Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Vier und Viertzigste Geistliche Lection verdiene daß sie alle ihr Lebtag beweinet werde. Jm übrigen/ obschon die läßliche Sünden die Seel deß Menschen von GOTT nicht abwendig machen/ wie die Todt-Sünden; so ist doch ausser allem [Zw]eiffel/ daß selbige mit unser grossen Gefahr/ zur Todt- De Decen chordis.Sind uns bequemen/ wann wir sie mit allem Fleiß zu verhüten nicht trachten; wie uns der heilige Augustinus krafft diesen Worten er- mahnet: Achtet nicht gering die läßliche Sünden/ dieweilen si klein seynd: sondern förchtet sie/ weilen derselben viel seynd: Dann auch kleine Thierlein/ wann deren viel seynd/ können ein grosses tödten. Seynd nicht die Sand-Körnlein sehr klein? Mit diesen Körnlein aber kan auch ein grosses Schiff zu Grund gesencket werden/ wann derselben viel seynd. Füllen nicht die kleine Regen-Tröpfflein Flüß und Bäche an/ und werffen also auch grosse Häuser zu Boden? So soll man dann förchten die Vielheit/ wann schon wenig schaden kan die Grösse. Nun hastu/ mein Christliche Seel/ zum theil gehö- ret/ was grosses Unbill deinem GOTT und HERRN durch die todt- und läßliche Sünde widerfahre: Derhalbe verlängere nicht/ denselben umb Vergebung zu ersuchen/ und mache dir einen starcken Vorsatz/ lieber tausendmahl zu sterben/ als auch die ge- ringste läßliche Sünd wissentlich und auffsetzlich zu begehen. Die
Die Vier und Viertzigſte Geiſtliche Lection verdiene daß ſie alle ihr Lebtag beweinet werde. Jm uͤbrigen/ obſchon die laͤßliche Suͤnden die Seel deß Menſchen von GOTT nicht abwendig machen/ wie die Todt-Suͤnden; ſo iſt doch auſſer allem [Zw]eiffel/ daß ſelbige mit unſer groſſen Gefahr/ zur Todt- De Decẽ chordis.Sind uns bequemen/ wann wir ſie mit allem Fleiß zu verhuͤten nicht trachten; wie uns der heilige Auguſtinus krafft dieſen Worten er- mahnet: Achtet nicht gering die laͤßliche Suͤnden/ dieweilen ſi klein ſeynd: ſondern foͤrchtet ſie/ weilen derſelben viel ſeynd: Dann auch kleine Thierlein/ wann deren viel ſeynd/ koͤnnen ein groſſes toͤdten. Seynd nicht die Sand-Koͤrnlein ſehr klein? Mit dieſen Koͤrnlein aber kan auch ein groſſes Schiff zu Grund geſencket werden/ wann derſelben viel ſeynd. Fuͤllen nicht die kleine Regen-Troͤpfflein Fluͤß und Baͤche an/ und werffen alſo auch groſſe Haͤuſer zu Boden? So ſoll man dann foͤrchten die Vielheit/ wann ſchon wenig ſchaden kan die Groͤſſe. Nun haſtu/ mein Chriſtliche Seel/ zum theil gehoͤ- ret/ was groſſes Unbill deinem GOTT und HERRN durch die todt- und laͤßliche Suͤnde widerfahre: Derhalbe verlaͤngere nicht/ denſelben umb Vergebung zu erſuchen/ und mache dir einen ſtarcken Vorſatz/ lieber tauſendmahl zu ſterben/ als auch die ge- ringſte laͤßliche Suͤnd wiſſentlich und auffſetzlich zu begehen. Die
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Die Vier und Viertzigſte Geiſtliche Lection
verdiene daß ſie alle ihr Lebtag beweinet werde. Jm uͤbrigen/ ob
ſchon die laͤßliche Suͤnden die Seel deß Menſchen von GOTT
nicht abwendig machen/ wie die Todt-Suͤnden; ſo iſt doch auſſer
allem Zweiffel/ daß ſelbige mit unſer groſſen Gefahr/ zur Todt-
Sind uns bequemen/ wann wir ſie mit allem Fleiß zu verhuͤten nicht
trachten; wie uns der heilige Auguſtinus krafft dieſen Worten er-
mahnet: Achtet nicht gering die laͤßliche Suͤnden/ dieweilen ſi klein
ſeynd: ſondern foͤrchtet ſie/ weilen derſelben viel ſeynd: Dann auch
kleine Thierlein/ wann deren viel ſeynd/ koͤnnen ein groſſes toͤdten.
Seynd nicht die Sand-Koͤrnlein ſehr klein? Mit dieſen Koͤrnlein
aber kan auch ein groſſes Schiff zu Grund geſencket werden/ wann
derſelben viel ſeynd. Fuͤllen nicht die kleine Regen-Troͤpfflein Fluͤß
und Baͤche an/ und werffen alſo auch groſſe Haͤuſer zu Boden? So
ſoll man dann foͤrchten die Vielheit/ wann ſchon wenig ſchaden kan
die Groͤſſe. Nun haſtu/ mein Chriſtliche Seel/ zum theil gehoͤ-
ret/ was groſſes Unbill deinem GOTT und HERRN durch die
todt- und laͤßliche Suͤnde widerfahre: Derhalbe verlaͤngere nicht/
denſelben umb Vergebung zu erſuchen/ und mache dir einen ſtarcken
Vorſatz/ lieber tauſendmahl zu ſterben/ als auch die ge-
ringſte laͤßliche Suͤnd wiſſentlich und
auffſetzlich zu begehen.
De Decẽ
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