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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von den Peynen der Höllen.
Feind mit Geissen - Hörnern/ und einem Meer- Katzen Angesicht beym
Bett stehen. Diesen fragte er/ wie groß die Hitze deß höllischen Feuers
wär? Der Teuffel fragt; ob er die Schlösser Wolckenberg und Drachen-
fels in den nahebey ligenden sieben Bergen gesehen habe? Der Krancke
antwortete/ diese Berg sambt den Schlössern seyn ihm wohl bekennt.
Darauff antwortete der böse Geist und sagte; Wann schon diese Berg
sambt den Schlössern in lauter hartem Eisen bestünden/ so würden sie
doch in einem eintzigen Augenblick zerschmeltzen/ wann sie würden in das
höllische Feuer geworffen werden. Jm Buch von den Wunderthaten
deß heiligen Francisci wird gelesen/ daß ein Geistlicher desselben Ordens/
ein Mann grossen Eiffers und strengen Lebens/ einsmahls bey nächtli-
cher Weyl nach der Metten seye im Geist verzuckt worden/ und habe ge-
sehen und erfahren die Peinen deß Feeg- Feuers: Dieser ist/ ehe das
Zeichen zur Prim geben worden/ wiederumb zu sich kommen/ und hat
vermeint/ er seye hundert fünfftzig Jahr in diesen Tormenten gewesen.
So bitter seynd ihm die Schmertzen vorkommen/ die er gelitten hat. Nun
mache dir das Facit/ mein Christliche Seel/ wie lang einem Verdambten
werde vorkommen/ daß er ewig brennen müsse; und halte dich in dieser
Rechnung nun ein halbes Stündlein auff. Bey dem Propheten Da-
niel lesen wir/ wie der König Nabuchodonosor über die drey Männer/
Ananiam/ Azariam/ und Misael seye erzürnet worden/ und habe den
Feurigen Ofen noch siebenmahl hitziger anzünden lassen/ als bräuchlich
gewesen/ daß auch die Flammen auß demselben herauß geschlagen/ und
sich acht und viertzig Elen hoch außgebreitet; darauß gnugsamb zu schlies-
sen ist/ daß die Hitze sehr groß gewesen seye. Wer solte nun wohl umb al-
ler Welt Güter/ umb alle erdenckliche Freuden und Wollüsten/ umb alle
Ehren und Würden der Welt/ einen eintzigen Tag/ in solchem Feuer
sich brennen lassen? Man würde sicherlich einen solchen für den grösten
Haupt-Narren deß gantzen Erd-Craiß ansehen? Fürwahr/ ein
viel grösser Narr ist der jenige/ welcher sich ob der augenblicklichen
und nichtswertigen Ergötzligkeiten dieser Welt/ denen ewig-wäh-
renden höllischen Tormenten darbietet. Dahero fragt recht der
Göttliche Prophet: Wer ist unter euch/ Wer ist unter
euch/ der bey einem zährenden Feuer wohnen
kan: Welcher unter euch wird bey der ewi-

der ewinen

Von den Peynen der Hoͤllen.
Feind mit Geiſſen - Hoͤrnern/ und einem Meer- Katzen Angeſicht beym
Bett ſtehen. Dieſen fragte er/ wie groß die Hitze deß hoͤlliſchen Feuers
waͤr? Der Teuffel fragt; ob er die Schloͤſſer Wolckenberg und Drachen-
fels in den nahebey ligenden ſieben Bergen geſehen habe? Der Krancke
antwortete/ dieſe Berg ſambt den Schloͤſſern ſeyn ihm wohl bekennt.
Darauff antwortete der boͤſe Geiſt und ſagte; Wann ſchon dieſe Berg
ſambt den Schloͤſſern in lauter hartem Eiſen beſtuͤnden/ ſo wuͤrden ſie
doch in einem eintzigen Augenblick zerſchmeltzen/ wann ſie wuͤrden in das
hoͤlliſche Feuer geworffen werden. Jm Buch von den Wunderthaten
deß heiligen Franciſci wird geleſen/ daß ein Geiſtlicher deſſelben Ordens/
ein Mann groſſen Eiffers und ſtrengen Lebens/ einsmahls bey naͤchtli-
cher Weyl nach der Metten ſeye im Geiſt verzuckt worden/ und habe ge-
ſehen und erfahren die Peinen deß Feeg- Feuers: Dieſer iſt/ ehe das
Zeichen zur Prim geben worden/ wiederumb zu ſich kommen/ und hat
vermeint/ er ſeye hundert fuͤnfftzig Jahr in dieſen Tormenten geweſen.
So bitter ſeynd ihm die Schmertzen vorkommen/ die er gelitten hat. Nun
mache dir das Facit/ mein Chriſtliche Seel/ wie lang einem Verdambten
werde vorkommen/ daß er ewig brennen muͤſſe; und halte dich in dieſer
Rechnung nun ein halbes Stuͤndlein auff. Bey dem Propheten Da-
niel leſen wir/ wie der Koͤnig Nabuchodonoſor uͤber die drey Maͤnner/
Ananiam/ Azariam/ und Miſael ſeye erzuͤrnet worden/ und habe den
Feurigen Ofen noch ſiebenmahl hitziger anzuͤnden laſſen/ als braͤuchlich
geweſen/ daß auch die Flammen auß demſelben herauß geſchlagen/ und
ſich acht und viertzig Elen hoch außgebreitet; darauß gnugſamb zu ſchlieſ-
ſen iſt/ daß die Hitze ſehr groß geweſen ſeye. Wer ſolte nun wohl umb al-
ler Welt Guͤter/ umb alle erdenckliche Freuden und Wolluͤſten/ umb alle
Ehren und Wuͤrden der Welt/ einen eintzigen Tag/ in ſolchem Feuer
ſich brennen laſſen? Man wuͤrde ſicherlich einen ſolchen fuͤr den groͤſten
Haupt-Narren deß gantzen Erd-Craiß anſehen? Fuͤrwahr/ ein
viel groͤſſer Narr iſt der jenige/ welcher ſich ob der augenblicklichen
und nichtswertigen Ergoͤtzligkeiten dieſer Welt/ denen ewig-waͤh-
renden hoͤlliſchen Tormenten darbietet. Dahero fragt recht der
Goͤttliche Prophet: Wer iſt unter euch/ Wer iſt unter
euch/ der bey einem zaͤhrenden Feuer wohnen
kan: Welcher unter euch wird bey der ewi-

