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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der wenigen Zahl der Außerwählten.
redet der heil. Thomas von der Verordnung/ mit der sich mancher auß bösem
Eingeben mehr zu schaffen macht/ als er nöthig hat. Neben selbigem sagt
auch der heilige Gregorius; daß man nicht erlangen könne/ was nicht ver-
ordnet ist: was aber die Außerwählte auff Erden außrichten/ seye derge-
staltverordnet/ daß sie selbiges durchs Gebett erhalten.

17. Laß uns derhalben Guts thun/ laß uns mein Christliche Seel Gott
gefällige Werck üben; Dan diese seind die beste und geradigste Weege/ das
Ziel der Verordnung zu erreichen. Vnd dieses ist so gewiß; daß/ wie derIn 2.
Sent.
Dist. 11.
q. 1. a 4.
ad 6.
P. 1. Tit.
12. c. 1.
§. 4.
Historia.

H. Thomas sagt/ wan schon einem Gottselbst offenbahret hätte/ daß er solte
verdambt werden; so müsse er doch glauben und darfür halten/ daß sothane
Offenbahrung mehr eine Dreuung/ als ein fest gestelltes Urtheil seye/ wie
folgende Geschicht beweiset. Der H. Ertz-Bischoff Antonius erzehlet/ daß
einer auß den Alt-Vättern einen sehr gehorchtsamben/ eingezogenen und an-
dächtigen Jünger gehabt habe: Derhalben habe selbiger GOtt eyfferig ge-
betten/ Er wolle ihm doch bedeuten; Ob sein Jünger werde seelig/ oder ver-
dambt werden; Da nun die Göttliche Majestät Jhro gefallen lassen/ den guten
Alt- Vatter zuverständigen/ daß der offtgemeldte junger Einsiedler werde
verdambt werden/ hat er von Stunden/ so offt er den Jünger angesehen/ alle-
mahl bitterlich geweynet. Obwohl nun selbiger sich öffters geweigert/ die
Ursach seines Weynens zu offenbahren/ so hat der Jünger doch endlich den
Antrieb allsolcher Zähren auß seinem Alt- Vatter durch offt wiederholtes
Bitten erzwungen. Nach allsolcher erhaltenen Zeitung hat der gehorsambe
Geistliche seinen Vatter ersucht/ er möchte doch von sothanem Weynen ab-
lassen; Und hat ihm annebenst mit folgenden Worten zugesprochen: Jch
weiß/ daß GOtt ein gerechter GOtt seye; Und mich nicht verdammen wer-
de/ es seye dann/ daß ich diese Verdambnuß verdienet habe: Und gleich wie
ein Ubelthäter die Straff des Todts gedüldiglich tragen muß/ die er verdie-
net hat; Also bin ich bereit/ die Verdambnuß außzustehen/ wann ich selbige
verdient hab: Dann das ist der Göttlichen Gerechtigkeit gemäß; deren ich
mich in allem unterwerffe. So viel an mir ist/ will ich allen Fleiß anwenden/
Guts zu thuen: Der Allerhöchste Gott mach inzwischen mit seinen Creatu-
ren umbgehen/ wie es Jhm beliebet. Diese hertzhaffte und heylige gefaste
Resolution hat GOtt dermassen gefallen: Daß er die folgende Nacht
dem offtgedachten Alt-Vatter abermahlen offenbahret/ das Urtheil seye
nunmehr geändert/ und der Jünger solle seelig werden: Nicht derohalben
das GOTT seine Verordnung wiederruffen habe/ welche nach sich
selbsten unwiederrüfflich ist: Sondern daß das Dreu -Urtheil/ so da
ansehet die Verdiensten der Menschen/ verwechslet seye. Vielleicht hat
dieser Jüngling einen verborgenen Fehler an sich gehabt/ deßwegen er die

ewige
Q q q q 2

Von der wenigen Zahl der Außerwaͤhlten.
redet der heil. Thomas von der Verordnung/ mit der ſich mancher auß boͤſem
Eingeben mehr zu ſchaffen macht/ als er noͤthig hat. Neben ſelbigem ſagt
auch der heilige Gregorius; daß man nicht erlangen koͤnne/ was nicht ver-
ordnet iſt: was aber die Außerwaͤhlte auff Erden außrichten/ ſeye derge-
ſtaltverordnet/ daß ſie ſelbiges durchs Gebett erhalten.

