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Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

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Mercks Wienn.
daß bey Mitternacht die scharffe Hand GOttes alle Erstge-
borne in gantz Egypten ermordt/ so gar deß Königs Printzen
nicht verschont/ ja kein Haus war anzutreffen/ in welchem nicht
ein Todter lag/ ausgenommen dieselbe Häuser/ dero Thür-
Schwellen mit Lämbl-Blut besprengt waren: Erit autem
Sanguis in signum vobis.

Nun ist niemand eines so geringfärtigen Verstands/ der nit
folgsam schliessen kan/ wann das Blut deß Lamms in dem Alten
Testament die zornige Hand GOttes abgewendt/ da solches
Lämml nur ein Schatten/ ein Model/ ein Zeiger/ ein Bedeutung
deß wahren Lamm GOttes gewest/ was wird dann erst vor ein
Würckung haben das wahre Lamm GOttes in dem allerhöch-
sten Opffer. Frag ich etwan ein arme Seel im Fegfeuer/ wie es
dann mit ihr beschaffen/ so antwort sie mir. Manus Domini te-
tigit me,
die Hand GOttes hat mich getroffen/ ich stehe/ und lie-
ge zugleich/ ich stehe/ zwar in der Gnade GOttes/ ich aber liege
allhier in der grösten Pein; Das Feuer/ so in dem Babylonischen
Ofen gebronnen/ ist schmertzlich gewest; Das Feuer/ so die
Städt Sodoma und Gomorra eingeäschert/ ist peinlich gewest;
Das Feuer/ so das guldene Kalb der Jsraeliter zerschmeltzet
hat/ ist heiß gewest; aber das heiß seyn/ das peinlich seyn/ das
schmertzlich seyn dieses Feuers/ ist nichts gegen dem Feuer/ so
mich brennt/ Manus Domini, die Hand GOttes hat mich hart
getroffen/ dahero bitt/ und bitt ich euch hinterlassene Freund um
ein einigen Bluts-Tropffen von dem Göttlichen Lamm in der
Heil. Meß/ wormit ich könne die zornige Hand GOttes von mir
abwenden; Dergleichen wehklagende Seuffzer und bewegliche
Thränen sollen sie dann nicht dich Mensch zu einer Erbarmnus
erweichen/ du forderst O Kind! der du anjetzo Platz und Schatz
deiner verstorbenen Eltern in aller Ruhe und Wohlstand be-
sitzest/ kan es möglich seyn/ daß du das bittere Bitten deiner El-
tern nicht sollst erhören? Hast dann nie gelesen in dem Heil-
Evangelio/ Matth. 22. von einem König/ der seinem Sohn
Hochzeit machte/ und sandte deßhalben seine Knechte aus/ da-
mit sie die Gäst zur Mahlzeit einladeten/ als aber solche unhöfli-
che Gesellen nicht wolten erscheinen/ wurde der König erzürnt/
schaffet dahero seinen Diener/ Ite ad exitus viarum, gehet
hin auf die Landstrassen/ da sich die Weg scheiden/ und ladet zum
Hochzeit-Mahl/ wen ihr findet.

Allerliebste Wienner/ ihr wisset gar wol/ daß kein kostbare
Mahlzeit gefunden werde/ als das heiligste Meß-Opffer und

Gött-

Mercks Wienn.
daß bey Mitternacht die ſcharffe Hand GOttes alle Erſtge-
borne in gantz Egypten ermordt/ ſo gar deß Koͤnigs Printzen
nicht verſchont/ ja kein Haus war anzutreffen/ in welchem nicht
ein Todter lag/ ausgenommen dieſelbe Haͤuſer/ dero Thuͤr-
Schwellen mit Laͤmbl-Blut beſprengt waren: Erit autem
Sanguis in ſignum vobis.

Nun iſt niemand eines ſo geringfaͤrtigen Verſtands/ der nit
folgſam ſchlieſſen kan/ wann das Blut deß Lamms in dem Alten
Teſtament die zornige Hand GOttes abgewendt/ da ſolches
Laͤmml nur ein Schatten/ ein Model/ ein Zeiger/ ein Bedeutung
deß wahren Lamm GOttes geweſt/ was wird dann erſt vor ein
Wuͤrckung haben das wahre Lamm GOttes in dem allerhoͤch-
ſten Opffer. Frag ich etwan ein arme Seel im Fegfeuer/ wie es
dann mit ihr beſchaffen/ ſo antwort ſie mir. Manus Domini te-
tigit me,
die Hand GOttes hat mich getroffen/ ich ſtehe/ und lie-
ge zugleich/ ich ſtehe/ zwar in der Gnade GOttes/ ich aber liege
allhier in der groͤſten Pein; Das Feuer/ ſo in dem Babyloniſchen
Ofen gebronnen/ iſt ſchmertzlich geweſt; Das Feuer/ ſo die
Staͤdt Sodoma und Gomorra eingeaͤſchert/ iſt peinlich geweſt;
Das Feuer/ ſo das guldene Kalb der Jſraeliter zerſchmeltzet
hat/ iſt heiß geweſt; aber das heiß ſeyn/ das peinlich ſeyn/ das
ſchmertzlich ſeyn dieſes Feuers/ iſt nichts gegen dem Feuer/ ſo
mich brennt/ Manus Domini, die Hand GOttes hat mich hart
getroffen/ dahero bitt/ und bitt ich euch hinterlaſſene Freund um
ein einigen Bluts-Tropffen von dem Goͤttlichen Lamm in der
Heil. Meß/ wormit ich koͤnne die zornige Hand GOttes von mir
abwenden; Dergleichen wehklagende Seuffzer und bewegliche
Thraͤnen ſollen ſie dann nicht dich Menſch zu einer Erbarmnus
erweichen/ du forderſt O Kind! der du anjetzo Platz und Schatz
deiner verſtorbenen Eltern in aller Ruhe und Wohlſtand be-
ſitzeſt/ kan es moͤglich ſeyn/ daß du das bittere Bitten deiner El-
tern nicht ſollſt erhoͤren? Haſt dann nie geleſen in dem Heil-
Evangelio/ Matth. 22. von einem Koͤnig/ der ſeinem Sohn
Hochzeit machte/ und ſandte deßhalben ſeine Knechte aus/ da-
mit ſie die Gaͤſt zur Mahlzeit einladeten/ als aber ſolche unhoͤfli-
che Geſellen nicht wolten erſcheinen/ wurde der Koͤnig erzuͤrnt/
ſchaffet dahero ſeinen Diener/ Ite ad exitus viarum, gehet
hin auf die Landſtraſſen/ da ſich die Weg ſcheiden/ und ladet zum
Hochzeit-Mahl/ wen ihr findet.