der ewinen
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[607/0635] Von den Peynen der Hoͤllen. Feind mit Geiſſen - Hoͤrnern/ und einem Meer- Katzen Angeſicht beym Bett ſtehen. Dieſen fragte er/ wie groß die Hitze deß hoͤlliſchen Feuers waͤr? Der Teuffel fragt; ob er die Schloͤſſer Wolckenberg und Drachen- fels in den nahebey ligenden ſieben Bergen geſehen habe? Der Krancke antwortete/ dieſe Berg ſambt den Schloͤſſern ſeyn ihm wohl bekennt. Darauff antwortete der boͤſe Geiſt und ſagte; Wann ſchon dieſe Berg ſambt den Schloͤſſern in lauter hartem Eiſen beſtuͤnden/ ſo wuͤrden ſie doch in einem eintzigen Augenblick zerſchmeltzen/ wann ſie wuͤrden in das hoͤlliſche Feuer geworffen werden. Jm Buch von den Wunderthaten deß heiligen Franciſci wird geleſen/ daß ein Geiſtlicher deſſelben Ordens/ ein Mann groſſen Eiffers und ſtrengen Lebens/ einsmahls bey naͤchtli- cher Weyl nach der Metten ſeye im Geiſt verzuckt worden/ und habe ge- ſehen und erfahren die Peinen deß Feeg- Feuers: Dieſer iſt/ ehe das Zeichen zur Prim geben worden/ wiederumb zu ſich kommen/ und hat vermeint/ er ſeye hundert fuͤnfftzig Jahr in dieſen Tormenten geweſen. So bitter ſeynd ihm die Schmertzen vorkommen/ die er gelitten hat. Nun mache dir das Facit/ mein Chriſtliche Seel/ wie lang einem Verdambten werde vorkommen/ daß er ewig brennen muͤſſe; und halte dich in dieſer Rechnung nun ein halbes Stuͤndlein auff. Bey dem Propheten Da- niel leſen wir/ wie der Koͤnig Nabuchodonoſor uͤber die drey Maͤnner/ Ananiam/ Azariam/ und Miſael ſeye erzuͤrnet worden/ und habe den Feurigen Ofen noch ſiebenmahl hitziger anzuͤnden laſſen/ als braͤuchlich geweſen/ daß auch die Flammen auß demſelben herauß geſchlagen/ und ſich acht und viertzig Elen hoch außgebreitet; darauß gnugſamb zu ſchlieſ- ſen iſt/ daß die Hitze ſehr groß geweſen ſeye. Wer ſolte nun wohl umb al- ler Welt Guͤter/ umb alle erdenckliche Freuden und Wolluͤſten/ umb alle Ehren und Wuͤrden der Welt/ einen eintzigen Tag/ in ſolchem Feuer ſich brennen laſſen? Man wuͤrde ſicherlich einen ſolchen fuͤr den groͤſten Haupt-Narren deß gantzen Erd-Craiß anſehen? Fuͤrwahr/ ein viel groͤſſer Narr iſt der jenige/ welcher ſich ob der augenblicklichen und nichtswertigen Ergoͤtzligkeiten dieſer Welt/ denen ewig-waͤh- renden hoͤlliſchen Tormenten darbietet. Dahero fragt recht der Goͤttliche Prophet: Wer iſt unter euch/ Wer iſt unter euch/ der bey einem zaͤhrenden Feuer wohnen kan: Welcher unter euch wird bey der ewi- der ewinen

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/635>, abgerufen am 22.11.2024.