17. Laß uns derhalben Guts thun/ laß uns mein Chriſtliche Seel Gott
gefaͤllige Werck uͤben; Dan dieſe ſeind die beſte und geradigſte Weege/ das
Ziel der Verordnung zu erreichen. Vnd dieſes iſt ſo gewiß; daß/ wie derIn 2.
Sent.
Diſt. 11.
q. 1. a 4.
ad 6.
P. 1. Tit.
12. c. 1.
§. 4.
Hiſtoria.

H. Thomas ſagt/ wan ſchon einem Gottſelbſt offenbahret haͤtte/ daß er ſolte
verdambt werden; ſo muͤſſe er doch glauben und darfuͤr halten/ daß ſothane
Offenbahrung mehr eine Dreuung/ als ein feſt geſtelltes Urtheil ſeye/ wie
folgende Geſchicht beweiſet. Der H. Ertz-Biſchoff Antonius erzehlet/ daß
einer auß den Alt-Vaͤttern einen ſehr gehorchtſamben/ eingezogenen und an-
daͤchtigen Juͤnger gehabt habe: Derhalben habe ſelbiger GOtt eyfferig ge-
betten/ Er wolle ihm doch bedeuten; Ob ſein Juͤnger werde ſeelig/ oder ver-
dambt werden; Da nun die Goͤttliche Majeſtaͤt Jhro gefallen laſſen/ den guten
Alt- Vatter zuverſtaͤndigen/ daß der offtgemeldte junger Einſiedler werde
verdambt werden/ hat er von Stunden/ ſo offt er den Juͤnger angeſehen/ alle-
mahl bitterlich geweynet. Obwohl nun ſelbiger ſich oͤffters geweigert/ die
Urſach ſeines Weynens zu offenbahren/ ſo hat der Juͤnger doch endlich den
Antrieb allſolcher Zaͤhren auß ſeinem Alt- Vatter durch offt wiederholtes
Bitten erzwungen. Nach allſolcher erhaltenen Zeitung hat der gehorſambe
Geiſtliche ſeinen Vatter erſucht/ er moͤchte doch von ſothanem Weynen ab-
laſſen; Und hat ihm annebenſt mit folgenden Worten zugeſprochen: Jch
weiß/ daß GOtt ein gerechter GOtt ſeye; Und mich nicht verdammen wer-
de/ es ſeye dann/ daß ich dieſe Verdambnuß verdienet habe: Und gleich wie
ein Ubelthaͤter die Straff des Todts geduͤldiglich tragen muß/ die er verdie-
net hat; Alſo bin ich bereit/ die Verdambnuß außzuſtehen/ wann ich ſelbige
verdient hab: Dann das iſt der Goͤttlichen Gerechtigkeit gemaͤß; deren ich
mich in allem unterwerffe. So viel an mir iſt/ will ich allen Fleiß anwenden/
Guts zu thuen: Der Allerhoͤchſte Gott mach inzwiſchen mit ſeinen Creatu-
ren umbgehen/ wie es Jhm beliebet. Dieſe hertzhaffte und heylige gefaſte
Reſolution hat GOtt dermaſſen gefallen: Daß er die folgende Nacht
dem offtgedachten Alt-Vatter abermahlen offenbahret/ das Urtheil ſeye
nunmehr geaͤndert/ und der Juͤnger ſolle ſeelig werden: Nicht derohalben
das GOTT ſeine Verordnung wiederruffen habe/ welche nach ſich
ſelbſten unwiederruͤfflich iſt: Sondern daß das Dreu -Urtheil/ ſo da
anſehet die Verdienſten der Menſchen/ verwechslet ſeye. Vielleicht hat
dieſer Juͤngling einen verborgenen Fehler an ſich gehabt/ deßwegen er die

