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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von Verehrung der Allerseel. Mutter GOttes Mariä.
dienen: Diese sollen gedencken an jenen marianischen Liebheber/ welcher der
Gottes Gebährerin zu Gefallen/ viele gute Werck/ und sehr ansehnliche Tu-
genden zu übenpflegte; den innerlichen Stand seiner Seelen aber wenig ach-
tete: Wie aber diese Weiß zu leben der Mutter GOttes mißfallen habe; daß
hat sich also in der That erwiesen. Da dieser Jüngling mit einer unversehe-
nen Kranckheit überfallen worden/ ist die Mutter deß Herrn zu ihm kommen/Historia.
als wan sie den Krancken trösten wolte. Nach vollendetem einigen süssen Ge-
spräch/ hat sie selbigem sehr schöne Früchten/ aber in einer über auß unsaubern
Schüssel praesentirt: indeme sich nun der Krancke darüber verwundert/ und
die Ursach solcher Ungleichheit gefragt: hat er zur Antwort bekommen/ daß sei-
ne gute Wercke denen Früchten; sein unreines Hertz aber der Schüssel gleich
seye: derhalben/ sagt die allerseligste Mutter/ ist mir selbiges Hertz also zu wi-
der/ wie dir die Schüssel ein grausen macht. So reinige vorhero deine Seel/
ehe du mir deine Werck opfferest/ wofern du wilst/ daß meinem Sohn und
mir selbige gefallen sollen. Jst nicht dieses ein helles Zeugnuß/ krafft dessen
wir unterrichtet werden/ wie wir uns in dem Dienst Mariä zu verhalten ha-
ben? was ist ein Gebett/ so da herkombt auß einem unsaubern Hertzen? was
ist ein köstlicher Wein in einem unflätigen und abscheulichen Geschirr? was
seynd auch die kostbahriste Speisen in einer ungewaschenen und köthigen
Schüssel? Lob in deß Sunders Mund/ sagt der weise Mann/ ist
nicht fein.
Die Meinung der allerseligsten Jungfrauen hat der H. Joan-Eccli. 15.
v.
9.

nes Damascenus mit diesen Worten meisterlich erkläret: Sie verflucht/
sagt er/ die Frässigkeit/ sie fliehet die unreine Gedancken nicht
anders/ als wir die gifftige Schlangen meiden; unkeusche
In Ser.
de Dor-
mit.
Virg.

Reden und Zorn hasset sie; sie nimbt keine Mißgunst an/
und der Hoffart widersetzet sie sich mit feindlichem Gemut:
troll dich derhalben hinweg/ du schädliche Sicherheit zu
sündigen: mache ein End/
sagt der H. Gregorius/ im Willen zu
sundigen; so wirst du Mariam bereit finden dir zu helffen.
L. 1. Ep.
47.

Dieweilen aber sehr wenig Catholische die Gewonheit zu sündigen gäntzlich
verlassen; so ist kein Wunder/ daß sie die Barmhertzigkeit dieser glorwürdi-
gen Mutter nicht finden/ indem sie ihnen selbsten durch ihr sündiges Leben
im Weeg stehen.

15. Wie viel werden auch nicht gefunden/ sonderbahr unter den Geistlichen/
welche zum Anfang ihrer Bekehrung/ weiß nicht/ was/ und wie grosse Dinge
zu Ehren dieser holdseligen Mutter zu verrichten sich vornehmen;

nach

Von Verehrung der Allerſeel. Mutter GOttes Mariaͤ.
dienen: Dieſe ſollen gedencken an jenen marianiſchen Liebheber/ welcher der
Gottes Gebaͤhrerin zu Gefallen/ viele gute Werck/ und ſehr anſehnliche Tu-
genden zu uͤbenpflegte; den innerlichen Stand ſeiner Seelen aber wenig ach-
tete: Wie aber dieſe Weiß zu leben der Mutter GOttes mißfallen habe; daß
hat ſich alſo in der That erwieſen. Da dieſer Juͤngling mit einer unverſehe-
nen Kranckheit uͤberfallen worden/ iſt die Mutter deß Herrn zu ihm kommen/Hiſtoria.
als wan ſie den Krancken troͤſten wolte. Nach vollendetem einigen ſuͤſſen Ge-
ſpraͤch/ hat ſie ſelbigem ſehr ſchoͤne Fruͤchten/ aber in einer uͤber auß unſaubern
Schuͤſſel præſentirt: indeme ſich nun der Krancke daruͤber verwundert/ und
die Urſach ſolcher Ungleichheit gefragt: hat er zur Antwort bekommen/ daß ſei-
ne gute Wercke denen Fruͤchten; ſein unreines Hertz aber der Schuͤſſel gleich
ſeye: derhalben/ ſagt die allerſeligſte Mutter/ iſt mir ſelbiges Hertz alſo zu wi-
der/ wie dir die Schuͤſſel ein grauſen macht. So reinige vorhero deine Seel/
ehe du mir deine Werck opffereſt/ wofern du wilſt/ daß meinem Sohn und
mir ſelbige gefallen ſollen. Jſt nicht dieſes ein helles Zeugnuß/ krafft deſſen
wir unterrichtet werden/ wie wir uns in dem Dienſt Mariaͤ zu verhalten ha-
ben? was iſt ein Gebett/ ſo da herkombt auß einem unſaubern Hertzen? was
iſt ein koͤſtlicher Wein in einem unflaͤtigen und abſcheulichen Geſchirꝛ? was
ſeynd auch die koſtbahriſte Speiſen in einer ungewaſchenen und koͤthigen
Schuͤſſel? Lob in deß Sůnders Mund/ ſagt der weiſe Mann/ iſt
nicht fein.
Die Meinung der allerſeligſten Jungfrauen hat der H. Joan-Eccli. 15.
v.
9.

nes Damaſcenus mit dieſen Worten meiſterlich erklaͤret: Sie verflucht/
ſagt er/ die Fraͤſſigkeit/ ſie fliehet die unreine Gedancken nicht
anders/ als wir die gifftige Schlangen meiden; unkeuſche
In Ser.
de Dor-
mit.
Virg.

