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Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

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Merks Wienn.

Was ist schöners als die Medicin? Die Brüder
deß Egyptischen Joseph prangten nicht ein wenig
mit ihren Säcken/ weiln selbe voller Trayd/ wir ent-
gegen haben nicht Ursach zu pralen mit unsern Sä-
cken/ die da voller Leid/ will sagen/ unsere Leiber/ was
seynd sie anderst/ als wüste Madensäck/ in denen alle
Müheseligkeiten logiren/ ja solche Säck/ an welchen
immer zu flicken/ die Noth erfordert; der menschliche
Leib bestehet in zwey hundert und vier und zwanzig
Beiner/ etlichen Pfund Fleisch/ und wenig Maß
Blut/ und ist doch tausend Seuch und Unbäßlichkei-
ten unterworffen; Deß Menschen Gedärm und Jn-
geweid/ so gemeiniglich vierzehen Ellen lang/ ist also
übel beschaffen/ daß dero Futtertuch nicht allein den
Augen/ sondern forderst der Nasen mißfallet/ und
also der Leib ein ledernes Geschirr/ worinn nichts als
Noth und Koth verborgen/ auch seynd die vier Ele-
menten/ aus denen der menschliche Leib zusammen
gewalkt/ in einem steten Hader und Strittigkeit/
worvon der arme Tropff der Mensch nichts als
Auweh und Schmerzen erbet/ und die Cholerische/
Sanguinische/ Phlegmatische/ und Melancholifche
Qualitäten und Artungen der Natur hunderterley
Krantheiten einem vor die Thür legen/ in solcher
Noth wohin? wo aus? als eben zum Medicum und
Arzten/ der durch seine ansehliche Wissenschafft
vermittelst der vorgeschriebenen Medicin die Krank-
heiten abwendet/ und glücklich die Gesundheit er-
stattet/ welche ohngezweiffelt das köstlichste in der
Welt: dahero die Frau/ von dero das Evangelium
registriret/ all ihr Haab und Gut/ Haus und Hof
zu Geld gemacht/ und darmit die Herren Doctores
so ansehelich besoldet/ daß sie letzlich gar nicht ge-
übriget/ alles und alles wegen der Gesundheit/ wel-

che ob
F v
Merks Wienn.

Was iſt ſchoͤners als die Medicin? Die Bruͤder
deß Egyptiſchen Joſeph prangten nicht ein wenig
mit ihren Saͤcken/ weiln ſelbe voller Trayd/ wir ent-
gegen haben nicht Urſach zu pralen mit unſern Saͤ-
cken/ die da voller Leid/ will ſagen/ unſere Leiber/ was
ſeynd ſie anderſt/ als wuͤſte Madenſaͤck/ in denen alle
Muͤheſeligkeiten logiren/ ja ſolche Saͤck/ an welchen
immer zu flicken/ die Noth erfordert; der menſchliche
Leib beſtehet in zwey hundert und vier und zwanzig
Beiner/ etlichen Pfund Fleiſch/ und wenig Maß
Blut/ und iſt doch tauſend Seuch und Unbaͤßlichkei-
ten unterworffen; Deß Menſchen Gedaͤrm und Jn-
geweid/ ſo gemeiniglich vierzehen Ellen lang/ iſt alſo
uͤbel beſchaffen/ daß dero Futtertuch nicht allein den
Augen/ ſondern forderſt der Naſen mißfallet/ und
alſo der Leib ein ledernes Geſchirꝛ/ worinn nichts als
Noth und Koth verborgen/ auch ſeynd die vier Ele-
menten/ aus denen der menſchliche Leib zuſammen
gewalkt/ in einem ſteten Hader und Strittigkeit/
worvon der arme Tropff der Menſch nichts als
Auweh und Schmerzen erbet/ und die Choleriſche/
Sanguiniſche/ Phlegmatiſche/ und Melancholifche
Qualitaͤten und Artungen der Natur hunderterley
Krantheiten einem vor die Thuͤr legen/ in ſolcher
Noth wohin? wo aus? als eben zum Medicum und
Arzten/ der durch ſeine anſehliche Wiſſenſchafft
vermittelſt der vorgeſchꝛiebenen Medicin die Krank-
heiten abwendet/ und gluͤcklich die Geſundheit er-
ſtattet/ welche ohngezweiffelt das koͤſtlichſte in der
Welt: dahero die Frau/ von dero das Evangelium
regiſtriret/ all ihr Haab und Gut/ Haus und Hof
zu Geld gemacht/ und darmit die Herren Doctores
ſo anſehelich beſoldet/ daß ſie letzlich gar nicht ge-
uͤbriget/ alles und alles wegen der Geſundheit/ wel-

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[87/0097] Merks Wienn. Was iſt ſchoͤners als die Medicin? Die Bruͤder deß Egyptiſchen Joſeph prangten nicht ein wenig mit ihren Saͤcken/ weiln ſelbe voller Trayd/ wir ent- gegen haben nicht Urſach zu pralen mit unſern Saͤ- cken/ die da voller Leid/ will ſagen/ unſere Leiber/ was ſeynd ſie anderſt/ als wuͤſte Madenſaͤck/ in denen alle Muͤheſeligkeiten logiren/ ja ſolche Saͤck/ an welchen immer zu flicken/ die Noth erfordert; der menſchliche Leib beſtehet in zwey hundert und vier und zwanzig Beiner/ etlichen Pfund Fleiſch/ und wenig Maß Blut/ und iſt doch tauſend Seuch und Unbaͤßlichkei- ten unterworffen; Deß Menſchen Gedaͤrm und Jn- geweid/ ſo gemeiniglich vierzehen Ellen lang/ iſt alſo uͤbel beſchaffen/ daß dero Futtertuch nicht allein den Augen/ ſondern forderſt der Naſen mißfallet/ und alſo der Leib ein ledernes Geſchirꝛ/ worinn nichts als Noth und Koth verborgen/ auch ſeynd die vier Ele- menten/ aus denen der menſchliche Leib zuſammen gewalkt/ in einem ſteten Hader und Strittigkeit/ worvon der arme Tropff der Menſch nichts als Auweh und Schmerzen erbet/ und die Choleriſche/ Sanguiniſche/ Phlegmatiſche/ und Melancholifche Qualitaͤten und Artungen der Natur hunderterley Krantheiten einem vor die Thuͤr legen/ in ſolcher Noth wohin? wo aus? als eben zum Medicum und Arzten/ der durch ſeine anſehliche Wiſſenſchafft vermittelſt der vorgeſchꝛiebenen Medicin die Krank- heiten abwendet/ und gluͤcklich die Geſundheit er- ſtattet/ welche ohngezweiffelt das koͤſtlichſte in der Welt: dahero die Frau/ von dero das Evangelium regiſtriret/ all ihr Haab und Gut/ Haus und Hof zu Geld gemacht/ und darmit die Herren Doctores ſo anſehelich beſoldet/ daß ſie letzlich gar nicht ge- uͤbriget/ alles und alles wegen der Geſundheit/ wel- che ob F v

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/97>, abgerufen am 27.11.2024.