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[675/0703] Von der wenigen Zahl der Außerwaͤhlten. redet der heil. Thomas von der Verordnung/ mit der ſich mancher auß boͤſem Eingeben mehr zu ſchaffen macht/ als er noͤthig hat. Neben ſelbigem ſagt auch der heilige Gregorius; daß man nicht erlangen koͤnne/ was nicht ver- ordnet iſt: was aber die Außerwaͤhlte auff Erden außrichten/ ſeye derge- ſtaltverordnet/ daß ſie ſelbiges durchs Gebett erhalten. 17. Laß uns derhalben Guts thun/ laß uns mein Chriſtliche Seel Gott gefaͤllige Werck uͤben; Dan dieſe ſeind die beſte und geradigſte Weege/ das Ziel der Verordnung zu erreichen. Vnd dieſes iſt ſo gewiß; daß/ wie der H. Thomas ſagt/ wan ſchon einem Gottſelbſt offenbahret haͤtte/ daß er ſolte verdambt werden; ſo muͤſſe er doch glauben und darfuͤr halten/ daß ſothane Offenbahrung mehr eine Dreuung/ als ein feſt geſtelltes Urtheil ſeye/ wie folgende Geſchicht beweiſet. Der H. Ertz-Biſchoff Antonius erzehlet/ daß einer auß den Alt-Vaͤttern einen ſehr gehorchtſamben/ eingezogenen und an- daͤchtigen Juͤnger gehabt habe: Derhalben habe ſelbiger GOtt eyfferig ge- betten/ Er wolle ihm doch bedeuten; Ob ſein Juͤnger werde ſeelig/ oder ver- dambt werden; Da nun die Goͤttliche Majeſtaͤt Jhro gefallen laſſen/ den guten Alt- Vatter zuverſtaͤndigen/ daß der offtgemeldte junger Einſiedler werde verdambt werden/ hat er von Stunden/ ſo offt er den Juͤnger angeſehen/ alle- mahl bitterlich geweynet. Obwohl nun ſelbiger ſich oͤffters geweigert/ die Urſach ſeines Weynens zu offenbahren/ ſo hat der Juͤnger doch endlich den Antrieb allſolcher Zaͤhren auß ſeinem Alt- Vatter durch offt wiederholtes Bitten erzwungen. Nach allſolcher erhaltenen Zeitung hat der gehorſambe Geiſtliche ſeinen Vatter erſucht/ er moͤchte doch von ſothanem Weynen ab- laſſen; Und hat ihm annebenſt mit folgenden Worten zugeſprochen: Jch weiß/ daß GOtt ein gerechter GOtt ſeye; Und mich nicht verdammen wer- de/ es ſeye dann/ daß ich dieſe Verdambnuß verdienet habe: Und gleich wie ein Ubelthaͤter die Straff des Todts geduͤldiglich tragen muß/ die er verdie- net hat; Alſo bin ich bereit/ die Verdambnuß außzuſtehen/ wann ich ſelbige verdient hab: Dann das iſt der Goͤttlichen Gerechtigkeit gemaͤß; deren ich mich in allem unterwerffe. So viel an mir iſt/ will ich allen Fleiß anwenden/ Guts zu thuen: Der Allerhoͤchſte Gott mach inzwiſchen mit ſeinen Creatu- ren umbgehen/ wie es Jhm beliebet. Dieſe hertzhaffte und heylige gefaſte Reſolution hat GOtt dermaſſen gefallen: Daß er die folgende Nacht dem offtgedachten Alt-Vatter abermahlen offenbahret/ das Urtheil ſeye nunmehr geaͤndert/ und der Juͤnger ſolle ſeelig werden: Nicht derohalben das GOTT ſeine Verordnung wiederruffen habe/ welche nach ſich ſelbſten unwiederruͤfflich iſt: Sondern daß das Dreu -Urtheil/ ſo da anſehet die Verdienſten der Menſchen/ verwechslet ſeye. Vielleicht hat dieſer Juͤngling einen verborgenen Fehler an ſich gehabt/ deßwegen er die ewige In 2. Sent. Diſt. 11. q. 1. a 4. ad 6. P. 1. Tit. 12. c. 1. §. 4. Hiſtoria. Q q q q 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/703>, abgerufen am 22.11.2024.