Reden und Zorn haſſet ſie; ſie nimbt keine Mißgunſt an/
und der Hoffart widerſetzet ſie ſich mit feindlichem Gemůt:
troll dich derhalben hinweg/ du ſchaͤdliche Sicherheit zu
ſündigen: mache ein End/
ſagt der H. Gregorius/ im Willen zu
ſůndigen; ſo wirſt du Mariam bereit finden dir zu helffen.
L. 1. Ep.
47.

Dieweilen aber ſehr wenig Catholiſche die Gewonheit zu ſuͤndigen gaͤntzlich
verlaſſen; ſo iſt kein Wunder/ daß ſie die Barmhertzigkeit dieſer glorwuͤrdi-
gen Mutter nicht finden/ indem ſie ihnen ſelbſten durch ihr ſuͤndiges Leben
im Weeg ſtehen.

15. Wie viel werden auch nicht gefunden/ ſonderbahr unter den Geiſtlichẽ/
welche zum Anfang ihrer Bekehrung/ weiß nicht/ was/ und wie groſſe Dinge
zu Ehren dieſer holdſeligen Mutter zu verrichten ſich vornehmen;

nach
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[695/0723] Von Verehrung der Allerſeel. Mutter GOttes Mariaͤ. dienen: Dieſe ſollen gedencken an jenen marianiſchen Liebheber/ welcher der Gottes Gebaͤhrerin zu Gefallen/ viele gute Werck/ und ſehr anſehnliche Tu- genden zu uͤbenpflegte; den innerlichen Stand ſeiner Seelen aber wenig ach- tete: Wie aber dieſe Weiß zu leben der Mutter GOttes mißfallen habe; daß hat ſich alſo in der That erwieſen. Da dieſer Juͤngling mit einer unverſehe- nen Kranckheit uͤberfallen worden/ iſt die Mutter deß Herrn zu ihm kommen/ als wan ſie den Krancken troͤſten wolte. Nach vollendetem einigen ſuͤſſen Ge- ſpraͤch/ hat ſie ſelbigem ſehr ſchoͤne Fruͤchten/ aber in einer uͤber auß unſaubern Schuͤſſel præſentirt: indeme ſich nun der Krancke daruͤber verwundert/ und die Urſach ſolcher Ungleichheit gefragt: hat er zur Antwort bekommen/ daß ſei- ne gute Wercke denen Fruͤchten; ſein unreines Hertz aber der Schuͤſſel gleich ſeye: derhalben/ ſagt die allerſeligſte Mutter/ iſt mir ſelbiges Hertz alſo zu wi- der/ wie dir die Schuͤſſel ein grauſen macht. So reinige vorhero deine Seel/ ehe du mir deine Werck opffereſt/ wofern du wilſt/ daß meinem Sohn und mir ſelbige gefallen ſollen. Jſt nicht dieſes ein helles Zeugnuß/ krafft deſſen wir unterrichtet werden/ wie wir uns in dem Dienſt Mariaͤ zu verhalten ha- ben? was iſt ein Gebett/ ſo da herkombt auß einem unſaubern Hertzen? was iſt ein koͤſtlicher Wein in einem unflaͤtigen und abſcheulichen Geſchirꝛ? was ſeynd auch die koſtbahriſte Speiſen in einer ungewaſchenen und koͤthigen Schuͤſſel? Lob in deß Sůnders Mund/ ſagt der weiſe Mann/ iſt nicht fein. Die Meinung der allerſeligſten Jungfrauen hat der H. Joan- nes Damaſcenus mit dieſen Worten meiſterlich erklaͤret: Sie verflucht/ ſagt er/ die Fraͤſſigkeit/ ſie fliehet die unreine Gedancken nicht anders/ als wir die gifftige Schlangen meiden; unkeuſche Reden und Zorn haſſet ſie; ſie nimbt keine Mißgunſt an/ und der Hoffart widerſetzet ſie ſich mit feindlichem Gemůt: troll dich derhalben hinweg/ du ſchaͤdliche Sicherheit zu ſündigen: mache ein End/ ſagt der H. Gregorius/ im Willen zu ſůndigen; ſo wirſt du Mariam bereit finden dir zu helffen. Dieweilen aber ſehr wenig Catholiſche die Gewonheit zu ſuͤndigen gaͤntzlich verlaſſen; ſo iſt kein Wunder/ daß ſie die Barmhertzigkeit dieſer glorwuͤrdi- gen Mutter nicht finden/ indem ſie ihnen ſelbſten durch ihr ſuͤndiges Leben im Weeg ſtehen. Hiſtoria. Eccli. 15. v. 9. In Ser. de Dor- mit. Virg. L. 1. Ep. 47. 15. Wie viel werden auch nicht gefunden/ ſonderbahr unter den Geiſtlichẽ/ welche zum Anfang ihrer Bekehrung/ weiß nicht/ was/ und wie groſſe Dinge zu Ehren dieſer holdſeligen Mutter zu verrichten ſich vornehmen; nach

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 695. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/723>, abgerufen am 22.11.2024.