, Augen und alles
Gefuͤhl, das ſie ſonſt noch haͤtten, ſich vor dem
Verderben zu huͤten. Hoſ. 4, 11. 12.
Ach mein Freund! iſt denn das vernuͤnftig,
oder iſts einem Menſchen, dem allerliebſten
Geſchoͤpfe GOttes, anſtaͤndig, oder verantwort-
lich, mit offenen Augen, zuſehens, und mit har-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/100>, abgerufen am 23.11.2024.
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