Allerliebſte Wienner/ ihr wiſſet gar wol/ daß kein koſtbare
Mahlzeit gefunden werde/ als das heiligſte Meß-Opffer und

Goͤtt-
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[191[197]/0207] Mercks Wienn. daß bey Mitternacht die ſcharffe Hand GOttes alle Erſtge- borne in gantz Egypten ermordt/ ſo gar deß Koͤnigs Printzen nicht verſchont/ ja kein Haus war anzutreffen/ in welchem nicht ein Todter lag/ ausgenommen dieſelbe Haͤuſer/ dero Thuͤr- Schwellen mit Laͤmbl-Blut beſprengt waren: Erit autem Sanguis in ſignum vobis. Nun iſt niemand eines ſo geringfaͤrtigen Verſtands/ der nit folgſam ſchlieſſen kan/ wann das Blut deß Lamms in dem Alten Teſtament die zornige Hand GOttes abgewendt/ da ſolches Laͤmml nur ein Schatten/ ein Model/ ein Zeiger/ ein Bedeutung deß wahren Lamm GOttes geweſt/ was wird dann erſt vor ein Wuͤrckung haben das wahre Lamm GOttes in dem allerhoͤch- ſten Opffer. Frag ich etwan ein arme Seel im Fegfeuer/ wie es dann mit ihr beſchaffen/ ſo antwort ſie mir. Manus Domini te- tigit me, die Hand GOttes hat mich getroffen/ ich ſtehe/ und lie- ge zugleich/ ich ſtehe/ zwar in der Gnade GOttes/ ich aber liege allhier in der groͤſten Pein; Das Feuer/ ſo in dem Babyloniſchen Ofen gebronnen/ iſt ſchmertzlich geweſt; Das Feuer/ ſo die Staͤdt Sodoma und Gomorra eingeaͤſchert/ iſt peinlich geweſt; Das Feuer/ ſo das guldene Kalb der Jſraeliter zerſchmeltzet hat/ iſt heiß geweſt; aber das heiß ſeyn/ das peinlich ſeyn/ das ſchmertzlich ſeyn dieſes Feuers/ iſt nichts gegen dem Feuer/ ſo mich brennt/ Manus Domini, die Hand GOttes hat mich hart getroffen/ dahero bitt/ und bitt ich euch hinterlaſſene Freund um ein einigen Bluts-Tropffen von dem Goͤttlichen Lamm in der Heil. Meß/ wormit ich koͤnne die zornige Hand GOttes von mir abwenden; Dergleichen wehklagende Seuffzer und bewegliche Thraͤnen ſollen ſie dann nicht dich Menſch zu einer Erbarmnus erweichen/ du forderſt O Kind! der du anjetzo Platz und Schatz deiner verſtorbenen Eltern in aller Ruhe und Wohlſtand be- ſitzeſt/ kan es moͤglich ſeyn/ daß du das bittere Bitten deiner El- tern nicht ſollſt erhoͤren? Haſt dann nie geleſen in dem Heil- Evangelio/ Matth. 22. von einem Koͤnig/ der ſeinem Sohn Hochzeit machte/ und ſandte deßhalben ſeine Knechte aus/ da- mit ſie die Gaͤſt zur Mahlzeit einladeten/ als aber ſolche unhoͤfli- che Geſellen nicht wolten erſcheinen/ wurde der Koͤnig erzuͤrnt/ ſchaffet dahero ſeinen Diener/ Ite ad exitus viarum, gehet hin auf die Landſtraſſen/ da ſich die Weg ſcheiden/ und ladet zum Hochzeit-Mahl/ wen ihr findet. Allerliebſte Wienner/ ihr wiſſet gar wol/ daß kein koſtbare Mahlzeit gefunden werde/ als das heiligſte Meß-Opffer und Goͤtt-

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 191[197]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/207>, abgerufen am 23.11.2024.